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Branche kompakt | Japan | Pharmaindustrie

Japan will Zugang zu innovativen Medikamenten beschleunigen

Der japanische Pharmamarkt profitiert von einer alternden Bevölkerung. Die Arzneimittelhersteller investieren in zusätzliche Kapazitäten.

Von Frank Robaschik | Tokyo

Ausblick der Pharmaindustrie in Japan

Bewertung:

  • Die Bevölkerung altert und die Zahl der Senioren steigt.
  • Innovative Medikamente sollen schneller auf den Markt kommen.
  • Japan strebt zur Kosteneindämmung einen noch höheren Generika-Anteil an.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2025

Markttrends

Japans Pharmamarkt war 2023 laut dem Marktforscher IQVIA der drittgrößte weltweit. Im Jahr 2024 dürfte Japan hinter Deutschland auf Rang 4 zurückgefallen sein. In der Landeswährung Yen wächst der Markt weiter. Das soll in den kommenden Jahren so bleiben. Zwar geht die Einwohnerzahl zurück. Die Alterung schreitet jedoch rasch voran, und mit ihr wächst die Zahl der Senioren. So stieg in Yen 2024 laut IQVIA der Umsatz mit Pharmazeutika um 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der schwächere Yen sorgte jedoch 2024 erneut für ein in US-Dollar (US$) gerechnet geringeres Ergebnis als im Vorjahr.

Im Jahr 2024 gewannen Arztpraxen und Krankenhäuser an Bedeutung in der Verschreibung von Arzneimitteln. Dort und auch in den Apotheken liegen die Umsätze in Yen über dem Niveau von 2019 vor der Pandemie.

Große Firmen investieren

Angesichts des absehbaren weiteren Wachstums von Japans Arzneimittelmarkt investieren die Hersteller in neue Kapazitäten zur Produktion von Arzneimitteln. So erweitert AGC seine Anlagen zur Auftragsfertigung. JCR, Biken und Chugai schaffen zusätzliche Kapazitäten zur Fertigung von Biopharmazeutika. Alfresa Pharma, Novartis und Boehringer Ingelheim bauen ebenfalls größere Arzneimittelfabriken in Japan. Der Laborbedarfanbieter Eppendorf Himac Technologies will bis 2026 in der Nähe von Tokyo ein Werk für Zentrifugen errichten. 

Boehringer Ingelheim erhielt Anfang 2024 gemeinsam mit Eli Lilly in Japan die Zulassung für das Diabetes-Medikament Jardiance. Im November 2024 stimmte der Japan Central Social Insurance Medical Council der Erstattung von Behandlungen mit dem Alzheimer-Medikament Donanemab von Eli Lily zu. Ende 2024 ließ Japan das von Astra Zeneca und Daiichi Sankyo entwickelte Brustkrebsmedikament Datroway zu.

Im Ausland treibt Fujifilm Diosynth Biotechnologies Milliardenvorhaben in Hillerød in Dänemark und in Holly Springs im Bundesstaat North Carolina in den USA voran. Daiichi Sankyo investiert von 2024 bis 2030 etwa eine Milliarde Euro in Pfaffenhofen an der Ilm in Bayern in die Erweiterung der Produktion sowie Labore für Forschung und Entwicklung. Kyowa Kirin will von 2024 bis 2027 etwa eine halbe Milliarde US$ in ein Werk mit zwei Bioreaktoren in Sanford im Bundesstaat New Carolina in den USA stecken. Astellas Pharma baut von 2024 bis 2028 für 330 Millionen Euro ein Werk für aseptische Arzneimittel in Irland. 

Ausgewählte Investitionsprojekte in der Pharmaindustrie in JapanInvestitionssummen in Millionen US-Dollar
AkteurSumme*ZeitraumAnmerkungen
AGC330

12/2023 - 2026

Erweiterung der Kapazitäten zur biopharmazeutischen Auftragsfertigung in Yokohama; Anlagen können auch zur Produktion von Impfstoffen verwendet werden.
JCR165

2/2025-9/2026

Werk für Biopharmazeutika, automatisiertes Lagerhaus und Bürogebäude in Kobe; soll zur Stärkung von Japans Impfstoffproduktion beitragen
Biken158

9/2024 -11/2027

Gebäude zur Entwicklung neuer Biopharmazeutika, Produktion von Prüfpräparaten und Kleinserienfertigung in Kannonji in der Präfektur Kagawa
Chugai Pharma Manufacturing134

05/2026 - 06/2027

Erweiterung der Produktion von Wirkstoffen für Biopharmazeutika in Tokio
Alfresa Pharma103

01/2024 - 04/2026

Werk für Pharmazeutika in der Präfektur Gunma: 1) Erweiterung der Tablettenproduktion (kleine Moleküle) von 2 Milliarden auf 3,6 Milliarden pro Jahr; 2) Anlage zur Auftragsfertigung von Krebsmedikamenten und Hormonen für bis zu 400 Millionen Tabletten pro Jahr; 3) Lager-, Verpackungs- und Testanlagen
Nippon Ciba Geigy (Novartis)100

seit 11/2023

Erweiterung der Produktionsanlagen für Radioliganden im Werk Sasayama in der Präfektur Hyogo
Boehringer Ingelheim66

2023 - 2025

Werk zur Produktion von Medikamenten, unter anderem gegen Diabetes, in Higashine in Yamagata neben dem bestehenden Werk von Boehringer
* umgerechnet zum Wechselkurs des Jahres 2024: 1 US$ = 151,59 YenQuelle: Unternehmensangaben; Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

Neue Medikamente sollen schneller ins Land kommen

Japan hat traditionell hohe Preise für Medikamente. Diese wurden jedoch in den vergangenen Jahren immer wieder gesenkt. Erschwerend hinzu kommt der zurzeit schwache japanische Yen. Im Rahmen von Preisänderungen seit April 2024 will die Regierung neue Medikamente und Innovationen stärker auf den japanischen Markt bringen sowie eine stabile Versorgung mit Medikamenten, vor allem Generika, sicherstellen. 

Dafür können neue innovative Medikamente höhere Preise zum Zeitpunkt der Einführung auf dem japanischen Markt erhalten. Im April 2025 fielen die jährlichen Preissenkungen für Medikamente in Yen geringer aus als in den Vorjahren. Auch waren weniger Arzneimittel betroffen, am wenigsten neue innovative Arzneimittel. 

Möglicherweise können künftig auch Alternativen für Medikamente, bei denen Knappheiten bestehen, schneller im Land zugelassen werden. Entsprechende Vorschläge diskutiert das Parlament im April 2025. Im Februar 2025 bestanden nach einer Erhebung der Federation of Pharmaceutical Manufacturers’ Association of Japan bei 20 Prozent der Arzneimittel Knappheiten. Bei Generika lag der Wert sogar bei 26,4 Prozent.

Anreize für höheren Generika-Anteil

Um die Kosten für die Gesundheitsversorgung im Zaum zu halten, setzt Japan auf den Einsatz von mehr Generika. Im April 2013 beschloss die Regierung dafür die „Roadmap for further Promotion of Generic Drug Use“. Laut dem MHLW erreichten Generika im September 2024 einen Anteil von 86,6 Prozent an der Gesamtmenge der eingesetzten Pharmazeutika. Für das Fiskaljahr 2029 (von April bis März) wird in jeder Präfektur ein Generika-Anteil von mindestens 80 Prozent angestrebt. Im Jahr 2024 wurde bereits ein wertmäßiges Ziel für den Anteil an Generika eingeführt. Für das Fiskaljahr 2029 gilt ein Ziel von mindestens 65 Prozent. Zum Vergleich: im März 2024 betrug der Wert 54,7 Prozent. Um die Ziele zu erreichen, erhöhte Japan im Oktober 2024 die Zuzahlungen, die Patienten leisten müssen, wenn sie trotz vorhandener Generika zum Originalmedikament greifen. Im November 2024 stieg daraufhin der mengenmäßige Generika-Anteil auf 90,6 Prozent.

Branchenstruktur und Rahmenbedingungen

Zu den großen japanischen Pharmaunternehmen zählen Takeda Pharmaceutical, Astellas Pharma, Daiichi Sankyo, Otsuka Holdings, Chugai Pharmaceutical, Eisai, Ono Pharmaceutical und Mitsubishi Tanabe Pharma. Weltweit unter den Top-20 findet sich dabei jedoch nur Takeda. Die Entwicklungsaktivitäten japanischer Arzneimittelfirmen konzentrieren sich vor allem auf die Onkologie. Die Regierung will Biotechnologie-Start-ups fördern. 

Große ausländische Lieferanten von Arzneimitteln in Japan sind Astra Zeneca, MSD, Janssen Pharma, Novartis, Pfizer, Bayer, Sanofi, Eli Lilly, Bristol Myers Squibb, Boehringer Ingelheim und GlaxoSmithKline

Umsatz großer japanischer Pharmaunternehmen im Jahr 2024 1)In Milliarden US-Dollar; Veränderung zum Vorjahr in Prozent
Unternehmen

2024

Veränderung 2024/2023 

Takeda Pharmaceutical30,21,9
Astellas Pharma12,312,2
Daiichi Sankyo11,810,8
Otsuka Holdings10,78,6
Chugai Pharmaceutical 2)7,7-2,3
Eisai5,2-2,0
1 bis auf Chugai und Otsuka errechnet auf Basis der Quartalsergebnisse; Umrechnung zum Wechselkurs 1 US$ = 151,6 Yen; 2 dem Schweizer Pharmaunternehmen Roche gehören 61 Prozent der Anteile von ChugaiQuelle: Unternehmensangaben 2025; Berechnungen von Germany Trade & Invest 2025

Japans Einfuhren von Pharmazeutika fielen 2024 in US$ um 1,9 Prozent. Die wichtigsten Lieferländer von Pharmazeutika nach Japan waren 2024 die USA, Deutschland, Irland und die Schweiz. Die Exporte stiegen um 1,1 Prozent auf 8,8 Milliarden US$ und gingen vor allem in die USA, die Schweiz und nach China.

Die Einfuhr von Arzneimitteln nach Japan ist zollfrei. Für die Zulassung von Arzneimitteln zuständig ist die Pharmaceutical and Medical Devices Agency (PMDA). Weitere Details dazu bietet die Japan Pharmaceutical Manufacturers Association (JPMA) auf ihrer Webseite. Relevante Messen für die Branche sind vor allem die Japan Life Science Week, die Interphex Week und die BioJapan.

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