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Special | Kasachstan | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Industrie: Metallurgie spielt bei Dekarbonisierung Schlüsselrolle

Neben dem Energiesektor ist die Industrie einer der größten Verursacher von Treibhausgasen in Kasachstan. Technologien zur Dekarbonisierung sind daher gefragt.

Von Jan Triebel | Almaty

Industriestruktur: Insbesondere Metallurgie muss sauberer werden

Die Industrie ist größter Endverbraucher von Energie in Kasachstan. Ihre Schadstoffemissionen haben sich seit 1990 mehr als verdoppelt. Zu den industriellen Hauptverursachern zählen die Metallurgie sowie der Bergbau mit den Schwerpunkten Ölförderung sowie Gewinnung metallhaltiger Erze und Gesteine. Vor allem diese beiden Industriezweige müssen umdenken. Hinzu kommen noch Unternehmen der Chemiebranche und der Baustoffindustrie, vor allem Zement.

Immer mehr Unternehmen im Land werden sich ihrer Verantwortung für das Klima bewusst. Erste Firmen beteiligen sich am Carbon Disclosure Project (CDP). In dessen Rahmen veröffentlichen Unternehmen weltweit Daten zu ihren CO₂-Emissionen und Reduktionszielen. Aus Kasachstan sind derzeit die beiden Bergbauunternehmen KAZ Minerals und KazMunayGas (KMG) sowie der Düngemittelproduzent Kazphosphate dabei. Auch der Stahlproduzent ArcelorMittal Temirtau ist mit der in Luxemburg angesiedelten Mutter Mitglied im DCP.

Bewusstsein für beste verfügbare Techniken nimmt zu

Diese und andere Industriebetriebe in Kasachstan setzen mittlerweile bei neuen Ausrüstungen verstärkt auf den Einsatz der "besten verfügbaren Technologien". Dazu zählen international anerkannte Maßnahmen, die höchsten Umweltschutz gewährleisten, technisch ausgereift sind und zudem als ökonomisch zumutbar erachtet werden.

Nach Informationen des Umweltministeriums haben mittlerweile rund 90 kasachische Unternehmen in Schlüsselindustrien umfassende Technologieaudits durchlaufen. Hier wurde ein möglicher Umstieg auf die besten verfügbaren Technologien geprüft. Ihr Einsatz dürfte in den kommenden Jahren jedoch nur punktuell erfolgen, da sich zahlreiche Lösungen derzeit erst noch in der Entwicklung befinden.

Verbesserung der CO₂-Bilanz durch CCS-Technologie

Dazu gehört auch die CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage), deren Nutzung in bestimmten Industriezweigen erwogen wird. Kasachstan will CCS spätestens nach 2031 für das Speichern größerer CO₂-Mengen einsetzen. Ebenso wird aktuell ein Rückgriff auf Blockchain-Technologien diskutiert. Damit könnte in der Industrie geprüft werden, ob Rohstoffe ressourcenschonend und somit emissionsmindernd wiederverwertet werden können. 

Fokusbranche Metallurgie: Stahlproduzenten setzen auf Wasserstoff 

Die Metallurgie ist mit einem Anteil von drei Vierteln unter allen Industriezweigen Kasachstans Hauptverursacher beim Ausstoß von Kohlendioxid (CO2). Um die Emission von Treibhausgasen zu verringern, muss vor allem diese Branche verstärkt umweltschonende Technologien einführen.

Entsprechende Ansätze sehen vor, alternative Brennstoffe mit modernen, energieeffizienten Produktionsverfahren zu kombinieren. Für die Herstellung beispielsweise von Roheisen und Stahl durch direkte Reduktion soll ab 2030 verstärkt Erdgas und Wasserstoff statt Kohle als Brennstoff eingesetzt werden.

Besonders im Fokus steht dabei das Unternehmen ArcelorMittal Temirtau. Es ist nicht nur der bedeutendste Branchenvertreter, sondern gleichzeitig der Hauptverursacher von Treibhausgasen im Land. Kasachstans Stahlproduzent Nummer eins betreibt zudem auch Kohlebergwerke, beutet Eisenerzlagerstätten aus und unterhält Kapazitäten zur Energieerzeugung.

Bei seinen Bemühungen, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, hat das Unternehmen Vorgaben zu Grenzwerten zu erfüllen. Diese fallen zunehmend strenger aus. So durfte ArcelorMittal Temirtau 2021 noch etwa 325.000 Tonnen verschiedenster Schadstoffe in die Atmosphäre abgeben. Bis 2025 muss das Unternehmen seine Emissionen mehr als halbieren, auf dann höchstens 149.000 Tonnen.

Erste größere Projekte zur Minimierung des CO₂-Fußabdrucks betreffen die Energiesparte. Dort läuft aktuell etwa der Austausch von Kesselanlagen und Transformatoren in den in Eigenregie betriebenen Heizkraftwerken. Weitere umweltrelevante Vorhaben von ArcelorMittal Temirtau gibt es in der Sparte Metallurgie. Dazu gehört der Einbau neuer Staubsammel- und Absauganlagen in der Kokerei und der Austausch der Schlauchfiltersysteme in der Sinteranlage.

Der Stahlproduzent setzt dabei nach Möglichkeit gezielt die besten verfügbaren Technologien ein. Basierend auf dem aktuellen Wissensstand, soll die Stahlerzeugung in Kasachstan im Jahr 2060 von folgenden Eckpunkten gekennzeichnet sein:

  • Wasserstoff als wichtigste Energiequelle
  • moderne Lichtbogenöfen als Technologie
  • Schrott als ein wesentliches Ausgangsprodukt

Fokusbranche Bergbau: Öl- und Gaskonzern KMG geht mit gutem Beispiel voran

Der Bergbau ist der zweite große Emittent in der kasachischen Industrielandschaft, der seine Treibhausgasemissionen verringern will. Im Untertagebau spielt dabei vor allem das stark methanhaltige Grubengas eine wichtige Rolle.

Das Gas wird zukünftig stärker energetisch genutzt und ersetzt dabei die kohlebefeuerten Festbrennstoffkessel. ArcelorMittal Temirtau hat in diesem Zusammenhang bereits das Beheizen mehrerer Schachtanlagen und deren Versorgung mit Strom auf Methan umgestellt.

Als ein weiterer Vorreiter bei Maßnahmen zur Dekarbonisierung im kasachischen Bergbau gilt das mehrheitlich staatliche Öl- und Gasunternehmen KMG. Ein aktueller Maßnahmenplan zielt auf eine höhere Energieeffizienz ab, die durch den verstärkten Einsatz energiesparender Prozessausrüstungen sowie den gezielten Ausbau der erneuerbaren Energien erreicht werden soll. In neue Windkraft- und Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 300 Megawatt will KMG bis 2031 etwa 450 Millionen US-Dollar (US$) investieren.

Parallel dazu verfolgt KMG gemeinsam mit internationalen Partnern mehrere Vorhaben für den Einsatz bester verfügbarer Technologien. Mit spürbaren Auswirkungen für den CO₂-Fußabdruck ist aber erst auf längere Sicht zu rechnen. Zu den Partnern zählen Shell bei einem CCS-Projekt, Air Liquide auf dem Gebiet der Wasserstoffmobilität und Linde bei der Herstellung von "blauem" und später "grünem" Wasserstoff und Ammoniak.

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