Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Kenia | Energiewirtschaft

Finanzierung für kenianische Kraftwerke weiter offen

Kenias Energiesektor steckt voller Chancen für deutsche Unternehmen. Kapitalmangel und andere Fallstricke verzögern jedoch Projekte und verkomplizieren das Geschäft.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Ausblick der Energiewirtschaft in Kenia

Bewertung:

  • Umfangreiche Vorhaben beim Netzausbau in allen Bereichen.
  • Hohe Staatsverschuldung und auf Eis gelegte Kooperationen mit dem Privatsektor bremsen Investitionen.
  • Netzungebundene Lösungen florieren, aber die Margen sind geringer als noch vor einigen Jahren.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2025

  • Politische Ziele

    Kenias Elektrizitätssektor muss in allen Bereichen ausgebaut werden. Die Regierung verkündete gerade ihre Ziele und will private Investoren zulassen.

    Im März 2025 hat die kenianische Regierung den ersten Entwurf für die "National Energy Policy 2025-2034" veröffentlicht. Darin bekennt sich das zuständige Ministry of Energy & Petroleum (MoEP) weiterhin zur Priorisierung sauberer Energien für eine "grüne Industrialisierung" und setzt sich zum Ziel, bis 2030 eine Elektrifizierung von 100 Prozent zu erreichen. 

    Um eine von Experten befürchtete nationale Stromknappheit zu vermeiden und die gesetzten Ziele der Elektrifizierung zu erreichen, sind Investitionen in allen Bereichen der Stromversorgung nötig. Weil der Regierung aktuell das Geld für große Investitionen fehlt, steht sie Partnerschaften mit dem Privatsektor offen gegenüber. In der Bevölkerung hingegen wird ein zu großer Einfluss des Privatsektors in der Stromversorgung kritisch gesehen.

    In Sachen grüne Energie ist Kenia Vorreiter: So werden überwiegend grüne Energieträger wie Geothermie, Wasser, Sonne und Wind genutzt. Thermische Kraftwerke mit fossilen Energieträgern werden nur im "Notfall" angeschaltet. Allerdings sind für die dringend nötige zusätzliche Grundlast auch Gaskraftwerke im Gespräch.

    Von Carsten Ehlers | Nairobi

  • Markttrends

    Kenia muss dringend in die Erzeugung und Übertragung von Strom investieren. Private Modelle rücken in den Fokus.

    Die Stromnachfrage in Kenia wird nach Einschätzung der International Energy Association (IEA) in den Jahren 2025 bis 2027 um jährlich 6,5 Prozent zunehmen. Das ist eine doppelt so hohe Zunahme wie in den Jahren 2018 bis 2024. Motoren für den steigenden Energiebedarf sind das hohe Bevölkerungswachstum Kenias von jährlich rund 1,2 Millionen Menschen aber auch der zunehmende Bedarf seitens Industrie und Gewerbe. Hinzu kommt die Elektrifizierung, die aktuell bei etwa 75 Prozent liegt, und weiter vorangetrieben wird.

    > 90 %

    des verbrauchten Netzstroms in Kenia ist grün.

    Im Februar 2025 erreichte die Spitzennachfrage einen Rekordwert von 2.316 Megawatt. Zwar liegt die installierte, mit dem Netz verbundene Kapazität Kenias bei über 3.300 Megawatt (2024), aber tatsächlich verfügbar ist deutlich weniger. Das liegt auch an den Produktionsschwankungen von Solar-, Wind- und Wasserkraftwerken.

    Aktuell geplante Kraftwerksprojekte reichen nicht aus

    Beobachter schätzen, dass die gegenwärtig geplanten Kraftwerksprojekte bei Weitem nicht ausreichen, um einen jährlichen notwendigen Zubau von etwa 120 bis 150 Megawatt zu erreichen und befürchten eine Verschärfung der Energieknappheit. Gefragt ist aktuell vor allem Grundlast.

    Die als Notreserve vorgesehenen privat betriebenen thermischen Kraftwerke des Landes dürften zunehmend gefragt sein. Auch sondieren aktuell Anbieter von vorübergehenden Notlösungen wie Carpowership (Türkei) und Aggreko (Niederlande) den Markt, falls zusätzliche Diesel- oder Schwerölkapazitäten kurzfristig bereitgestellt werden müssen.

    Kenia benötigt private Investoren

    Der klamme Staat muss bei der Planung neuer Erzeugungskapazitäten auch offen für private Investoren sein, sogenannte Independent Power Producer (IPP). Jüngste Erfahrungen waren für beide Seiten indes ernüchternd und endeten 2021 in einem Moratorium für die Vergabe neuer Lizenzen an IPPs. Dieser Stopp soll in Kürze aufgehoben werden aber es ist mit einer deutlichen Verschlechterung der Konditionen für die IPPs zu rechnen.

    Potenzial besteht für Kraftwerke bei den meisten Energieträgern. Dringend benötigte Grundlast kann Geothermie liefern, weshalb Experten an weitere Geothermie-Kraftwerke glauben. Das Potenzial im kenianischen Rift-Valley wird auf etwa 10.000 Megawatt geschätzt. Größter Player ist die mehrheitlich staatliche Kenya Electricity Generating Company (KenGen), die gerade mit finanzieller Hilfe der deutschen Entwicklungsbank (KfW) ihr Geothermiekraftwerk Olkaria modernisiert und ausbaut. Das Olkaria-Projekt gehört zu den von der EU besonders hervorgehobenen Global Gateway-Projekten.

    Wasserkraft wieder mehr gefragt

    Auch Wasserkraft wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Hier schätzt die Regierung das Potenzial auf etwa 6.000 Megawatt. Dürren in den letzten Jahren führten dazu, dass Wasserkraft an Priorität verlor. Das hat sich inzwischen aber wieder geändert, auch weil sogenannte Multi-Purpose-Dämme zur landwirtschaftlichen Bewässerung genutzt werden können.

    Solar- und Windparks, bei denen IPP eine dominierende Rolle spielen, stehen aufgrund des Moratoriums und der hohen Netzschwankungen aktuell nicht ganz so weit oben auf der Prioritätenliste. Insbesondere Solarparks sollen auf Wunsch der Regierung nur noch gebaut werden, wenn sie gleichzeitig mit einer gewissen Speicherkapazität ausgestattet werden. 

    Durch seinen "grünen" Energiemix eignet sich Kenia sehr gut für die Herstellung von grünem Wasserstoff.  Wir unterstützen die kenianische Regierung dabei, jetzt die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen und Kapazitäten aufzubauen. Dann könnte der Sektor in einigen Jahren sein großes Potenzial entfalten und ein wichtiger Baustein in einer grünen industriellen Entwicklung sein.

    Hanna Salian Leiterin des Energie-Programms bei der GIZ in Nairobi

    Deutsche Beteiligung in Kenias Energiesektor

    Die deutsche Bundesregierung ist eine der aktivsten Förderer der Produktion von grünem Wasserstoff in Kenia. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) und das Auswärtige Amt engagieren sich bei der Schaffung von Grundlagen für eine grüne Wasserstoffwirtschaft in Kenia. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) beteiligt über das PEP-Programm deutsche Unternehmen an grünen Wasserstoffprojekten. Im Mai 2024 wurde das H2-Diplo Büro der GIZ eröffnet. Dies soll als zentrale Anlaufstelle für die Aktivitäten bei grünem Wasserstoff dienen, auch für Unternehmen.

    Private Betreiber von Übertragungsleitungen im Gespräch

    Im Übertragungsbereich sind Investitionen sehr dringend. Dem Netz von aktuell fast 9.500 Kilometern sollen bis 2027 weitere rund 2.500 Kilometer hinzugefügt werden und bis 2041 gar 9.000 Kilometer. Weil der bisherige staatliche Monopolist Kenya Electricity Transmissions Corporation (KETRACO) die Investitionen auch mit Geberfinanzierung nicht allein stemmen kann, werden öffentlich-private Partnerschaften als sogenannte Independent Power Transmission (IPT) immer konkreter.

    Eine Rolle dabei soll die öffentliche Finanzierungsplattform Africa 50 spielen, an der die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) beteiligt ist. Africa 50 beschreibt sich als Unternehmen, dass öffentlich-private Partnerschaften in Afrika voranbringt und sich um die Finanzierung sowie die technische Beratung kümmert. Wie kritisch die kenianische Bevölkerung IPTs sieht, wurde Ende 2024 deutlich, als Präsident Ruto Vereinbarungen mit der indischen Adani-Gruppe auf Eis legen musste.

    Investiert wird auch in grenzüberschreitende Leitungen. Kenias Stromimporte haben sich im vergangenen Jahr fast verdreifacht, vor allem durch die seit dem Jahr 2023 fertige Hochspannungsleitung aus Äthiopien. Eine weitere Leitung nach Tansania wurde Ende 2024 eingeweiht.

    Marode Verteilnetze brauchen wieder Gebergeld

    Wenn der einzige Stromverteiler Kenya Power & Lightning Corporation (genannt: Kenya Power oder KPLC) nicht so marode wäre, würden vermutlich auch deutlich mehr Gelder in den Ausbau des Verteilernetzes fließen. Mit Geberhilfe soll unter anderem das Management von KPLC verbessert werden. Die Weltbank stellt eine leistungsbasierte Unterstützung von bis zu 300 Millionen US-Dollar (US$) bereit und von der AfDB erwartet Kenia weitere 150 Millionen US$ im Rahmen des "Last Mile Connectivity"-Projekts, das seit 2015 durchgeführt wird.

    Off-Grid Lösungen bleiben attraktiv

    Je unzuverlässiger und teurer das Netz, desto besser die Rahmenbedingungen für netzungebundene Lösungen vor allem mit Solartechnik, die in den letzten etwa zehn Jahren einen Aufschwung erlebt haben. "Captive Power" hat in Kenia inzwischen eine Kapazität von etwa 530 Megawatt erreicht – Tendenz weiter steigend.

    Der Wettbewerb in Kenia ist stark. Deutsche Unternehmen müssen sich beeilen und Finanzierungsmöglichkeiten bieten, wenn sie im Sektor der Eigenversorgung mitmischen wollen.

    Hanna Dittmeyer Leiterin des Kompetenzzentrums Energie, Umwelt und Nachhaltiges Wirtschaften an der AHK Ostafrika in Nairobi.

    Die Zeiten hoher Margen sind indes vorbei, da es reichlich Konkurrenz mit immer besseren Lösungen gibt. Kunden erwarten eher Gesamtlösungen inklusive Installation, Finanzierung und Betrieb. Vor allem Einkaufszentren, größere Wohnanlagen, Blumenfarmen, Lodges und die Industrie investieren in eigene Anlagen. Großverbraucher wie die Hersteller von Zement oder Stahl verfügen gar über eigene kleinere Kraftwerke. Sie haben auch ein Interesse daran, überschüssigen Strom zu verkaufen. Die Netzeinspeisung funktioniert jedoch bislang nicht.

    Chancen für deutsche Unternehmen: 

    • Komponenten: Schaltanlagen, Netzausstattung, Turbinen. Chancen für Lieferanten aber Konkurrenz aus China und Osteuropa.

    • Werk- und Verbundstoffe: Öle, Chemikalien, Farben, Gummi, Schmierstoffe

    • Ingenieurconsulting: Beratung bei staatlichen und privaten Projekten.

    • Betrieb: Neue Lizenzen für IPPs dürften bald wieder vergeben werden.    

    Ausgewählte Großprojekte in Kenias EnergiesektorLeistung in Megawatt, Investitionssumme in Millionen Euro
    Projektbezeichnung (Standort)Leistung UnternehmenStatusInvestitionsvolumen 
    High Grand Falls Multipurpose Reservoir (Wasserkraftwerk)

    500

    GBM Engineering (privates Konsortium aus UK) für BOTSeit 2009 geplant. 

    2500

    KenGen Windpark (1000 MW) in Marsabit (Phase I: 200 Megawatt)

    200

    KenGenBaubeginn für 2026 geplant. Finanzierung möglicherweise durch AFD.

    k.A.

    Olkaria II (Extension)

    100

    KenGenTechnisches Angebot des OEM Toshiba liegt vor.

    45 

    Gogo Hydro, 8,6 Megawatt (Miguri County)

    8,6

    KenGenBaubeginn 2025. Finanziert von der KfW

    35,6

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 2025

    Von Carsten Ehlers | Nairobi

  • Branchenstruktur

    Beim Stromnetz bleibt der Staat der größte Player. Doch es werden private Akteure hinzukommen. Deutsche Unternehmen sind häufig Zulieferer oder Berater.

    Die größten Auftraggeber im Netzbereich sind staatliche Unternehmen, zum Beispiel Kenya Electricity Generating Company (KenGen; ca. 60 Prozent der Erzeugungskapazität), KETRACO (Übertragung) und KPLC (Verteilung). Mitunter schreibt auch das Ministry of Energy & Petroleum (MoEP) aus.

    Bei MoEP-Ausschreibungen handelt es sich vor allem um Studien für die Weiterentwicklung des Energiesektors. Insbesondere wenn westliche Geber mit im Boot bei staatlichen Projekten sind, bestehen Chancen für deutsche Berater und Zulieferer.

    IPPs achten auf Qualität

    Eine weitere Gruppe potenzieller Kunden sind die IPPs, die etwa 33,5 Prozent der Stromerzeugungskapazität ausmachen. Dabei handelt es sich vor allem um ausländische Firmen wie Alten, Radiant, Eldosol, Voltalia Globeleq oder Orpower. Sobald das seit 2021 bestehende Moratorium für neue IPP-Lizenzen aufgehoben wird, dürften weitere private Player hinzukommen.

    In der Regel sind die Beschaffungsaufträge der IPPs kleiner als die der staatlich dominierten Unternehmen. Für die Finanzierung von IPPs hat sich ein kleiner Markt entwickelt, auf den sich einige kommerzielle Banken spezialisieren. Darunter auch die südafrikanische Standard Bank. Sie sprechen bei der Beschaffung der Technologie unter Umständen mit. 

    Anders als staatliche Käufer, die oft nur auf den Preis achten, sind private Käufer offener für Qualität und Technologien, mit der sie langfristig Geld sparen können. Das Thema "Compliance" spielt bei IPPs so gut wie keine Rolle.

    Ausländisches Know-how ist unverzichtbar

    Großanlagen für Kraftwerke und auch die Technologie für Hochspannungs- und Niederspannungsleitungen müssen importiert werden. In Kenia gibt es Unternehmen mit technischem Know-how, die zum Beispiel bei Kraftwerksprojekten vor Ort die Komponenten zusammenfügen. Dazu gehören Heavy Engineering, H Young & Co, Civicon und CSI Energy Group.

    Diese Kontraktoren blicken vom regionalen Hub in Nairobi aus auch auf Projekte in anderen Ländern Ostafrikas und beteiligen sich daran. Lokal werden mitunter Metallarbeiten erledigt, wie Laufräder, Gehäuse, Schaufelräder, Stahlstrukturen, Strommasten etc. Das vergleichsweise große Angebot an Dienstleistern und Herstellern unterscheidet Kenia von Nachbarländern wie Tansania, Uganda und Äthiopien.

    Darüber hinaus sind die großen Baufirmen häufig als Generalunternehmer (EPC) an Projekten beteiligt. Dominiert wird der Markt von chinesischen Firmen wie Sinohydro, Sinopec, Sepco oder Kaishan. Ist Know-how für spezielle Technologien gefragt, kommen auch ausländische Unternehmen wie Mota Engil zum Zuge. Bei Geothermie sind es häufig japanische Firmen wie Marubeni, Toshiba, Fuji, Mitsubishi oder Toyota Tsusho. Oft gehen die Unternehmen bei Projekten Partnerschaften mit lokalen Firmen ein.

    Zulieferer kommen oft nur fürs Projekt

    Für die internationalen Zulieferer für den Elektrizitätssektor ist das Geschäft stark projektbasiert, weshalb die meisten in Kenia nicht dauerhaft präsent sind. Aus Deutschland ist Siemens Energy mit einer lokalen Präsenz vertreten. Andere Zulieferer sind über Handelsvertreter in Kenia präsent oder kommen nur für einzelne Projekte vorübergehend ins Land.

    Der kenianische Stromsektor hat viel Potenzial, aber gegenwärtig gibt es Herausforderungen bei der Finanzierung großer Infrastrukturprojekte. Der Sektor braucht auch eine schnelle Veränderung des rechtlichen Rahmens. In Ostafrika blicken wir auch auf andere interessante und dynamische Märkte, wie Äthiopien, Tansania und Uganda."   

    Francois-Xavier Dubois Head of Business Development East Africa, Siemens Energy

    Bei Projekten mit EPC können sich Zulieferer unter Umständen gar nicht auf Ausschreibungen bewerben, sondern werden vom EPC direkt kontaktiert. Zulieferer versuchen daher, ihre Technologien im Vorfeld bei den großen Baufirmen, die als Generalunternehmer in Frage kommen, bekannt zu machen, um im Falle eines Projekts Chancen zu haben.

    Ingenieurberater aus dem Ausland mit guten Chancen

    Ingenieurconsultants wie Fichtner, Gauff oder Lahmeyer bewerben sich regelmäßig auf Energieprojekte. Fichtner ist mit einem Büro in Nairobi vertreten. Das gilt auch für andere Ingenieurberater, weil der persönliche und regelmäßige Kontakt von hoher Bedeutung ist, insbesondere, weil es hier eine gesunde Konkurrenz gibt, mit je nach Technologie sechs bis zehn Anbietern.

    Aktuell haben viele europäische Consultants nur noch begrenzte Kapazitäten für einen Markt wie Kenia, weil es auf den Heimatmärkten genug zu tun gibt bei gleichzeitigem dortigen Fachkräftemangel. Stattdessen kommen verstärkt Exoten zum Beispiel aus Sri Lanka. Chinesische Beratungsbüros gibt es nicht. Sie sitzen meist bei den chinesischen Baufirmen mit drin.

    Hohe Konkurrenz bei Anbietern von Off-Grid Solar

    Ein spezieller Markt ist der für Off-Grid-Solarlösungen. In den letzten Jahren haben zahlreiche Unternehmen in Kenia den Markteintritt gewagt. Darunter fallen alteingesessene lokale Importeure und Installateure, die nun auch Solarkomponenten in ihrer Produktpallette führen, Start-ups, die innovative Geschäftskonzepte für den Einsatz von Solartechnik implementieren sowie ausländische Entwickler, die schlüsselfertige Lösungen für ihre Kunden konzipieren und Finanzierung anbieten.

    Da der Markt noch recht neu ist, herrscht auch reichlich Bewegung mit zahlreichen Übernahmen und wechselnden Marktteilnehmern. Die folgende Tabelle mit den bekanntesten Playern unterscheidet nach Installateuren/Handelsvertretern, Entwickler/EPC und Finanzierern. Hiermit ist eher der Fokus gemeint, denn die meisten Unternehmen agieren in mehreren dieser Felder.

     

    Marktakteure in Kenias Off-Grid-Solar-Sektor
    Entwickler/EPC-KontraktorenFinanziererInstallateure/Handelsvertreter von Komponenten
    OfgenMirova SunFunderDavis and Shirtliff
    Gridex AfricaCrossboundaryAmotech Africa
    Ariya FinergyRedaviaSollatek
    Knights EnergyCamco (Spark Energy) 
    Equator EnergyOdysee Energy Solutions 
    Premier Solar Solutions  
    CP Solar  
    Harmonic Systems  
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Weil der kenianische Off-Grid-Solarmarkt im Vergleich zu den Nachbarländern als vergleichsweise kompetitiv gilt, haben die Anbieter zunehmend auch den Regionalmarkt Ostafrika im Blick. Länder wie Uganda, Ruanda und Tansania sind noch längst nicht erschlossen, entsprechend hohe Margen können hier erzielt werden.

    Als sehr populär herausgestellt haben sich bei einkommensschwachen Haushalten Solar-Kits für die Stromversorgung von Lampen, Kühlschränken oder dem Aufladen von Handys. Start-ups wie M-Kopa und D.Light stellen Haushalten kleine Solarpanels mit Kabelverbindungen zur Verfügung, die für den Betrieb der Haushaltselektronik eingesetzt werden können. Die Haushalte bezahlen ausschließlich für den genutzten Strom, müssen aber nicht das Solar-Kit erwerben. Derartige Lösungen haben sich auf dem Land genauso bewährt wie in den ärmeren städtischen Gegenden.
     

    Von Carsten Ehlers | Nairobi

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Der Staat hat gerade seine Energiestrategie bis 2034 veröffentlicht. Die Bedingungen für private Betreiber dürften eher schlechter werden. Geberbanken spielen eine wichtige Rolle.

    Der kenianische Strommarkt wird vom zuständigen Ministry of Energy & Petroleum (MoEP) und insbesondere von der dort angesiedelten Regulierungsbehörde Energy & Petroleum Regulatory Authority (EPRA) organisiert. Das Ministerium entwirft regelmäßig Pläne für die Weiterentwicklung des Energiebereichs.

    Im März 2025 wurde der erste Entwurf für die "National Energy Policy 2025-2034" veröffentlicht, der die Strategie der Regierung für die nächsten Jahre beschreibt. Darin bekennt sich das MoEP unter anderem zur Priorisierung sauberer Energien für eine "grüne Industrialisierung" und setzt sich zum Ziel, bis 2030 eine Elektrifizierung von 100 Prozent zu erreichen. 

    Im Februar 2024 veröffentlichte EPRA die Energy (Electricity Market, Bulk Supply And Open Access) Regulations 2024, welche die Öffnung des Sektors für private Player in den Bereichen Erzeugung, Übertragung und Verteilung regeln soll. Branchenexperten bewerten beides als wichtige Schritte für den Energiesektor.

    Kenia hat IPP-Potenzial. Die "Energy Regulations 2024" und die "Draft National Energy Policy 2025-2034" tragen zur Weiterentwicklung des regulativen Rahmens bei. Verglichen mit anderen Regionen, dauert die Projektentwicklung lange. Bei Investitionsentscheidungen spielen die Tarifpolitik, das Risiko-Rendite-Verhältnis sowie das bestehende IPP-Moratorium eine Rolle. Der Markt hat Interesse an Investitionen im IPP-Sektor.

    Mphokolo Makara Executive Head Energy and Infrastructure (Investment Banking) East Africa at Standard Bank Group

    EPRA setzt Vorstellungen der Regierung um

    EPRA setzt Maßnahmen um, die die Strategie des Ministeriums unterstützen. So steuert EPRA den Strompreis der KPLC, verhandelt Stromabnahmeverträge mit IPPs und führt Anreize oder Hürden im Sektor ein. Gerade vor Wahlen, wie der nächsten voraussichtlich im Jahr 2027, ist der politische Druck hoch, den Strompreis niedrig zu halten. 

    Zentrales Steuerungsinstrument für EPRA ist der Strompreis. In Kenia ist er gestaffelt. Im internationalen Vergleich liegt er im oberen Drittel mit etwa 0,25 US$ je Kilowattstunde für Haushalte und 0,19 US$ je Kilowattstunde für Unternehmenskunden.

    Geber drängen auf Kommerzialisierung

    Aktuell kommt Gegendruck von internationalen Gebern, wie dem IWF, den Elektrizitätssektor, im Speziellen den Stromverteiler KPLC "fit zu machen". Auch sollen private Investoren eine größere Rolle spielen. Hintergrund ist die hohe Staatsverschuldung des kenianischen Staates, der aktuell auf massive Geberhilfen angewiesen ist. Kommerziell interessante Bereiche wie der Stromsektor sollen daher möglichst liberalisiert werden, um dauerhafte Zuschüsse von Staat oder Gebern zu minimieren.

    KPLC, an der der Staat einen Mehrheitsanteil von 50,09 Prozent hält, ist marode und nicht in der Lage, umfangreich aus eigener Kraft zu investieren. KPLC verzeichnete in den vergangenen Jahren ein hohes Kundenwachstum. Waren es 2018 noch 6,7 Millionen so sind es Anfang 2025 schon rund 9,8 Millionen.

    EPRA könnte bald neue IPPs zulassen

    Erwartet wird, dass EPRA bald wieder Lizenzen für IPP vergibt mit Stromabnahmeverträgen (Power Purchase Agreements, PPAs). Bis zum Moratorium 2021 wurden in den Stromabnahmeverträgen für Solarparks noch Einspeisetarife in Höhe von etwa 12 US$-Cent pro Kilowattstunde von Seiten der EPRA angeboten. Gepaart mit einer Laufzeit von in der Regel 20 Jahren hatten die Investoren keine großen Probleme mit der Finanzierung bei einer Bank. In Zukunft soll eine Auktion zwischen den Interessenten einen niedrigeren Preis ermitteln.

    Gezahlt wird bislang zudem für die installierte Kapazität ("Take or Pay"), also unabhängig davon, ob der Strom benötigt wurde oder nicht. Auch das soll sich bei den nächsten PPAs ändern. KPLC soll dann nur noch für den gelieferten Strom bezahlen ("Take and Pay"), was das Risiko für den Kraftwerksbetreiber birgt, dass KPLC nicht den gesamten produzierten Strom eines IPP abnimmt.

    Auch ist im Gespräch, dass der Preis nicht mehr in Auslandswährung sondern in Kenianischen Shillingen angesetzt werden soll. Damit liegt das Währungsrisiko beim IPP, angesichts der Achterbahnfahrt der kenianischen Währung in den letzten etwa zwei Jahren ein klarer Nachteil. Welche Regelungen die Regierung in den PPAs durchsetzen kann, hängt auch von ihrer Verhandlungsposition ab. Je dringender sie auf neue Kapazitäten angewiesen ist, um eine nationale Stromknappheit zu verhindern, desto kompromissbereiter wird die EPRA sein.

    Net Metering ist laut Energy Act möglich und im Juli 2024 wurden hierfür die Regulierungsbedingungen veröffentlicht. Bislang funktioniert es nicht, auch weil KPLC in keiner guten wirtschaftlichen Situation ist. Unternehmen, die ihren selbst produzierten Strom ins KPLC-Netz einspeisen, berichten regelmäßig davon, dass sie von KPLC dafür nicht entsprechend entlohnt werden.

    Damit Kenia nicht mit minderwertiger Billigware überschwemmt wird, gibt es Zollvorteile für zertifizierte Solarpanels. Darüber hinaus existieren Steuererleichterungen für die lokale Produktion beziehungsweise Montage von Solarpanels. Laut Unternehmen reichen diese Anreize jedoch nicht aus, um mit den Dumping-Preisen der Importe aus China mithalten zu können. Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Staatliche Ausschreibungen sind komplex

    Ausschreibungen im Energiesektor sind in Kenia offen und international und werden in der Regel vom MoEP, EPRA, KenGen, Ketraco und KPLC veröffentlicht. Local Content spielt keine Rolle, Korruption hingegen schon. Deutsche Unternehmen haben nicht selten das Nachsehen, weil sie hier nicht mitspielen. Von Ausschreibungen ohne Geberbeteiligung raten viele Unternehmen grundsätzlich ab, weil die Zahlungsmoral der Behörden derart schlecht ist, dass große Verzögerungen eingeplant werden müssen.

    Sehr häufig werden staatliche Investitionen im Energiesektor von Gebern mitfinanziert. Sind Geber bei Ausschreibungen mit dabei, kann man davon ausgehen, dass man das Geld einigermaßen pünktlich bekommt, aber auch hier gibt es große Unterschiede. Die wichtigsten Player sind die Weltbank, die AfDB, die EU, und nationale Institutionen, wie die deutsche KfW, die französische AFD und Jica aus Japan. Die KfW ist unter anderem engagiert beim Ausbau der Geothermie sowie Wasserkraft.

    Zunehmend kommen Geber aus dem Mittleren Osten, wie Islamic Development Fund, Kuwait Fund etc. Wichtig ist auch die Trade & Development Bank mit Sitz in Nairobi. Dabei handelt es sich um eine regionale Bank mit Staaten als Anteilseigner. Viele bilaterale Geber wie China aber auch Japan oder Frankreich und Dänemark achten bei ihren Ausschreibungen inzwischen darauf, dass Unternehmen aus dem eigenen Land bevorzugt behandelt werden. Hier haben deutsche Unternehmen nur in Ausnahmefällen Chancen.

    Kontakt zu Finanzierern ist wichtig

    Vertrauen ist wichtig, wenn man als Consultant oder Zulieferer an Aufträge kommen möchte. Guter Kontakt zu den finanzierenden Geberorganisationen ist genauso wichtig wie Beziehungen in die ausschreibenden staatlichen Stellen. Staatliche Ausschreibungen werden auf der Plattform mygov.co.ke veröffentlicht sowie jeden Donnerstag in einem Auszug in der Tageszeitung "Star".

    Bei den privaten Projekten sind die Reputation und Beziehungen ausschlaggebend. In der Regel ist hier der Investor direkter Ansprechpartner. Bei den IPPs sind oft kommerzielle Banken wie Stanbic und Standard Chartered mit im Boot. Der Preis spielt eine Rolle aber nicht die alleinige. Deutlich mehr wird von privater Seite auf das Gesamtpaket geachtet, zu der auch der After-Sales-Service zählt.

    Von Carsten Ehlers | Nairobi

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkungen
    Germany Trade & Invest (GTAI)Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
    AHK OstafrikaAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
    Exportinitiative EnergiePortal der Exportinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie
    Ministry of EnergyEnergieministerium
    Energy & Petroleum Regulatory Authority (EPRA)Regulierer des Stromsektors
    Geothermal Development Company (GDC)Staatliche Organisation, die den Geothermie-Sektor weiter entwickelt; vergibt auch IPP
    Kenya Power & Lighting Corporation (KPLC)Stromversorger
    Kenya Electricity Generating Company PLC (KenGen)Staatlicher Stromerzeuger
    Kenya Electricity Transmissions Corporation (KETRACO)Staatlicher Betreiber des Übertragungsnetzes
    Rural Electrification & Renewable Energy Corporation (REREC)Staatliche Stelle für ländliche Elektrifizierung und Erneuerbare Energie
    Intersolar 2026 Ableger der gleichnamigen Münchener Messe, voraussichtlich im März 2026 im Sarit Centre in Nairobi
    Power & Energy AfricaMesse vom 26.-28. Mai 2025 im KICC in Nairobi
    Powerelec KenyaMesse vom 11.-13. November 2025 im Sarit Centre in Nairobi

     

    Von Carsten Ehlers | Nairobi

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.