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Wasserstoff in Kolumbien: Potenzial trifft auf offene Fragen

In Kolumbien machen Wasserstoffvorhaben Fortschritte. Besonderes Potenzial besteht bei Raffinerien, Düngemitteln und Flugtreibstoff. Doch die Hürden bleiben hoch.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Kolumbiens Wasserstoffmarkt, der drittwichtigste in Lateinamerika, entwickelt sich langsam weiter. Erste industrielle Projekte laufen an und der rechtliche Rahmen wird zunehmend konkretisiert und umgesetzt. Noch sind viele Fragen zu Themen wie Nachfrage, Wettbewerbsfähigkeit und Anreizen ungeklärt. Dennoch setzen schon jetzt mehrere deutsche Unternehmen auf das Land. Sie strukturieren Projekte oder bereiten die Lieferung von Technologie vor. 

Neben dem wind- und sonnenreichen Nordosten des Landes kristallisieren sich weitere vielversprechende Wasserstoffhubs heraus. Langfristig tun sich für Kolumbien eine Vielzahl von Möglichkeiten auf, das Wasserstoffpotenzial zu nutzen. Germany Trade & Invest gibt einen Überblick über aktuelle Trends und Herausforderungen. Brancheninsider kommen zu Wort. 

  • Wasserstofftrends: Vorhaben werden allmählich konkreter

    Industrielle Anwendungen von grünem Wasserstoff nehmen zu. Zwar stehen Exportvorhaben noch am Anfang. Doch deutsche Firmen planen bereits Riesenprojekte.

    Lange Zeit ist Kolumbiens Wasserstoffindustrie nicht über Roadmaps und Kleinstprojekte hinausgekommen. Aber jetzt konkretisieren sich viele Vorhaben. "Kolumbien hat die Powerpoint-Phase verlassen", beschreibt es Sergio Garces, Wasserstoffexperte bei der Deutsch-Kolumbianischen Industrie- und Handelskammer (AHK Kolumbien). Der kolumbianische Branchenverband Hidrógeno Colombia zählt 36 Wasserstoffprojekte für Gesamtinvestitionen von über 40 Milliarden US-Dollar (US$) und insgesamt 18.000 Megawatt Elektrolysekapazität, die meisten davon an der Karibikküste. Zehn Anlagen sind bereits in Betrieb. 

    Staatskonzern Ecopetrol ist wichtiges Zugpferd

    Staatskonzern Ecopetrol hatte 2022 angekündigt, bis 2040 rund 140 Millionen US$ jährlich in die Entwicklung von emissionsarmem Wasserstoff zu investieren. Im Fokus steht dabei vor allem die schrittweise Umstellung von grauem auf grünen Wasserstoff in den eigenen Raffinerien. Zu den bedeutendsten Vorhaben gehört Coral, ein Projekt zur Hydrierung in der Cartagena-Raffinerie mit einer Leistung von 5 Megawatt und einer Produktion von 800 Tonnen Wasserstoff pro Jahr. Es soll Mitte 2026 in Betrieb gehen. Ecopetrol zufolge wäre das Projekt damit in Lateinamerika das größte zur Produktion von grünem Wasserstoff. Daneben arbeitet das Unternehmen an der Nutzung von grünem Wasserstoff für den Transport in Cartagena. 

    Produktion von grünen Derivaten im Fokus

    Ein anderes Leuchtturmprojekt in Kolumbien ist Protium des Unternehmens Hevolución. Protium produziert bereits grünes Ammoniak mit einer Alkalin-Elektrolysekapazität von 2,3 Megawatt. Branchenkennern zufolge plant Hevolución deutlich größere Anlagen – etwa ein Projekt mit 23 Megawatt, das durch kleine Wasserkraftwerke betrieben werden soll und Wasserstoff voraussichtlich für rund 4 US-Dollar pro Kilogramm erzeugen könnte. Das Projekt hat sich beim deutschen Wasserstoffprogramm PtX Development Fund beworben und strukturiert sich finanziell zudem mit Geldern der lokalen Entwicklungsbank FDN (Financiera de Desarrollo Nacional), berichten Branchenkenner. 

     

    Deutsche Firmen planen große Projekte in La Guajira

    Firmen wie Viridi aus Deutschland entwickeln große Wasserstoffprojekte im Bundesstaat La Guajira im Nordosten des Landes. Dort sind die natürlichen Bedingungen für grünen Strom besonders gut. Die Neckarsulmer arbeiten am Projekt AkuaippaHy, einer Anlage für grünen Wasserstoff und Methanol in La Guajira mit einer Kapazität von 413 Megawatt Elektrolysekapazität, die jährlich rund 40.000 Tonnen grünen Wasserstoff und 210.000 Tonnen grünes E-Methanol produzieren soll. Für die Machbarkeitsprüfung des Projekts wurden im Rahmen des BMWE-Wasserstoffprogramms H2Uppp 500.000 Euro zur Verfügung gestellt. 

     

    Das Unternehmen Colibri Energy arbeitet am größten Wasserstoffprojekt des Landes für den Export von grünem Ammoniak (1.350 Megawatt Elektrolyse). Das Vorhaben soll 6 Milliarden bis 8 Milliarden Euro kosten und 2035 in Betrieb gehen. Manuel Schulte, Geschäftsführer bei Colibri Energy, ist vorsichtig optimistisch hinsichtlich des Wasserstoffmarkts in Kolumbien. Interesse für den Kauf von Wasserstoff aus Kolumbien sieht er langfristig gegeben. Er weist darauf hin, dass man bei der Entwicklung der Branche in langen Zeiträumen denken müsse, auch der Ölmarkt habe sich beispielsweise über 100 Jahre entwickelt. 

    Schulte ist der festen Überzeugung, dass sich in La Guajira große Wasserstoffprojekte entwickeln lassen. Er sagt: 

    "Es ist wichtig, das Erwartungsmanagement unter Kontrolle zu halten und geduldig zu sein." 

    Die deutsche Bundesregierung hat verschiedene Instrumente, um Wasserstofflieferungen anzukurbeln, etwa den Doppelauktionsmechanismus von H2Global und Hintco. Für das Auslandsgeschäft sind Exportkreditgarantien von Euler Hermes für Unternehmen interessant. "Die Bundesregierung hat ein besonderes Interesse daran, Exporteure von klimafreundlichen Technologien zu unterstützen, was sich entsprechend in verbesserten Konditionen für die Absicherung dieser Geschäfte widerspiegelt", sagt Dörthe Arend, Repräsentantin Lateinamerika bei Euler Hermes.

    Förderinstrumente des Bundes unterstützen die Einfuhr grüner Energieträger und helfen Exporteuren

    • UFK-Garantien (Garantien für Ungebundene Finanzkredite): Mit dem Klima-UFK fördert der Bund die Einfuhr klimafreundlicher Energieträger, wie etwa grünen Wasserstoff, nach Deutschland. Mit einer UFK-Garantie wird das Risiko eines Zahlungsausfalls zu einem großen Teil von der finanzierenden Bank auf den Bund übertragen. Weitere Informationen: UFK-Garantien
    • Exportkreditgarantien (EKG): Mit der 2023 eingeführten EKG-Klimastrategie unterstützt der Bund in besonderem Maße die Ausfuhr klimafreundlicher Geschäfte und Technologien. Exporteure profitieren von verbesserten Deckungskonditionen, Kunden im Ausland profitieren etwa von längeren Kreditlaufzeiten und flexibleren Rückzahlungsprofilen. Weitere Informationen: Exportkreditgarantien (Hermesdeckungen)

    Viele Projekte sind noch klein

    Laut René Moreno von Siemens Energy in Kolumbien macht die Wasserstoffindustrie in Kolumbien aber erst sehr langsame Fortschritte. "Für uns ist die Lieferung von Elektrolyseuren erst ab 50 Megawatt rentabel. Zwar gibt es schon Pläne für größere Projekte in Kolumbien, doch die bisherigen sind noch deutlich kleiner", erklärt er. Daher beschränke sich das Unternehmen bislang auf die Ausarbeitung von Konzeptstudien. 

    Fokus auf nachhaltigen Flugtreibstoff und grüne Häfen

    In Zukunft könnte besonders bei nachhaltigem Flugtreibstoff (SAF) großes Potenzial bestehen. Im Januar verabschiedete Kolumbien Resolution 090 von 2025 mit dem Ziel, ab 2035 rund 100 Millionen Gallonen pro Jahr zu produzieren. Der Flughafen El Dorado in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá ist der wichtigste Cargo-Flughafen Lateinamerikas, wodurch in diesem Sektor langfristig großes Potenzial besteht. 

    Daneben wird an grünen Häfen und dem Thema Green Shipping gearbeitet. So soll etwa der Hafen von Antioquia, der sich derzeit im Bau befindet, die Nutzung von Wasserstoff einbeziehen. Im Juli 2025 veröffentlichte die Weltbank eine Studie zu diesem Thema. Die Häfen Puerto Bolívar, Puerto Brisa (beide in La Guajira), der Hafen von Barranquilla (Atlántico) und Puerto Bahía bei Cartagena sind für den Export von Wasserstoff besonders interessant - vor allem in die EU, nach Asien und nach Panama. Der zentralamerikanische Staat will sich als Drehscheibe für den Vertrieb grüner Kraftstoffe etablieren. An zweiter Stelle steht,  wenn auch in deutlich geringerem Umfang, die Nachfrage internationaler Schiffe, die diese vier Häfen anlaufen. 

    Von Janosch Siepen | Bogotá

  • Wasserstoffstandort: Kolumbien auf Rang 3 in der Region

    Kolumbien ist ein Vorreiter bei der Entwicklung von Wasserstoff in der Region. Vor allem die Düngemittelindustrie bietet Chancen. Doch die Liste der Hindernisse ist noch lang.

    Der H2LAC Wasserstoffindex positioniert Kolumbien bei der Entwicklung seiner Wasserstoffwirtschaft auf Rang 3 in Lateinamerika. Als fortgeschritten gilt das Land bei politischen Instrumenten, Anreizen und regulatorischem Rahmen. Bei der konkreten Umsetzung von Wasserstoffprojekten aber schneidet es schlechter ab als die Vorreiter Brasilien und Chile auf Rang 1 und 2. Potenzielle Wasserstoffhubs bieten in Kolumbien besonders gute Voraussetzungen für die Produktion des Moleküls, darunter die Bundesstaaten Atlántico, La Guajira, Bolívar, Antioquia, Valle del Cauca und Caldas. 

    Besonderes Potenzial bei der Düngemittelproduktion

    Laut Experten sind folgende Anwendungen derzeit besonders wettbewerbsfähig (in abnehmender Reihenfolge):

    1. Ammoniak für Düngemittel, Methanol, Hydrocracking, Entschwefelung
    2. Stahl, chemische Betriebsmittel, Ammoniak und Methanol zum Seetransport, nachhaltiger Flugkraftstoff (SAF)
    3. Industrieprozesse mit hoher Temperatur, Blending

    Die Wasserstoffbranche ist auch für die Produktion von grünem Dünger kurz- und mittelfristig interessant, da Kolumbien der viertgrößte Düngemittelkonsument Lateinamerikas ist und den Großteil davon wie die anderen Länder der Region importiert. "Die Düngemittelindustrie ist ein vielversprechender Kunde hinsichtlich der Versorgungssicherheit und zur Untersuchung neuer Geschäftsmodelle zur Dekarbonisierung", meint Juan Manuel Salazar von der deutschen Wasserstoffinitiative H2-diplo Dekarbonisierungsdiplomatie. Darin sind sich verschiedene Experten einig. Der kolumbianische Wasserstoffexperte Juan Zapata schätzt, dass die derzeitige nationale und teilweise regionale Nachfrage nach stickstoffhaltigen Chemikalien bis zu 1,5 Gigawatt Wasserstoff- oder Elektrolysekapazität erfordern wird. Manuel Schulte, Gründer und Geschäftsführer von Colibri Energy, sagt: "Kolumbien muss sich von seinen teuren Düngemittelimporten unabhängig machen. Grüner Wasserstoff kann dabei helfen." Der Vertreter eines anderen deutschen Unternehmens rät, potenzielle Kunden wie die Düngemittelunternehmen Yara oder Monómeros genau im Blick zu behalten. 

    "Uns sind Unternehmen bekannt, die bereits sehr gute Bedingungen gefunden haben, wenn es um die Kombination von Land, Infrastruktur Energie- und Wasserressourcen sowie Düngemittelnachfrage geht", 

    sagt Juan Manuel Salazar von H2-diplo. So entstehe ein Projekt zur Produktion von grünem Wasserstoff und Ammoniak zur Produktion von 50.000 Tonnen grünem Harnstoff pro Jahr für die Düngemittelindustrie im Bundesstaat Valle del Cauca, das 33 Prozent des Bedarfs zwischen Cali und Palmira decke. „Es ist oft sinnvoller und praktikabler, eine eigene lokale Nachfrage zu finden, als Projekte auf den Export auszurichten. Denn unter potenziellen Käufern in Deutschland herrscht noch große Unsicherheit und Skepsis gegenüber Wasserstoffexporten aus Kolumbien und anderen Ländern“, erklärt er. „Wir kennen beispielsweise kolumbianische Projektbetreiber, die nach einem Besuch in Deutschland ihre Exportpläne aufgegeben haben.“

    Weiterhin bestehen viele Hürden

    Kolumbiens Wasserstoffwirtschaft ist immer noch mit zahlreichen Hürden konfrontiert, darunter:

    • Schwierige und langwierige Sozial- und Umweltgenehmigungen sowie indigener Widerstand
    • Mangelhafte Koordinierung und Zusammenarbeit zwischen Regierungsbehörden, multilateralen Geldgebern und Ministerien
    • Rechtsrahmen in der Formulierungsphase
    • Personalmangel und fehlendes technisches Wissen in kolumbianischen Behörden
    • Fehlende Abnahmeverträge erschweren Finanzierung und Bankfähigkeit von Projekten
    • Überlappung von Bergbautiteln und Naturreservaten mit potenziellen Gebieten zur Produktion von grünem Wasserstoff
    • Begrenzte Anwendung von lokalen Finanzierungsinstrumenten, etwa durch Entwicklungsbanken

    Unternehmer Manuel Schulte sieht in Kolumbien Hürden auch darin, dass Anreize durch Steuerabschreibungen, wie sie durch das Gesetz 1.715 von 2014 etabliert wurden, für große Projekte ohne direkten Reingewinn nicht gelten. Zudem mangele es an konkreten Umwelt- und Sozialvorgaben der kolumbianischen Institutionen, wie der Umweltbehörde ANLA. Ein anderes Unternehmen machte die Erfahrung, dass es die nötigen Informationen dazu selbst erheben musste, da sie nicht öffentlich verfügbar waren. Als weiteres Problem gelten die häufigen Personalwechsel in den vielen Behörden, die an den Genehmigungen für Großprojekte beteiligt sind.

    Regulatorischer Rahmen entwickelt sich weiter

    Ein entscheidender Faktor bei der Entwicklung der lokalen Wasserstoffindustrie ist der gesetzliche Rahmen. Folgende regulatorische Entwicklungen sollen der Wasserstoffindustrie im Land zugutekommen:

    • Ein geplantes Wasserstoffgesetz (451 von 2024) ist derzeit im Senat. Das Gesetz soll verschiedene Wasserstofftypen definieren, Anreize zur Entwicklung der Branche schaffen, regulatorische Rahmenbedingungen klarer strukturieren sowie Standards und Zertifikate einführen.
    • Der Nationale Rat für Wirtschafts- und Sozialpolitik (Conpes) arbeitet an der Konzeption einer nationalen Politik für emissionsarmen Wasserstoff.
    • Dekret 1.597 legt die offizielle Definition von emissionsarmem Wasserstoff fest und gibt Richtlinien für dessen Zertifizierung, Verwaltung und Förderung vor.

    Pionierarbeit bei weißem Wasserstoff

    Zukunftsweisend ist auch die potenzielle Entwicklung von natürlichem Wasserstoff, der direkt aus der Erdoberfläche gewonnen wird (weißer Wasserstoff). Anfang Juli 2025 gab Kolumbien den ersten Fund von weißem Wasserstoff bekannt. Die Prüfung der kommerziellen Machbarkeit wird mindestens fünf Jahre dauern. Bislang ist Mali das einzige Land weltweit, das kommerziellen weißen Wasserstoff produziert. Ein Resolutionsentwurf des kolumbianischen Energieministeriums mit technischen Bedingungen für Entwickler zur Erschließung von weißem Wasserstoff liegt bereits seit April 2025 vor.

    Von Janosch Siepen | Bogotá

  • "Positive Stimmung bei Projekten"

    Kolumbien treibt seine Wasserstoffwirtschaft voran. Branchenexpertin Karen Peralta spricht über Fortschritte, Hürden und Deutschlands Rolle als Technologiepartner.

    Karen Peralta ist Direktorin von ANDI Naturgas, der Wasserstoffkammer des kolumbianischen Unternehmerverbandes. Sie sieht Kolumbien regulatorisch gut aufgestellt. Die nationale Wasserstoffpolitik, ein großer lokaler Markt und die Raffinerieindustrie bieten Potenzial. Gleichzeitig fehlen klare Normen, Exportstrukturen und Stromkapazitäten. Deutschland unterstützt mit Technologie und Know-how.

    Frau Peralta, wie steht es derzeit um die Wasserstoffwirtschaft in Kolumbien?

    Ich denke, es herrscht eine positive Stimmung bei den Projekten, die fortschreiten. Aber die meisten Projekte befinden sich aktuell noch in einer Konzeptions- oder Vormachbarkeitsphase. In der Branche besteht zudem eine Diskrepanz zwischen den Projektgrößen, die man sich erhofft hat und jenen, die wirtschaftlich realisierbar sind.

    Wie positioniert sich Kolumbien dabei gegenüber anderen Wasserstoffmärkten in der Region, mit denen das Land im Wettbewerb steht?

    In regulatorischer Hinsicht schreitet Kolumbien schneller voran, als viele andere Märkte in Lateinamerika. Kolumbien klärt derzeit die Zuständigkeiten in seinen Behörden und entwickelt eine nationale Wasserstoffpolitik. Außerdem arbeitet das Land an der Regulierung für die Mischung von Wasserstoff und Gas oder die Nutzung von Wasserstoff als Treibstoff. Ein wichtiger Vorteil Kolumbiens ist, dass es einen großen lokalen Markt gibt. Kolumbien konsumiert jährlich 166.000 Tonnen Wasserstoff, das ist nicht wenig. Auch die Raffinerieindustrie ist ein wichtiger Akteur, die die Wasserstoffwirtschaft im Land vorantreiben wird. Das ist ein wichtiger Faktor gegenüber Märkten wie Chile, die von internationalen Verträgen abhängen.

    Welche Rolle spielt Deutschland in Kolumbiens Wasserstoffwirtschaft?

    Für uns ist es enorm wichtig, Partner zu haben. Und die Zusammenarbeit mit Deutschland ist bislang fundamental für die Projekte in Kolumbien in den Frühphasen. Auch die Technologie deutscher Firmen ist für Wasserstoffprojekte wichtig. Bosch kann zum Beispiel Wasseraufbereitungstechnologien liefern. Und Wasser ist eine Schlüsselkomponente.

    Wird Kolumbien bald Wasserstoff nach Deutschland exportieren?

    Der Export von Wasserstoff wird zeitnah nicht möglich sein, weil wir immer noch keine Abnehmer gefunden haben, die mehr als nur Interesse geäußert hätten. Zudem sind viele Firmen in Kolumbien noch nicht bereit, um sich bei internationalen Wasserstoffprogrammen zu beteiligen. Auch die Normen im Sektor in Kolumbien stimmen noch nicht mit internationalen Standards überein. Das heißt, es braucht Zeit, bis normative Klarheit herrscht. Wir sind noch weit weg von den von Abnehmern geforderten Preisen von 2 bis 2,50 Euro pro Kilogramm Wasserstoff.

    Wo bestehen denn die Hindernisse, die Sie andeuten?

    Es fehlt zwar nicht der Wille im Land, aber die Reglementierung. So gibt es zahlreiche Hürden, etwa Schwierigkeiten bei der Zulassung von Wasserstoffprojekten in örtlichen Flächennutzungsplänen. Wichtig ist, die unterschiedlichen Positionen von öffentlichen Institutionen zusammenzubringen. Die Kommunikation mit lokalen Behörden ist deswegen unabdingbar. Wir stoßen dabei aber eigentlich auf offene Ohren.

    Wo sehen Sie weiteren Verbesserungsbedarf?

    Ein weiteres Problem ist manchmal die regulatorische Unklarheit bei der Wassernutzung. Außerdem gibt es eine allgemeine Sorge, wie man genügend Strom für die Projekte bekommt, also etwa, ob Projekte erneuerbarer Energien früh genug in Betrieb gehen können. Hier behindern schwierige soziale und umwelttechnische Genehmigungsverfahren den Start von Projekten. Derzeit kann sich der Strom für grünen Wasserstoff aus folgenden Quellen speisen: 1. Eigenerzeugung, 2. zertifizierten grünen Strom über das Verbundnetz durch Stromlieferverträge und 3. Net-Metering, das derzeit noch entwickelt wird.

    Von Janosch Siepen | Bogotá

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