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Close up of artificial intellig Artificial intelligence brain | © Yuichiro Chino - gettyimages.de

Special | Malaysia | KI-Strategie

Malaysia ist auf dem Weg zum regionalen KI-Hub

Bei künstlicher Intelligenz sieht sich Malaysia als Vorreiter in Südostasien. Die Regierung legt Förderprogramme auf und treibt Kooperationen mit dem Privatsektor voran.

Von Boris Alex | Kuala Lumpur

Malaysia ist der weltweit sechstgrößte Exporteuer von Halbleitern und hat sich in den letzten Jahren als bevorzugter Standort für Rechenzentren in der Region etabliert. Geht es nach der malaysischen Regierung, dann soll das Land auch beim Thema künstliche Intelligenz (KI) künftig weit vorne mitspielen. 

Die Boston Cosulting Group bewertet das KI-Potenzial positiv: Die Unternehmensberatung hat Malaysia in ihrer "AI Maturity Matrix" vom November 2024 unter anderem mit Japan, Südkorea, Taiwan und Deutschland in die Gruppe der Staaten mit einer hohen "AI-Readiness" eingestuft.

Höhere Industrieproduktivität durch KI erwartet

Die Regierung treibt das Thema auf verschiedenen Ebenen voran. In ihrer Industriestrategie New Industrial Masterplan 2030 ist KI ein wichtiger Baustein, um den Industriesektor mit Hilfe von Digitalisierung und Automatisierung wettbewerbsfähiger zu machen. Ein Ziel ist es, 3.000 bestehende Fabriken zu Smart Factories weiterzuentwickeln. In der verarbeitenden Industrie könnten durch den Einsatz von KI-Anwendungen in den nächsten fünf Jahren zusätzliche Produktionskapazitäten im Wert von 115 Milliarden US-Dollar (US$) geschaffen werden, so eine Berechnung der Malaysia Digital Economy Corporation (MDEC).

In ihrem Haushalt für 2026 hat die malaysische Regierung öffentliche Mittel von umgerechnet 1,4 Milliarden US$ für verschieden Programme im Bereich KI bereitgestellt - fast zehn Mal soviel wie im Vorjahresbudget. Ein Drittel der Gelder sollen in den Aufbau einer landeseignen KI-Cloud-Infrastruktur fließen. Weitere Fördergelder sind für Forschung, Entwicklung und Kommerzialisierung von KI-Anwendungen sowie für KI-Startups vorgesehen. Zudem erhalten Unternehmen Steuergutschriften auf Ausgaben für KI-Fortbildungen ihrer Beschäftigten. 

Um die malaysischen KI-Aktivitäten stärker zu bündeln, hat die Regierung Ende 2024 das National AI Office (NAIO) ins Leben gerufen. Dort sollen unter anderem die politischen und ethischen Richtlinien sowie der regulatorische Rahmen für den Einsatz von KI-Instrumenten entwickelt werden. Im Mittelpunkt steht der AI Technology Action Plan 2026-2030, in dem die strategische Positionierung von KI in der Industrie und in Forschung und Entwicklung für die kommenden fünf Jahre festgelegt werden soll. Die Regierung will die Roadmap bis Ende 2025 veröffentlichen. 

NAIO ist auch für die Implementierung von KI in der öffentlichen Verwaltung zuständig. So sollen rund 450.000 Beschäftigte mit dem KI-Tool Gemini for Google Workspace ausgestattet werden.

Plattform für Investitionen im Privatsektor

Mit der im Mai 2025 gestarteten Initiative AI Malaysia soll eine Plattform für die KI-Aktivitäten der Privatwirtschaft geschaffen werden. Darauf können sich Unternehmen, Verbände, Banken, Investoren, Start-ups sowie öffentliche und private Forschungseinrichtungen vernetzen, um gemeinsam Projekte im Bereich KI zu entwickeln und implementieren. Dabei steht die Kommerzialisierung von KI-Lösungen im Mittelpunkt. Hier steht das Land noch ganz am Anfang: Die rund 140 malaysischen Unternehmen, die sich mit der Entwicklung von KI-Tools und -Diensten beschäftigen, setzten 2024 zusammen 235 Millionen US$ um, so die Aussage von MDEC.

SWOT-Analyse zu künstlicher Intelligenz in Malaysia

S

Stärken Strengths

  • Junge, technologieaffine Bevölkerung
  • KI wird als Chance gesehen, nicht als Bedrohung
  • Bedeutender Standort für Rechenzentren
  • Regierung fördert KI als Schlüsseltechnologie
  • Etabliertes Halbleiter- und Chip-Ökosystem 
W

Schwächen Weaknesses

  • Fachkräftemangel im IT-Sektor
  • Defizite bei Kommerzialisierung von KI-Entwicklungen
  • Begrenzte öffentliche Mittel für KI-Projekte
  • Geringe Investitionen in Forschung und Entwicklung
  • Geringe Marktgröße für KI-Lösungen
O

Chancen Opportunities

  • Industrie will mit KI die Produktivität erhöhen
  • Kooperationen mit Privatsektor erwünscht
  • Förderprogramme für Start-ups
  • Ausbildung von KI-Spezialisten
T

Risiken Threats

  • Bislang keine KI-Gesetzgebung
  • Abwanderung von IT-Fachkräften nach Singapur
  • Enge Verflechtung mit China im IT-Sektor
  • Regionale Konkurrenz (Indonesien, Singapur)

Vor allem große malaysische Unternehmen setzen bereits KI-Lösungen ein. Der Öl-und Gaskonzern Petronas steuert und optimiert mit Hilfe von KI-Tools die Upstream- und Downstream-Aktivitäten in seinen Raffinerien. Der staatliche Stromversorger Tenaga Nasional Berhard setzt KI-Anwendungen zur Stabilisierung der Netzinfrastruktur ein. Dienstleister wie das führende malaysische Finanzinstitut Maybank oder die Fluggesellschaft Air Asia nutzen KI-Chatbots, um den Kundenservice zu verbessern. Auch in der Landwirtschaft kommen KI-Lösungen zum Einsatz, um den Ertrag von beispielsweise Ölpalmenplantagen zu steigern.

Superchip kurz vor dem Start

Der malaysische Energieerzeuger YTL Power hat nach Unternehmensinformationen in den letzten Jahren umgerechnet 2 Milliarden US$ in KI-Infrastruktur und -Anwendungen investiert. Neben dem Betrieb von Rechenzentren mit einer Leistung von 200 Megawatt hat YTL im Dezember 2024 zusammen mit der Universität Malaya das erste malaysische Large Language Model (LLM) entwickelt. 

Ab dem 3. Quartal 2025 will das Unternehmen zudem den NVIDIA GB200 Grace Blackwell Superchip in ihrem Datenzentrum im Bundesstaat Johor einsetzen. Mit dem Chip soll die Rechenleistung für KI-Anwendungen gesteigert werden. YTL will nach eigenen Angaben in den nächsten fünf Jahren weitere 2 Milliarden US$ in KI investieren.

Fachkräftemangel könnte KI-Ausbau bremsen

Um die ambitionierten KI-Ziele zu realisieren, muss Malaysia mehr IT-Fachkräfte ausbilden. Laut Weltbank gab es 2024 etwa 3.000 KI-Spezialisten, bis 2030 würden aber mindestens 30.000 benötigt. Rund 80 Prozent der malaysischen Unternehmen mit KI-Plänen haben Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden, so das Ergebnis einer Umfrage von Amazon Web Services. Mit ihrer AI Talent Roadmap 2024-2033 will die malaysische Regierung die Fachkräftelücke verringern. Dazu sollen an Schulen und Universitäten entsprechende Kurse in die Lehrpläne aufgenommen und KI-Fakultäten an den Hochschulen eingerichtet werden.

Mit seinem AI Sandbox Program fördert das Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation bis Ende 2026 die Ausbildung von 13.000 KI-Spezialisten. Darüber hinaus hat NAIO zusammen mit dem US-Technologiekonzern Microsoft das AI For MY Future-Programm aufgelegt, über das bis Ende 2025 insgesamt 800.000 Malaysierinnen und Malaysier mit Hilfe von Online-Tools geschult werden sollen.

Noch keine Gesetze zu künstlicher Intelligenz

Bislang gibt es in Malaysia keine gesetzliche Regelung zu KI. Dadurch entstehen Rechtslücken, beispielsweise beim Urheber- und Patentrecht, denn darin sind durch KI geschaffene Werke bislang nicht geschützt. Auch zum Datenschutz und den ethischen Aspekten von KI gibt es noch keine Rechtsvorschriften. 

Allerdings hat das Wissenschaftsministerium mit den National guidelines on AI governance and ethics Ende 2024 rechtlich unverbindliche Empfehlungen zum verantwortungsvollen Umgang mit künstlicher Intelligenz veröffentlicht.

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