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In Marokko entstehen grüne Rechenzentren

Die marokkanische Regierung bringt die digitale Transformation voran. Grundlage dafür ist das Programm Maroc Digital 2030.

Von Ullrich Umann | Casablanca

Die marokkanische Regierung hat sich mit Maroc Digital 2030  das Ziel gesetzt, Wirtschaft und Verwaltung nachhaltig zu digitalisieren. Ausländische Firmen, die in Daten- und Rechenzentren sowie IT-Infrastruktur investieren, können im Rahmen der nationalen Investitionscharta Steuererleichterungen und Zuschüsse erhalten.

Rechenzentren beziehen Ökostrom

Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle beim Ausbau neuer Rechenzentren in Marokko. Solar- und Windparks in Dakhla und Ouarzazate speisen grünen Strom in Hyper-Scale-Standorte ein. Free-Air-Kühlung und Wärmerückgewinnungssysteme erhöhen die Energieeffizienz, während das Wasserrecycling die Ressourcennutzung reduziert. Marokko plant, bis 2035 sämtliche Rechenzentren CO₂-neutral zu betreiben und sich als Vorreiter für nachhaltige digitale Infrastruktur auf dem afrikanischen Kontinent zu etablieren.

Internationale Technologiekonzerne reagieren auf die angepassten Rahmenbedingungen mit Investitionen. So errichtet Oracle in Casablanca-Settat ein Rechenzentrum für Cloud-Computing, Big Data und künstliche Intelligenz, in dem bis zu 1.000 Ingenieure und Forscher arbeiten werden. Die Amazon-Tochter AWS kooperiert mit Orange Maroc und betreibt die erste Wavelength-Zone Afrikas, um extrem niedrige Übertragungsverzögerungen zu garantieren. Google Cloud plant eine lokale Businessregion in Rabat und setzt auf nachhaltige Kühltechnologien.

Zudem baut die südkoreanische Naver Corporation zusammen mit Nvidia ein 500 Megawatt starkes KI-Datenzentrum mit GB200 GPUs von Nvidia in Tanger. Ziel des Engagements von Naver ist es, die eigenen Dienste von Marokko aus in Europa, Afrika und im Nahen Osten störungsfrei nutzen zu können. Das US-Startup Iozera.ai investiert am Standort Tetouan in ein KI-Rechenzentrum (Eureka Parc) mit 386 Megawatt Leistung. Angeschlossen ist hier ein Innovations- und Bildungszentrum für Nachwuchsunternehmende.

Um 100.000 IT-Fachkräfte auszubilden von Netzwerkingenieuren bis hin zu Data Scientists laufen zudem staatliche Qualifizierungsprogramme. Mit dem flächendeckenden Ausbau von Glasfasernetzen, dem Rollout von 5G im Mobilfunk in allen großen Ballungsräumen und der Förderung von Hyperscale-, Edge- und KI-Infrastrukturen will Marokko die Grundlage für eine robuste und zukunftsfähige digitale Wirtschaft schaffen.

Marokko wird zum Digitalhub

Mit diesen Initiativen und der laufenden Anpassung des regulatorischen Rahmens positioniert sich Marokko als Digitalhub mit direkter Unterseekabelanbindung an europäische und andere afrikanische Staaten. Unternehmen, die frühzeitig in Rechenzentren und Cloud-Services investieren, sichern sich Wettbewerbsvorteile durch geringe Latenzen, attraktive Förderungen und Zugang zu lokalen Fachkräften.

Steuerliche Anreize in Form von Digitalsteuerbefreiungen und Zuschüssen für Cybersecurity-Projekte senken die Markteintrittsbarrieren. Freihandelszonen wie Casablanca Finance City und Tanger Tech-Zone bieten darüber hinaus vereinfachte Zollprozesse und zusätzliche Finanzierungsprogramme für Technologieunternehmen.

Marokko modernisiert das relevante regulatorische Umfeld. Die nationale Datenschutzbehörde Commission Nationale de Contrôle de la Protection des Données à Caractère Personnel (CNDP) sorgt mit dem Gesetz 09-08 für die Einhaltung internationaler Datenschutzstandards und erleichtert dadurch Unternehmen den Datentransfer konform zur Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU.

In- und ausländische Firmen entwickeln IT-Wirtschaft

Marokkanische Anbieter wie INWI, Maroc Telecom, N+One Datacenters und Maroc Cloud ergänzen das Ökosystem mit Cloudlösungen, Colocation-Angeboten und maßgeschneidertem Hosting. Sie kooperieren eng mit internationalen Partnern, um Technologie-Transfers zu sichern und gemeinsam Unternehmenskunden zu betreuen.

Inkubatoren wie der Technopark Maroc in Casablanca, Fez Innov’Lab und der Azur Innovation Fund offerieren Startups Mentoring, Büroräume und einen offenen Zugang zu Investorennetzwerken. Das Digitalzentrum Marokko arbeitet mit der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit zusammen, um praxisorientierte Fortbildungen durchzuführen und IT-Infrastrukturen bereitzustellen. Auf diese Weise entsteht eine lebendige Szene aus etablierten Datacenter-Betreibern und aufstrebenden Digitalunternehmen.

Nachfrage nach Cloudlösungen steigt

Die Nachfrage nach Cloud- und Rechenzentrumsdiensten steigt branchenübergreifend. Banken und Versicherungen automatisieren Kreditvergaben und Risikomodelle in der Cloud. Telekommunikationsanbieter integrieren Architekturen wie Network Functions Virtualization (NFV) und Software-Defined Networking (SDN), um Netze flexibel zu virtualisieren.

Industrieunternehmen implementieren IIoT-Plattformen und Digital-Twin-Anwendungen, um Produktionsprozesse in Echtzeit zu überwachen. Bildungseinrichtungen führen E-Learning-Plattformen ein, auf denen Millionen Schüler und Studenten interaktiv lernen. E-Government-Initiativen digitalisieren die Deklaration der Steuerzahlung, Sozialleistungen und öffentliche Vergaben, wodurch Bürgerservices transparenter und effizienter werden.

Die physische Vernetzung wächst parallel zur digitalen Infrastruktur. Marokko investiert in internationale Unterseekabel wie den Europe-India Gateway und das Arab-Atlantic Cable System, um seine Netzwerkknoten mit Europa, Asien und Westafrika zu verbinden. Mit den Point of Presence (PoP) in Madrid, Marseille und Lagos entstehen redundante Backbones.

Die nationale Regulierungsbehörde für Telekommunikation Agence Nationale de Réglementation des Télécommunications (ANRT) etabliert ein eigenes Network Operation Centre (NOC), um den Datenverkehr zu steuern und Störungen proaktiv zu beheben. In der Folge steigen die lokalen Internetgeschwindigkeiten und die Stabilität für kritische Anwendungen wie Telemedizin und Echtzeit-Logistikplattformen.

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