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Branchen | Marokko | Bauwirtschaft

Zulieferprodukte: Marktlage

Die Geschäftsaussichten der marokkanischen Baustoffindustrie steigen 2025 im Zuge der guten Konjunktur. Verlässliche Werte liegen aber nur für Stahl und Zement vor.

Von Ullrich Umann | Casablanca

Die Baustoffindustrie erwirtschaftete 2024 mit 750 Unternehmen und 200.000 Beschäftigten einen Jahresumsatz von 4,3 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Steuern von 1,5 Milliarden Euro. Obwohl die Baustoffindustrie nach Produkten gut strukturiert ist, liegen amtliche Statistiken nur für Zement und Stahl vor, da viele Hersteller anderer Baustoffe teilweise oder ganz im informellen Sektor tätig sind.

Positive Absatzprognosen für Baustoffe

Der Verband der Baustoffhersteller, Fédération des Industries des Matériaux de Construction (FMC), prognostiziert für 2025 ein positives Geschäftsjahr. Nach einer vierjährigen Schwächephase profitiert die Branche von der guten Auftragslage im Hochbau sowie dem öffentlich finanzierten Infrastrukturbau.

Der Zementmarkt wächst stetig. Die marokkanische Zementindustrie betreibt landesweit 14 Zementwerke und 7 Mahlwerke und beschäftigt rund 38.500 Mitarbeiter. Allein die Mitgliedsunternehmen des Zementverbandes APC (Association Professionnelle des Cimentiers) verfügen über eine installierte Kapazität zur Produktion von 24,6 Millionen Tonnen Zement pro Jahr. 

Mitglieder der APC sind Asment Témara, Ciments de l'Atlas, Ciments du Maroc, LafargeHolcim Maroc und Novacim. Deren Zementlieferungen betrugen 12,5 Millionen Tonnen im Jahr 2024, was einem Anstieg von rund 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach. Ciments du Maroc ist eine Tochtergesellschaft der Heidelberg Materials, die zusätzlich Mehrheitsbeteiligungen an Asment de Témara (Zement- und Betonhersteller) und Grabemaro (Zuschlagstoffhersteller) hält.

Der Trend in der Zementindustrie geht nicht nur in Richtung Mengenwachstum, sondern auch in Richtung Qualität. So will Ciments du Maroc den Markt mit grünem Zement beliefern und seine CO2-Emissionen bis 2030 um 30 Prozent senken. Dazu gibt es Bestrebungen, vermehrt Ökostrom in der Produktion einzusetzen und das Refuse Derived Fuel (RDF) Co-Processing zu nutzen.

Baustahl überwindet Absatzschwäche

Stahl wird in Marokko aus Schrott und im Elektrolichtbogenofen reduziertem Eisen hergestellt. Die installierte Kapazität der marokkanischen Stahlindustrie beträgt 5,5 Millionen Tonnen Walzstahl und 2,8 Millionen Tonnen Betonstahl. Ein Mangel an bestimmten Bau- und Installationsmaterialien, wie Stromleitungen und Glas, führte 2024 zu einer Verlangsamung des Bautempos bei einigen Projekten. Dies wiederum dämpfte die Nachfrage nach Baustahl.

Für 2025 sind die Stahlhersteller wieder zuversichtlich, zumal der Internationale Währungsfonds (IWF) ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,8 Prozent prognostiziert. Vor diesem Hintergrund dürfte die Nachfrage nach Baustahl anziehen. Ein Ziel der Branche ist es, grünen Stahl zu produzieren, indem der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energiequellen in der Stahlproduktion über die kommenden Jahre auf 100 Prozent erhöht wird. Um dieses Ziel zu erreichen, bauen die Stahlunternehmen eigene Wind- und Solarkraftwerke.

Gipsbetonplatten finden reißenden Absatz

Der Markt für Gipskartonplatten entwickelt sich positiv. Die Produktion von Gipskartonplatten und Gipsmörtel hat bereits in den letzten Jahren zugenommen. Daher hat der Hersteller Daman Gypsum 35 Millionen Euro in den Bau einer Gipsbetonfabrik am Standort Sidi Tiji investiert. Die installierte Kapazität beträgt jetzt 20 Millionen Quadratmeter Gipskartonplatten, 0,7 Millionen Tonnen Gips und 0,2 Millionen Tonnen Gipsmörtel pro Jahr.

Aufgrund der hohen Nachfrage nach Gipskartonplatten hat auch der deutsche Hersteller Knauf gemeinsam mit der marokkanischen Safari-Gruppe die Produktion am Standort Safi ausgebaut. Knauf beliefert inzwischen nicht nur den marokkanischen Markt, sondern auch Kunden in westafrikanischen Ländern.

Fenster werden überwiegend lokal produziert und zum Teil aus importierten Teilen montiert. Neben den wenigen großen Herstellern gibt es eine Vielzahl kleiner Werkstätten, die ihren Absatz jedoch über den informellen Markt realisieren. Offizielle Statistiken über Produktions- und Absatzzahlen liegen in der Regel nicht vor.

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