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Mongolei baut mehr Straßen und Schienenwege

Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur kommt in der Mongolei voran. Eine stärkere Anbindung an China steht im Fokus. Wichtige Impulse liefert ein Investitionsprogramm der Regierung. 

Von Jan Triebel | Ulan Bator

Die Erweiterung der Verkehrsinfrastruktur in der Mongolei, insbesondere der Straßen- und Eisenbahnnetze, macht Fortschritte. Es besteht jedoch weiterhin beträchtlicher Ausbaubedarf. Denn das Land ist äußerst dünn besiedelt, und es fehlen vielerorts immer noch Verkehrsanbindungen. Auch der Transport von Gütern und Rohstoffen innerhalb des Landes und zu den Abnehmern mongolischer Waren im Ausland ist oft schwierig.

Aktuell sorgt vor allem die New Revival Policy der Regierung für Impulse. Die Regierung hatte sie Ende 2021 als milliardenschweres Investitionsprogramm für die gesamte Wirtschaft gestartet.

Im Transportsektor steht eine optimierte Anbindung an Chinas nördliche Regionen im Fokus. China ist Hauptabnehmer der mongolischen Exporte und importiert hauptsächlich Rohstoffe. Um das bestehende Wachstumspotenzial noch besser auszuschöpfen, sollen alle Übergänge für den Warenverkehr an der etwa 4.700 Kilometer langen gemeinsamen Grenze zukünftig gleichermaßen Transporte per Eisenbahn und per Lkw abfertigen können.

Ausbau von Schienenverbindungen im ganzen Land

Im Schienenverkehr der Mongolei ist der von der Transmongolischen Eisenbahn geprägte Nord-Süd-Zentralkorridor Dreh- und Angelpunkt. Die abschnittsweisen Modernisierungsarbeiten am Gleiskörper laufen bereits. Die 1.111 Kilometer lange Hauptstrecke erhält einen zweiten Schienenstrang und wird durchgehend elektrifiziert. Nach dem Abschluss der Arbeiten können die Züge auf der Route der Transmongolischen Eisenbahn Geschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometer pro Stunde erreichen. Das Frachtaufkommen könnte sich dort auf bis zu 100 Millionen Tonnen pro Jahr in etwa verdoppeln.

Ein wichtiges Teilprojekt des Zentralkorridors ist die sogenannte Bogdkhan-Route im Großraum Ulan Bator. Der 170 Kilometer lange Schienenstrang wird ein zeitsparendes Umfahren der als Verkehrsnadelöhr geltenden Hauptstadt ermöglichen.

Dank der neuen Impulse seitens der Investitionsinitiative der Regierung gibt es auch beim sogenannten Ostkorridor für Gütertransporte per Schiene Bewegung. Er reicht in Nord-Süd-Richtung von Ereentsav an der Grenze mit Russland bis Bichigt an der mongolisch-chinesischen Grenze. Zwischen Ereentsav und Tschoibalsan, der viertgrößten Stadt der Mongolei, existiert bereits seit längerem ein rund 240 Kilometer langes Teilstück. Dessen grundlegende Modernisierung steht nun an. Der Neubau der restlichen 300 Kilometer Gleistrasse in Richtung China gilt zudem als beschlossene Sache. Ein erstes Teilstück wird bereits gebaut: Die 10 Kilometer lange Anbindung von Bichigt, der Grenzstation auf mongolischer Seite, an das chinesische Schienennetz könnte noch 2023 fertig werden.

Erste neue Gleise für Zugverkehr nach China bereits fertig

Gleich mehrere Projekte für neue Zugstrecken gibt es im Süden der Mongolei mit seinen zahlreichen Rohstoffvorkommen. Neue Schienenverbindungen sollen in dieser Region vor allem die Exportwege verkürzen. Einige der zumeist im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften realisierten Vorhaben starteten angesichts ihrer großen Bedeutung kurz nach Verabschiedung der New Revival Policy. Drei der Gleistrassen mit einer Gesamtlänge von rund 875 Kilometern konnten so bereits 2022 neu in Betrieb genommen werden. Dazu zählen zwei neue Anbindungen der größten Kohlelagerstätte des Landes, Tavan Tolgoi. Eine führt direkt an die mongolisch-chinesische Grenze; der andere neue Abschnitt verbindet Tavan Tolgoi mit der Transmongolischen Eisenbahn.

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Auch das Straßennetz wächst

Ähnlich konsequent geht der Ausbau des landesweiten Straßennetzes voran, vor allem in Richtung chinesischer Grenze. Auch hier soll der riesige Tagebau Tavan Tolgoi weitere Transportrouten erhalten. Über zwei neue Straßen werden die Betreiber von Tavan Tolgoi zukünftig jährlich rund 70 Millionen Tonnen Kohle zusätzlich an Abnehmer in China liefern können.

Das aktuelle Projektportfolio der New Revival Policy für den Straßenbau umfasst insgesamt 15 Vorhaben für den Neubau von etwa 3.500 Kilometern Landstraße. Als größtes Einzelprojekt kommt zusätzlich eine 988 Kilometer lange Autobahn hinzu. Ihr Verlauf wird dem der Transmongolischen Eisenbahn ähneln und somit eine weitere Nord-Süd-Durchquerung in etwa der Mitte des Landes ermöglichen.

Im Herbst 2022 wurde eine Straßenverbindung im Westen der Mongolei eröffnet. Sie reicht über 745 Kilometer Länge von der mongolisch-russischen Grenze im Norden bis zur Grenze mit China im Süden. Bereits im Juni 2022 wurde zudem ein mehrjähriges Straßenbauprojekt abgeschlossen. Nun sind alle 21 mongolischen Provinzen über befestigte Straßen erreichbar.

Ein größeres Bauvorhaben auf lokaler Ebene gibt es in der Hauptstadt Ulan Bator. Dort wird derzeit eine 83 Kilometer lange Ringstraße gebaut. Sie soll künftig den Transitverkehr in größerem Umfang auffangen. Bislang verstopft dieser noch regelmäßig zentrale Teile der Stadt.

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Neue Regionalflugplätze für mehr Tourismus

Weitere Vorhaben der New Revival Policy zur Verkehrsinfrastruktur zielen auf den Ausbau von Kapazitäten für die Luftfahrt. Darunter fällt auch der neue internationale Flughafen von Ulan Bator. Er hat nach jahrelanger Verzögerung im Sommer 2021 seinen Betrieb aufgenommen. Der zentrale Airport der Mongolei wird bislang überwiegend für den Passagierverkehr genutzt. Er soll mittelfristig auch als großes Transport- und Logistikzentrum dienen.

Weitere Schwerpunkte sind die Flugplätze in den beiden Provinzhauptstädten Chowd (Westmongolei) und Tschoibalsan (Ostmongolei). Beide sollen zu internationalen Flughäfen ausgebaut werden. Damit werden sie zukünftig als Ausweichflughäfen für Ulan Bator sowie als Zwischenstopp für Interkontinentalflüge infrage kommen. Darüber hinaus sind vier neue, kleinere Provinzflugplätze geplant. Sie sollen ihre unmittelbaren Einzugsgebiete für den Tourismus erschließen.

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