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Nigerias Bauwirtschaft legt zu

Die Aussichten für Nigerias Baubranche sind wieder besser. Die Bauproduktion soll bis 2026 im Schnitt um rund 3 Prozent zulegen. 

Von Corinna Päffgen | Accra

Steigende staatliche Mittel und mehr private Investitionen kurbeln Nigerias Bauwirtschaft an. Seit dem Einbruch im Jahr 2020 ist die Branche jährlich um durchschnittlich 3,5 Prozent gewachsen. Da der Bedarf an Wohnraum und am Ausbau der Infrastruktur groß bleibt, wird sich der Wachstumstrend Experten zufolge fortsetzen. So erwartet die International Trade Administration (ITA) der USA für die kommenden drei Jahre eine weitere Steigung von 3 Prozent jährlich.

Staat erhöht Mittel für Infrastrukturprojekte

Bis 2043 soll die Infrastrukturausstattung des Landes wertmäßig 70 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) entsprechen, etwa 330 Milliarden US-Dollar (US$). Das derzeitige Niveau liegt bei etwa 30 Prozent des BIP. Ungeklärt ist noch die Finanzierung. Die erforderlichen Mittel kann der Staat nicht alleine aufbringen. Dieser investiert jährlich rund 2 bis 2,5 Milliarden US$. Im Haushalt 2023 sind für Infrastrukturprojekte etwa 3 Milliarden US$ vorgesehen. Zudem ist eine stärkere Einbindung des Privatsektors in Form von öffentlich-privaten-Partnerschaften geplant.

Weitere Mittel kommen aus dem im Jahr 2022 neu gegründeten öffentlich-privaten Infrastrukturfonds Infrastructure Corporation of Nigeria mit einem Startvolumen von 2,4 Milliarden US$. Bis 2030 wird eine Kapitalausstattung von 37 Milliarden US$ angestrebt. Daneben existiert der Nigeria Infrastructure Fund mit einem Volumen von 1 Milliarde US$, der unter anderem Mittel für den Straßenausbau vorsieht. Hinzu kommt Unterstützung von Geberinstitutionen.

Nigeria investiert in weiteren Tiefseehafen

Nach Vorbild des neuen Tiefseehafens Lekki sollen weitere Häfen in Badagry (Lagos State) und Ibaka (Akwa Ibom State) gebaut. Für das Projekt in Badagry wurden im Oktober 2022 staatliche Mittel in Höhe von 2,6 Milliarden US$ genehmigt. Das Projekt befindet sich im Planungsstadium und soll als BOOT-Modell (Built-Own-Operate-Transfer) realisiert werden. Die geplante Kapazität beträgt 3,9 TEUR (Twenty-foot equivalent unit), 24 Millionen Tonnen Cargo und 1,2 Millionen Fahrzeuge. Der Hafen soll über verschiedene Terminals für Stückgut, Container, RoRo (Roll-on, Roll-off) und Getreide verfügen.

Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Abuja und Lagos schreitet voran. Kürzlich eingeweiht wurde die "Blue Line", ein Streckenteil von insgesamt sieben Linien des Stadtbahnprojektes "Light Rail Project" in Lagos. Gebaut und finanziert wurde die "Blue Line" von der China Civil Engineering Construction Company (CCECC). Die nächste geplante rote Linie wird ebenfalls von CCECC gebaut.

Aussichten für Immobilienmarkt wieder besser

Der Immobilienmarkt wuchs im Jahr 2022 um 4 Prozent. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ist riesig. Das Defizit wird auf 22 bis 28 Millionen Einheiten geschätzt. Hier investiert vor allem der Staat, im Jahr 2019 verkündete die Regierung, 500.000 neue Einheiten bis 2024 zu bauen. Bislang wurden etwa 35.000 Einheiten gebaut beziehungsweise befinden sich noch im Bau.

Private Investoren engagieren sich eher im Hochpreissegment bei Wohnungen und Gewerbeimmobilien. Große Projekte wie Eko Atlantic City in Lagos und Centenary City in Abuja kommen jedoch nur langsam voran. Während sich das Segment Wohnimmobilien als relativ robust erwiesen hat, ist der Markt für gewerblich genutzte Immobilien wenig dynamisch. Trotzdem sind Branchenkenner optimistisch. Zunehmende Urbanisierung und eine wachsende Mittelschicht dürften für eine stärkere Nachfrage sorgen.

Energieeffizientes Bauen wird gefördert

Der Gebäudesektor und die Bauwirtschaft verursachen etwa 40 Prozent der CO2-Emissionen. Nigeria möchte deshalb den Gebäudesektor emissionsärmer und energiesparender gestalten. Vor allem Neubauten sollen gefördert werden. Finanzielle Unterstützung kommt unter anderem vom Klimafonds der Vereinten Nationen, der 220 Millionen Euro für die Ausführung des Programms für Energieeffizienz (PEEB Cool) in Gebäuden in insgesamt elf Ländern vorsieht. 

Industriebau: Gaskapazitäten werden weiter ausgebaut

Die Eröffnung der Ölraffinerie von Dangote wird für Ende dieses Jahres erwartet. Die Dangote-Düngemittelfabrik – die größte Afrikas – wurde 2022 eingeweiht und produziert für den einheimischen und ausländischen Markt. Ein Joint-Venture der Nigeria National Petroleum Company und Shell, TotalEnergies und Eni baut derzeit die Kapazitäten des Gasterminals in Bonny Island aus. Die Produktion soll von 22 Millionen Tonnen pro Jahr auf 30 Millionen Tonnen pro Jahr ausgeweitet. Die Fertigstellung des 6,5 Milliarden US$-Projekts soll bis 2026 erfolgen.

Vermehrt ausländische Unternehmen am Markt vertreten

Die Bauindustrie besteht aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie großen Unternehmen. Lokale und internationale Firmen sind gleichermaßen am Markt vertreten. Das seit den 1960er Jahren in Nigeria aktive Unternehmen Julius Berger, das früher zum deutschen Baukonzern Bilfinger Berger gehörte, war lange Zeit Marktführer. Mittlerweile sehen Branchenkenner jedoch die China Civil Engineering Construction Corporation als das marktdominierende Unternehmen an. Weitere große Player sind zudem Arab Contractors (Ägyptisch), Reynolds Construction (USA), Setraco (Libanesisch), Bouygues (Französisch) und Cappa d´Alberto (Italienisch).

Für deutsche Unternehmen können sich Geschäftschancen bei Ingenieurs- und Architektendienstleistungen oder als Lieferanten ergeben. Der Bedarf an Baumaschinen und Werkzeugen dürfte künftig wieder steigen. Gleiches gilt für Baumaterialien. Bis auf Zement muss ein Großteil der Baustoffe importiert werden. Künftig wird zudem der Markt für alternative Baustoffe und nachhaltiges Bauen wachsen.

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