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Ostasien steht im Mittelpunkt neuer Unterseekabelprojekte

Das globale Netzt an digitalen Unterseekabeln wächst, gerade in Ostasien sind viele neue Projekte geplant. Dabei geht es nicht nur um stabiles Internet, sondern auch um Geopolitik.

Von Jürgen Maurer | Taipei

Die digitale Welt hängt an Unterseekabeln. Sie transportieren fast den gesamten globalen Internetverkehr zwischen den Kontinenten. Ohne sie wären E-Commerce, Streaming, Finanztransaktionen oder KI-Anwendungen undenkbar. Prognosen zeigen: Bis 2040 wird sich die Gesamtlänge der Unterseekabel weltweit verdoppeln. Besonders Ostasien steht im Fokus – aus wirtschaftlichen wie geopolitischen Gründen. Wir stellen die größten Projekte in der Region vor und zeigen Beteiligungsmöglichkeiten für deutsche Zulieferer auf.

 

  • Unterseekabel transportieren den globalen Datenverkehr. Neu geplante Kabelprojekte werden zunehmend zum geopolitischen Machtinstrument. China bleibt hier immer öfter außen vor.

    Weltweit dürften etwa 1,6 Millionen Kilometer an neuen Unterseekabeln zur Datenübertragung zwischen 2026 und 2040 ihren Dienst aufnehmen, prognostiziert die auf Telekommunikationsdaten spezialisierte Firma TeleGeography. Dies entspricht einer Verdoppelung der derzeitigen Gesamtlänge, die Ende 2025 fast 1,6 Millionen Kilometer erreichen soll.

    Mehr als 600 Kabelverbindungen unter den Weltmeeren sind bereits in Nutzung oder gegenwärtig in Planung. Darüber hinaus werden bestehende Kabel ersetzt, sei es wegen Abnutzung oder Modernisierung. Bandbreite spielt eine große Rolle, weswegen ältere Kabel stillgelegt werden. Die meisten neuen Unterseekabelprojekte für Datenübertragung sind laut TeleGeography im Asien-Pazifik-Raum zu finden, wo der Ausbau von 5G-Telekommunikation, Cloud Computing und Rechenzentren schnell voranschreitet. Mir einem Anteil von 58 Prozent der weltweiten Internetnutzer ist diese Region ein Hotspot im internationalen Datenverkehr. 

    Internetkonzerne geben verstärkt den Takt an 

    Einige neue Vorhaben werden von den Hyperscaler-Unternehmen aus den USA, wie Meta, Google, AWS und Microsoft, initiiert, mitfinanziert oder ganz auf eigene Kosten umgesetzt. Hyperscaler verfügen über hohe finanzielle Mittel und haben großes Interesse an ausreichend Kapazitäten, Resilienz und globaler Reichweite. Das ambitionierteste Vorhaben hat der Technologiekonzern Meta im Februar 2025 angekündigt: das Waterworth-Project soll fünf Kontinente verbinden und circa 50.000 Kilometer lang werden.

    Die meisten bestehenden Unterseekabelprojekte sind bislang Kooperationsprojekte nationaler Telekommunikationsanbieter und Regierungen verschiedener Länder, die sich in Konsortien zusammenschließen. Jedoch erweist sich die Bildung neuer Konsortien als zunehmend schwierig, wenn es um die Finanzierung und um nationale Hoheitsinteressen geht. Neben dem Ausbau der digitalen Infrastruktur geht es den Regierungen und den Versorgern auch um den Schutz der Kommunikationsverbindungen und um nationale Sicherheitsinteressen.

    "Die Rahmenbedingungen im Unterseekabel-Business haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert”,

    erläutert Vincent Lemaire, Vice President Special Projects beim französischen Unterwasserkabelanbieter Alcatel Submarine Networks. “Regierungen nutzen ihre Kontrollmacht wieder verstärkt innerhalb ihrer Territorialgewässer und ausschließlichen Wirtschaftszonen. Genehmigungen zu erlangen, um Kabel zu verlegen und zu installieren, ist aufgrund dieser Kontrolle und wegen der sich verändernden geopolitischen Bedingungen schwieriger geworden."

    Geopolitische Spannungen haben zugenommen

    Geopolitische Spannungen und hybride Bedrohungen haben sich in den letzten Jahren deutlich verstärkt. Sprengstoff und Unterwasserdrohnen stellen eine reale Gefahr dar und können gezielt Zerstörung verursachen, wie Vorfälle mit durchtrennten Kabeln etwa in der Ostsee und in der Taiwan-Straße zeigten. Die Unterbrechung des Datenflusses kann sehr hohe ökonomische Kosten und Sicherheitslücken nach sich ziehen. Deshalb setzen Regierungen und private Anbieter Resilienz und Ausfallschutz ganz oben auf ihre Prioritätenliste. Unterseekabel liegen nicht überall tief genug, um vor Zugriff und Beschädigung sicher zu sein. Sowohl menschliche Einflüsse wie Anker, Schleppnetze oder Sabotage als auch natürliche Faktoren wie Hangrutsche, Erdbeben oder unterseeische Vulkanausbrüche führen zu Beschädigungen und Ausfällen.

    Unterseekabelausfälle:

    Jährlich werden durchschnittlich etwa 200 Unterseekabelausfälle weltweit gemeldet. Die überwiegende Zahl war auf Fischfang- und Ankervorfälle zurückzuführen. Geologische Ursachen machten 7 Prozent der Vorfälle aus, Abnutzung 4 Prozent und 3 Prozent betraf Fehler in den Landestationen. Direkte Sabotage lässt sich meist nicht nachweisen, da Fischerboote und andere nicht militärische Schiffe dazu benutzt werden können. Reparaturen sind hauptsächlich in den Küstenzonen erforderlich, nur 2 Prozent mussten auf hoher See erfolgen.

    Quelle: International Cable Protection Committee, 2025

    China wird zunehmend aus Projekten ausgeschlossen

    Vor dem Hintergrund höherer geopolitischer Spannungen will die EU mit dem "EU Action Plan on Cable Security" von 2025 Unterseekabel als kritische Infrastruktur verstärkt schützen. Japan hat Unterseekabel ebenfalls 2025 zur Liste kritischer Infrastruktur hinzugefügt und eine Überprüfung der eingesetzten Kabelteile gestartet, um chinesische Zulieferungen auszusondern, ähnlich wie es die USA tun. Denn China wird zunehmend als Konkurrent betrachtet. Dies betrifft sowohl die Zulieferung von Bauteilen für die Kabelinfrastruktur als auch die Kontrolle der Datenflüsse.

    Die Botschaft ist klar: Seekabel sind keine Randinfrastruktur mehr – sie sind kritische Schlüsselressourcen für globale Sicherheit und digitale Inklusion.

    Wayne Nielsen Gründer und Publisher vom Submarine Telecoms Forum

    Bereits 2020 haben die USA die sogenannte "Clean Network Initiative" gestartet, um Telekommunikationsinfrastruktur, inklusive Unterseekabel, ohne chinesische Teile oder Beteiligung anzustreben. Dies wurde im August 2025 durch Vorschriften und Verfahren namens "Submarine Cable Landing License Rules and Procedures” konkretisiert. Verbindungen, die in die USA führen, dürfen keine Bauteile beinhalten, die in China produziert, gewartet oder repariert werden. Von daher sind neue Projekte der USA mit chinesischer Beteiligung auf Eis gelegt.

    Bestimmte chinesische Branchenfirmen stehen auf einer schwarzen Liste der USA. Darunter ist auch HMN Tech, ehemals Huawei Marine Networks. Das Unternehmen expandierte zwischen 2008 und 2020 sehr schnell als Nutznießer der chinesischen digitalen Seidenstraßenpolitik. Dies ist Teil des Technologiekrieges, der seit mehreren Jahren zwischen den USA und China entfacht ist. Doch auch andere Länder verzichten vermehrt auf chinesische Anbieter und suchen alternative Lösungen. In Ost- und Südostasien ist dieser Konkurrenzkampf am stärksten zu beobachten. 

    Von Jürgen Maurer | Taipei

  • In Ostasien wächst das Netz an Unterseekabelverbindungen, um digitale Konnektivität und Resilienz zu stärken. Japans Bedeutung nimmt dabei zu, die von China ab.

    Ostasien spielt als Teilregion des Asien-Pazifik-Raums eine zentrale Rolle bei neuen Unterseekabelprojekten. Neben lokalen Telekommunikationsunternehmen investieren zunehmend auch kapitalstarke US-Techkonzerne. Beispiele sind die geplanten Datenkabelprojekte "Candle", "Taihei" und "ORCA", bei denen Meta und Google als Eigentümer oder als Mitglieder von Konsortien aktiv sind.

    China und Hongkong verlieren Anschluss

    Auffällig ist, dass bei den neu geplanten Kabelverbindungen China, inklusive Hongkong, nicht mit Landestationen eingebunden werden, insbesondere wenn diese eine Verbindung mit den USA herstellen. Hingegen sind insbesondere Japan und Taiwan in den meisten Unterseekabelnetzen als Knotenpunkte integriert.

    Laut Nikkei Asia hat China seit 2010 weltweit in mehr als 65 Datenkabelprojekte investiert oder diese durchgeführt. Nach wie vor werden Projekte, die im Rahmen der sogenannten Belt and Road Initiative laufen, mit chinesischer Technologie ausgestattet. Die Einbeziehung Chinas in multinationale Unterseekabelprojekte hat jedoch stark abgenommen. Damit bleiben chinesische Firmen auch bei der Lieferung von Kabeln oder Wartungsdienstleistungen weitgehend außen vor.

    Taiwan setzt auf stabile Verbindungen  

    Taiwan hat eine nationale Strategie, um Unterseekabel als kritische Infrastruktur zu schützen. Im Juli 2025 hat die Legislative den Telecommunications Management Act ergänzt. Dieser sieht hohe Haft- und Geldstrafen vor, wenn Unterseekabel und deren Landestationen wissentlich beschädigt werden. Das Ministry of Digital Affairs unterstützt den Ausbau der Resilienz, beispielsweise mit Backup-Systemen und parallelen Verbindungen verschiedener Telekommunikationsanbieter.

    Was sind Landestationen?

    An Landestationen kommen Unterseekabel an Land. Sie spielen eine wichtige Rolle als Bindeglieder zwischen Unterseekabeln und der terrestrischen Telekommunikationsinfrastruktur, wie insbesondere Datenzentren. Wenn viele verschiedene Kabelstränge an wenigen Landestationen zusammenkommen, steigt die Vulnerabilität bei Ausfällen.

    Die bislang existierenden acht Landestationen der Insel gehören zumeist dem größten taiwanischen Telekommunikationsunternehmen Chunghwa Telecom. Laut des Taiwan Network Information Centers ist die Insel Mitte 2025 durch 14 Unterseekabel mit anderen Ländern verbunden. Zudem bestehen einige Kabelverbindungen zwischen Taiwan und den vorgelagerten Inseln. Nicht zuletzt ist seit 2013 ein direktes Unterseekabel zwischen Taiwan und China in Nutzung. Weitere innerasiatische und transpazifische Verbindungen sind in Planung und Umsetzung (siehe Karte).  

    Japan gewinnt weiter als Zentrum der Pazifikverbindungen an Bedeutung

    Japan ist in Ostasien einer der wichtigsten Knotenpunkte für Unterseekabel. Hier existieren laut Submarine Cable Networks allein 24 Landestationen und eine noch größere Zahl an Unterseekabelanschlüssen. Die meisten stellen die Verbindung zwischen den USA und den westpazifischen Anrainerländern her. Jeweils eine neue Landestation auf der nördlichen Insel Hokkaido und auf der südlichen Insel Kyushu sollen beim sogenannten E2A-Projekt (siehe Karte) hinzukommen, wofür die japanische Softbank den Auftrag der Regierung erhalten hat. 

    Mit dem Ziel höherer Resilienz strebt Japan eine Dezentralisierung von Datenzentren und Unterseekabeln an und unterstützt dies durch Subventionen. Im Mai 2025 hat Japans Wirtschaftsministerium Unterseekabel zur Schlüsseltechnologie erklärt, um die wirtschaftliche Sicherheit durch Risikostreuung zu stärken. Zudem ist für die japanische Branchenfirma NEC das Ziel gesetzt, bis 2030 im Markt für Unterseekabel einen globalen Anteil von mindestens 35 Prozent zu erreichen (2025 circa 20 Prozent). 

    Südkorea mit nur wenigen Landestationen 

    Südkorea hat im Vergleich zu seinen ostasiatischen Nachbarn weniger Landestationen für Unterseekabel - Busan, Keoje und Taean sind die gegenwärtig hauptsächlich genutzten Standorte. Bei dem geplanten Kommunikationsnetz AUG East, das bis 2029 entstehen soll, ist Gunsan in der Provinz Jeolla als weitere Landestation vorgesehen. 

    Laut einem Bericht des Taejae Future Consensus Institute laufen im Falle Südkoreas zehn der elf internationalen Unterseekabelverbindungen über Japan und Taiwan. Dies wird mit den neuen Kommunikationsnetzen E2A und AUG East noch weiter zulegen. Das schafft mehr Alternativrouten und höhere Übertragungskapazitäten, kann aber, falls Taiwans Verbindungen unterbrochen würden, die Verwundbarkeit Südkoreas erhöhen. Bislang hat Südkorea keine nationale Strategie zum Schutz der Unterseekabel.  

    Von Jürgen Maurer | Taipei

  • Die meisten Zulieferer bei Unterseekabelprojekten kommen aus Europa, Japan und den USA. Sie produzieren, verlegen und warten Unterseekabel für die Datenübertragung.

    Zu den größten Branchenfirmen für Unterseekabel gehören: Alcatel Submarine Networks (ASN) aus Frankreich, NEC aus Japan und SubCom aus den USA. Laut Statistiken von TeleGeography und Submarine Telecoms Forum sind diese drei Firmen die wichtigsten Anbieter bei Kabelproduktion, verlegten Kilometern wie auch geplanten Projekten. Zudem sind Nexans (Frankreich), Elettra und Prysmian (Italien) und HMN Tech aus China zu nennen. 

    In Ost- und Südostasien ist NEC der vornehmliche Lieferant von Unterseekabeln. Seinen derzeitigen Anteil von etwa 20 Prozent am Weltmarkt will das japanische Unternehmen bis 2030 auf 35 bis 40 Prozent ausbauen. NEC bekommt dabei Rückendeckung von der japanischen Regierung, die sich zum Beispiel an der Finanzierung von NEC-eigenen Kabelverlegungs- und Reparaturschiffen beteiligen will. Denn bislang greift NEC auf spezialisierte Firmen zurück, die Schiffe für die Verlegung und die Reparatur von Kabeln auf Charter-Basis vermieten.

    Umfangreiche Ausrüstung für Wartung und Kontrolle erforderlich 

    Die gegenwärtig eingesetzte Flotte solcher Spezialschiffe gibt TeleGeography weltweit mit 61 Wasserfahrzeugen an: 26 für Kabelverlegung, 19 für Wartung und 16 für beide Funktionen. Sie werden betrieben von Firmen wie ASN (Frankreich), SubCom (USA), Orange (Frankreich), OMS Group (Malaysia), Keppel (Singapur) oder ASEAN Cableship (Singapur). Von den 61 Schiffen werden bis 2040 etwa die Hälfte eine Betriebsdauer von 40 Jahren erreicht haben und müssen ersetzt werden. Dafür schätzt TeleGeography die erforderlichen Investitionen auf 3 Milliarden US-Dollar. 

    Zudem wird eine Reihe von Ausrüstungen gebraucht, um die Verlegung, Überprüfung, Wartung und Reparatur von Unterseekabeln durchzuführen. Dazu gehören unter anderem Verlegefräsen, mobile Röntgengeräte, Unterwasserdrohnen, Tauchboote, aber auch Hard- und Softwarelösungen zur Kontrolle und zum Schutz der Datenadern. 

    Deutsche Firmen wirken mit

    Eine Kontrolltechnologie hat beispielsweise das in Böblingen beheimatete Unternehmen AP Sensing entwickelt. Dessen Distributed-Acoustic-Sensing-System nutzt die Kabel als eine Art Sonarkette und kann so kontinuierliche, großflächige Überwachung von Unterwasseraktivitäten entlang der Kabel durchführen. Unterwasserdrohnen für die Überwachung von Unterwasserinfrastruktur bietet etwa das Bremer Unternehmen Euroatlas an.

    Wenn Unterwasserkabelsysteme stillgelegt werden, kommt Oceanic Environmental Cables GmbH ins Spiel. Das norddeutsche Unternehmen kauft ausgediente Unterseekabel, holt sie mit eigenen Schiffen vom Meeresboden und recycelt die wertvollen Ressourcen zu neuen Kabeln. Laut Angaben des Submarine Telecoms Industry Report wurden zwischen 2015 und 2025 ungefähr 480.000 Kilometer an Unterseekabeln außer Dienst gestellt. 

    Von Jürgen Maurer | Taipei

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