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IT-Services aus Pakistan: Chancen für deutsche Unternehmen

Pakistans IT-Exporte boomen und sollen weiter wachsen. Doch deutsche Kunden bleiben rar – trotz niedriger Kosten, guter Englischkenntnisse und staatlicher Förderung.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Die Leute des Pakistan Software Export Board (PSEB) sind gerade viel unterwegs. Die Berliner Tech- & Start-up-Messe Gitex Europe Ende Juni 2025 war nur eines von ein bis zwei internationalen Events pro Monat, bei denen die staatliche Förderbehörde pakistanische IT-Firmen unterstützt, ausländische Kunden zu finden. Pakistans IT-Serviceexporte haben sich in den letzten fünf Jahren fast verdreifacht. Sie sollen sich nach den Plänen der Regierung bis 2029 noch einmal vervierfachen und dann 15 Milliarden US-Dollar (US$) einbringen. 

Pakistan liefert bislang kaum IT-Dienste nach Deutschland

Nach Deutschland gingen im letzten Fiskaljahr (bis Juni 2025) nur 0,9 Prozent der pakistanischen Branchenexporte, meldet die Zentralbank SBP. Die mit Abstand meisten Kunden kommen aus den USA und anderen Ländern, in denen Englisch zumindest die Geschäftssprache ist.

Die exportierten Dienstleistungen (Information Technology/IT, und IT-enabled Services/ITeS) entsprechen nach Abgrenzung der pakistanischen Steuerbehörde weitgehend Tätigkeiten des Business Process Outsourcing (BPO). 

Top bei Kosten, Schlusslicht beim Umfeld

Pakistan punktet international vor allem mit niedrigen Kosten. Im letzten Global Service Location Index (2023) des Beraters Kearney lag das Land unter 78 untersuchten Staaten dabei an der Spitze. Bei der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal reichte es noch für das Mittelfeld. Schlusslicht ist Pakistan hingegen bei der Bewertung des Geschäftsumfelds. Hauptgründe dafür sind die Unsicherheit und politische Instabilität im Land. Hinzu kommen Mängel in der Infrastruktur und im behördlichen Umfeld. 

Pakistans IT-Sektor im internationalen Vergleich Global Services Location Index 2023 von Kearney: Ranking mit 78 Staaten
Merkmal (Rang)

Pakistan 

Bangladesch

Indien

Rumänien

Ghana

Finanzielle Attraktivität

1

7

6

28

8

Verfügbarkeit von Fachkräften

32

45

3

34

72

Digitale Resonanz *)

51

69

24

59

53

Geschäftsumfeld

78

77

61

45

74

* ein Maß dafür, wie die IT auf Wirtschaft und Gesellschaft einwirkt.Quelle: Kearney, The 2023 Kearney Global Services Location Index

Fachkräfte sind relativ preiswert

Das durchschnittliche monatliche Gehalt für einen Softwareingenieur in Pakistan weist das Job-Portal Indeed aktuell mit knapp 350 US$ aus (Indien: 680 US$). Berufsanfänger müssen sich nach einer Aufstellung im Portal Paknews mit 175 US$ begnügen. Fachkräfte mit zehnjähriger Berufserfahrung hingegen erhalten in internationalen Konzernen demnach bis zu 2.800 US$. 

Pakistan ist laut PSEB das Land mit der drittgrößten englischsprechenden Bevölkerung, nach den USA und Indien. Das pakistanische Englisch gilt zudem als relativ gut verständlich, was gerade deutsche Kunden schätzen dürften. Der IT-Minister bezifferte im Oktober 2023 die Zahl der Absolventen in IT-Fächern mit 75.000 jährlich. Er sagte aber auch, dass davon nur rund 3.000 fit seien für eine Anstellung in IT-Unternehmen. 

Eine Studie des International Trade Center (ITC) verortet die Zahl der IT-Absolventen von Hochschulen eher bei 25.000. Neue Kräfte würden zudem an den Anforderungen von Kunden etwa aus dem BPO-Sektor vorbeigeschult. Ein Grund dafür wiederum sei eine mangelhafte staatliche Regulierung des Arbeitsmarkts. Laut PSEB fehlen der IT-Branche 200.000 Fachkräfte. 

Infrastruktur gilt als Schwäche

Die physische Infrastruktur Pakistans erhält eher schlechte Bewertungen. In der Telekommunikation liegt das Land im Ranking der International Telecommunication Union (ITU) nur auf Rang 140 von 164 Staaten, auch wenn sich das Niveau in den letzten Jahren verbessert hat. Das PSEB selbst nennt Unterbrechungen des Internets, die ITC-Studie auch "riesige Probleme" durch Stromausfälle. Außerdem sind Büroflächen teuer, besonders in der Wirtschaftsmetropole Karatschi. Dort liegen die Mietpreise um ein Drittel über denen in Lahore und Islamabad. 

Bislang wurden rund 50 IT-Einrichtungen mit staatlicher Hilfe durch mehrere Programme realisiert. Dabei geht es um Software-Technologieparks (STP) und IT-Ausbildungseinrichtungen (e-Rozgaar Centres), die der PSEB verwaltet. In den STP arbeiten laut Finanzministerium aktuell 350 Firmen mit insgesamt 4.600 IT-Mitarbeitenden. Die Regierung will bis zum Fiskaljahr 2027 rund 250 e-Rozgaar Centres eingerichtet haben. 

Hilfreich sind für die IT-Branche auch die Nationalen Inkubationszentren. Diese sind ebenso wie das PSEB im IT-Ministerium angesiedelt. Sie haben laut Finanzministerium über 1.900 Start-ups angeschoben, die insgesamt 185.000 Jobs geschaffen hätten. An der Women’s University of Bagh eröffnete das PSEB kürzlich auch den ersten "Frauen-Softwarepark".

Staatliche Incentives in Pakistans IT-Sektor *)

Incentive

> 0,25 Prozent Steuer auf Exporteinnahmen (sonst: 1 Prozent)
> 3-jährige Steuerbefreiung
> eigene Tochtergesellschaften (100% Anteil) erlaubt
> vollständige Repatriierung der Gewinne erlaubt
* gelten für Firmen, die sich beim PSEB registrieren.Quelle: Pakistan Software Export Board, 2025

Bei der Datensicherheit gilt Pakistan, wie auch Indien und Bangladesch, in Asien als Vorbild. Das Land hat sich im aktuellen Global Cyber Security der ITU gegenüber den Vorjahren stark verbessert und liegt unter 194 Ländern jetzt auf Rang 40. Geistige Schutzrechte indes sind laut ITC nur schwach geschützt. 

Mangelnde Verfügbarkeit von Kapital ist ein Problem, das sich die IT-Branche mit großen Teilen von Pakistans Wirtschaft teilt. Banken verleihen nur zögerlich und teuer Geld. Im Hinblick auf finanzielle Förderungen durch den Staat klagen Befragte in der ITC-Studie über viel Bürokratie. 

Branche mit vielen Firmen und Freelancern

Pakistans IT-Sektor zählt rund 19.000 Firmen mit 150.000 Angestellten, sagte der IT-Minister 2023 gegenüber der Presse. Das PSB konstatiert über 26.000 IT- und ITeS-Unternehmen, die bei der Wertpapierbehörde (SECP) registriert sind. Wichtig sind auch IT-Selbständige. Davon soll es 2,3 Millionen geben, wovon aber nur 38.000 ein Bankkonto hätten. Diese "Freelancer", von denen vier Fünftel auch oder ausschließlich für ausländische Kunden arbeiten, erbringen 15 Prozent der Exporte von IT und ITeS.

Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in Pakistans IT-Sektor erreichten in den letzten drei Fiskaljahren laut Zentralbank netto rund 30 bis 40 Millionen US$ pro Jahr. Das waren 2 Prozent aller FDI-Flüsse nach Pakistan. Rund 85 Prozent des Kapitals flossen in IT-Dienste, der Rest in Softwareentwicklung. Für die Entwicklung von Hardware gab es praktisch kein Kapital. Die Investitionen stammen laut ITC überwiegend aus den USA und dabei namentlich von Personen mit pakistanischem Hintergrund. 

Kontakte und Quellen für weitere Informationen
InstitutionErläuterung
Deutsch-Emiratische Industrie- und Handelskammer Für Pakistan zuständige Auslandshandelskammer
P@SHA / Pakistan IT Industry Associationwichtigster IT-Verband
Pakistan Freelancers Association (PAFLA)Verband; mit einer Jobbörse
Pakistan Software Export Boardgehört zum Ministry of IT & Telecom, viele Brancheninfos
National Incubation Centergehört zum Ministry of IT & Telecom; regionale Websites
Freelancing Landscape of PakistanInfos zu dem Sektor
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Juli 2025

In Pakistan kümmert sich eine Vielzahl von Behörden und anderen Organisationen um die IT-Branche. Die ITC-Studie gibt dazu einen Überblick sowie Einschätzung auf Basis von Branchenbefragungen ("Institutional capacity", Seite 54).

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