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Hochbau: Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz
Trotz hoher Energiepreise ist grünes Bauen noch kaum verbreitet. Anbieter von nachhaltigen Baustoffen und Green-Building-Lösungen treffen aber auf eine wachsende Nachfrage.
01.12.2025
Von Boris Alex | Kuala Lumpur
Die Philippinen haben sich im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens dazu verpflichtet, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 gegenüber einem Basisszenario, in dem keine Maßnahmen ergriffen werden, um 990 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent zu reduzieren. Gemäß den Nationally Determined Contributions könnte im Energiesektor mit 587 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent der Großteil der Einsparungen realisiert werden. Darunter fällt auch der Gebäudesektor. Den Investitionsbedarf für Klimaschutzmaßnahmen im Energiesektor beziffert die philippinische Climate Change Commission bis 2030 auf rund 37 Milliarden US-Dollar (US$).
Gebäudekühlung verbraucht die meiste Energie
In ihrer Philippine Energy Efficiency and Conservation Roadmap (2023-2050) hat die Regierung Einsparziele zum Energieverbrauch nach Sektoren sowie konkrete Maßnahmen zur Zielerreichung formuliert. Im Wohnungssektor sollen demnach bis 2050 insgesamt 300 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent eingespart werden. Nach Daten des Department of Energy (DOE) hatte dieser 2022 einen Anteil von 22 Prozent am gesamten Energieverbrauch der Philippinen. Mit 56 Prozent entfällt der Löwenanteil auf die Gebäudekühlung, weitere 11 Prozent auf die Beleuchtung. Angesichts der im regionalen Vergleich hohen Strompreise von rund 0,20 US$ pro Kilowattstunde für private und 0,15 US$ je Kilowattstunde für gewerbliche Abnehmer können sich Investitionen in Energiesparmaßnahmen im Bausektor relativ schnell auszahlen, so die Aussage des Philippine Green Building Council (PHILGBC).
Im Wirtschaftsbau könnte sich der jährliche Strombedarf bis 2050 auf 164 Terawattstunden verdreifachen, so die Prognose des DOE. Wachstumstreiber sind auch hier insbesondere die Gebäudekühlung sowie Beleuchtung und Gebäudetechnik, vor allem in Shopping Malls, Bürohäusern und Hotels. Mit dem Bau energieintensiver Gebäude wie Rechenzentren sowie Lagerhäusern und Logistikzentren könnte der Stromverbrauch sogar noch schneller steigen. Gemäß der Energieeffizienz-Roadmap sollen im Wirtschaftsbau bis 2050 rund 120 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent eingespart werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten Unternehmen verstärkt Mittel in moderne, energieeffiziente Klimatechnik stecken. Laut PHILGBC investieren zunehmend auch heimische Unternehmen in Stromsparmaßnahmen, davor waren es vor allem multinationale Konzerne.
Green-Building-Vorschriften nur für größere Gebäude
In den letzten zehn Jahren wurde eine Reihe von Gesetzen und Vorschriften zum nachhaltigen Bauen von der Regierung verabschiedet. Der Philippine Green Building Code ist Teil des National Building Codes und definiert Standards zu Energieeffizienz, Wasserverbrauch und Baumaterialien für Neubauten und für Renovierungen. Im Rahmen des Energy Efficiency & Conservation Act wurden 2020 die Guidelines on Energy Conserving Design of Buildings veröffentlich. Darin sind die energetischen Entwurfs- und Baurichtlinien sowie die Anforderungen an die Dokumentation zusammengefasst. Das Handbuch deckt die Gebäudehülle sowie die mechanischen und elektrischen Haussysteme ab.
Die Richtlinien werden bei neuen Gebäuden sowie bei Umbauten und Erweiterungen von Bestandsbauten mit einer Gesamtbruttogeschossfläche von mindestens 10.000 Quadratmetern oder einer angeschlossenen elektrischen Leistung ab 112,5 Kilovoltampere angewandt. Parallel dazu wurde das Philippine Standards and Labelling Program (PSLP) für Klimageräte und das Nationwide Residential Lighting Program für Beleuchtung eingeführt. Ein Sterne-Bewertungssystem informiert die Konsumenten über den Energieverbrauch der Produkte. Die Hersteller sind verpflichtet, ihre Geräte durch Standardtests klassifizieren zu lassen und entsprechend zu kennzeichnen. Die Regierung will das PSLP-Label auf weitere Haushaltsgeräte ausdehnen.
Zahl der LEED-zertifizierten Gebäude steigt
Nach Aussagen des PHILGBC wächst zwar die Wahrnehmung für das Thema nachhaltiges Bauen, der Markt für Lösungen und Produkte spielt sich aber vor allem im Wirtschaftsbau und bei großen Wohnungsprojekten, die unter die Guidelines on Energy Conserving Design of Buildings fallen, ab. Dabei könnte auch bei kleineren Bauvorhaben oder bei Einfamilienhäusern durch eine verbesserte Gebäudedämmung oder mehrfach verglaste Fenster der Energieverbrauch deutlich reduziert werden. Allerdings scheuen viele Bauherren in diesem Segment die vergleichsweise höheren Investitionskosten, auch wenn sich diese angesichts der hohen Strompreise relativ schnell amortisieren würden, so der Verband.
Die Zertifizierung von grünen Gebäuden gewinnt in den Philippinen an Bedeutung. Ende August 2025 waren landesweit 468 Gebäude nach dem Leadership in Energy and Environmental Design (LEED)-Standard registriert. Im laufenden Jahr waren bis Ende August 40 Gebäude hinzugekommen und damit so viele wie im gesamten Jahr 2024. Gut die Hälfte der insgesamt registrierten Gebäude haben ein LEED-Zertifikat erhalten, davon 62 Prozent die Auszeichnung Gold und 11 Prozent Platin. Neben LEED gibt es in den Philippinen noch ein vom PHILGBC entwickeltes und durchgeführtes Rating-System für Gebäude. Im Rahmen des Building for Ecologically Responsive Design Excellence kann auf freiwilliger Basis das Abschneiden von neuen und Bestandsgebäuden bei Kriterien wie Ressourcenverbrauch nach einem Sternesystem bewertet werden.