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Branchen | Portugal | Bekleidung, Schuhe

Schuhproduzenten investieren in Nachhaltigkeit

Portugal liegt bei den Exporten von Schuhen weltweit auf Rang 13. Die Hersteller investieren in Qualität und Nachhaltigkeit. Deutschland wird als Handelspartner immer wichtiger.

Von Oliver Idem | Madrid

Portugals Schuhhersteller wollen durch Investitionen ihre Position auf dem Weltmarkt stärken. Der Fachverband APICCAPS beziffert das Investitionsvolumen bis 2030 auf insgesamt 600 Millionen Euro. Die Gelder speisen sich aus der Schuhindustrie selbst und aus Fördermitteln der EU. So können die Unternehmen auf 140 Millionen Euro aus dem portugiesischen Aufbau- und Resilienzplan zurückgreifen.

Nach einer starken Ausweitung der Produktion in den vergangenen Jahren geht es den Unternehmen heute nicht um mehr Ausstoß. Stattdessen liegt der Schwerpunkt der Investitionen auf einer höheren Wertschöpfung und umweltfreundlichen Innovationen.

Kennzahlen der Schuhindustrie in Portugal 2022
Kategorie

Anzahl in Mio. Paar

Wert in Mio. US-Dollar

Preis in US-Dollar

Produktion

76

k.A.

k.A.

Inlandsverbrauch

52

k.A.

k.A.

Exporte

69

1.981

28,60

Importe

45

622

13,73

Quelle: World Footwear Yearbook 2023

Der Fokus der Schuhhersteller richtet sich insbesondere darauf, die Energieeffizienz in der Produktion zu verbessern und Fertigungsschritte zu automatisieren. Die Branche arbeitet weiterhin vor allem mit Leder als langlebigem Material. Auch in diesem Bereich wird an neuen Verarbeitungstechniken geforscht.

Darüber hinaus stehen neue biologische Werkstoffe, die Nutzung von recyceltem Kunststoff sowie die Wiederverwendung gebrauchter Fußbekleidung im Blickpunkt. Die Schuhhersteller arbeiten mit Naturmaterialien wie Kork und Holz, aber auch mit Fruchtschalen und anderen natürlichen Ausgangsstoffen. Auf der Konferenz "Novos Caminhos na Indústria de Calçado" im Dezember 2023 wurden einige weitere Beispiele präsentiert.

Schuhe aus Bambus, Kork und Apfelschalen

So entwickelte der Hersteller Savana einen nachhaltigen Schuh ohne Schnürsenkel auf der Grundlage eines Bambusfutters, einer Korkeinlegesohle mit einer recycelbaren Schaumstoffschale und einem Schaft aus Apfelschalen. Zudem arbeitet das Unternehmen mit gebrauchten Kaffeesäcken.

Der Produzent Monteiro Footwear stellte im Rahmen eines Projekts Schuhe aus Kastanienschalen und Olivenkernen her. Der Schuhhersteller Trofal setzt auf pflanzlich gegerbtes Leder als Material sowie Wassersohlen.

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Neben der Produktion von Schuhen wächst auch die Herstellung von Schuhkomponenten. Beispielsweise verkaufen sich Sohlen und Absätze aus portugiesischer Fertigung zunehmend auf den größeren Märkten der EU. Die meisten Unternehmen der Schuhbranche sind in Zentral- und Nordportugal angesiedelt. Der Branchenverband APICCAPS hat seinen Sitz in Porto und fungiert auch als Ansprechpartner für das Schuh- und Modecluster des Landes.

Das Forschungszentrum CTCP treibt die Modernisierung der Schuhindustrie an. Es setzt zum Beispiel Projekte zur Automatisierung und Robotik, Software, Biotechnologie und neuen Materialien um. CTCP verfügt über zwei Standorte. Einer davon befindet sich in Felgueiras nordöstlich von Porto, der andere südöstlich in São João da Madeira. 

Portugals Schuhbranche ist mit internationalen Märkten eng vernetzt

Die Schuhproduktion und der Schuhhandel sind für Portugal von besonderer Bedeutung. Rund 90 Prozent der im Inland produzierten Schuhe werden exportiert. Zwei Drittel davon sind Lederschuhe. Die Schuhproduzenten profitieren davon, dass Leder als Nebenprodukt in der bedeutenden Nahrungsmittelindustrie des Landes anfällt.

Das Land zählt zu den kleineren Akteuren auf dem Weltmarkt, der zu knapp 90 Prozent von Schuhen aus Asien dominiert wird. Um von dieser Konkurrenz nicht erdrückt zu werden, setzen die portugiesischen Hersteller auf Nachhaltigkeit und Innovationen. Die Exporte in Länder außerhalb der EU nehmen zu. Dafür sind vor allem zwei Zielmärkte verantwortlich: Das Vereinigte Königreich und die USA. Letztere zählen mit einem Importvolumen von knapp 100 Millionen Euro allerdings noch nicht zu den Top-5-Märkten.

Wichtigste Exportmärkte 2022
Zielland

Wert in Mio. US-Dollar

Anzahl in Mio. Paar

Deutschland

460

16,7

Frankreich

395

11,3

Niederlande

292

8,9

Spanien

154

9,1

Vereinigtes Königreich

122

4,2

Quelle: World Footwear Yearbook 2023

Umgekehrt wird der inländische Bedarf zu 87 Prozent aus Importen gespeist. Dabei unterscheiden sich die Materialien wesentlich von den im Inland gefertigten Schuhen. Portugal bezieht aus dem Ausland zu fast 80 Prozent Fußbekleidung aus Textilien, Gummi oder Kunststoffen.

Wichtigste Importmärkte 2022
Bezugsland

Wert in Mio. US-Dollar

Anzahl in Mio. Paar

Spanien

241

18,2

Frankreich

64

4,8

Belgien

63

1,9

Deutschland

60

3,3

China

59

12,1

Quelle: World Footwear Yearbook 2023

Zwei Faktoren tragen dazu bei, dass Portugal einen Exportüberschuss bei Schuhen erwirtschaftet. Einerseits wurden 2022 mit 69 Millionen Paar anderthalb Mal so viele Schuhe exportiert wie importiert. Zudem betrug der Durchschnittspreis im Export knapp 29 US-Dollar. Importierte Schuhpaare kamen hingegen im Mittel nur auf knapp 14 US-Dollar. Unter dem Strich ergab sich ein Überschuss von knapp 1,4 Milliarden Euro.

Deutschlands Bedeutung als Handelspartner nimmt sprunghaft zu

Deutschland ist der Handelspartner, mit dem der Warenaustausch zwischen 2018 und 2022 am stärksten zunahm. Während die Exporte in andere europäische Länder sanken, legten die Ausfuhren nach Deutschland wertmäßig um 23 Prozent zu.

Auch beim Wachstum der portugiesischen Importe im Betrachtungszeitraum lag Deutschland an der Spitze. Hier betrug die Zunahme sogar 43 Prozent.

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