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Branche kompakt | Rumänien | Bauwirtschaft

Der Autobahnbau wirkt positiv auf Rumäniens Bausektor

Der Bau von Fernstraßen und Logistikzentren treiben das Wachstum in der rumänischen Baubranche. Dies hat aber Grenzen: gestiegene Finanzierungskosten und Fachkräftemangel.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Markttrends

Die rumänische Baubranche entwickelt sich im Land positiv. Sie wuchs im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um real 13 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro (rund 33,3 Milliarden Lei, RON). Dies teilte das Nationale Statistikinstitut im Juni 2023 mit. Treiber dieser Entwicklung waren unter anderem von der EU geförderte Projekte, insbesondere für den Ausbau der Infrastruktur und den Bau von Nichtwohngebäuden. In Rumänien hatten Ende 2022 zahlreiche Straßenbauprojekte begonnen, die unter anderem mit EU-Finanzierung umgesetzt werden. Parallel dazu bauen Unternehmen Lager- und Logistikzentren aus.

Infrastrukturausbau ist Wachstumstreiber

Die Bauindustrie trägt rund 7 Prozent zur rumänischen Wirtschaftsleistung bei. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im Jahr 2022 um 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Besonders in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 beobachten wir einen Anstieg der öffentlichen Investitionen aus den europäischen Fonds", erklärt Ionut Dimitru, Chefvolkswirt der Raiffeisen Bank, der Zeitung Ziarul Financiar. Das Bauvolumen im Ingenieurbau hat gegenüber dem zweiten Halbjahr 2021 um 25 Prozent zugenommen. 

Marktvolumen der Bauwirtschaft in Rumänien 2020 und 2021

Kennziffer

2020 (in Millionen Euro) 1

2021 (in Millionen Euro) 2

Veränderung 2020/2021 (in Prozent)

Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon

601,2

572

-4,8

Wohnungsbau

493

421,6

-14,5

Wirtschaftsbau

204,6

205,1

0,3

Infrastrukturbau

73,9

111,3

50,6

Wert der erbrachten Ingenieur-, Architektur- und Consultingleistungen

288,4

216,5

-24,9

1 1 Euro = 4,8383 RON; 2 1 Euro=4,9215 RON.Quelle: Nationales Statistikinstitut, 2023

 

Der Ausbau der Autobahnen hat Priorität. Ziel ist, die transeuropäischen Korridore zu vervollständigen. Dabei handelt es sich unter anderem um die Autobahnen 1, 3 und 7 sowie um den Autobahnring um die Hauptstadt Bukarest. Private Aktivitäten sind stark im Logistik-, Industrie- und Einzelhandelsbau. Dies ist vor allem in Bukarest sowie in den Regionalzentren Timisoara, Cluj, Iasi und Brasov zu beobachten. Der Gesundheitssektor expandiert ebenfalls. Staatliche Projekte wie Regionalkrankenhäuser werden jetzt umgesetzt.

Hohe Kreditkosten bremsen privaten Wohnungsbau

Der Wohnungsbau ist dagegen rückläufig. Dies liegt an gestiegenen Kosten für Material und Baufinanzierung. "Gestiegene Investitionskredite sowie gestiegene Hypotheken machen den Bau einer eigenen Wohnung oder eines eigenen Hauses für private Haushalte kurzfristig weniger erschwinglich", heißt es in einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger. Mittelfristig jedoch stiegen die Haushaltseinkommen in Rumänien, sodass die Nachfrage nach neuem Wohnraum wieder zunehmen wird.  

Im privaten Wohnungsbau ist die energetische Sanierung ein vielversprechender Markt. Bis zum Jahr 2027, hat Rumänien von der EU 2,8 Milliarden Euro an Fördermittel zur Verfügung, um die Energieeffizienz von Wohngebäuden zu erhöhen. Die Regierung setzt dieses Geld im Rahmen der so genannten Sanierungswelle um. Gebäudebesitzer können sich beim Ministerium für Entwicklung und öffentliche Arbeiten um Fördermittel bewerben. 

Branchenstruktur und Rahmenbedingungen

Unter den ausländischen in Rumänien tätigen Anbietern befinden sich österreichische (zum Beispiel Porr, Strabag, Implenia), griechische (Aktor), türkische (IC Ictas Insaat), italienische (Astaldi, Impresa Pizzarotti, Condotte d'Acqua), spanische (FCC) und französische (Vinci, Bouygues, Alstom) Gesellschaften. Die deutschen Unternehmen werden für Fristeinhaltung und Qualität geschätzt. Zu den deutschen Bauunternehmen in Rumänien zählen unter anderem Max Bögl, Geiger, Heberger, Lupp, Wiebe und Züblin.

Für große Infrastrukturprojekte bilden sich internationale Joint Ventures. Die Arbeiten an der Donau-Hängebrücke bei Braila (im Südosten) werden von dem Joint Venture IHI Infrastructure Systems Co. Ltd. Japan und Astaldi (Italien) ausgeführt.

Große Aufträge gehen vor allem an ausländische Firmen. Sie haben den Vorteil der internationalen Erfahrung und einen besseren Finanzierungszugang sowie das Know-how der Projektabwicklung. Probleme bereiten bisweilen die hohen Preise deutscher Unternehmen im Ausschreibungsverfahren. Die Zusammenarbeit ausländischer und rumänischer Firmen ist sehr unterschiedlich ausgestaltet, je nach Unternehmensphilosophie und Bausegment. Bei manchen Bauprojekten werden obligatorisch lokale Subunternehmen mit rumänischen Architekten oder Ingenieuren aufgrund ihrer Kenntnisse im Bereich Bauvorschriften eingebunden.

Fachkräftemangel dämpft Wachstum

Grenzen des Wachstums in der Baubranche markieren die Verfügbarkeit von Fachkräften, insbesondere an Facharbeiten im Bereich Ingenieurbau. Die Anzahl der Angestellten im Baugewerbe war stark rückläufig in den vergangenen 14 Jahren. Im Jahr 2009 zählte das Statistikinstitut rund 500.000 Beschäftige, 2020 nur noch 400.000 Beschäftige. Im Jahr 2021 wuchs die Anzahl der Beschäftigten leicht auf 416.000 Beschäftigte an, berichtet das Nationale Statistikinstitut.

Bauunternehmen versuchen Arbeitskräfte aus Indien, Vietnam oder Nepal zu rekrutieren. Um Arbeitskräfte anzulocken, schreibt der Staat Bauunternehmen vor, mindestens einen monatlichen Bruttolohn von 4.000 Lei zu zahlen. Dafür gewährt der Staat Bauunternehmen Vergünstigungen bei Lohnsteuer- und Sozialabgaben.

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