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Branche kompakt | Rumänien | Chemische Industrie

Hohe Energiekosten belasten die Chemiebranche in Rumänien

Die Produktion der rumänischen Chemieindustrie ist rückläufig. Diese Lücke können deutsche Unternehmen füllen. Denn sie zählen zu den größten Lieferanten chemischer Erzeugnisse. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Ausblick der chemischen Industrie in Rumänien

Bewertung:

  • Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen bleibt aufgrund schwächelnder Industrieproduktion rückläufig.
  • Energiepreise bleiben die größte Wachstumsbremse.
  • Chemiebranche setzt auf Wasserstoff als Zukunftsmarkt.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Februar, 2024

Markttrends

Die anhaltend hohen Energiepreise machen der chemischen Industrie in Rumänien zu schaffen. Experten gehen deshalb davon aus, dass die Chemieunternehmen und das verarbeitende Gewerbe insgesamt 2024 weniger produzieren werden.

Strom für die Industrie stammt zum Großteil aus Kraftwerken, die Steinkohle und Erdgas verbrennen. Für diese Stromproduzenten steigen die Kosten, weil Emissionszertifikate immer teurer werden. Denn die EU wird in diesem Jahr das globale Angebot der Emissionszertifikate verringern. Damit bleiben die Stromkosten für industrielle Verbraucher wie die chemische Industrie vergleichsweise hoch. Das größte rumänische Chemieunternehmen, Chimcomplex, verzeichnete bereits 2023 einen Produktionsrückgang aufgrund steigender Energiekosten.

4,7 Milliarden US-Dollar

betragen die weltweiten Exporte chemischer Erzeugnisse aus Rumänien. 

Rumänien importiert mehr chemische Produkte als es exportiert. Im Jahr 2023 betrug das Handelsdefizit der chemischen Industrie 6,1 Milliarden Euro, wie aus einer Studie des Verbandes der großen Energieverbraucher, ABIEC, hervorgeht.

Deutschland ist größter Lieferant von chemischen Erzeugnissen

Da die inländischen Chemieunternehmen nicht ausreichend produzieren, kauft die verarbeitende Industrie chemische Produkte auf den ausländischen Märkten ein. Allein aus Deutschland bezieht Rumänien etwa ein Fünftel seiner Importe. Deutsche Unternehmen können nun von der schwächeren Position der einheimischen Produzenten profitieren und ihre Marktführerschaft im Land ausbauen. Zu den größten Lieferanten von chemischen Produkten und Anlagen zählen BASF, Linde Gaz Romania, Bayer sowie Heraeus.  Bild vergrößern

Beispielsweise musste der Düngemittelhersteller Azomures im Jahr 2023 teilweise die Produktion stoppen. Das Unternehmen konnte die Gasrechnung nicht mehr bezahlen. Es hatte erst zum Ende des Jahres 2023 die Produktion mit halbierter Kapazität wieder aufgenommen. Azomures stellt normalerweise im Jahr 1,6 Millionen Tonnen Düngemittel her, wovon es 80 Prozent auf dem Binnenmarkt verkauft. 

Der größte Bedarf an chemischen Erzeugnissen wie Kunststoffen oder Kautschuk besteht in der rumänischen Automobilindustrie sowie in der Elektronindustrie. Ein weiterer Treiber der Nachfrage nach Farben, Lacken, Dämmstoffen wie etwa Styropor und Kunststoffen für Fenster und Türen wie PVC ist der private Wohnungsbau, denn viele Besitzer müssen ihre Wohnungen oder Häuser energetisch sanieren. 

Unternehmen investieren in Wasserstoff

Die größten Chemie- und Petrochemieunternehmen des Landes, Chimcomplex, Azomures und OMV Petrom setzen auf die Produktion von Wasserstoff. Alle drei Unternehmen planen in den kommenden Jahren, Elektrolyseure für die Produktion von grünem Wasserstoff zu installieren. Dafür erhalten sie laut Medienberichten auch Zuschüsse aus dem Wiederaufbaufonds NextGeneration der EU. Das Energieministerium hat sich das Ziel gesetzt, ab 2025 eine Kapazität von 100 Megawatt Strom durch mindestens 10.000 Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr zu erzeugen.

 

Ausgewählte Investitionsprojekte der chemischen Industrie in Rumänien
Akteur/Projekt

Investitionssumme (in Mio. Euro)

ProjektstandAnmerkungen
Produktionsanlage für Wasserstoff

500 bis 1.000

In PlanungChimcomplex
Grüner Wasserstoff in der Raffinerie Petrobrazi

74

In PlanungOMV
Installtation eines Elektrolyseurs

50

In PlanungAzomures
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Februar 2024

Branchenstruktur und Rahmenbedingungen

Rumänien produziert Erzeugnisse der Agrochemie, Generika, Farben und Lacke, Schmierstoffe und Kosmetika sowie Petrochemikalien. Der Investitionsbedarf, um Umweltvorschriften zu erfüllen, zur technologischen Modernisierung und für Forschung und Entwicklung ist hoch und von vielen Unternehmen schwer zu stemmen.

Der Erdgas- und Erdölproduzent OMV Petrom betreibt in Petrobazi im Zentrum des Landes eine Raffinerie. Der Konzern renoviert die Raffinerie derzeit für 130 Millionen Euro und baut dabei eine neue Anlage für aromatische Kohlenwasserstoffe. Dieses sind die chemischen Grundstoffe für Lösungsmittel, die unter anderem Hersteller von Farben und Lacken sowie die Lederindustrie verwenden. 

Im Kreis Mures befindet sich der Düngemittelhersteller Azomures. Südlich der Karpaten, in der Nähe von Ramnicu Valcea liegen die Industrieanlagen von Oltchim, die seit 2018 zum Chimcomplex gehören. Das Unternehmen hat in Borsesti bei Bacau, im Osten des Landes seinen Hauptsitz. In Ramnicu Valcea befindet sich auch eine Produktionsstätte von Linde Gaz Romania. Der deutsch-US-amerikanische Hersteller von Spezialgasen betreibt weitere Produktionsstätten in Timisoara im Westen des Landes. 

Im Südosten Rumäniens produziert Clairant Biokraftstoffe aus landwirtschaftlichen Abfällen. In Navodari bei Constanta befindet sich der Produzent von Phosphordüngemittel, CICH. Dort betreibt Rompetrol außerdem eine Erdölraffinerie. Das Unternehmen befindet sich zu 75 Prozent im Besitz des kasachischen staatlichen Mineralölunternehmens KazMunayGas. 

Rompetrol betreibt auf seinem Gelände eine Anlage, um neben Kraftstoffen auch Polypropylene zu produzieren. Diese Stoffe bilden die Grundlage für Fasern, Garne, Warmformen sowie Folien aus Kunststoff. Alle produzierten Polypropylen-Typen sind, Angaben von Rompetrol zufolge, frei von Weichmachern wie Phthalaten, gemäß der Gesetzgebung der Europäischen Union. 

Es gelten die EU-Regelungen

Für die Zertifizierung und Qualitätskontrolle von Arzneimitteln ist in Rumänien die Nationale Agentur für Medikamente und Medizinprodukte zuständig. Die Nationale Behörde für den sanitär-veterinären Bereich und für Lebensmittelsicherheit verantwortet die Nahrungsmittelkontrolle. Kosmetische Erzeugnisse zertifiziert das Gesundheitsministerium.

Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

Germany Trade & invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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