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Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

Für deutsche Firmen eröffnen sich im russischen Hochbau Geschäftschancen in den Segmenten Architektur, Restaurierung und Urbanistik sowie bei hochwertigen Baustoffen.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

Deutsche Beratungs- und Architekturfirmen wie Drees & Sommer, THOST, ASSMANN BERATEN + PLANEN, pbr, Sendler & Company oder Hausman & Partners haben gute Karten, bei technisch anspruchsvollen und qualitativ hochwertigen Projekten zum Zug zu kommen, darunter auch im Luxussegment. Sie fungieren im Regelfall als Planer oder Entwickler.

Rubelschwäche verteuert Baustoffimporte

Die Rubelabwertung gegenüber dem Euro um mehr als 10 Prozent im Sommer 2020 führte zu einem deutlichen Preisanstieg bei hochwertigen Baustoffen. Im Januar 2021 betrug die Teuerung im Vergleich zum Vormonat 6,3 Prozent. Vor allem gut betuchte Kunden leisten sich importierte Baustoffe für die eigenen vier Wände. Im Business- und Premium-Segment stehen im Ausland produzierte Materialien wie Laminat, Fassadendekorationen oder Keramikfliesen hoch im Kurs. Jedoch werden nur etwa 5 bis 7 Prozent der Baustoffe aus dem Ausland importiert, meldet das Industrieministerium. Der Großteil der Einfuhren kommt aus China.

Modulbauweise soll Bau von Einfamilienhäusern beschleunigen

Das Bauministerium arbeitet ein Programm zum Einsatz von vorgefertigten Hausbausätzen für Einfamilienhäuser aus. Bis 2030 soll etwa ein Viertel des Wohnraums mit der Modulbauweise errichtet werden. Die Vorteile liegen in schnelleren Bauzeiten und einer höheren Qualität. Knauf bietet mit seiner Tochtergesellschaft Nowyj Dom vorgefertigte Segmente (Prefab-Technologien) an.

Energieeffizienz und umweltbewusstes Bauen liegen zunehmend im Trend

Die Coronapandemie hat der Nachfrage nach energieeffizienten Gewerbeimmobilien und Büros neuen Schwung verliehen. Im Jahr 2020 stieg die Anzahl der landesweit nach den grünen Standards BREEAM, LEED oder DGNB zertifizierten Gebäude im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel auf 177, wie Knight Frank ermittelte. Auf Bürogebäude entfällt dabei mit 46 Prozent der größte Anteil, gefolgt von Einzelhandelsimmobilien (24 Prozent) und Lagerimmobilien (15 Prozent). Sechs Projekte wurden zur Zertifizierung nach den Standards WELL und FitWel mit Fokus auf Gesundheit und Wohlbefinden (Urban Health) angemeldet.

Der Einsatz grüner Technologien ist in Russland bislang jedoch kein Massenphänomen. Im Fokus stehen die Wärmedämmung und die Senkung des Stromverbrauchs. Hierzu soll seit 1. Juli 2020 der verpflichtende Einbau intelligenter Zähler in Neubauten beitragen.

Die Regierung will den Bau von Einfamilienhäusern aus Holz mit einem speziellen Hypothekenförderprogramm für Holzhäuser ankurbeln. Mit rund 8 Millionen Quadratmeter beträgt ihr Anteil etwa ein Viertel der Fläche von Einfamilienhäusern. Geschäftschancen ergeben sich für deutsche Firmen, die Holzhäuser in Blockbauweise schnell und kostengünstig errichten können.

Restaurierungsprojekte bieten Spezialfirmen gute Chancen

Expertise aus Deutschland steht bei der Sanierung historischer Gebäude hoch im Kurs. Beim Bau ihrer neuen Firmenzentrale will die Russische Eisenbahn (RZD) den historischen Charakter des Rigaer Bahnhofs in Moskau erhalten. In die Sanierung des Puschkin-Museums in Moskau fließen bis 2027 rund 37 Millionen Euro. Im Gebiet Kaliningrad werden Gebäude aus der Vorkriegszeit restauriert, darunter das Gebäude der ehemaligen Brauerei Ponart, bei Neman die Ruinen der Burg Ragnit sowie in Schelesnodoroschnij eine Mühle aus dem Jahr 1909.

Das Stuttgarter Architektur- und Ingenieurbüro Werner Sobek plant das neue Opernhaus in Perm. Baubeginn des 167 Millionen Euro teuren Vorhabens ist 2023. In die Entwicklung des Bäder-Clusters "Kawkazskie Mineralnyje Wody" in der Region Stawropol mit den Städten Pyatigorsk, Mineralnyje Wody, Kislowodsk, Schelesnowodsk und Jessentuki fließen bis 2025 rund 445 Millionen Euro. Im Jahr 2022 beginnen die Arbeiten am Projekt „Neu-Murmansk“. Für 110 Millionen Euro werden das Hafenviertel saniert und Hotel- und Freizeitanlagen errichtet. Bis 2035 fließen 2,4 Milliarden Euro in die Stadtentwicklung von Norilsk in der Region Krasnojarsk.

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