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Branchen | Spanien | Papier, Pappe

Papierbranche will nachhaltige Wertschöpfungskette aufbauen

Der Trend zu nachhaltigen Verpackungen bietet Chancen für Papierhersteller. Trotz hoher Kosten investieren die Unternehmen in mehr Effizienz und Umweltfreundlichkeit.

Von Oliver Idem | Madrid

Spaniens Papierhersteller haben ein schwieriges Jahr 2022 hinter sich. Die Unternehmen hatten sowohl mit hohen als auch sehr instabilen Energiepreisen zu kämpfen. Zudem stand aufgrund von Produktionsunterbrechungen 17 Prozent weniger Zellulose als Rohstoff zur Verfügung. Am Ende des Jahres lag die Papierproduktion um 4,7 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Papierproduktion in Spanien (in 1.000 Tonnen; Veränderungen in Prozent)

Warengruppe

Produktion 2021

Produktion 2022

Veränderung 2022/21

Wellpappe

3.694,6

3.404,3

-7,9

andere Verpackungen und beschichteter Karton

875,4

870,0

-0,6

Hygienepapier

813,2

844,6

3,9

Druck- und Schreibpapier

740,2

746,6

0,9

anderes Papier und Spezialpapier

535,5

478,0

-10,7

Summe

6.658,9

6.343,6

-4,7

Quelle: Asociación Española de Fabricantes de Pasta, Papel y Cartón (ASPAPEL) 2023


Die Schwierigkeiten und der Kostendruck des Jahres 2022 sind jedoch nur eine Seite der Medaille. Auf längere Sicht bieten sich den Unternehmen Geschäftschancen zum Beispiel im Verpackungsbereich.

Höhere Absatzchancen für Papier und Pappe ergeben sich zum Beispiel aus den Veränderungen im Bereich der Kunststoffverpackungen, die im Fokus von Politik und kritischen Verbrauchern stehen. So gilt für Einwegverpackungen aus nicht-recyceltem Kunststoff seit Januar 2023 in Spanien eine Sondersteuer von 45 Cent pro Kilogramm. Im Trend liegen Verpackungen aus Recyclingkunststoff.

Technische Verbesserungen und eine ausgeweitete Produktionskapazität sind laut dem Wirtschaftsinformationsdienst Alimarket die Antworten der Papierindustrie auf den Bedarf des Marktes. 

Viele Anknüpfungspunkte für eine umweltfreundlichere Papierproduktion

Als Unternehmen mit einem hohen Bedarf an Strom und Wärme sind die Papierhersteller besonders gefordert, wenn es um eine emissionsärmere Industrie in Spanien geht. Der Fachverband Asociación Española de Fabricantes de Pasta, Papel y Cartón (ASPAPEL) begreift den Veränderungsdruck als Chance. Das Ziel lautet, die Papierwertschöpfungskette zu einem internationalen Maßstab für eine kreislauforientierte und dekarbonisierte Industrie zu machen.

Dazu bietet sich eine ganze Reihe von Ansatzpunkten. Im Vordergrund steht die Veränderung des Energiemixes und damit verbunden die stärkere Nutzung erneuerbarer Energien. ASPAPEL zufolge setzen die Branchenunternehmen derzeit zu 64 Prozent Erdgas als Brennstoff ein. Darüber hinaus wird fast ausschließlich Biomasse genutzt.

Aufgrund des erheblichen Strom- und Wärmebedarfs der Papierhersteller stellt die Kraft-Wärme-Kopplung eine besonders interessante Option dar. Insgesamt wird in der spanischen Industrie bislang weniger auf die Kraft-Wärme-Kopplung zurückgegriffen als beispielsweise in Deutschland oder Italien.

In der spanischen Papierindustrie existiert jedoch bereits eine installierte Kapazität von 876 Megawatt. Damit steigern die Unternehmen auch ihre Energieeffizienz. Erschwert wurde das 2022 jedoch durch einen schlechteren Zugang zu Gas, als ihn die Kraftwerke in Spanien hatten.

Die Effizienz spielt auch im Umgang mit Wasser eine wichtige Rolle. Sowohl die Produktion von neuem als auch von Recyclingpapier erfordert einen hohen Wassereinsatz und bietet ein mögliches Feld für eine ressourcenschonendere Herstellung. Zwischen 1990 und 2020 konnte der Wasserverbrauch des Papiersektors bereits mehr als halbiert werden und lag zuletzt bei 110 Millionen Kubikmetern im Jahr.

Mit Blick auf die Ressourcen wollen die Branchenunternehmen auch die Abfälle aus ihrer eigenen Fertigung intensiver nutzen. Im Jahr 2021 wurde beispielsweise 27 Prozent des Festabfalls in den eigenen Fabriken energetisch verwertet.

Die meisten Papierhersteller dokumentieren ihre Standards durch Umweltmanagementsysteme. Über derartige Zertifizierungen verfügen 52 Unternehmen, die zusammen 97 Prozent der Produktionsmenge ausmachen. Die nachhaltige Forstwirtschaft spielt für die eigenen Betriebe und ebenso die Zulieferer von Rohstoffen bereits eine wesentliche Rolle.

Aktuelle Investitionsprojekte im Zeichen der Nachhaltigkeit

Im März 2023 wurden zwei Investitionsprojekte der spanischen Papierbranche bekannt, mit starken Nachhaltigkeitskomponenten:

  • Smurfit Kappa investiert 27 Millionen Euro in seine Fabrik Nervión im baskischen Iurreta (Biskaya). Mit einer neuen Entsorgungs- und Verwertungsanlage für Abfälle wird die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaftsproduktion abgeschlossen. Teil der Investition ist auch die Erweiterung und Erneuerung einer Kaustifizierungsanlage. Zudem sollen ein hochmoderner Kalkofen und ein Gasaufbereitungssystem installiert werden.
  • Der Zellulosehersteller Ence weitet die Aktivitäten seines Tochterunternehmens Ence Biogas aus. Dazu wurde ein Vertrag mit dem Technologieunternehmen Sener geschlossen. Bis 2026 sollen sechs Biomethananlagen an verschiedenen Standorten in Spanien gebaut werden. Nach Abschluss der Arbeiten sollen 300 Gigawattstunden Biomethan in das Gasnetz eingespeist und 90.000 Tonnen Dünger für die Landwirtschaft erzeugt werden.

Staatliche Fördergelder als Anschub für die industrielle Dekarbonisierung

Für die Abkehr von fossilen Brennstoffen können sich Unternehmen um finanzielle Hilfen bewerben. Die spanische Regierung unterstützt mit einem Strategieplan die Dekarbonisierung der Industrie. Dafür stehen 3,1 Milliarden Euro aus dem Aufbau- und Resilienzplan des Landes bereit. Die Regierung will so Investitionen von insgesamt 11,8 Milliarden Euro anregen. Die CO2-Emissionen dürften in der Folge um 13 Millionen Tonnen pro Jahr sinken. Der Plan läuft bis 2026, wobei genehmigte Vorhaben noch danach abgeschlossen werden können.

Den größten Block des Förderplans bilden die Elektrifizierung industrieller Prozesse und der Einsatz von grünem Wasserstoff. In diesem Kontext stehen auch ein integriertes Energiemanagement, ein reduzierter Ressourceneinsatz und die Speicherung von Kohlendioxid. Dafür stehen Kredite in Höhe von 1,5 Milliarden Euro und Subventionen von 800 Millionen Euro zur Verfügung.

Die restlichen Gelder sind für Unternehmen bestimmt, die am europäischen Gemeinschaftsprojekt für Wasserstoff teilnehmen. Hinzu kommen Hilfen für Klimaschutzverträge sowie hocheffiziente nachhaltige Produktionseinrichtungen.

Der regionale Schwerpunkt der spanischen Papierindustrie liegt im Norden und Nordosten. Im Baskenland existiert ein eigenes Cluster der Branche. Circa 40 Unternehmen haben sich im Fachverband ASPAPEL als Mitglieder organisiert.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Asociación Cluster del Papel de Euskadi

Baskisches Papiercluster

Asociación Española de Fabricantes de Envases y Embalajes de Cartón Ondulado (AFCO)

Spanischer Verband der Hersteller von Behältern und Verpackungen aus Wellpappe

Asociación Española de Fabricantes de Envases, Embalajes y Transformados de cartón (ASPACK)

Spanischer Verband der Hersteller von Behältern und Verpackungen aus Pappe

Asociación Española de Fabricantes de Pasta, Papel y Cartón (ASPAPEL)

Verband der Zellstoff- und Papierindustrie

Asociación Española de Recicladores Recuperadores de Papel y Cartón (Repacar)

Spanischer Recyclingverband für Papier und Pappe

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest


 


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