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Produktion von Biomethan zieht vermehrt Investitionen an

Biomethan gewinnt als Alternative zu Erdgas in Spanien an Bedeutung. Mittlerweile befinden sich etwa 200 Anlagen in der Planung.

Von Oliver Idem | Madrid

Die Erzeugung und Nutzung von Biomethan steht davor, ihre Nische in Spanien zu verlassen. Inländische und ausländische Investoren sorgen für viele geplante Vorhaben.

Unter anderem durch die Landwirtschaft, Viehzucht und Nahrungsmittelindustrie verfügt Spanien über eine große Bandbreite an Rohmaterial für die Erzeugung von Biogas. Eine Studie der Unternehmensberatungen PwC und Biovic beziffert das maximale Potenzial für Biomethan in Spanien auf 163 Terawattstunden pro Jahr. Diese Menge entspräche etwa 45 Prozent der derzeitigen Nachfrage nach Erdgas.

EU und nationaler Klimaplan geben Biomethan Rückenwind

Um die Nutzung von Erdgas zu reduzieren, strebt die EU einen Biomethan-Anteil von 10 Prozent am Gasverbrauch in der Staatengemeinschaft an.

Auch Spaniens nationaler Energie- und Klimaplan PNIEC berücksichtigt Biogas. Im aktuellen Entwurf gibt die Regierung Sánchez für 2030 ein Ziel von 440 Megawatt aus. Gegenüber der alten Vorgabe entspricht dies fast einer Verdopplung. Allerdings stehen noch längere Beratungen über den Entwurf an und am 23. Juli wird der Kongress neu gewählt. Eine finale Fassung dürfte erst 2024 vorliegen.

Im Oktober 2022 fand eine Ausschreibung des spanischen Aufbau- und Resilienzplans für Biogas statt. Die Fördersumme betrug insgesamt 150 Millionen Euro.

Anzahl der geplanten Anlagen steigt auf mehr als 200 Stück

Der Fachverband Sedigas schätzt, dass sich spanienweit insgesamt rund 200 Vorhaben in der Vorbereitung befinden.

Unter anderem baut der Gasversorger Naturgy sein Geschäft mit Biomethan rapide aus. Zu zwei bestehenden Anlagen soll 2023 eine weitere hinzukommen. In Zukunft will Naturgy noch etwa 60 weitere Projekte umsetzen. Naturgy speist auch Biomethan ins Netz ein, das von Dritten erzeugt wurde. Laut der Wirtschaftszeitung Expansión wuchs dieses Geschäftsfeld 2022 um 90 Prozent.

Das Energie- und Zellstoffunternehmen Ence arbeitet daran, in acht spanischen Regionen insgesamt 15 Biomethananlagen zu bauen. Insgesamt sollen bis zu 20 neue Standorte errichtet werden. Ence hat sich als Zielmarke für 2026 gesetzt, 300 Gigawattstunden Biogas ins Erdgasnetz einzuspeisen und zudem 90.000 Tonnen Biodünger für die Landwirtschaft herzustellen.

Die Unternehmen Redexis und Inerco planen mit zehn Standorten. Diese Vorhaben sollen etwa 150 Millionen Euro kosten, wie die Wirtschaftszeitung Cinco Días berichtete. Für die ersten fünf Anlagen werden bereits Studien erstellt. Später sollen jährlich aus 750.000 Tonnen Reststoffen bis zu 250 Gigawattstunden Biomethan entstehen. 

Das Gemeinschaftsunternehmen Biomethane Initiatives setzt auf die Verwertung von Reststoffen aus der Viehzucht. Für insgesamt 90 Millionen Euro sind sechs Anlagen in Spanien geplant, die Biomethan und Feststoffdünger produzieren sollen. Drei Anlagen entstehen in der Region Castilla-La Mancha und drei weitere in Andalusien.

Große Finanzinstitute und Investmentfonds wie China Corporation, Goldman Sachs, JPMorgan, Macquarie und Swiss Life nehmen den Biogassektor ins Visier. Sie setzen entweder auf die Umsetzung größerer Projekte oder den Kauf existierender Anlagen.

Investoren und Finanzierungen sind deshalb so wichtig, weil der Biogassektor noch nicht so etabliert ist wie etwa die Wind- und Solarbranche. Gegenüber einem Solarprojekt mit fest vereinbarter Einspeisung des Stroms und einer festgeschriebenen Abnahme über 15 Jahre wird eine Biogasanlage oft als risikobehaftet eingestuft.

Geld allein garantiert aber auch noch keinen Erfolg. Über die Finanzierung des Baus von Anlagen hinaus kommt es für einen langfristigen Erfolg auf ein gutes Zusammenspiel von Partnern entlang der Wertschöpfungskette an.

Energieintensive Unternehmen als potenzielle Abnehmer

Auf der Nachfrageseite nimmt ebenfalls die Dynamik zu. Energieintensive Sektoren wie die spanische Chemie- und Keramikindustrie wollen ihre Dekarbonisierung vorantreiben. Biomethan dient dazu, dieses Ziel zu erreichen.

Besonderes Interesse kommt aus der Nahrungsmittelindustrie, die zu den größten Zweigen des verarbeitenden Gewerbes zählt. Im Produktionsprozess fallen Reststoffe an, aus denen Biogas und Düngemittel gewonnen werden können.

Zugleich benötigt die Branche Strom und Wärme und nutzt häufig dafür Erdgas. Dabei bietet sich an, ohnehin vorhandene Reststoffe zu verwerten und mit Biomethan die Klimabilanz zu verbessern.

Ein weiteres Einsatzfeld für Biomethan bilden Kombikraftwerke. Sie haben durch die Nutzung von Gas und Dampf einen hohen Wirkungsgrad. Entsprechend könnten Kombikraftwerke den Brennstoff Biogas besonders effizient verwerten. So besteht die Möglichkeit, Zeiträume mit geringer Produktion aus erneuerbaren Energiequellen zu überbrücken.

Rohstoffe und Gasinfrastruktur sind in Spanien vorhanden

Biomethan erfordert aufgrund ähnlicher Eigenschaften wie Erdgas keine aufwendigen Umrüstungen der Infrastruktur. Spanien besitzt ein ausgedehntes Transportnetz für Gase sowie Speicher und Exportmöglichkeiten. Damit kann Biomethan vom Eigenverbrauch bis hin zur Einspeisung großer Mengen in das Erdgasnetz genutzt werden.

Sofern der Nachschub an Rohstoffen gesichert ist, können die Anlagen durchgängig Biomethan produzieren. Spaniens Landesfläche ist fast anderthalb Mal so groß wie die Deutschlands. Durch die teils großen Entfernungen spielt auch die räumliche Verteilung der Ressourcen eine bedeutende Rolle. 

Die Distanzen und Verbindungen zwischen Rohstoffen, Produktionsanlagen und Verbrauchern sind auch wichtige Faktoren für die preisliche Konkurrenzfähigkeit und die Umweltbilanz des Biogases. Zudem kommt es für die Vermarktung von Biomethan auf eine verlässliche Zertifizierung des Gases an.

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