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Spanien investiert kräftig in die Verteidigung

Spanien will das Zwei-Prozent-Ziel der NATO erreichen: Dafür gibt Madrid zusätzlich 10,5 Milliarden Euro aus.

Von Friedrich Henle | Madrid

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hat am 23. April 2025 verkündet, im laufenden Jahr zusätzliche 10,5 Milliarden Euro für die Verteidigungsindustrie bereitzustellen. Damit erreicht Spanien das Ziel, 2 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung auszugeben. Das Gesamtbudget für die Verteidigung steigt damit auf 33,1 Milliarden Euro – ein Zuwachs von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Im Jahr 2024 lag der Anteil der Verteidigungsausgaben am BIP noch bei 1,4 Prozent. Damit gehörte Spanien zu den Schlusslichtern innerhalb der NATO. Ursprünglich hatte die Regierung geplant, die Ausgaben sukzessive zu steigern und das Ziel 2-Prozent-Ziel der NATO erst 2029 zu erreichen. Aufgrund der geopolitischen Situation und durch ähnliche Pläne von Partnerländern in der EU und der NATO, ist nun die Kehrtwende erfolgt.

Spanische Unternehmen als Auftragnehmer im Fokus

Die spanische Regierung verbindet diesen finanziellen Kraftakt klar mit der Vorstellung, die nationale Verteidigungsindustrie zu stärken. Rund 6 Milliarden Euro des zusätzlichen Budgets sollen über Beschaffungsaufträge der lokalen Industrie zugutekommen. Explizit nennt der Plan auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Start-ups, die bei den Auftragsvergaben berücksichtigt werden sollen. Insgesamt erwartet die Regierung durch die zusätzlichen Ausgaben die Schaffung von 36.000 neuen Stellen und 60.000 indirekten Arbeitsplätzen. 

Die Regierung hat in ihrem „Plan Industrial y Tecnológico para la Seguridad y la Defensa“ genau festgelegt, wofür die zusätzlichen 10,5 Milliarden Euro ausgegeben werden sollen:

  • Arbeitsbedingungen, Einsatzbereitschaft und Ausrüstung der Armee: 3,7 Milliarden Euro
  • Moderne Kommunikationstechnologien und Cybersicherheit: 3,3 Milliarden Euro
  • Verteidigungs- und Abschreckungstechnologien: 2 Milliarden Euro
  • Unterstützung bei der Bewältigung von Notfällen und Naturkatastrophen: 1,8 Milliarden Euro
  • Auslandseinsätze der Armee: 0,3 Milliarden Euro
  • Rückflüsse und Anpassungen früherer Modernisierungsprogramme: -0,5 Milliarden Euro

Auch Leistungen ausländischer Unternehmen gefragt

Die anstehenden Beschaffungsaufträge brauchen größere Produktionskapazitäten im Land. Potenzielle Auftragnehmer müssen in den Aus- und Neubau von Fabriken investieren. Auch die Umstellung von ziviler Produktion auf Rüstungsproduktion kommt in Betracht. So eruieren beispielsweise Unternehmen aus der Kfz-Zulieferindustrie, Geschäftsmöglichkeiten im Bereich Verteidigung. 

Ausländische Unternehmen kommen somit nicht nur als Zulieferer von Teilen bei konkreten Beschaffungsaufträgen an spanische Unternehmen in Frage. Sie können geplante Fabriken auch mit Maschinen und Ausrüstung bestücken.

Investitionsvorhaben der Verteidigungsbranche in Spanien (Auswahl)Kosten in Millionen Euro
Vorhaben (Region)Projektstand

Kosten

Weitere Informationen
Produktion gepanzerter Fahrzeuge in Gijón (Asturien)In Planung; im März 2025 angekündigt 

n/a

Projektträger: Indra; Übernahme einer bestehenden Fabrik von Duro Felguera (Industrieteilebau)
F&E-Zentrum und Produktion militärischer Güter in Avilés (Asturien)In Planung; im Februar 2025 angekündigt

50

Projektträger: EM&E (Escribano Mechanical & Engineering); F&E-Zentrum in Avilés; genauer Standort für Produktion in Asturien noch unklar
Produktion von Militärfahrzeugen in Linares (Andalusien)In Planung; Vertrag im Februar 2025 mit Kommune unterzeichnet

n/a

Projektträger: EM&E (Escribano Mechanical & Engineering); 13.000 m2 Fläche; alter Standort von CAF (Hersteller von Schienenfahrzeugen)
Produktion großkalibriger Munition in Linares (Andalusien)In Planung; im Februar 2025 der Kommune vorgestellt; Kauf der Liegenschaft 2024

n/a

Projektträger: FMG (Fábrica de Municiones de Granada); 100 neue Arbeitsplätze; Übernahme einer seit 2012 leerstehenden Fabrikhalle
F&E-Zentrum in Jaén (Andalusien)In Planung; im Februar 2025 angekündigt

18

Projektträger: SAPA Placencia; 60 neue Arbeitsplätze; 6.000 m2 Fläche; Testen von autonomen und ferngesteuerten Fahrtechnologien
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

Die spanische Verteidigungsindustrie wächst spätestens seit dem Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine deutlich: Das Land rangiert von 2020 bis 2024 mit einem Anteil von 3 Prozent auf Platz 9 der weltweit wichtigsten Rüstungsexportländer, berichtet das Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI). Von 2015 bis 2019 hatte dieser Anteil noch 2,3 Prozent betragen.

Indra übernimmt die Führung der lokalen Militärindustrie

Klar zu erkennen ist die Strategie der Regierung, das börsengelistete Unternehmen Indra zu einem nationalen Champion der Verteidigungsindustrie auszubauen. Ein guter Teil des zusätzlichen Budgets dürfte dem Unternehmen über Aufträge zufließen. Der Staat hält über die nationale Beteiligungsgesellschaft SEPI (Sociedad de Participaciones Industriales) einen Anteil von 28 Prozent am Kapital von Indra.

Im Februar 2025 hat Indra bekannt gegeben, eine Mehrheit am spanischen Satellitenbetreiber Hispasat von Redeia zu übernehmen. An Hispasat ist auch die SEPI mit 10,3 Prozent beteiligt. Mit der Akquisition will Indra seine Stärken in der Weltraumkommunikation ausbauen. Es führt diese Aktivitäten im neuen Geschäftsbereich Indra Space zusammen. Im November 2024 hatte Indra bereits das spanische Unternehmen Deimos Space übernommen. Ende April 2025 hat Indra bestätigt, dass es die Übernahme des spanischen Rüstungsunternehmens EM&E (Escribano Mechanical & Engineering) prüft.

Mit einem Umsatz von 4,8 Milliarden Euro im Jahr 2024 gehört Indra noch zu den kleineren Playern in der europäischen Verteidigungsbranche. Sein Angebot in den Bereichen Cybersicherheit, Telekommunikation und militärische Systeme dürfte aber dazu führen, dass Indra in den anstehenden nationalen und europäischen Projekten eine größere Rolle spielt.

Herausforderungen bei der Finanzierung bleiben

Kritische Stimmen bemängeln, dass die nun beschlossene Ausgabensteigerung Spaniens im Bereich der Verteidigung nicht ausreiche. Die laut Plan vorgesehenen 2 Milliarden Euro für die Anschaffung von Verteidigungs- und Abschreckungstechnologien (zum Beispiel für Waffensysteme, gepanzerte Fahrzeuge, Flugzeuge) sind nur ein Fünftel der bereitgestellten 10,5 Milliarden Euro. Außerdem würde Spanien trotz der zusätzlichen Mittel dennoch nicht mit den geplanten Budgetzuwächsen der europäischen Partner Schritt halten. 

Die linksgerichtete Minderheitsregierung unter Pedro Sánchez muss Rücksicht auf kleinere Regionalparteien nehmen, die erhöhten Militärausgaben eher kritisch gegenüberstehen. Gleichzeitig möchte sie ihren Bündnispartnern beim Thema Verteidigungsausgaben entgegenkommen. Bei der konservativen Opposition stößt auf Ablehnung, dass sich die Regierung die zusätzlichen Mittel nicht im Parlament absegnen lässt, sondern direkt aus verschiedenen Quellen finanziert.

Die Minderheitsregierung konnte für 2024 und 2025 noch keinen Haushalt durch das Parlament bringen. Deshalb wird das Budget des Jahres 2023 automatisch weiter fortgeschrieben. Im Ergebnis besitzt die Regierung weniger Handlungsspielraum bei neuen Themenfeldern, Reformen oder Investitionsvorhaben. 

Kontaktadressen
BezeichnungAnmerkungen
Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
AHK SpanienAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
Ministerio de DefensaVerteidigungsministerium
Asociación Española de Empresas Tecnológicas de Defensa, Seguridad, Aeronáutica y Espacio (TEDAE)Verband der Verteidigungs-, Sicherheits-, Luft- und Raumfahrtindustrien
FEINDEFMesse für Sicherheit und Verteidigung (alle zwei Jahre); nächster Termin: 12.-14. Mai 2025 in Madrid 
InfodefensaInformationsplattform
Plataforma de Contratación PúblicaÖffentliche Vergabeplattform

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