Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | Taiwan | Klimaschutz im Dialog

Siemens fördert Nachhaltigkeit in vielen Sektoren

Taiwan will bis 2050 klimaneutral werden. Erdal Elver, President und CEO von Siemens Taiwan gibt Auskunft über die zahlreichen Aktivitäten seines Unternehmens in diesem Bereich.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Erdal Elver begann nach seinem Master-Abschluss in Computerwissenschaften an der TU München 1984 mit seiner Tätigkeit für Siemens. In den vergangenen Jahrzehnten hatte er zahlreiche entscheidende Positionen für die deutsche Firma inne, wie unter anderem Vice President von Siemens China sowie President und CEO von Siemens Vietnam. Im Jahr 2012 übernahm er den Posten als President und CEO von Siemens Taiwan, 2021 wurde er zusätzlich zum President und CEO für Siemens Hongkong und Macau ernannt. Im GTAI-Gespräch schildert er die Aktivitäten seines Unternehmens im Bereich Klimaschutz in Taiwan.

Erdal Elver, Siemens Limited Taiwan, Interview im Special: Klimaschutz im Dialog Erdal Elver, Siemens Limited Taiwan, Interview im Special: Klimaschutz im Dialog | © Erdal Elver, Siemens Limited Taiwan

Herr Elver, welche Rolle spielt Siemens in der Strategie der taiwanischen Regierung, bis 2050 klimaneutral zu werden?

Wir als Siemens sind überzeugt davon, dass technologischer Fortschritt das beste Mittel ist, um den Klimawandel zu bekämpfen. Um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten, müssen wir die Interessen der Menschen und des Planeten sowie das Ziel Unternehmensgewinn (People, Planet, Profit) ausbalancieren. Die Regierung sollte für eine Nachfrage des Marktes sorgen, indem sie den entsprechenden regulatorischen Rahmen setzt. Die privaten Firmen auf der anderen Seite sollen die Entwicklung von Technologien vorantreiben, indem sie verlässliche, effektive und effiziente Lösungen auf den Markt bringen. Mit einer gemeinsamen Anstrengung beider Parteien kann Taiwan es schaffen, eine nachhaltige Entwicklung umzusetzen.

In welchen klimarelevanten Bereichen ist Siemens in Taiwan aktiv? Wie kann Siemens der Insel dabei helfen, seine Klimaziele zu erreichen?

Unser Unternehmen ist ein bewährter Technologiepartner, der bereits seit Jahrzehnten zu einer nachhaltigen Entwicklung in Taiwan beiträgt. Siemens-Technologien sind ein wichtiges Rückgrat in den Sektoren Industrie, Infrastruktur und Mobilität. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Wir rüsten 70 Prozent der wichtigsten Halbleiterproduzenten hier mit Automations-, Energiemanagement- und Chip-Designlösungen aus. Auf diese Weise unterstützen wir die Industrie dabei, ihre Rolle als eine der zentralen Schaltstellen und Technologiepartner rund um den Globus zu festigen. Auch im Zuge der derzeitigen Halbleiterknappheit hat Siemens den lokalen Herstellern geholfen, ihre Produktionsprozesse weiterzuentwickeln und ihre Energieeffizienz zu optimieren. Dies hat dazu beigetragen, die Nachhaltigkeit der Prozesse in diesem strategisch enorm wichtigen Sektor zu optimieren.

Ist Siemens neben der Halbleiterindustrie auch in anderen Sparten in Taiwan aktiv?

Im Bereich Infrastruktur benötigen die zunehmend älter werdenden Stromnetze in Taiwan intelligente Technologien. Siemens arbeitet mit der staatlichen Taiwan Power Company (Taipower) gemeinsam daran, "Advanced Metering" zu implementieren. Auf diese Weise soll die Infrastruktur ausgebaut und digitalisiert werden. Ebenso wird dadurch die Stabilität der Stromnetze verbessert. Bis 2024 werden 3 Millionen Smart Meter installiert, um das steigende Datenvolumen zu verarbeiten und erneuerbare Energien besser in die Netze zu integrieren.

Im Bereich Mobilität begleitet Siemens die Erweiterung und Modernisierung der Eisenbahninfrastruktur. Unsere intelligenten und digitalen Lösungen sind bereits an 68 Bahnhöfen implementiert worden und decken 450 Kilometer des Schienennetzes ab. Die geplanten Erweiterungen werden ebenfalls dazu beitragen, die Sicherheit und Effizienz des taiwanischen Schienenverkehrs substanziell zu verbessern.

In welchen Sektoren sehen Sie speziell für Ihr Unternehmen das größte Geschäftspotenzial in Taiwan?

Wir sehen weiterhin eine dynamische Entwicklung des Ökosystems für Halbleiter und Teile der Elektronikindustrie in Taiwan. Diese wird gespeist durch die weltweite Nachfrage nach 5G-Kommunikation, künstlicher Intelligenz und Cloud-Technologien. Die Ausweitung von Datenzentren wird ebenfalls fortgesetzt. Taiwan gilt als eines der wichtigsten Zentren für Konnektivität in der Asien-Pazifik-Region. Auf der Infrastrukturseite sind Energiespeicherung, digitale Stromnetze und Netzsteuerungslösungen (Grid Control Solutions) die interessantesten Bereiche für Investitionen, um den steigenden Energiebedarf zu decken und gleichzeitig die Energiewende in Richtung "Erneuerbarer" zu organisieren.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Hürden und Herausforderungen, die einer Lösung der Klimaproblematik in Taiwan im Weg stehen?

Die taiwanische Regierung und die lokalen Firmen haben in der Vergangenheit ein immer stärkeres Interesse an einer Verringerung der CO2-Emissionen gezeigt. Allerdings wäre eine noch proaktivere Vorgehensweise wünschenswert. Denn die Maßnahmen sind nicht nur positiv für die Umwelt, sondern können auch die operativen Kosten eines Unternehmens senken – insbesondere, wenn man den gesamten Lebenszyklus bei der Planung eines Infrastrukturprojekts berücksichtigt. Der Aufwand dafür ist jedoch nicht immer trivial. Bei der Einführung energieeffizienter Technologien zur CO2-Reduzierung müssen Investoren längere Amortisierungszeiträume einkalkulieren. Wir haben weltweit – aber auch in Taiwan – erlebt, dass sich Investitionsentscheidungen aus diesem Grund verzögern.

Mit den neuesten Technologien kann Energieeffizienz heute schneller und einfacher erreicht werden, als noch in der Vergangenheit. Das Allerwichtigste ist jedoch die Einstellung, das "Mindset". Firmen müssen verstehen, dass die Verringerung des CO2-Fußabdrucks nicht nur möglich, sondern auch profitabel ist. Wir gehen davon aus, dass künftig mehr Schritte in diese Richtung von Seiten lokaler Unternehmen unternommen werden.

Wie sieht es mit den lokalen Fachkräften im Bereich Klimaschutz aus? Gibt es genug Spezialisten oder Berufsbildungsprogramme?

Wir sind überzeugt davon, dass für die Modernisierung der taiwanischen Industrie technologische Innovation und die Weiterbildung der Beschäftigten gleichermaßen wichtig sind. Siemens ist daher schon seit vielen Jahren in der Berufsbildung in Kooperation mit lokalen Institutionen, Regierungen und Universitäten engagiert, in Bereichen wie Industrie 4.0, digitale Produktion und Internet der Dinge. Insgesamt haben wir auf diese Weise mehr als 12.000 Beschäftigte auf der Insel gefördert. Seit 2022 unterstützen wir das "Eurem Energy Efficiency Training Program" des Deutschen Wirtschaftsbüros Taipei (GTO; AHK). Die Initiative soll Beschäftigten die Nutzung von energieeffizienten Technologien näherbringen und Firmen in die Lage versetzen, ihre Potenziale bei erneuerbaren Energien voll auszuschöpfen. Auf diese Weise werden die taiwanischen Bemühungen um eine größere Nachhaltigkeit aktiv gefördert.

Weitere Informationen

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.