Die Kosmetikbranche blickt optimistisch nach vorn

Die Schönheits- und Körperpflegebranche verzeichnete nach einem Rückgang des Absatzvolumens im Jahr 2020 nun ein gesundes Wachstum im Jahr 2022. Dies geht aus einem Bericht des Marktforschungsinstitut Euromonitor hervor. Das Wachstum wurde vor allem durch Baby- und Kinderspezialprodukte, Bade- und Duschprodukte sowie Hautpflege generiert. Euromonitor erwartet, dass sich die meisten anderen Kategorien in diesem und im kommenden Jahr ebenfalls erholen. Bei dekorativer Kosmetik und Haarpflege könnte eine Erholung später eintreten.

Anders als beim Absatzvolumen verzeichnete der Umsatz des Schönheitspflegemarktes in US-Dollar (US$) laut Statista 2022 einen Rückgang. Dies dürfte zum großen Teil auf die starke Abwertung der Türkischen Lira zurückzuführen sein. Laut Statista wird der Umsatzwert zwischen 2023 und 2027 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 15 Prozent zunehmen.

Kunden werden preisbewusster

Die wirtschaftlich instabile Lage verunsichert die Konsumenten und sie tendieren dazu ihre Ausgaben zu reduzieren. Die hohe Inflation hat die reale Kaufkraft der Haushalte deutlich geschmälert. Außerdem hat die Abwertung der türkischen Lira die Preise für importierte Artikel spürbar erhöht. Infolgedessen achten die Verbraucher mehr auf den Preis. Eine weitere Verschlechterung der Wirtschaftslage würde diesen Trend verstärken.

Die Konsumenten bevorzugen zunehmend lokale Marken und ziehen häufiger Produkte aus dem Massenmarkt dem Premiumsegment vor. Einige Premiummarken reagieren darauf, indem sie preisbewusste Kunden mit Mini-Versionen ihrer Produkte ansprechen. Führende Händler bieten Rabatte an. Es wird erwartet, dass der Absatz preiswerterer Eigenmarkenprodukte wachsen wird.

Clean Beauty gewinnt an Popularität

Produkte mit natürlichen Inhaltsstoffen und weniger synthetischen Bestandteilen sowie vegane Erzeugnisse sind auch in der Türkei im Aufwind. Mehr Unternehmen investieren in soziale Initiativen und Umweltprojekte, um die Konsumenten für sich zu gewinnen. Sie setzen auf nachhaltige Produkte und Verpackungen. Das Angebot an Dermokosmetik, also Hautpflegeprodukte, die sowohl kosmetische als auch pharmazeutische Eigenschaften haben, dürfte größer werden. Insbesondere bei Baby- und Kinderspezialprodukten. Die Eltern sind zudem bereit, hochwertigere Einkäufe zu tätigen, als es ihr Budget eigentlich erlauben würde, stellte Euromonitor fest.

Angebot des Onlinehandels wird rege genutzt

Virtuelle Beratung soll den Absatz fördern, beispielsweise durch appbasiertes Ausprobieren der passenden Haartönung. Die Personalisierung von Kosmetik wird wichtiger. Die Bereitschaft online einzukaufen ist hoch. Dies zeigen auch die Ergebnisse des "Statista Global Consumer Survey" in der Türkei im Jahr 2022. Die Frage "Welche dieser Artikel haben Sie in den letzten zwölf Monaten online gekauft?" beantworteten etwa 47 Prozent der befragten Personen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren mit "Kosmetik und Körperpflege". Die beiden größten Online-Anbieter in der Türkei in diesem Segment sind Trendyol und Hepsiburada.

Kauffreudige Einheimische und Touristen

Die Ausgaben für Kosmetik und Körperpflegeprodukte in der Türkei sind im Vergleich zu Europa noch niedrig, aber das Wachstumspotenzial ist groß. Der Markt ist in vielen Bereichen noch nicht gesättigt, etwa bei Haarpflegeprodukten. Laut einer Umfrage von Statista gaben nur 60 Prozent der Befragten an, in den letzten zwölf Monaten solche Produkte gekauft zu haben. Die Türkei mit ihrer Bevölkerung von 85 Millionen Menschen, darunter viele junge und konsumfreudige Verbraucher, ist für internationale Marken attraktiv. Die Nachfrage nach Kosmetik und Körperpflegeartikeln wird durch sich wandelnde Lebensstile, die Urbanisierung und den Wunsch nach einem attraktiven Erscheinungsbild angetrieben. Darüber hinaus steigert die Vermarktung von Kosmetik über soziale Medien die Nachfrage in der jungen Bevölkerung.

Nicht nur die einheimische Bevölkerung, sondern auch Touristen gehören zum potenziellen Kundenkreis. Im letzten Jahr besuchten rund 51 Millionen ausländische Besucher die Türkei, und die aktuellen Buchungszahlen lassen darauf schließen, dass dieser Rekordwert 2023 übertroffen wird. Insbesondere arabische Touristen, die gerne den Sommer in der Metropole Istanbul verbringen, gelten als besonders kauffreudig. Zudem strömen während der Saison zahlreiche Kreuzfahrttouristen nach Istanbul. Um den Bedürfnissen dieser Besucher gerecht zu werden, wurde an der Anlegestelle bereits eines der neuesten Einkaufszentren, das Galata Port, errichtet.

Große Unternehmen prägen den Markt

Die Marmara-Region ist ein bedeutender Produktionsstandort für die Schönheits- und Körperpflegebranche. Etwa die Hälfte aller Hersteller hat sich hier angesiedelt, insbesondere im Großraum Istanbul. Kleinunternehmen machen 85 Prozent der Gesamtzahl der Hersteller aus. Dennoch sind es die großen Unternehmen, die den Markt vorantreiben. Zu ihnen zählen globale FMCG-Unternehmen wie Unilever und Colgate-Palmolive, die eine starke Präsenz in den Segmenten Haarpflege, Bade- und Duschprodukte haben. Die führenden türkischen Hersteller von Farbkosmetik, Flormar, Golden Rose und Note Cosmetics, haben in den letzten Jahren bedeutende Kapazitäten aufgebaut. Die Auftragsfertigung in der Türkei für europäische Marken nimmt im Zuge des Nearshorings zu.

Die schwache Lira beeinträchtigt die Importe

Die Einfuhren kosmetischer Erzeugnisse zogen 2022 wieder an. Allerdings verschlechtert die schwache Lira die Wettbewerbsposition ausländischer Anbieter. Die Türkei importiert hauptsächlich aus westeuropäischen Märkten, angeführt von Deutschland und Frankreich. Deutschland lieferte 2022 vor allem Duftstoffmischungen, dekorative Kosmetik sowie Haut- und Haarpflege.

Der Export kosmetischer Erzeugnisse erreichte im Jahr 2022 knapp 1,2 Milliarden US$. Zu den wichtigen Absatzmärkten zählen der Iran, Irak, Russland, Deutschland und die USA.