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Türkei will ihr Tourismuspotenzial noch stärker ausschöpfen

Die türkische Tourismusindustrie hat sich hohe Ziele gesteckt. Mittelfristig werden viele Investitionen in neue Hotels erwartet. Das eröffnet auch Chancen für deutsche Unternehmen.

Von Katrin Pasvantis | Istanbul

In der Gunst internationaler Reisender steht die Türkei weiter ganz oben auf der Liste der beliebtesten Reiseziele. Nach dem Rekordjahr 2022 besuchten in den ersten acht Monaten 2023 rund 33 Millionen Touristen die Türkei, was einem Zuwachs von 14 Prozent entspricht (Veränderungen stets gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode). Ob dies reicht, um die selbstgesteckten Ziele für 2023 von 60 Millionen Touristen und Einnahmen von 56 Milliarden US-Dollar (US$) zu erreichen, bleibt abzuwarten. 

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Türkei weltweit auf Platz 4 bei Touristenzahl

Die beeindruckende Entwicklung der Türkei im Tourismussektor zeigt sich insbesondere im globalen Vergleich. Die Welttourismusorganisation hat kürzlich ihren Bericht zur Entwicklung des Tourismussektors im Jahr 2022 veröffentlicht. Im Ranking der Touristenzahlen 2022 kletterte die Türkei auf den 4. Platz weltweit, nach Frankreich, Spanien und den USA. Zudem belegte die Türkei den 7. Platz weltweit beim Gesamteinkommen mit 41,4 Milliarden US$. Das Touristeneinkommen pro Kopf stieg in der Türkei im Vergleich zu 2019, dem Jahr vor der Coronapandemie, von 670 auf 820 US$. Das Jahr 2019 war ein herausragendes Jahr für den Welttourismus, daher sind die Zahlen von 2022 umso beeindruckender. 

Erwarteter Investitionsschub könnte deutsche Unternehmen begünstigen 

Derzeit ist die Projektpipeline im Hotelbau eher dünn besetzt. Die Baugenehmigungen für Hotels sind laut dem türkischen Statistikamt TÜIK im 1. Halbjahr 2023 um 45 Prozent zurückgegangen. Mittelfristig sind die Wachstumsaussichten jedoch sehr gut. Viele große Hotelmarken sind bisher noch nicht in der Türkei vertreten. Branchenkenner erwarten in den kommenden Jahren hohe Investitionen dieser Hotelketten, insbesondere in Istanbul und im Süden der Türkei. Hieraus können sich auch Geschäftschancen für deutsche Unternehmen beim Bau und Ausbau der Hotels ergeben, vor allem als Subunternehmer oder Lieferanten. 

Insider berichten, dass deutsche Firmen gerne herangezogen werden, wenn beispielsweise spezielles Ingenieursfachwissen gefragt ist oder etwa bei der Ausstattung von Hotelküchen. Das liegt daran, dass viele deutsche Marken leicht in der Türkei verfügbar sind und einen ausgezeichneten Ruf bei Qualität und Service genießen. Besonders bei Ausstattungen, die eine technische Komponente haben, sind Produkte aus Deutschland gefragt. 

Baugenehmigungen für Hotels und ähnliche Bauten

 

 2022

Veränd. in % *)

1.Halbjahr 2023

Veränd. in % *)

Anzahl der Bauten

1.723

68,3

577

-45,4

Fläche in qm

1.937.387

43,9

970.036

9,7

* gegenüber vergleichbarer Vorjahresperiode.Quelle: Türkisches Statistikamt TÜIK 2023

Zahl der Übernachtungen geht 2023 zurück

Trotz steigender Besucherzahlen erlebt die türkische Tourismusindustrie auch einen Dämpfer: Die Gäste verweilten 2023 kürzer im Land als noch 2022. Laut Angaben des türkischen Ministeriums für Kultur und Tourismus ging die Anzahl der Hotelübernachtungen ausländischer Besucher im Zeitraum von Januar bis Juli um 9 Prozent auf 68 Millionen zurück. Deutlich stärker fiel der Rückgang bei den inländischen Touristen aus, mit einem Minus von 28 Prozent auf rund 28 Millionen. Branchenberichten zufolge dürften hohe Übernachtungspreise ein wichtiger Grund gewesen sein. Gleichzeitig sind die realen Haushaltseinkommen in der Türkei wegen der hohen Inflation gesunken. Viele Familien haben sich deshalb wohl entschieden, ihren Urlaub zu verkürzen.

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Tourismusumsätze von 2022 werden wohl verfehlt

Das Jahr 2022 stellte insbesondere für die Luxusbranche ein Rekordjahr dar. Es war jedoch auch ein ungewöhnliches Jahr, dessen Umsatzzahlen sich 2023 wohl nicht fortsetzen werden. Denn mehrere Faktoren kamen 2022 zusammen: Es war das erste Post-Covid-Jahr, Istanbul avancierte zur gefragten Location und gleichzeitig waren vor allem Touristen aus dem Mittleren Osten und Russland bereit, sehr hohe Zimmerpreise im Luxussegment zu akzeptieren. Stimmen aus der Branche zufolge wurden die Zimmerpreise in Istanbul und der Südtürkei im letzten Jahr derart in die Höhe getrieben, dass viele zahlungskräftige Touristen 2023 nach alternativen Zielen Ausschau hielten, die möglicherweise für die Premiumpreise mehr zu bieten haben als die Türkei. Die Zimmerpreise im Luxussegment sind bereits im Sommer 2023 gesunken und könnten weiter sinken, bevor sie sich voraussichtlich im Frühjahr 2024 wieder erholen könnten. 

Trotz Auf und Ab bleibt türkisches Hotelgewerbe robust 

Ungeachtet der Dämpfer ist die Ausgangslage im türkischen Gastgewerbe laut Brancheninsidern grundsätzlich solide. Das trifft auf alle Preisklassen zu, vom Luxus- bis zum Budgetsegment. In der Türkei werden Zimmerpreise in Euro angegeben, während beispielsweise die Löhne in Lira ausbezahlt werden. In Jahren starker Inflation erwies sich dies zuletzt als vorteilhaft für die Gewinne der Hotelbetreiber, da steigende Lira-Kosten durch den Wechselkurs beziehungsweise die Schwäche der Lira ausgeglichen werden konnten. 

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