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Generative KI kommt in den USA immer häufiger zum Einsatz

Eine Reihe von Firmen setzt bereits generative KI-Tools ein, um Geschäftsprozesse und Service zu verbessern. In diesen Bereich fließt viel Wagniskapital.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Seitdem das Silicon-Valley-Start-up OpenAI – inzwischen Partner von Microsoft – das KI-Tool ChatGPT im November 2022 auf den Markt gebracht hat, entstehen in der US-Tech-Szene neue KI-Anwendungen in Rekordgeschwindigkeit. Die Nachfrage ist groß: So setzt nach einer Umfrage des Beratungsunternehmens Altman Solon fast jedes vierte US-Technologieunternehmen sogenannte generative KI-Tools ein, um die Softwareentwicklung zu verbessern.

Generative künstliche Intelligenz (KI) kann selbständig eigene Inhalte wie Texte, Bilder oder Multimedia erzeugen. Einige Unternehmen, nicht nur aus dem Softwarebereich, nutzen ChatGPT daher bereits für Geschäftsprozesse und eigene Anwendungen. Zum Beispiel Mercedes-Benz: Der Autobauer integriert den KI-Chatbot künftig in sein Infotainment-System. In den USA gibt es bereits eine ganze Reihe von Unternehmen wie den Online-Reisedienst Expedia und den Getränkekonzern Coca-Cola, die generative KI in Geschäftsprozesse integriert haben. Expedia nahm ChatGPT in seine App auf, um die Reiseplanung nahtloser und interaktiver zu gestalten, und Coca-Cola will mithilfe generativer KI Marketingmaterialien effizienter erstellen.

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Generative KI-Tools bieten für viele Branchen großes Potenzial

Viel Potenzial bietet sich durch generative KI auch in anderen Branchen, darunter Biowissenschaften, Finanzdienstleistungen, Hightech, Medien sowie in Industrieunternehmen. So integriert Siemens seine Teamcenter-Software in Microsoft Teams und in die Sprachmodelle des Azure OpenAI Service. Damit wollen Siemens und Microsoft unter anderem KI-gestützte Softwareentwicklung, Fehlerberichterstattung und visuelle Qualitätsprüfung verbessern – und die Produktivität von Industrieunternehmen steigern.

Einsatzfelder bietet auch die Unterhaltungsbranche, zum Beispiel bei Sportübertragungen: So lieferte die generative KI-Plattform watsonx von IBM in diesem Jahr Kommentare zu über 20.000 Videoclips in der App des Masters-Golfturniers. KI-Technologie wird dabei vor allem für zeitaufwändige Aufgaben eingesetzt, zum Beispiel um Ereignisse zusammenzufassen.

KI soll dabei helfen, die nationale Sicherheit zu verbessern

Auch der öffentliche Sektor ist ein wichtiger KI-Abnehmer: Laut dem Nachrichtensender NBC testen bereits mehrere US-Bundesbehörden – darunter das Außen- und Justizministerium sowie die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) – Modelle und Algorithmen für maschinelles Lernen. KI soll unter anderem dabei helfen, bestimmte Datensätze in den riesigen zentralen Datenbanken und Archiven der Behörden zu finden.

Kürzlich kündigte das Weiße Haus einen Wettbewerb zur Entwicklung von Cybersicherheitstechnologien auf KI-Basis an. Dieser sieht Preisgelder in Höhe von rund 18,5 Millionen US-Dollar (US$) vor. Ziel ist es, Schwachstellen in Netzwerken wie Stromnetzen und U-Bahnen sowie bei Behörden schnell zu identifizieren und zu beheben. Die neuen Technologien sind für die Regierung in Washington so wichtig, dass sie US-Investitionen in chinesische Unternehmen verbietet, die fortschrittliche Halbleiter, Quantencomputer und einige KI-Systeme herstellen.

Wagniskapital in KI-Start-ups hat sich in den USA verdoppelt

Laut einer PitchBook-Analyse für das Handelsblatt flossen in den USA im 1. Halbjahr 2023 rund 30,8 Milliarden US$ Wagniskapital in Start-ups aus den Bereichen KI und maschinelles Lernen – fast doppelt so viel wie von Januar bis Juni 2022. Die Zahl der Deals ist im gleichen Zeitraum von 1.249 auf 1.129 leicht zurückgegangen, denn es waren zuletzt deutlich mehr große Abschlüsse dabei. Gleichzeitig tut sich eine große Lücke zu Europa auf.

Chipentwickler profitieren vom KI-Wachstum

Auch Chipentwickler profitieren vom KI-Boom. Denn KI braucht riesige Datenmengen und enorme Rechenkapazitäten, und für solche hochkomplexen Aufgaben werden immer leistungsfähigere Mikrochips benötigt. Microsoft hat 10 Milliarden US$ in OpenAI investiert und will KI-Funktionen in seine gesamte Software-Suite integrieren.

Auch bei der Hardware setzt Microsoft auf KI und kooperiert laut Bloomberg mit AMD, um KI-fähige Chips zu entwickeln: eine Kampfansage an den Konkurrenten Nvidia, der als Marktführer im Bereich KI gilt und der ebenfalls massiv in die Entwicklung neuer Chips investiert.

Ebenso dürfte ASML von der Entwicklung profitieren: Das niederländische Unternehmen ist der weltweit einzige Anbieter von Extrem-Ultraviolett (EUV)-Lithografiemaschinen. Nur solche können Strukturbreiten von 5 oder 3 Nanometern ätzen, die für besonders leistungsstarke Chips für KI-Anwendungen benötigt werden.

Immer mehr Positionen erfordern KI-Kenntnisse

Mit dem Vordringen generativer KI stellen sich neue Herausforderungen. So könnten Fachkräfte bald knapp werden, denn künftig dürften deutlich mehr Positionen KI-Kenntnisse erfordern als bisher. Um Personen den Einstieg in bestimmte technische Positionen zu erleichtern, richtet die Online-Lernplattform edX von 2U in Kooperation mit Universitäten im ganzen Land ein neues KI-Bootcamp ein: Der Lehrplan orientiert sich an Echtzeitbedürfnissen der Industrie und deckt unter anderem die Programmiersprache Python, maschinelles Lernen, natürliche Sprachverarbeitung sowie KI und Datenethik ab.

An der Michigan State University, der University of Denver, am Ohio State University College of Engineering und der Southern Methodist University in Texas soll der Unterricht bereits im September beginnen. Weitere Hochschulen folgen im November.

Unternehmen verpflichten sich zu sicherem Umgang mit KI-Technik

Trotz der vielen Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz mit sich bringt, räumen viele Firmen ein, dass KI – vor allem generative KI – erhebliche rechtliche und ethische Risiken birgt. Im Juli haben sich zwar mehrere Techkonzerne, darunter Amazon, Google, Microsoft und OpenAI, im Rahmen eines Treffens mit US-Präsident Biden freiwillig dazu verpflichtet, verantwortungsvoll mit der Technologie umzugehen. Doch das reicht nicht – der Druck, einen verbindlichen Rechtsrahmen für KI zu setzen, wächst.


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