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Branche kompakt | USA | Ernährungswirtschaft

US-Nahrungsmittelhersteller erwarten nur geringes Wachstum

Die wirtschaftlichen Unsicherheiten in den USA dämpfen auch den Nahrungsmittelkonsum. Für 2025 rechnet die Branche mit einer Entwicklung zwischen Stagnation und minimalem Wachstum. (Stand: Mai 2025)

Von Heiko Stumpf | San Francisco

Ausblick der Nahrungsmittelindustrie in den Vereinigten Staaten

Bewertung:

  • US-Zollpolitik als Kostentreiber: Durch das Weiterreichen an die Verbraucher könnte es 2025 ein Umsatzplus von 2 bis 4 Prozent geben.
  • Erneuter Preisauftrieb bei Lebensmitteln durch Trumps Zollkurs.
  • Mengenmäßig dürfte die Nahrungsmittelproduktion 2025 nur leicht um höchstens 1 Prozent steigen.
  • Chancen, aber auch Herausforderungen durch verändertes Konsumverhalten, insbesondere durch Abnehmspritzen.
  • Zur Kostensenkung setzen Unternehmen auf Automatisierung und Effizienzsteigerung.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Mai 2025

  • Markttrends

    Fleisch und Molkereierzeugnisse erweisen sich als Lichtblicke. Sich verändernde Konsumgewohnheiten stellen die Hersteller von Süßwaren und Snacks hingegen vor Herausforderungen. 

    Wie in den Vorjahren dürfte die Nahrungsmittelindustrie in den USA ihre Umsätze erneut durch Preiserhöhungen steigern, zumal höhere Kosten infolge der Zollpolitik der US-Regierung an die Verbraucher weitergegeben werden. Das eigentliche Ziel der Unternehmen ist jedoch ein anderes: Eine höhere mengenmäßige Produktion, denn nur über steigende Verkaufsvolumina lassen sich Marktanteile ausbauen und neue Kundengruppen erschließen.

    Inwieweit dies gelingt, ist fraglich. Nachdem die Nahrungsmittel- und Getränkehersteller im Vorjahr eine mengenmäßige Steigerung von etwa 1,1 Prozent erzielen konnten, wagt das Marktforschungsinstitut Circana für 2025 nur eine unsichere Prognose mit einer Bandbreite von 0 bis 1 Prozent.

    Über 50 %

    der täglichen Kalorienzunahme besteht in den USA aus stark verarbeiteten Nahrungsmitteln.

    Ende 2024 lagen die Lebensmittelpreise in den USA laut Circana um 31 Prozent über dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019, wodurch viele Konsumenten an ihre Belastungsgrenze kamen. Durch die unberechenbare Zollpolitik von US-Präsident Trump wird ein Wiederaufflammen der Inflation befürchtet. Laut dem US Department of Agriculture (USDA) dürfte die Teuerungsrate für Nahrungsmittel im Jahresdurchschnitt 2025 ein Niveau von 3,5 Prozent erreichen, was die Nachfrage nach Lebensmitteln voraussichtlich dämpfen wird.

    Fleisch und Käse stärker nachgefragt

    Leichte Zuwächse verzeichnet die Fleischproduktion – laut Prognosen von USDA wird für 2025 ein Anstieg um rund 0,5 Prozent auf 49,1 Millionen Tonnen erwartet. Je nach Marktsegment fällt die Entwicklung jedoch unterschiedlich aus. Bei Rindfleisch dürfte es einen Rückgang geben auf 12,1 Millionen Tonnen (-1,1 Prozent). Nach einer längeren Dürre müssen die Farmer in von Viehzucht geprägten Bundesstaaten wie Nebraska, Oklahoma und Texas ihre Rinderherden erst wieder aufstocken, weshalb es an Schlachtvieh für die lokale Verarbeitung mangelt.

    Die Produktion von Schweine- und Geflügelfleisch steigt hingegen auf 12,7 Millionen Tonnen (+1,0 Prozent) beziehungsweise 23,9 Millionen Tonnen (+1,1 Prozent). Der Appetit auf Fleisch bleibt in den USA erhalten. Nach USDA-Prognosen dürfte der jährliche Prokopfverbrauch bis 2034 auf rund 107 Kilogramm ansteigen – ein Plus von 2,9 Prozent gegenüber 2024.

    Auch die Molkereiwirtschaft setzt ihren Aufwärtstrend fort. Die Milchproduktion wird für 2025 auf 103 Millionen Tonnen geschätzt – und soll laut USDA bis 2030 um durchschnittlich etwa 2,1 Prozent pro Jahr ansteigen. Zwar geht die Menge getrunkener Milch kontinuierlich zurück, dafür steigt die Nachfrage nach Molkereierzeugnissen wie Käse, Butter und Joghurt. Die US-Käseherstellung dürfte 2025 mit rund 6,6 Millionen Tonnen (+1,6 Prozent) einen Rekordwert erreichen.

    Die Euphorie um pflanzliche Alternativprodukte zu tierischen Eiweißen aus Fleisch, Fisch, Milch und Eiern erlebte hingegen zum zweiten Mal in Folge einen Dämpfer. Laut Studien des Good Food Institute gab es 2024 einen mengenmäßigen Rückgang um etwa 5 Prozent. Auch beim Umsatz ging es bergab, mit -4 Prozent auf rund 8,1 Milliarden US-Dollar (US$).

    Hersteller von Backwaren und Snacks müssen sich neuen Essgewohnheiten stellen

    Die Produzenten solcher Produkte stehen vor einer gemeinsamen Herausforderung: Die wachsende Nachfrage nach GLP-1-basierten Abnehmspritzen beschleunigt in den USA einen Trend zu gesünderer Ernährung. Laut einer Anfang 2025 von Ernst & Young veröffentlichten Studie könnte der Konsum von Süßwaren und salzigen Snacks bis 2034 um etwa 3 Prozent sinken, was den Herstellern bis zu 12 Milliarden US$ an jährlichem Umsatz kosten könnte. GLP-1-Nutzer berichten demnach von einem Rückgang des Konsums von Snacks und Süßwaren um 40 bis 60 Prozent. 

    Appetitzügler auf dem Vormarsch: Krempeln Abnehmspritzen den Markt für Nahrungsmittel um?

    Rund 40 Prozent der US-Bevölkerung gelten als übergewichtig. Da verwundert es nicht, dass sich Medikamente wie Zepbound und Wegovy zum Verkaufsschlager entwickeln. Die neuen Wunderwaffen gegen Übergewicht wurden ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt und basieren auf dem Wirkstoff Semaglutid. Dieser ahmt das Hormon GLP-1 nach, welches ein Gefühl der Sättigung erzeugt.

    Laut Studien von Ernst & Young Parthenon nutzten 2024 bereits 0,5 Prozent der US-Bevölkerung GLP-1 basierte Medikamente. Bis 2030 könnte dieser Anteil auf 13 bis 21 Prozent steigen, was je nach Entwicklung zwischen 30 und 50 Millionen Menschen entsprechen würde. Eine Richtung, die Vorteile für die öffentliche Gesundheit verspricht, aber mit tiefgreifenden Veränderungen im Konsumverhalten einhergehen dürfte.

    Trend 1: Nutzer solcher Medikamente essen deutlich weniger. Laut einer KPMG-Analyse aus dem Jahr 2024 sinken die monatlichen Ausgaben von GLP-1-Nutzern für Lebensmittel im Schnitt um 31 Prozent. Auf das Jahr hochgerechnet entspricht das einem potenziellen Rückgang der US-weiten Ausgaben für Nahrungsmittel und Getränke um etwa 48 Milliarden US$. Auch Impact Analytics rechnet mit einem rückläufigen Lebensmittelkonsum: Laut dem Marktforschungsinstitut könnte der durchschnittliche tägliche Kalorienkonsum pro erwachsener Person in den USA bis 2030 auf 2.800 bis 3.500 Kalorien sinken – ausgehend von derzeit etwa 3.600 Kalorien pro Tag.

    Trend 2: Nutzer von Abnehmspritzen essen nicht nur weniger – sie essen auch anders: Der Appetit auf Süßes, salzige Snacks, Backwaren oder Softdrinks schwindet, während frisches Obst, Gemüse, Joghurt, Eier und proteinreiche Snacks wie Nüsse an Beliebtheit gewinnen. Laut Studien legt der Verzehr von Proteinprodukten um bis zu 65 Prozent zu, bei Obst und Gemüse könnten es sogar 80 Prozent sein.

    Wie reagieren die Unternehmen? Einige Lebensmittelhersteller – allen voran Conagra Brands – reagieren früh auf den GLP-1-Boom und entwickeln gezielt eigene Labels, die Nutzer von Abnehmmitteln ansprechen sollen. Seit Januar 2025 versieht Conagra Brands bestimmte Produkte seiner Healthy-Choice-Reihe mit einem Label, das diese als "GLP-1 friendly" kennzeichnet – insbesondere solche, die einen hohen Proteingehalt und niedrige Kalorien aufweisen. Auch General Mills bewirbt proteinhaltige Produkte gezielt bei GLP-1-Konsumenten. Danone richtet die Vermarktung von proteinreichen Produkten wie Oikos gezielt auf den neuen Kundenkreis aus. Ebenso brachte Nestlé mit Vital Pursuit eine spezielle Produktlinie heraus.

    Vor diesem Hintergrund zielt auch Mars mit der geplanten Übernahme von Kellanova auf eine breitere Produktpalette ab – um neben klassischen Süßwaren verstärkt gesündere Alternativen wie proteinreiche Snacks anzubieten. Diese sind insbesondere bei der Generation Z und den Millennials beliebt. Beobachter sprechen von einer regelrechten "Snackification", die bei jüngeren Menschen besonders stark ausgeprägt sei. Klassische Mahlzeiten werden dabei immer häufiger durch gesunde, praktische Zwischenmahlzeiten ersetzt.

    Das proteinreiche und funktionale Snacks im Trend liegen, macht sich auch bei den Backwaren bemerkbar. Der Prokopfverbrauch von Weizenmehl lag 2024 bei 58,5 Kilogramm – ein Rückgang von 12 Prozent innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Wachstum entsteht dadurch nur noch durch den Bevölkerungsanstieg, nicht mehr durch höheren Einzelkonsum. Aufgrund veränderter Frühstücksgewohnheiten geht vor allem die Nachfrage nach Zerealien zurück.

    Umwälzungen im Getränkemarkt

    Auch auf dem Markt für alkoholische Getränke sorgen sich verändernde Konsumgewohnheiten für Bewegung. Jüngere wie die Generation Z trinken weniger Alkohol und lassen sich vor allem nicht mehr als loyale Bier- oder Weintrinker kategorisieren.

    Der Bierverbrauch dürfte 2024 den niedrigsten Stand seit 40 Jahren erreicht haben. Laut Prognosen von S&D Insights soll es 2025 einen weiteren volumenmäßigen Rückgang um 2,1 Prozent geben. Der Weinkonsum dürfte mit 3,9 Prozent noch stärker sinken. Während auch klassische Spirituosen rückläufig sind, sorgen junge Konsumenten mit ihrem Wunsch nach Vielfalt für Wachstum bei Ready-to-Drink-Cocktails und Hard Seltzers – das hält den Gesamtmarkt für Spirituosen 2025 voraussichtlich stabil (+0,2 Prozent).

    Das mengenmäßige Marktvolumen für alkoholfreie Getränke dürfte 2025 laut der Beverage Marketing Corporation um 0,5 bis 1,5 Prozent zulegen. Steigendes Gesundheitsbewusstsein sorgt jedoch auch hier für Veränderungen. Produkte mit hohem Zucker- oder Süßstoffgehalt wie kohlensäurehaltige Softdrinks und Fruchtsäfte verlieren an Zuspruch. Das Wachstum wird vor allem durch eine höhere Nachfrage nach abgefülltem Trinkwasser getragen (+2 bis 3 Prozent). Mit einem erwarteten Zuwachs von 3 bis 4 Prozent floriert auch das Geschäft mit Energydrinks. Auch funktionelle Getränke mit gesundheitsfördernden Zusätzen wie Vitaminen oder Ballaststoffen bieten Potenzial.

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Branchenstruktur

    Trumps Zollpolitik belastet das Investitionsklima, aber einzelne Produkte wie Käse können weiter zulegen. Viele Unternehmen reagieren mit Automatisierung auf steigende Kosten.

    Bevölkerungswachstum und steigende Einkommen führen in den USA zu einem langfristig höheren Nahrungsmittelverbrauch. Trotz leicht rückläufiger Nettozuwanderung rechnet das Congressional Budget Office damit, dass die Bevölkerung bis 2030 auf rund 359 Millionen wächst – von etwa 341 Millionen im Jahr 2024.

    Investitionsklima kühlt sich 2025 ab

    Lebensmittelhersteller investieren deshalb fortlaufend in ihre Anlagen, auch wenn sich das Tempo verlangsamt. Laut dem 2025 Capital Spending Outlook des Fachmagazins Food Processing planen die 31 größten börsennotierten Nahrungsmittel- und Getränkehersteller der USA Investitionen in Höhe von insgesamt 19,3 Milliarden US-Dollar. "Mit einem Minus von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist dies der erste Rückgang der geplanten Investitionstätigkeit seit 2009", erklärte Dave Fusaro, Chefredakteur von Food Processing bei der Vorstellung des Reports. Darin spiegeln sich auch Unsicherheiten über die Zollpolitik der Trump-Regierung wider.

    Aber es gibt auch Wachstumsfelder. Ein Bereich, der Investitionen anzieht, ist beispielsweise die Käseherstellung. Über die vergangenen zehn Jahre ist der Käsekonsum in den USA um fast 20 Prozent gestiegen. Hersteller, insbesondere in Wisconsin, Kalifornien, Texas, Minnesota und Idaho bauen ihre Anlagen aus, um die steigende Nachfrage nach Cheddar, Mozzarella und anderen Käsespezialitäten zu bedienen. Unternehmen wie Danone und Chobani berichten zudem über ein steigendes Interesse an Joghurt – weshalb Chobani rund 1,7 Milliarden US$ in den USA investieren will.

    Auch die Getränkeindustrie expandiert. Der Spirituosenhersteller Diageo investiert 415 Millionen US$ in Montgomery, Alabama. In Elsmere, Kentucky entsteht bis 2026 eine Abfüllanlage für Trinkwasser für 130 Millionen US$ von Niagara Bottling. Die Kapazitätsauslastung in der Ernährungswirtschaft ist weiterhin hoch. Sie lag im Jahr 2024 mit 79,7 Prozent leicht über dem Durchschnitt der vorherigen zehn Jahre (2013 bis 2023: 78,3 Prozent).

    Ausgewählte Investitionsprojekte der Ernährungswirtschaft in den USAin Millionen US-Dollar
    AkteurInvestitionssumme ProjektstandAnmerkungen
    Chobani

    1.200

    geplante Inbetriebnahme Ende 2026Bau einer Molkerei in Rome, New York mit einer Produktionskapazität von mehr als 450.000 t pro Jahr – größter Standort in der Firmengeschichte
    Chobani

    500

    geplante Inbetriebnahme 2026Erweiterung der Molkerei in Twin Falls, Idaho. Produktionssteigerung um 50%
    Daisy Brand

    626

    geplante Inbetriebnahme 2026Bau einer Molkerei in Boone, Iowa, zur Herstellung von Sauerrahm und Hüttenkäse
    Reyes Coca-Cola

    500

    geplante Inbetriebnahme 2026Ausbau einer Getränkeabfüllanlage in Rancho Cucamonga, Kalifornien
    Electrolit

    400

    geplante Inbetriebnahme 2026

     

    Bau einer hochautomatisierten Produktionsstätte für Hydrationsgetränke in Waco, Texas (erstes Werk in den USA)
    Yakult USA

    305

    geplante Inbetriebnahme 2026Bau einer Produktionsstätte für probiotischen Joghurt in White, Georgia
    Bridor

    220

    geplante Inbetriebnahme 2026Bau einer Bäckereiproduktion für Brotspezialitäten und Viennoiserie in Brigham City, Utah
    Bauducco Foods

    200+

    geplante Inbetriebnahme: 

    1. Phase: 2026

    2. Phase: 2028

    3. Phase: 2030

    Bau einer Bäckereiproduktion für Kekse, Waffeln und Panettone in Zephyrhills, Florida 
    Irresistible Foods Group

    180

    geplante Inbetriebnahme 2026/2027Bau einer Produktionsstätte für Backwaren der Marke King’s Hawaiian in Taylorsville, Illinois
    Keurig Dr Pepper

    100

    geplante Inbetriebnahme 2027Bau einer Kaffeerösterei in Spartanburg, South Carolina
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Automatisierung steht im Fokus

    Stark gestiegene Inputkosten und Arbeitskräftemangel sorgen dafür, dass bei vielen Unternehmen Effizienzsteigerungen und Automatisierung im Fokus stehen. "In unserem 2025 Manufacturing Outlook Survey steht erstmals seit 24 Jahren nicht die Lebensmittelsicherheit, sondern die Kostenkontrolle an erster Stelle der Prioritäten", erklärt Dave Fusaro.

    Insbesondere große Schlachthöfe setzen zur Kostenreduzierung stark auf Robotik, zum Beispiel zur Entbeinung. Tyson Food hat seit 2022 bereits über 1 Milliarde US$ für Automatisierung ausgegeben. Cargill will im Rahmen der Initiative Factory-of-the-Future bis 2026 rund 700 Millionen US$ in die Automatisierung stecken.

    Auch Bäckereien automatisieren. Rund die Hälfte der Unternehmen will nach einer Umfrage von Backing & Snacks die Investitionsausgaben im Jahr 2025 erhöhen. Etwa 71 Prozent aller Befragten nennen dabei Systemverbesserungen wie Automatisierung als Schwerpunkt. Verpackungsmaschinen stehen dabei ganz oben auf der Agenda.

    Fleischindustrie ist stark konzentriert

    Bei Rindfleisch halten die vier größten Anbieter Tyson Food, JBS USA, Cargill und National Beef einen Anteil von ungefähr 85 Prozent. JBS USA kündigte 2025 an, rund 200 Millionen US$ in den Ausbau der Standorte Cactus in Texas sowie Greeley in Colorado zu investieren, um seine Marktposition zu stärken. Bei Schweinefleisch dominieren die vier größten Hersteller, angeführt von Smithfield Foods, etwa zwei Drittel des Marktes.

    Um den Wettbewerb anzukurbeln, hatte das U.S. Department of Agriculture (USDA) während der Amtszeit von Joe Biden über das Meat and Poultry Processing Expansion Program (MPPEP) 325 Millionen US$ für 74 Projekte von kleineren und mittleren Fleischproduzenten vergeben. Hinzu kommen 56 Millionen US$, die über das Local Meat Capacity Grant Program ausgeschüttet wurden.

    Einige der geförderten Projekte werden erst im Lauf der nächsten Jahre umgesetzt. Das Unternehmen Producer Owned Beef will in Amarillo, Texas rund 670 Millionen US$ investieren. Die hochmoderne Anlage soll ab 2027 eine Leistung von 3.000 Rindern pro Tag erreichen. Ein weiteres Großprojekt plant die Cattlemen's Heritage Beef Company in Iowa: Der Bau ihrer 520 Millionen US$ teuren Anlage in Des Moines soll 2025 starten und pro Tag rund 2.000 Rinder verarbeiten.

    Zoll-Zick-Zack erhöht Kosten und belastet Exporte

    Die amerikanische Nahrungsmittelindustrie ist durch starken Wettbewerb geprägt. Die USA sind nach China und Indien der weltweit drittgrößte Lebensmittelproduzent und können sich weitgehend selbst versorgen. Dennoch stieg der Importanteil bei verarbeiteten Nahrungsmitteln und Getränken zwischen 2008 und 2022 von 12,4  Prozent auf 17,3  Prozent an. Trotz starker Exportsektoren wie Fleisch und Molkereiprodukte wiesen die USA 2024 zum dritten Mal in Folge ein Handelsdefizit im Nahrungsmittelsektor auf – hauptsächlich wegen gestiegener Obst- und Gemüseimporte.

    Welche Folgen hat die US-Zollpolitik für die amerikanische Nahrungsmittelindustrie?

    Die Branche verfügt in den USA über eine breite Produktionsbasis – ein Schutz vor dem trumpschen Zickzackkurs ist dies jedoch nur bedingt. Denn viele Zutaten und Produktionsmittel stammen aus dem Ausland und werden zum Kostenfaktor. Gegenzölle wiederum erschweren den Export.

    1. Höhere Kosten für importierte Nahrungsmittel und Zutaten

    Zwar verfügen die USA über große Agrarflächen, aber viele benötigte Zutaten für verarbeitete Lebensmittel wachsen dort schlicht nicht: Bananen, Vanille, Kakao, Pfeffer oder auch Avocados müssen importiert werden. Da Zölle auch auf Produkte ohne lokale Bezugsalternative erhoben werden, sind steigende Kosten kaum vermeidbar. Der amerikanische Schokoladenhersteller Hershey befürchtet beispielsweise, dass durch Zölle auf den Import von Kakao im Jahr 2025 zusätzliche Belastungen von bis zu 100 Millionen US$ entstehen. 

    2. Höhere Kosten für importierte Betriebsmittel

    Auch importierte Betriebsmittel verteuern sich durch die Zollpolitik. Viele haltbare Lebensmittel – etwa Fisch, Fleisch, Früchte oder Getränke – werden in Dosen abgefüllt und sind dadurch von den Sonderzöllen in Höhe von 25 Prozent auf Aluminium und Stahl betroffen. 

    Nur rund 30 Prozent des für Konservendosen benötigten Weißblechs stammen aus heimischer Produktion. Etwa zwei Drittel des in den USA verwendeten Primäraluminiums – das unter anderem für Getränkedosen eingesetzt wird – werden aus Kanada importiert. Steigende Materialkosten könnten dazu führen, dass Bier vermehrt in Glasflaschen abgefüllt wird, während bei Erfrischungsgetränken der Anteil an PET-Flaschen zunehmen dürfte.

    Auch bei Maschinen besteht in der Nahrungsmittelindustrie ein hoher Importbedarf. Laut der Association for Packaging and Processing Technologies (PMMI) liegt der Importanteil bei Verpackungsmaschinen bei rund 24 Prozent.

    3. Geringere Exporte aufgrund von Gegenzöllen

    In einigen Bereichen, insbesondere bei Molkereiprodukten und Fleisch, erzeugen die USA Überschüsse – die in Zeiten von Handelskonflikten deutlich schwieriger exportiert werden können. Hier fallen insbesondere die von China verhängten Gegenzölle ins Gewicht, da die Volksrepublik bislang ein Hauptabnehmer von amerikanischen Nahrungsmitteln war. 

    Am 12. Mai 2025 haben die Vereinigten Staaten und China eine vorübergehende Einigung erzielt, ihre gegenseitigen Zölle für einen Zeitraum von 90 Tagen deutlich zu senken: Die US-Regierung reduziert ihre Zölle auf chinesische Importe von 145  Prozent auf 30  Prozent, während China seine Zölle auf US-Waren von 125  Prozent auf 10  Prozent senkt.

    Dies verschafft der amerikanischen Fleischindustrie eine dringend benötigte Atempause. Zuvor hatten die Einfuhrabgaben auf amerikanisches Fleisch durch die chinesischen Vergeltungszölle dramatische Höhen erreicht. Nach Angaben der US Meat Export Federation galten für Rindfleisch 147 Prozent, für Schweinefleisch fielen sogar 172 Prozent an. Hätten solche Zölle für längere Zeit Bestand, würde der dadurch bedingte Nachfrageeinbruch zu großen finanziellen Einbußen führen: Bei Rindfleisch wäre mit Mindereinnahmen von 4 Milliarden US$ pro Jahr zu rechnen, bei Schweinefleisch mit 1 Milliarde US$.

    Mit mehr als 22.000 Unternehmen weist die heimische Nahrungsmittelindustrie einen hohen Diversifizierungsgrad auf. Gemessen an der Wertschöpfung ist die Fleischverarbeitung mit einem Anteil von 26 Prozent das größte Segment, gefolgt von der Milchwirtschaft (13 Prozent), der Getränkeindustrie (11 Prozent) und der Getreide-/Ölsaatenindustrie (10 Prozent).

    Produktion ausgewählter Nahrungsmittel und Getränke in den USA Produktionsindizes *)
    Sparte 

    2021

    2022

    2023

    2024

    Fleisch und Fleischwaren

    102,7

    104,8

    103,7

    103,9

    Milch- und Molkereiprodukte

    105,3

    105,5

    105,0

    103,3

    Backwaren

    104,1

    103,3

    103,1

    104,8

    verarbeitete Früchte und Gemüse

    100.8

    101,0

    95,8

    95,5

    Zucker- und Süßwaren

    105,4

    106,3

    102,0

    102,8

    Getränke

    107,9

    109,2

    112,0

    109,9

     Bier

    99,6

    95,8

    91,3

    86,9

     Softdrinks

    92,8

    99,2

    109,4

    111,2

    * saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt, 2017 = 100.Quelle: Federal Reserve 2025

    Auch geografisch ist die Branche breit aufgestellt. Laut dem US Census Bureau gab es im Jahr 2021 (zuletzt verfügbare Angabe zu Redaktionsschluss) insgesamt 41.080 Produktionsstätten, in denen Nahrungsmittel und Getränke hergestellt werden. Das mit Abstand wichtigste Cluster befindet sich mit rund 6.300 Anlagen in Kalifornien. Der Bundesstaat produziert mehr als 60 Prozent des in den USA angebauten Obstes und Gemüses. Gleichzeitig hält Kalifornien auch die Spitzenposition in der Milchwirtschaft. Weitere Hochburgen befinden sich in Texas (2.800 Betriebe), New York (2.700 Betriebe), Pennsylvania (1.800 Betriebe) und Illinois (1.600 Betriebe). 

    Wichtige Branchenunternehmen in NordamerikaUmsatz in Milliarden US-Dollar

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2023 *)

    PepsiCoGetränke, Snacks

    55,6

    Tyson FoodsFleischwaren, Snacks

    50,4

    NestléBackzutaten, Tiefkühlkost, Fertiggerichte, Getränke

    38,6

    JBS USAFleischwaren

    31,0

    Kraft HeinzFleischwaren, Fertiggerichte, Käse, Kartoffelprodukte, Snacks, Soßen, Tiefkühlkost etc.

    20,1

    General MillsBackwaren, Desserts, Fertiggerichte, Zerealien

    17,1

    The Coca-Cola Companyalkoholische und alkoholfreie Getränke

    16,7

    Anheuser-Busch InBevBier, alkoholische Getränke

    15,1

    CargillFleischwaren, Lebensmittelzutaten

    15,0

    MarsSüßwaren- und Kaugummiprodukte

    15,0

    Smithfield FoodsSchweinefleischprodukte

    14,2

    * USA und zum Teil Kanada.Quelle: Food Processing 2024

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Rahmenbedingungen

    Die meisten Lebensmittelprodukte, Getränke und Nahrungsergänzungsmittel werden von der Food and Drug Administration (FDA) reguliert. Das ACE-System vereinfacht den Einfuhrprozess.

    Unabhängig von der aktuellen Zollpolitik der Trump-Regierung unterliegen bestimmte Lebensmittelgruppen wie Milchprodukte, Säuglingsnahrung und Schokolade tarifären Einfuhrabgaben. So können etwa für ausgewählte Käsesorten Zollsätze von bis zu 25 Prozent anfallen.

    Darüber hinaus bestehen für einige Agrarprodukte mengenmäßige Beschränkungen in Form von Zollkontingenten (Tariff Rate Quotas, TRQs). Diese betreffen unter anderem Butter, Käse, Milchpulver, Zucker, Erdnüsse und bestimmte Fleischsorten.

    Neben tarifären Maßnahmen existieren auch nichttarifäre Handelshemmnisse, wie beispielsweise die fehlende gegenseitige Anerkennung von Veterinärzertifikaten oder unterschiedliche Methoden der Risikoanalyse, die den Marktzugang für ausländische Produkte erschweren.

    Die Nahrungsmitteleinfuhr in die USA ist streng geregelt

    Die Kontrolle der meisten Lebensmittelimporte in die USA obliegt der Food and Drug Administration (FDA). Vor dem Export müssen ausländische Hersteller und Verarbeiter ihre Betriebe bei der FDA registrieren. Zudem ist eine Voranmeldung (Prior Notice) jeder Warensendung erforderlich. Die Etikettierung muss den US-Vorgaben entsprechen, einschließlich Angaben wie Produktbezeichnung, Zutatenliste, Nährwertinformationen, Allergenhinweise und Ursprungsland.

    Für die Kommunikation mit der FDA ist die Benennung eines US-ansässigen Ansprechpartners erforderlich, der für alle Belange des Unternehmens und seiner Produkte zuständig ist.

    Die Einfuhrabwicklung erfolgt über das Automated Commercial Environment (ACE)-System der US-Zollbehörde. Viele Importeure beauftragen hierfür einen Zollagenten (Customs Broker), der die erforderlichen Dokumente einreicht und die vorläufige Freigabe durch die FDA einholt.

    Besondere Regelungen für bestimmte Produkte

    Eier, Milchprodukte sowie Fleisch und Geflügel (mit Ausnahme von Wild) unterliegen der Aufsicht des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA). Die Zulassung europäischer fleischverarbeitender Betriebe für den Export in die USA ist komplex und kostenintensiv.

    Bioprodukte müssen den Anforderungen des National Organic Program (NOP) des USDA entsprechen. Seit 2012 besteht ein Äquivalenzabkommen zwischen der EU und den USA, das den gegenseitigen Handel mit biologisch zertifizierten Produkten erleichtert.

    Die Einfuhr alkoholischer Getränke erfordert eine spezielle Genehmigung des Alcohol and Tobacco Tax and Trade Bureau (TTB) in Form einer Federal Basic Importer's Permit sowie eine Registrierung als Alcohol Dealer.

    Die FDA verschärft im Rahmen des Food Safety Modernization Act die Rückverfolgbarkeitspflichten für risikobehaftete Lebensmittel wie Käse, Obst oder Meeresfrüchte. Ab Januar 2026 müssen Unternehmen zentrale Datenpunkte dokumentieren und bei Bedarf innerhalb von 24 Stunden an die Behörde übermitteln. Ziel ist eine schnellere Reaktion auf Kontaminationen. Die FDA hat jedoch angekündigt, die Frist um 30 Monate zu verlängern, um Unternehmen mehr Zeit zur Umsetzung zu geben.

    Politikwechsel in der Lebensmittelsicherheit 

    Die Ernennung von Robert F. Kennedy Junior zum neuen Gesundheitsminister wird auch in der Nahrungsmittelindustrie für Veränderungen sorgen. Als Leiter des Department of Health and Human Services (HHS) ist er für die Food and Drug Administration (FDA) zuständig, welche die Lebensmittelsicherheit in den USA überwacht.

    Mit seiner "Make America Healthy Again"-Strategie zielt Kennedy Jr. darauf ab, die öffentliche Gesundheit durch strengere Lebensmittelregulierungen zu verbessern. Im April 2025 forderte er die Industrie dazu auf, acht synthetische Farbstoffe bis 2026 auf freiwilliger Basis aus der Lebensmittelproduktion zu entfernen. Die FDA plant zudem, die Zulassung weiterer Farbstoffe zu widerrufen und die Genehmigung natürlicher Alternativen zu beschleunigen.

    Für detaillierte Informationen und aktuelle Vorschriften empfiehlt es sich, die offiziellen Websites der FDA und des USDA zu konsultieren.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkungen
    Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
    AHK USAAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
    U.S. Department of Agriculture (USDA)Landwirtschaftsministerium
    U.S. Food and Drug Administration (FDA)Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln
    The Food InstituteFachverband
    Food Marketing Institute (FMI)Fachverband
    American Beverage Association (ABA)Fachverband
    Food ProcessingFachzeitschrift
    Beverage IndustryFachzeitschrift
    Fancy Food ShowFachmesse in New York City 29. Juni bis 1. Juli 2025
    Americas Food & Beverage ShowFachmesse in Miami vom 10. bis 12. September 2025
    Pack Expo International 2024Fachmesse in Chicago vom 18. bis 21. Oktober 2026
    Natural Products Expo WestFachmesse in Anaheim vom 3. bis 6. März 2026

    Von Heiko Steinacher | San Francisco

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