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Gebäude: Effizienz am Bau wird Mainstream

Washington will die schwache energieeffiziente Bautätigkeit ankurbeln. Durch das geringe technische Knowhow vor Ort ergeben sich Geschäftschancen für deutschen Anbieter.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Bereits seit Jahren verfügen Immobilien im Bundesbesitz verpflichtend über das grüne Zertifikat Leadership in Energy and Environmental Design (LEED). Entwickelt wurde das Zertifikat 1998 vom U.S. Green Building Council. Partnerorganisation dieser Nichtregierungsorganisation in Deutschland ist die German Green Building Association e.V.

Das Zertifikat in seiner aktuell gültigen Version trägt die Bezeichnung LEED v4. Die Green Business Certification Inc. führt das Prüfverfahren in den USA durch. Bei der Zertifizierung von Gebäuden nach LEED werden verschiedene Zertifizierungsklassen je nach erreichter Punktzahl vergeben. Maximal können 110 Punkte erreicht werden. Die Ergebnisse werden in vier Kategorien unterteilt:

  • Zertifiziert: 40 bis 49 Punkte
  • Silber: 50 bis 59 Punkte
  • Gold: 60 bis 79 Punkte
  • Platin: 80 bis 110 Punkte

Keine einheitlichen Baunormen

Standards und Normen im Bau, einschließlich des Baugesetzes und der begleitenden Bauverordnungen, gelten jeweils nur innerhalb eines Bundesstaates oder sogar nur innerhalb einer Metropole. Es existieren keine landesweit einheitlichen Vorschriften. Die Ausgestaltung der gesetzlichen Bauverordnungen liegt in der alleinigen Entscheidungsbefugnis von Bundesstaaten und Verwaltungen großer Kommunen.

Daher werden lediglich Gebäude im Bundesbesitz zwingend nach LEED zertifiziert. Doch greifen private Investoren aus Marketinggründen gelegentlich und völlig freiwillig auf das LEED-Zertifikat zurück. Damit wollen sie umweltbewusste Mieter in ihre Gebäude locken, zumal ein hoher Leerstand zu verzeichnen ist. Zudem profitieren Hausverwaltungen und Besitzer von LEED-zertifizierten Gebäuden von den vergleichbar niedrigen Energie- und Unterhaltskosten.

Auf das gesamte Land bezogen handelt es sich aber erst um einen Anfangstrend. Es gilt abzuwarten, ob sich LEED als grünes Zertifikat in der Zukunft außerhalb des öffentlichen Sektors durchsetzen kann oder ob sich nicht andere Zertifizierer mit eigenen Standards nach vorn schieben.

Wie wenig sich energieeffiziente Gebäude bislang am Markt durchgesetzt haben, zeigt allein schon der Sachverhalt, dass Bau- und Architekturfakultäten amerikanischer Hochschulen erst seit Kurzem Wissen zum Bau von Passiv- oder gar Aktivhäusern vermitteln. Bislang haben vorrangig ausländische, darunter deutsche Architekten und Bauingenieure in den USA energieeffiziente Häuser geplant und gebaut.

Auf der einen Seite war die Nachfrage nach energieeffizienten Gebäuden gering. Auf der anderen Seite sind Architekten auch nur in dem Bundesstaat zeichnungsbefugt, in dem sie sich akkreditiert, das heißt niedergelassen haben. Eine landesweite Ausweitung ihrer Planungsdienstleistungen ist aus diesem Grund nur in Zusammenarbeit mit Partnerbüros in anderen Bundesstaaten möglich.

Der Planungsprozess wird dadurch erschwert und die Gewinnmargen fallen durch das Zwischenschalten fremder Büros geringer aus. Ein weiteres Problem stellt der Bezug von Baustoffen für Aktiv- und Passivhäuser vor Ort dar. Falls diese im Inland verfügbar sind, müssen dafür hohe Preise bezahlt und gelegentlich lange Lieferzeiten eingeplant werden. Für deutsche Anbieter geeigneter Baumaterialien eröffnen sich im Umkehrschluss vielfältige Geschäftsmöglichkeiten.

Kostensenkung in Gebäuden als Ziel

Mittel- bis langfristig sollte die Nachfrage nach energieeffizienten Gebäuden spürbar steigen. So zwingen überbordende Energiepreise selbst den amerikanischen Mittelstand zur Energieeinsparung. Ebenfalls verschärfen Landes- und Kommunalparlamente die Baunormen und Standards in dieser Hinsicht. Mit dem fortschreitenden Umweltbewusstsein in der Bevölkerung interessieren sich auch mehr und mehr Bauherren für nachhaltige Lösungen im Bereich von Einfamilienhäusern.

Das nationale Energieministerium (DoE) arbeitet seit dem Amtsantritt von Präsident Biden verstärkt an der Entwicklung und am Einsatz von Lösungen, die zur Senkung der Energiekosten in Gebäuden beitragen. Dafür hat die Behörde die Better Buildings Initiative ausgerufen. Auf dieser Grundlage arbeitet sie mit der Wirtschaft zusammen und fördert Forschungsarbeiten mit dem Ziel, bestehende Verfahren zur Energieeinsparung zu verfeinern. Das Weiße Haus trat mit einer eigenen Initiative zur Energieeffizienz von Gebäuden an die Öffentlichkeit.

Die U.S. General Service Administration legte ebenfalls Richtlinien für Treibhausgasemissionen in gewerblich genutzten Gebäuden fest. Darüber hinaus entwickelte die Umweltschutzbehörde (EPA) eine Initiative zu Public-private-Partnerships zur Verringerung von Treibhausgasemissionen in Gebäuden.

In diesem Zusammenhang hat das DoE auch das Büro für Gebäudetechnologien sowie das Better Buildings Solution Center gegründet. Beide Einrichtungen fördern die Einführung kosteneffizienter Technologien, Werkzeuge und Dienstleistungen für den Bau neuer Immobilien beziehungsweise zur Modernisierung von Bestandsobjekten.

 

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