Die VAE konzentrieren sich in ihrer Wasserstoffstrategie auf saubere Energie und technologische Expertise. Sie wollen sich bis 2050 eine führende Rolle im Weltenergiemarkt sichern.
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) setzen mit ihrer aktualisierten Wasserstoffstrategie von 2024 auf den gezielten Aufbau einer eigenständigen Wasserstoffwirtschaft. Zehn definierte Handlungsfelder – darunter gesetzliche Rahmenbedingungen, Infrastrukturmaßnahmen und Forschung – strukturieren den Prozess.
Im Mittelpunkt steht die Schaffung eines klaren Ordnungsrahmens für Unternehmen und Kapitalgeber. Dazu zählen regulatorische Vorgaben, wirtschaftliche Anreize sowie technische Standards, die eine sichere und wirtschaftliche Nutzung von Wasserstoff unterstützen sollen.
Entwicklung großer Industriezentren bei Wasserstoffstrategie im Fokus
Ein zentrales Element der Strategie sind sogenannte "Hydrogen Oases" – großflächige Industriezentren zur Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Wasserstoff. Zwei dieser Anlagen sollen bis 2031 errichtet werden, drei weitere bis 2050 folgen. Geplant ist ein Einsatz in Bereichen wie Energieversorgung, Transportlogistik und Industrieproduktion.
Im Bereich Forschung ist die Einrichtung eines nationalen Wasserstoffzentrums bis 2031 vorgesehen. Es soll zur Weiterentwicklung von Technologien und zur Effizienzsteigerung bestehender Verfahren beitragen. Internationale Kooperationen sind Bestandteil der Planungen. So war etwa das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in die Ausarbeitung der Strategie eingebunden.
Zur besseren Vergleichbarkeit der Klimabilanz planen die VAE bis Ende 2025 ein eigenes Zertifizierungssystem für die CO₂-Intensität von Wasserstoff. Es soll die Emissionen verschiedener Produktionsprozesse transparent machen und an internationale Standards angebunden werden.
Die Strategie schafft einen Rahmen, um die Wasserstoffproduktion schrittweise in die Energie- und Wirtschaftsstruktur des Landes zu integrieren. Herausforderungen bestehen jedoch weiterhin bei der Finanzierung, der internationalen Marktanbindung sowie beim Aufbau eines qualifizierten Fachkräftepools.
Wichtige Änderungen der Wasserstoffstrategie 2024 im Vergleich zu 2023Produktionsziele | 1,4 Mio. Tonnen/Jahr bis 2031 (1 Mio. Tonnen grüner, 0,4 Mio. Tonnen blauer Wasserstoff) | Bestätigung der Ziele von 1,4 Mio. Tonnen bis 2031, mit weiteren Zielen von 7,5 Mio. Tonnen bis 2040 und 15 Mio. Tonnen bis 2050. |
Regulatorischer Rahmen | Allgemeine Richtlinien angekündigt | Einführung eines CO₂-Intensitäts-Zertifizierungssystems und Entwicklung eines Low-Carbon Hydrogen Regulatory Frameworks, um Investoren mehr Sicherheit zu bieten. |
Infrastrukturplanung | Erste Planungen für Wasserstoff-Pipelines | Konkretisierung eines nationalen Wasserstoff-Backbones mit 2.200 km Länge bis 2040, bestehend aus 1.300 km Neubau und 900 km umgewidmeten Gasleitungen. |
Fokus auf Sektoren | Allgemeiner Fokus auf Industrie und Mobilität | Gezielte Dekarbonisierung von schwer abbaubaren Sektoren wie Stahl, Aluminium, Zement, Schwerlastverkehr, Luft- und Seefahrt mit dem Ziel, die Emissionen in diesen Bereichen bis 2031 um 25 % und bis 2050 um 100 % zu reduzieren. |
Investitionsvolumen | Keine spezifischen Angaben | Geplante Investitionen zwischen 150 und 200 Milliarden AED (rund 41 bis 54 Milliarden USD) bis 2030 zur Unterstützung der Wasserstoffwirtschaft. |
Internationale Kooperationen | Allgemeine Absicht zur Zusammenarbeit | Konkretisierung von Partnerschaften mit Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Oman und Saudi-Arabien zur Entwicklung grenzüberschreitender Wasserstoffprojekte und zur Etablierung eines regionalen Marktes. |
Forschung und Entwicklung | Ankündigung eines nationalen Wasserstoff-Forschungszentrums | Planung eines Hydrogen Innovation Hubs zur Förderung von Forschung und Entwicklung in den Bereichen Produktion, Speicherung und Nutzung von Wasserstofftechnologien. |
Quelle: Nationale Wasserstoffstrategie der VAE, Mai 2025
Wettlauf verschärft sich
Saudi-Arabien, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate konkurrieren intensiv um führende Positionen auf dem globalen Wasserstoffmarkt und verfolgen dabei unterschiedliche Strategien hinsichtlich Tempo und Schwerpunkten.
Saudi-Arabien investiert rund 8,4 Milliarden US-Dollar in das Neom Green Hydrogen Project. Bereits ab Ende 2026 will das Königreich täglich bis zu 600 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren und diesen in Form von Ammoniak exportieren. Die Großanlage nutzt etwa 4 Gigawatt erneuerbare Energie aus Solar- und Windkraft und erlaubt Saudi-Arabien, sich schnell als bedeutender globaler Exporteur klimaneutraler Energieträger zu etablieren.
Im Gegensatz dazu setzt Oman auf langfristiges, schrittweises Wachstum. Bis 2030 strebt das Sultanat eine jährliche Erzeugung von rund 1,4 Millionen Tonnen grünem Wasserstoff an. Bis 2050 soll diese Menge auf 7,5 bis 8 Millionen Tonnen jährlich steigen. Investoren haben bisher Zusagen von über 49 Milliarden US-Dollar gemacht. Neben den Exportambitionen liegt der Schwerpunkt auf nachhaltiger Dekarbonisierung der heimischen Industrie.
Die VAE wollen bis 2031 jährlich 1,4 Millionen Tonnen Wasserstoff erzeugen, davon 1 Million Tonnen grünen und 0,4 Millionen Tonnen blauen Wasserstoff. Bis 2050 ist eine Erweiterung der Kapazität auf insgesamt 15 Millionen Tonnen vorgesehen. Die Errichtung der Hydrogen Oases sowie eines nationalen Pipelinenetzes von rund 2.200 Kilometern Gesamtlänge sollen internationalen Investoren klare Rahmenbedingungen und Planungssicherheit bieten.
Nationale Ziele für Wasserstoffproduktion: VAE, Saudi Arabien, Omanin Millionen Tonnen pro JahrLand | 2030 bis 2031 | 2035 bis 2040 | 2050 |
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Vereinigte Arabische Emirate | 1,4 (2031) | 7,5 (2040) | 15 |
Saudi Arabien | 2,9 (2030) | 4 (2035) | k.A. |
Oman | 1 (2030) | 3,75 (2040) | 8 |
Quelle: Recherchen von GTAI, Mai 2025
Marktrisiken bremsen Investitionen
Trotz der Ziele verzögern Hindernisse und Risiken den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft in den Emiraten. Besonders erschweren geringe praktische Erfahrungen und hohe Anfangsinvestitionen die Realisierung industrieller Großprojekte. Im Unterschied zur EU oder den USA bieten die VAE bislang keine direkten Subventionen für Wasserstoffvorhaben an, sondern bevorzugen regulatorische Anreize, internationale Kooperationen und Infrastrukturinvestitionen. Diese Maßnahmen allein schaffen jedoch nicht immer ausreichende Planungssicherheit zur Amortisierung der Kosten.
Ohne verbindliche langfristige Abnahmeverträge bleiben zahlreiche Vorhaben wirtschaftlich unsicher. Ein konkretes Beispiel hierfür ist das geplante blaue Wasserstoffprojekt des staatlichen Ölkonzerns ADNOC mit BP und Masdar, dem bisher verbindliche Zusagen seitens der Abnehmer fehlen.
Zusätzlich erschweren steigende Zinssätze, instabile Lieferketten und volatile Energiepreise die Projektplanung. Viele Investoren zeigen sich deshalb vorsichtig. Projekte kommen dadurch langsamer voran als geplant.
Auch fehlen bislang marktwirtschaftliche Instrumente wie Einspeisevergütungen oder eine CO₂-Bepreisung. Rechtliche Rahmenbedingungen für die Einspeisung, den Transport und die Zertifizierung von Wasserstoff sind noch unzureichend definiert. Das Emirat Abu Dhabi will erst im laufenden Jahr 2025 ein umfassendes Lizenzierungssystem einführen.
Hinzu kommt, dass Erdgas derzeit günstiger verfügbar ist und damit die lokale Nachfrage nach Wasserstoff stark dämpft. Verbindliche Dekarbonisierungsziele und Quotenregelungen könnten dazu beitragen, die inländische Nachfrage anzukurbeln.
Von Heena Nazir
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Dubai