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Branchenanalyse | Vietnam | Bauwirtschaft

Vietnamesische Bauwirtschaft erlebt Aufschwung auf breiter Front

Die Erholung im Wohnungsbau in Vietnam nimmt Fahrt auf. Industrie- und Infrastrukturbau entwickeln sich weiter gut. (Stand: März 2025)

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Ausblick der Bauwirtschaft in Vietnam

Bewertung:

 

  • Der Wohnungsbau wird sich 2025 langsam wieder erholen. Die Situation der Bauunternehmen und der Baustoffindustrie ist zum Teil weiter kritisch.
  • Industrie- und Infrastrukturbau laufen weiterhin gut. Investoren bauen Fabriken und der Autobahnausbau schreitet voran. 
  • Die Erholung im Hochbau könnte ab Mitte 2025 Fahrt aufnehmen. Dies könnte mehr finanziellen Raum schaffen für Investitionen in Modernisierung und Nachhaltigkeit.
  • Im Baustoffsektor gibt es weiter hohe Überkapazitäten und mehr Konkurrenz durch Importe. 

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2025

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Der Wohnungsbau könnte 2025 einen neuen Wachstumszyklus beginnen. Neue Fabriken und Gewerbegebiete treiben den Industriebau weiter an.

    Durch die Erholung im Wohnungsbau dürfte der Hochbau im Jahr 2025 wieder in allen Segmenten wachsen. Der Wohnungsbau erfolgt zu etwa 80 Prozent als Selbstbau oder durch informelle Bau- und Handwerksbrigaden. Die Auftragnehmer sind hier vielfach Architekten, Planer und Bauleiter in Personalunion. Sie suchen sich für individuelle Vorhaben Bautrupps zusammen, die von Projekt zu Projekt gehen. Dieser Teil des Hochbaus wird statistisch nicht erfasst und hängt stark von der Kaufkraftentwicklung der Haushalte und den Auslandsüberweisungen der vietnamesischen Diaspora ab. Diese lagen nach Informationen der vietnamesischen Zentralbank 2024 bei rund 16 Milliarden US-Dollar (US$), was 3,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. 

    Wohnungsbau kommt langsam aus der Krise

    Der kommerzielle Wohnungsbau durch große Bauentwickler ist vor allem auf Investoren ausgerichtet und dient noch vergleichsweise wenig der Eigennutzung. Mit der Coronakrise kamen zahlreiche Projekte zum Stillstand. Entwickler gerieten in finanzielle Schwierigkeiten, während eine staatliche Antikorruptionskampagne Genehmigungen ausbremste und bei vielen Firmen Unregelmäßigkeiten aufdeckte, was wiederum das Investorenvertrauen untergrub. Nach Einschätzung von Beratungsfirmen könnte der Wohnungsbau etwa ab Mitte 2025 einen neuen Wachstumszyklus beginnen. 

    Die Regierung hat etliche Gesetze verabschiedet, um den Wohnungsbau anzuschieben. So trat im August 2024 ein neues Landgesetz in Kraft, das die Enteignung von Baugrundstücken und Entschädigungen beschleunigt. Zum anderen erlaubt es Auslandsvietnamesen aus der 1,6 Millionen Personen starken Diaspora auch ohne Staatsangehörigkeit Wohnungen in Vietnam zu kaufen. Andere Gesetze sollen die Regulierung des Anleihenmarktes und damit das Investorenvertrauen stärken. 

    Viele Umsetzungsvorschriften müssen noch erlassen werden und neue Baugenehmigungen benötigen Vorlauf. Dennoch ist die Wiederaufnahme von Bauvorhaben im Land überall sichtbar. Neue Ringstraßen um Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt herum ermöglichen neue Wohnbaugebiete. Vor allem in Hanoi und Haiphong hat der Marktführer Vinhomes im Jahr 2024 den Bau großer Wohnsiedlungen begonnen. Gleichzeitig halten wieder viele Städte in großem Umfang Grundstücksauktionen ab.

    Nach Daten des Bauministeriums ist die Anzahl der Baugenehmigungen 2024 gegenüber 2023 wieder stark gestiegen. Allerdings wurden weniger Objekte fertiggestellt. Der Bestand an fertigen, aber noch nicht verkauften Einheiten ist sehr gering. Was auf den Markt kommt, findet schnell einen Käufer. 

    Es werden wieder mehr Baugenehmigungen ausgestellt Entwicklung des Wohnungsbaus; Veränderung in Prozent
     

    2020

    2021

    2022

    2023

    2024

    Veränderung 2024/2023

    Anzahl der Baugenehmigungen für Wohnungen

    232.559

    97.737

    55.732

    24.993

    38.345

    53,4

    Anzahl fertiggestellter Wohnungen

    57.146

    22.321

    18.206

    29.612

    23.041

    -22,2

    Anzahl im Bau befindlicher Wohnungen

    197.934

    271.566

    228.029

    402.570

    403.349

    0,2

    Quelle: Ministry of Construction 2025

    Hotel- und Bürobauten werden wieder in Angriff genommen

    Auch in den Büro- und Hotelbau kommt langsam wieder Bewegung. Im Hotelbau gibt es viele unfertige Projekte, die in den Boomjahren bis 2019 begonnen wurden. Zum Teil nehmen Bauunternehmer diese seit 2023 wieder in Angriff, darunter etliche Fünfsternehotels in Hanoi. Das Jahr 2024 verzeichnete ein Plus von internationalen Besuchern in Höhe von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Regierung rechnet für 2025 mit zwischen 22 Millionen und 23 Millionen ausländischen Touristen.

    Bei Bürogebäuden gibt es einen steten Zubau sowie mehr Renovierungsprojekte. Auch hier nahmen Bauunternehmen 2024 wieder viele Projekte auf. In Hanoi bilden sich mit dem Stadtgebiet West of Westlake und in Ho-Chi-Minh-Stadt mit dem Stadtviertel Thu Thiem zwei Wachstumspole für Bürotürme und Einkaufszentren. Entwickler wie Aeon aus Japan bauen auch mehr Einkaufszentren in den umliegenden Provinzen.

    Regierung will Sozialbau zum Durchbruch verhelfen

    Angesichts stark steigender Grundstückspreise hatten Immobilienunternehmen in den letzten Jahren vor allem in den Bau hochpreisiger Wohnungen investiert. Hier will die Regierung gegensteuern. Sie hatte im Jahr 2023 das Ziel von 1 Million Sozialwohnungen bis 2030 vorgegeben. Im Gegenzug erhalten die Bauentwickler vergünstigte Kredite, wofür der Staat umgerechnet 5,7 Milliarden US$ zur Verfügung stellt.  

    Das Tempo soll 2025 deutlich zulegen: Nach nur 20.284 fertiggestellten Einheiten im Jahr 2024 hat der Premierminister für 2025 ein Ziel von 100.275 Sozialwohnungen vorgegeben, mit weiteren Steigerungen in den Folgejahren. Im 4. Quartal 2024 befanden sich 115.630 Einheiten im Bau. 

    Bessere Straßen treiben Industriebau in entlegenen Provinzen voran

    Ausländische Investoren kommen weiter ins Land und bauen Fabriken auf. Der Zustrom an Auslandsinvestitionen erreichte 2024 mit 25,4 Milliarden US$ erneut ein Rekordniveau. Gekoppelt mit dem wachsenden Onlinehandel treibt dies auch den Ausbau im Bereich Lagerung und Logistik an. Ein Großteil der Industriebetriebe siedelt sich in Industrieparks an, die im Durchschnitt zu über 80 Prozent ausgelastet sind. 

    Der Boom beim Bau bezugsfertiger Fabrik- und Lagerhallen (Ready Built Factories/Warehouses) geht weiter. Nach Prognosen des Beratungsunternehmens Cushman & Wakefield wird sich der Bestand an derartigen Bauten von 7,3 Millionen Quadratmetern im Jahr 2023 auf 9,7 Millionen Quadratmeter im Jahr 2027 erweitern. 

    Der Ausbau der Autobahnnetze treibt die Entwicklung von Industrieparks in entlegeneren Provinzen voran, abseits der Entwicklungsachsen Hanoi-Haiphong und dem Großraum Ho-Chi-Minh-Stadt. Hier sind die Grundstückspreise noch moderater und auch Arbeitskräfte sind hier leichter zu finden. 

    Baukosten sind noch günstig

    Die Baukosten in Vietnam sind im regionalen Vergleich noch relativ günstig. Sie liegen in den städtischen Zentren Vietnams etwas unter dem Niveau anderer asiatischer Metropolen wie Manila oder Bangkok.

    Kosten im Hochbau sind niedriger als in anderen Metropolen der RegionDurchschnittliche Baukosten in asiatischen Städten 2024; je Quadratmeter in US-Dollar

    Sparten

    Ho-Chi-Minh-Stadt

    Singapur

    Manila

    Bangkok

    Jakarta

    Standardwohnungen in Hochhäusern

    562 bis 697

    1.990 bis 2.330

    970 bis 1.259

    731 bis 907

    872 bis 989

    Standardbüros in Hochhäusern

    667 bis 763

    2.630 bis 2.970

    854 bis 1.123

    731 bis 878

    829 bis 923

    Einkaufszentren High-End

    772 bis 944

    4.175 bis 4.850

    993 bis 1.411

    936 bis 1.112

    815 bis 884

    Einstöckige Fabrikgebäude

    300 bis 373

    1.205 bis 1.390

    482 bis 621

    527 bis 702

    411 bis 446

    Fünfsternehotels

    1.739 bis 2.063

    4.175 bis 4.850

    1.799 bis 3.283

    2.048 bis 2.340

    2.168 bis 2.381

    Quelle: Arcadis 2025

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Zertifizierungen für Nachhaltigkeit setzen sich im hochwertigen Bau immer stärker durch. Der Wirtschaftsbau wird anspruchsvoller und bietet so immer bessere Chancen.

    Die Qualitätsansprüche im Hochbau steigen. Das verbessert die Aussichten für deutsche Anbieter hochwertiger Materialien und Ausrüstungen, die Vietnam vielfach noch importieren muss. 

    In der derzeitigen Aufschwungphase, die 2024 begann, könnte der Markt erneut ausländische Immobilienfirmen anziehen, auch wenn der Markt als undurchsichtig und schwierig gilt. Deren Einstieg dürfte nach Meinung von Beobachtern mehr hochqualitative Vorhaben anstoßen. Die registrierten Auslandsinvestitionen im Immobilienmarkt, die einen Ausblick auf die tatsächlich getätigten Investitionen in den kommenden zwei Jahren bieten, sind zuletzt deutlich gestiegen.

    Der Wirtschaftsbau wird anspruchsvoller durch stark wachsende Segmente wie moderne Kühlhäuser und Distributionszentren, bezugsfertige Fabriken (Ready Built Factories) und Datenzentren. Hier spielen ausländische Investoren und internationale Standards eine wichtige Rolle. Die Anforderungen an Bauweise und Ausstattung von Produktionsstätten, Lagern und Industrieparks steigen aber auch durch die Ansiedlung von mehr Herstellern technisch anspruchsvollerer Produkte, wie beispielsweise Elektronik. 

    Nachhaltigkeit setzt sich durch

    Nachhaltigkeit, Klimaneutralität und Energieeffizienz spielen eine wachsende Rolle. Dabei kommen Bausiegel wie Leadership in Energy and Environmental Design (LEED), Edge, Green Mark oder das lokale Siegel Lotus zum Einsatz. LEED und Edge machen derzeit über 80 Prozent der Zertifizierungen aus.

    Großer Sprung bei nachhaltigen GebäudenZertifizierte Gebäude; Bestand zum Jahresende
     20232024
    Edge154258
    LEED151208
    Green Mark5151
    Andere4042
    Gesamt396559
    Quelle: International Finance Corporation 2024

    Auch Industrieparks versuchen, nachhaltiger zu werden. Allerdings sind staatlich vorgeschriebene Kriterien noch recht allgemein und werden je nach Provinz unterschiedlich umgesetzt. Die Regierung will, dass 40 bis 50 Prozent aller Industrieparks bis 2030 ökologischer werden. 

    Einige namhafte Parkbetreiber wie DEEP C oder Vietnam-Singapore Industrial Park (VSIP) errichten Solardächer, Windkraftanlagen und Grünflächen, auch auf Druck von Investoren. Große Entwickler von bezugsfertigen Fabrik- oder Lagerhallen wie BW Industrial, KTG Industrial, Core5 oder Gaw NP nutzen Bausiegel für nachhaltiges Bauen. Ausländische Anbieter haben bei Nachhaltigkeitsthemen gute Chancen, weil es vietnamesischen Unternehmen in der Regel an Know-how fehlt. 

    "Made in Germany" kommt mit Erwartungen

    Private Bauherren zeigen wachsendes Interesse an ausländischem Baumanagement, effizienten Technologien und hochwertigen Materialien. Die Folgekosten für Wartung und Instandsetzung, insbesondere der Haustechnik, berücksichtigen Bauträger allerdings nur selten. Privatinvestoren, die Leistungen oder Produkte "made in Germany" kaufen, erwarten nicht nur tatsächlich in Deutschland gefertigte Produkte, sondern auch erstklassige Beratung und Service.

    Bei anspruchsvollen Projekten bevorzugen Bauträger durchaus Entwürfe von ausländischen Architekturbüros, greifen für die Umsetzung und Ausführung aber gerne auf lokale Anbieter zurück.

    Deutsche Unternehmen gewinnen Projekte

    Deutsche Firmen berichten 2025 wieder von zahlreichen neuen Aufträgen und von der Wiederaufnahme von Vorhaben, die lange auf Eis lagen. Zu den vor Ort tätigen deutschen Ingenieur- und Beratungsbüros im Industriebau gehört unter anderem Baumschlager Eberle. Das Unternehmen ist stark im Hotelbau. Auch Architekturbüros aus Singapur, Japan und Südkorea sind vertreten, die von Firmen aus diesen Ländern vorgezogen werden. Ausländische Planer übernehmen entweder den gesamten Prozess von der Anfangsberatung bis zum Projektende, arbeiten auf Basis von EPCM (Engineering, Procurement and Construction Management) oder liefern nur Einzelleistungen wie beispielsweise die Ausgangsplanung.

    Auch die deutschen Ingenieurfirmen Inros Lackner, Fichtner und GBC Engineers sowie die deutschen Architekturbüros GMP und Korn Design Group betreiben Niederlassungen in Vietnam. Sie sind regelmäßig an prestigeträchtigen Projekten beteiligt. Inros Lackner wurde 2025 beauftragt, den neuen Campus der deutschen Schule in Ho-Chi-Minh-Stadt zu planen. GMP hat ein neues administratives Zentrum in Haiphong entworfen, das derzeit gebaut wird. 

    Kontakte zu den deutschen Unternehmen in Vietnam können die AHK Vietnam und die German Business Association in Vietnam vermitteln.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Hochbau: Projekte

    Entwickler planen wieder riesige Wohn- und Hotelkomplexe. Aber auch in der Industrie werden große Pläne geschmiedet.

    Ausgewählte Großprojekte im vietnamesischen Wohnungs- und WirtschaftsbauInvestitionssumme in Millionen US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger

    Wohnkomplex Vinhomes Long Beach Can Gio, Ho-Chi-Minh-Stadt

    9.000

    Baubeginn 2025 geplant, Fertigstellung 2030Vingroup (Vietnam)
    Sport- und Unterhaltungskomplex, Hanoi 

    4.500

    Projektvorschlag im März 2025T&T Group (Vietnam) und JTA International Investment Holding (Katar)
    Golfplatz und Wohnkomplex, Provinz Quang Tri

    4.004

    Projektvorschlag im März 2025Sam Holdings (Vietnam)
    Wohnkomplex Vinhomes, Provinz Long An

    3.000

    In Planung Thai Son Investment & Construction JSC (gehört zu Vingroup, Vietnam)
    Wohnkomplex Vinhomes, Provinz Bac Ninh

    1.777

    Projektvorschlag 2025 Vingroup (Vietnam)
    Stahlfabrik, Provinz Ha Tinh

    1.570

    Projektvorschlag im September 2023VFT Industry UG (Deutschland)
    Trump Golf Resort, Provinz Hung Yen

    1.500

    Projektvorschlag 2024Hung Yen Group (Vietnam) und Trump Group (USA)
    Samsung Display, Provinz Bac Ninh 

    1.200

    Erhöhung der InvestitionSamsung Display (Korea)
    Luxuswohnkomplex Eaton Park Thu Duc, Ho-Chi-Minh-Stadt

    1.100

    Baubeginn 4. Quartal 2023, Fertigstellung 2027Gamuda Land (Malaysia)
    Wohnkomplex, Provinz Bac Ninh

    1.078

    Investition im September 2024 genehmigtPhu My Hung Group (Vietnam)
    Vinhomes Duong Kinh, Provinz Haiphong 

    927

    Investition im Dezember 2023 genehmigtVingroup (Vietnam)
    Wohnkomplex Vinhomes Wondercity Dan Phuong, Hanoi Stadt

    735

    Baubeginn geplant 2025, Fertigstellung 2030Vingroup (Vietnam)
    Wohnkomplex Eco Retreat Long An, Provinz Long An

    558

    Baustart 2024, Fertigstellung geplant 2028Ecopark Group (Vietnam)
    Autoteilefabrik, Provinz Thai Binh

    400

    Projektvorschlag im Februar 2025Geleximco Group (Vietnam)
    Quelle: Recherchen von Germany Trade and Invest 2025; Pressemeldungen 2025

    Weitere Informationen zu Projekten bietet die GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Der Tiefbau in Vietnam wird 2025 durch neue Gesetze, eine volle Projektpipeline und staatliche Infrastrukturinvestitionen angetrieben.

    Verbesserungen im Rechtsrahmen, eine gut gefüllt Projektpipeline und der starke staatliche Fokus auf Infrastrukturinvestitionen dürften den Tiefbau 2025 antreiben. Der Staat, der für das Gros der Infrastrukturinvestitionen verantwortlich ist, plant mit rund 33,1 Milliarden US-Dollar (US$) 22 Prozent mehr Investitionen als im Vorjahr. Anfang März 2025 wurde sogar noch eine Aufstockung der Mittel diskutiert. Die Regierung setzt so stark auf Infrastrukturinvestitionen, um ihr Ziel von mindestens 8 Prozent Wirtschaftswachstum zu erreichen, weil Anfang 2026 der nationale Parteikongress tagt. Hier wird die Staatsspitze neu gewählt. 

    Neue Gesetze könnten Vorhaben beschleunigen

    Der Ausbau wichtiger Transportwege sowie Häfen und Flughäfen hat in den vergangenen Jahren nicht mit dem Wirtschaftswachstum und der Industrialisierung des Landes Schritt gehalten. Frühere Ausbaupläne wurden nicht nur durch die Coronakrise verzögert. Eine Antikorruptionskampagne führt seit 2021 verstärkt dazu, dass staatliche Entscheidungsträger auf allen Ebenen sehr zögerlich sind. Eine Ende 2024 begonnene administrative Reform soll die Blockade in der Verwaltung aufbrechen. Sie könnte allerdings Projekte zunächst behindern: Im Rahmen der Reform ist das für den Tiefbau maßgebliche Transportministerium mit dem Bauministerium verschmolzen worden. 

    Hinzu kommen Engpässe bei Baumaterialien (vor allem Sand) und Verzögerungen bei der Enteignung von Grundstücken. Das neue Landgesetz vom Januar 2025 hat eine Ausrichtung von Enteignungsentschädigungen näher am Marktniveau verfügt. So könnten sich Enteignungen und damit Projekte künftig schneller umsetzen lassen. 

    Transportinfrastruktur mit Großprojekten in allen Segmenten

    Der Löwenanteil der Infrastrukturinvestitionen wird weiter in den Autobahnausbau fließen. Die zwölf verbleibenden Abschnitte der Nord-Süd-Autobahn, die auf 2.063 Kilometern das Land durchkreuzt, sollen noch 2025 fertiggestellt werden. Im Jahr 2025 will die Regierung 28 Vorhaben mit insgesamt 1.188 Kilometern abschließen. Im August 2024 hatte sie eine "500 Tage und Nächte-Kampagne" ausgerufen, um das Autobahnnetz auf 3.000 Streckenkilometer zu hieven. 

    Bis zum Jahr 2030 hat die Regierung eine neue Zielmarke von 5.000 Autobahnkilometern vorgegeben. Insgesamt dürfte sich die Bautätigkeit aber von Autobahnen auf den Bahnausbau verlagern. So nimmt der Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke von Hanoi nach Ho-Chi-Minh-Stadt für geschätzte 67 Milliarden US$ immer konkretere Formen an. Aber zunächst soll die Bahnstrecke von Lao Cai an der chinesischen Grenze bis Haiphong ausgebaut werden. 

    Seit 2023 sind drei erste Metrolinien in Vietnam eingeweiht worden. Jetzt stehen neue Projekte an: In Hanoi soll 2025 der Bau der Linie 5 beginnen. Ho-Chi-Minh-Stadt will 2026 die Linie 2 in Angriff nehmen. Die Regierung hat den Städten Anfang 2025 bei der Umsetzung mehr Autonomie eingeräumt, um die Vorhaben zu beschleunigen.

    Neuer Umschlaghafen bekommt grünes Licht

    Nach den Anfang 2025 veröffentlichten Ausbauplänen für die Hafeninfrastruktur müssen bis 2030 rund 13,7 Milliarden US$ in See- und Binnenhäfen investiert werden. Darin eingeschlossen ist der Bau eines neuen Umschlaghafens in Can Gio südlich von Ho-Chi-Minh-Stadt für etwa 2 Milliarden US$, woran unter anderem die weltgrößte Reederei MSC beteiligt ist. Auf der anderen Flussseite ist im Hafenverbund Cai Mep ebenfalls ein neuer Hafen geplant. In Da Nang sind die Fundamente eines neuen Hafens beinahe abgeschlossen. Ab 2025 sollen in drei Phasen für rund 3 Milliarden US$ neue Terminals gebaut werden. Der alte Hafen könnte ein Yachthafen werden. 

    Flughäfen und Terminals sind im Bau

    Der Flughafenbau hat seit 2023 Fahrt aufgenommen. Die Regierung plant den Bau elf neuer Flughäfen bis 2050. Das größte Vorhaben ist der Bau des zweiten Flughafens von Ho-Chi-Minh-Stadt, Long Thanh. Dieser wird voraussichtlich nicht wie geplant 2025 fertig gestellt, sondern erst im Folgejahr. Gleichzeitig werden in Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi neue Terminals gebaut. Noch 2025 will der staatliche Betreiber ACV in Phu Quoc, Haiphong und Dong Hoi mit dem Bau neuer Terminals beginnen.

    Kreislaufwirtschaft gewinnt an Bedeutung

    In den beiden Metropolen Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt haben sich etliche Vorhaben für neue Wasseraufbereitungsanlagen verzögert. In Ho-Chi-Minh-Stadt soll die größte Kläranlage in Südostasien mit einer Kapazität von 480.000 Kubikmeter pro Tag im September 2025 in Betrieb gehen. Zwei Vorhaben in Hanoi waren vor Jahren beinahe abgeschlossen worden. Die Stadt will die Projekte zu Ende führen, aber dafür sind größere Renovierungsarbeiten notwendig. Weitere Vorhaben sind landesweit in Vorbereitung. Die German Water Partnership informiert über die zahlreichen deutschen Aktivitäten im vietnamesischen Wassersektor und hat ein reges Netzwerk aufgebaut.

    Vietnam will von der Müllentsorgung auf Deponien zur Verbrennung übergehen. Dazu werden landesweit Müllverbrennungsanlagen gebaut. In Hanoi ging 2023 eine Anlage mit einer Kapazität von 4.000 Tonnen pro Tag in Betrieb. In Ho-Chi-Minh-Stadt sind 2024 und 2025 zwei Vorhaben mit jeweils 2.000 Tonnen gestartet. Eines der Vorhaben verfügt über die Technologie der deutschen Martin GmbH, die auch bei einem Projekt in Danang zum Einsatz kommt.

    Energiesektor steht vor neuer Investitionswelle

    Im Energiesektor hat die Regierung die Planung bis 2030 zuletzt stark angepasst. Die Regierung will jetzt doch in die Kernenergie einsteigen. Gleichzeitig hat sich der Zeitplan für Offshore-Windkraft auf das Jahr 2030 verschoben. Der Ausbau von Windkraft an Land sowie Solarparks und Aufdachanlagen wird forciert. 

    Parallel dazu schafft die Regierung in Vietnam einen neuen Rechtsrahmen. Offen ist noch die Frage, welche Vergütungen Investoren erwarten können. 

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    Deutsches Engagement ist vor allem gefragt, wenn Spezialkompetenzen und komplexe Technologie benötigt werden. Auch Umwelttechnologie und Klimaschutzprojekte bieten Chancen. 

    In Vietnam werden viele große Infrastrukturprojekte von internationalen Entwicklungsorganisationen finanziert. Allerdings ist die Regierung zunehmend zurückhaltend bei der Aufnahme von Entwicklungskrediten, obwohl das Land im internationalen Vergleich eine geringe Staatsverschuldung aufweist. Zuletzt hat etwa Ho-Chi-Minh-Stadt entschieden, die Metrolinie 2 ohne eine weitgehend bereits vereinbarte Finanzierung durch die deutsche Entwicklungsbank KfW, die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) umzusetzen. 

    Die Auftragschancen für deutsche Unternehmen bei Projekten der Weltbank und ADB sind gut. EIB und KfW finanzieren ebenfalls laufend neue Infrastrukturvorhaben, bei denen sich eine Angebotsabgabe lohnen kann. Bei von der Japan International Cooperation Agency oder auch zunehmend von Südkorea finanzierten Projekten kommen in der Regel nur Firmen aus diesen Geberländern zum Zuge. Deutsche Firmen können Unteraufträge akquirieren. Internationale Ausschreibungen können in der Datenbank von GTAI abgerufen werden.

    Komplexe Technologien kommen oft aus dem Ausland

    Die Teilnahme an lokalen Ausschreibungen bleibt häufig schwierig. Zwar eröffnet das EU-Vietnam-Freihandelsabkommen europäischen Anbietern verbesserte Beteiligungsmöglichkeiten. In Bereichen wie dem Straßenbau, in denen vietnamesische Anbieter bereits Erfahrung gesammelt haben, sind europäische Lösungen allerdings oft zu teuer. Gute Chancen eröffnen sich da, wo Spezialkomponenten oder technisch komplexe Lösungen gefragt sind, die im Land noch nicht oder wenig vorhanden sind. 

    Auch strategische Erwägungen können eine Rolle spielen, wo die Regierung Vorhaben als wichtig für die Sicherheit des Landes ansieht, zum Beispiel bei Offshore-Windparks oder Bahnstrecken. Aufgrund schwelender territorialer Konflikte könnte hier chinesische Technik etwa einen schweren Stand haben.

    Chancen bei erneuerbaren Energien und Umwelttechnik

    Im Bereich erneuerbarer Energien und Umweltinfrastruktur verfügt Vietnam bislang kaum über moderne Technologien, aber zum Teil über Erfahrung in der Projektumsetzung. Das Land braucht ausländische Ausstattung in weitem Umfang. Deutsche Technik hat hier Chancen, etwa bei Vorhaben durch Energieservice-Unternehmen, die Projekte extern finanzieren müssen und daher stärker auf Referenzprojekte sowie die Langlebigkeit und Verlässlichkeit der Anlagen achten. Die 2024 geschaffene Möglichkeit für Großabnehmer, Strom direkt von privaten Erzeugern zu beziehen, dürfte deutschen Unternehmen ebenfalls Chancen eröffnen.

    Renommierte Industrieparks, die sich an europäische und international agierende Unternehmen richten, stellen auf Druck der Investoren immer höhere Ansprüche an die Abwasserbehandlung und -entsorgung sowie Nachhaltigkeitslösungen. Deutsche Umwelttechnik ist in Vietnam sehr anerkannt. Daher kann sie sich trotz höherer Anschaffungskosten im Markt behaupten. 

    Regierung will PPP-Vorhaben erleichtern

    Für die Finanzierung von Projekten will die Regierung verstärkt auf Public-Private-Partnerships (PPP) setzen. Bislang halten sich ausländische Unternehmen mit einer Beteiligung an PPP-Projekten zurück, denn das regulative Umfeld ist in weiten Bereichen noch nicht ausgereift.

    Die Verwirklichung größerer PPP-Vorhaben wird nicht nur durch finanzielle Engpässe behindert. Probleme bei der Enteignung und Räumung des benötigten Baugrunds spielen ebenso eine Rolle. Bei erforderlichen Grundstücksübertragungen treten lange Verzögerungen auf, auch weil Einträge in den Grundbüchern nicht immer klar sind und Bewohner um angestammte Rechte fürchten. 

    Enteignungen und Verhandlungen über Entschädigungszahlungen verteuern und verzögern Projekte häufig um Jahre. Mit dem neuen Landgesetz, das am 1. Januar 2025 in Kraft getreten ist, orientieren sich Entschädigungszahlungen stärker am Marktwert, was Enteignungen erleichtern könnte. Es gibt auch schon Pilotprojekte.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Tiefbau: Projekte

    Vor der Nord-Süd-Bahnlinie wird die Bahnstrecke Lao Cai-Haiphong in Angriff genommen. Im Energiebereich will die Regierung den Bau von Kernkraftwerken forcieren.

    Ausgewählte Großprojekte im vietnamesischen Tief-/Infrastrukturbau Investitionssumme in Millionen US-Dollar
    VorhabenInvestitionssumme

    Projektstand

    Projektträger

    Metro-/Schienenbau:   
    Nord-Süd Bahnlinie, 1.545 Kilometer; 1. Phase von Hanoi bis Vinh und von Nha Trang bis Ho-Chi-Minh-Stadt bis 2032; 2. Phase von Vinh bis Nha Trang bis 2050

    67.000

    Bahnmasterplan 2021-2030, Vision 2050: Baustart 2028-2029

    Finanzierung durch Staatsbudget

    Bahnstrecke Lao Cai - Hanoi - Haiphong (Verbindung mit China), 380 Kilometer, zweigleisig, 1.435 Millimeter Spurweite, Elektrifizierung

    8.370

    Baubeginn ab 2026, Fertigstellung 2030 Finanzierung durch Staatsbudget, Projektträger: Bauministerium

    Zugverbindung zwischen Vientiane (Laos) - Vung An-Port (Vietnam), 554,7 Kilometer, zweigleisig, 1.435 Millimeter Spurweite

    6.432

    Vormachbarkeitsstudie hat sich verzögert, Fertigstellung vor 2030

    Projektentwicklung: Deo Ca Group JSC (Vietnam), Petro Trade Laos (Laos)

    Metro-Linie 5 (Ho-Chi-Minh-Stadt) 

    1. Phase: 1.922; 
    2. Phase: 2.183  

    Neue Machbarkeitsstudie in Ausarbeitung

    Finanzierung durch Staatbudget

    Metro-Linie 5 (Hanoi) 

    2.637

    Baubeginn 2025 geplantFinanzierung durch Staatbudget
    Metro-Linie 2 (Ho-Chi-Minh-Stadt)

    1.931

    Baubeginn 2026, Fertigstellung 2030

    Finanzierung über Staatsbudget

    Metro-Linie 3A (Ho-Chi-Minh-Stadt)

    2.700

    1. Phase: 2023-2031

    2. Phase. 2029-2034

    Noch unklar
    Straßen:   

    Ringstraße 4, Hanoi Stadt, Provinz Bac Ninh und Hung Yen

    3.705

    Im Bau; Fertigstellung 2027, Länge: 112,8 km

    Finanzierung durch Staatsbudget

    Ringstraße 3, Ho-Chi-Minh-Stadt, Provinz Dong Nai, Binh Duong und Long An  

    3.255

    Im Bau; Fertigstellung 2026; Länge: 76,3 km in fünf Teilabschnitten

    Finanzierung durch Staatsbudget

    Quy Nhon - Pleiku Autobahn

    1.461

    Machbarkeitsstudie in Ausarbeitung, Fertigstellung 2030Finanzierung durch Staatsbudget
    Khanh Hoa - Buon Ma Thuot Autobahn

    1.290

    Im Bau; Fertigstellung geplant 2026

    Finanzierung durch Staatsbudget

    Flughäfen:   
    Long Thanh Internationaler Flughafen, Provinz Dong Nai 

    16.030

    Baustart 2020; Fertigstellung der 1. Phase für 25 Millionen Passagiere im Jahr 2025 geplant

    Finanzierung durch Staatsbudget; Umsetzung durch Airports Corporation of Vietnam und VATM

    Gia Binh Internationaler Flughafen, Provinz Bac Ninh

    1.238

    Baustart 2025; Fertigstellung 2026Finanzierung durch Staatsbudget
    Sapa Flughafen, Provinz Lao Cai

    307

    Suche nach Investor bisher erfolglos

    Finanzierung durch PPP und Staatsbudget

    Häfen:   
    Can Gio Umschlaghafen, Ho-Chi-Minh-Stadt

    2.000

    Investition im Januar 2025 genehmigt; Fertigstellung 2045

    Viet Nam Maritime Corporation (Vietnam) und MSC Gruppe

    Lien Chieu Hafen, Da Nang City

    147,5

    Baubeginn Dezember 2022; Fertigstellung geplant 2025

    Finanzierung durch Staatsbudget

    Energie:   
    2 Kernkraftwerke (insgesamt 4.000 Megawatt), Provinz Ninh Thuan

    22.000

    Baubeginn 2025; Fertigstellung 2030EVN (Vietnam) und PVN (Vietnam)
    Nearshore-Windkraftwerk, Provinz Binh Dinh, Gesamtkapazität 2.000 Megawatt

    4.800

    Genehmigungsprozess läuft

    PNE Gruppe (Deutschland)

    Flüssigerdgaskraftwerk, Provinz Bac Lieu; Kapazität 3.200 Megawatt

    3.000

    Investitionslizenz März 2021; Baubeginn noch unklar

    Investor: Delta Offshore Energy (Singapur)

    Flüssigerdgaskraftwerk Nghi Son, Provinz Thanh Hoa, Kapazität 1.500 Megawatt

    2.453

    Investorenauswahl im 2. Quartal 2024 geplantNoch unklar
    Flüssigerdgaskraftwerk Hai Lang, Provinz Quang Tri, Kapazität 1.500 Megawatt

    2.320

    Baustart im Januar 2026; Fertigstellung Dezember 2029T&T Gruppe (Vietnam), Hanwha-HEC, KOGAS und KOSPO (Südkorea)
    Flüssigerdgaskraftwerk Quynh Lap, Provinz Nghe An, Kapazität 1.500 Megawatt

    2.111

    Investorenauswahl im 1. Quartal 2025 geplantNoch unklar
    Flüssigerdgaskraftwerk Quang Ninh, Provinz Quang Ninh, Kapazität 1.500 Megawatt

    2.029

    Investition im Oktober 2021 genehmigt; Fertigstellung 2027 geplant

    PV Power (Vietnam), Marubeni (Japan) und Tokyo Gas Co. (Japan)

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025; Pressemeldungen 2025

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    Vietnamesische Immobilien- und Baufirmen beherrschen den Markt. Deutsche Unternehmen und Produkte kommen zum Einsatz, wenn hohe Qualität gefragt ist. 

    Lokale Unternehmen haben in Vietnam den Hauptanteil an Immobilienentwicklung und -transaktionen. Sie verfügen über Vorteile beim Landerwerb, lokale Kenntnisse und bessere Verbindungen. 

    Ausgewählte große Immobilienfirmen in Vietnam Umsatz in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent
    Unternehmen

    Umsatz 2024 1)

    Veränderung 2024/2023 2)

    Vinhomes (Vingroup)

    4.073,7

    -1,5

    Novaland

    362,2

    90,7

    Nam Long

    287,3

    126,2

    Sonadezi

    235,1

    8,1

    Becamex

    207,4

    -34,1

    Khang Dien

    130,9

    57,0

    Kinh Bac

    110,8

    -50,6

    Ha Do 

    108,6

    -5,9

    Phat Dat

    80,8

    227,7

    An Gia

    76,4

    -50,8

    1 umgerechnet nach Jahresdurchschnittskurs 2024: 1 US$ = 25.050 D; 2 Veränderung auf Basis der Umsätze in Landeswährung.Quelle: Jahresberichte der Unternehmen für 2024; Deutsche Bundesbank 2025

    Für ausländische Firmen ist der Immobilienmarkt schwierig und undurchsichtig. Eine Reihe von ausländischen Investoren sind im Wohnungs- und Gewerbebau aktiv. Sie stammen aus Japan (Mitsubishi, Taisei, Sanyo Homes, Aeon, Toshiba), Hongkong (Chow Tai Fook, Sunwah), Singapur (Keppel Land, CapitaLand und Mapletree) und Südkorea (Lotte, SunKyung). BW Industrial ist ein Joint Venture von Becamex und dem US-amerikanischen Fonds Warburg Pincus, der auch an Novaland beteiligt ist. Ostasiatische Investoren verfügen in der Regel über eigene Ausrüstungslieferanten und Baudienstleister. 

    Deutsche Unternehmen und deutsche Bauprodukte werden von lokalen Entwicklern dann einbezogen, wenn beim Bau hohe Qualität gefragt ist. High-End- und Luxusprojekte sowie auf Nachhaltigkeit abzielende Vorhaben bieten hier interessante Marktchancen. 

    Vietnamesische Baufirmen beherrschen den Markt 

    Auch beim Bau sind vietnamesische Firmen im eigenen Land führend. Private lokale Baufirmen erbrachten 2023 ungefähr 65 Prozent der Bauleistungen. Der Beitrag ausländischer Bauunternehmen belief sich im selben Jahr auf lediglich 4,4 Prozent. Westliche Bauunternehmen finden sich in der Regel eher im Spezialbau. 

     

    Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in Vietnam 2023In Milliarden US-Dollar; Veränderung in Prozent
    Kennziffer

    2022 1)

    2023 1)

    Veränderung 2023/2022 2)

    Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon:

    93,1

     

    99,1

     

    8,3

      Staatsbetriebe

    3,0

     

    3,3

     

    9,6

      Private Baufirmen

    60,3

    65,1

    9,9

      Ausländische Baufirmen

    3,9

    4,4

    13,0

      Sonstige

    25,9

    26,4

    3,8

    Nach Sparten:

     

     

     

      Hochbau

    36,7

    38,0

    5,4

      Tief-/Infrastrukturbau

    28,2

    31,4

    13,3

      Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation

    11,5

    12,3

    8,7

    1 Durchschnittswechselkurse: 2022: 1 US$ = 23.448 D; 2023: 1 US$ = 23.861 D; 2 Nominale Veränderung auf Landeswährung, aufgrund von Wechselkursschwankungen kommt es bei der Berechnung der Veränderung zu Abweichungen bei US$/VND-Basis.Quelle: Statistikamt Vietnam 2024; Deutsche Bundesbank 2024

    Über die Zahl der aktiven Baufirmen liegen sehr unterschiedliche Angaben vor. Oft wird für einen neuen Bauauftrag eine neue Tochtergesellschaft gegründet. Die größeren nationalen Konzerne dominieren das Projektgeschäft. Als Dachorganisation der Branche fungiert die Vietnam Federation of Civil Engineering Association, der 13 Fachverbände angehören.

    Die größten inländischen Bauunternehmen sind privat. Delta Construction zählt zu den größten privaten Akteuren, veröffentlicht aber keine Umsatzzahlen. Aber auch staatliche Firmen spielen eine wichtige Rolle: Größter Akteur ist die zum Bauministerium gehörende Vietnam Construction and Import-Export Joint Stock Corporation (Vinaconex). Dem Bauministerium unterstehen auch Branchengrößen wie Lilama, Song Da und Licogi. Das Verteidigungsministerium verfügt unter anderem mit der 319 Corporation über ein eigenes, insbesondere im Straßenbau aktives Großbauunternehmen. Tasco ist im Autobahnbau aktiv, verlagert sich aber immer stärker auf die Kfz-Industrie.

    Ausgewählte große Baufirmen in Vietnam Umsatz in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent
    Unternehmen

    Umsatz 20241)

    Veränderung 2024/20232)

    Tasco

    1.223,5

    179,1

    Newtecons

    1.109,8

    142,2

    Coteccons

    878,2

    4,5

    Vinaconex

    513,9

    1,3

    PC 1 Group

    402,3

    29,6

    Ricons

    318,9

    9,7

    Hoa Binh

    254,5

    -15,4

    Lilama

    243,6

    20,1

    Bamboo capital

    174,5

    54,3

    Construction company No. 1

    42,2

    -81,2

    1 Umgerechnet zum Jahresdurchschnittskurs 2024: 1 US$ = 25.050 D; 2 Veränderung auf Basis der Umsätze in Landeswährung.Quelle: Jahresberichte der Unternehmen für 2024; Deutsche Bundesbank 2025

    Wenn ausländische Baukonzerne bei EPC-Verträgen (Engineering, Procurement, Construction) zum Zuge kommen, stammen sie meist aus Asien. Insbesondere chinesische Unternehmen sind stark vertreten. Die südkoreanischen Firmen Samsung Construction, Posco, Hyundai und Daewoo E&C sowie die japanischen Firmen Taisei, Idemitsu Kosan, Toyo und Nikken Sekkei konnten beim Bau von Anlagen und Großprojekten ebenfalls mehrfach punkten. Wichtige westliche Bauunternehmen sind die französische Bouygues Group sowie die Bouygues-Tochter Colas.

    Komplexere, technisch anspruchsvolle oder auf Nachhaltigkeit abzielende Projekte bieten Geschäftsmöglichkeiten für westliche Branchenunternehmen. Allerdings ist das Projektgeschäft stark personenbezogen. Die Anwesenheit vor Ort und persönliche Verhandlungen sind unabdingbar. 

    Zahlungsmoral bleibt ein Schwachpunkt

    Wenn deutsche Bauunternehmen mit lokalen Unternehmen zusammenarbeiten, ist es ausgesprochen wichtig, dass Verträge einen wirksamen Durchgriff auf den Partner gewährleisten. Bei der Formulierung von Verträgen sollte auf jeden Fall eine Rechtsberatung eingeholt werden. 

    Im Baugewerbe gilt die Zahlungsmoral als schwach. Verträge legen die Zahlungsweise am besten klar nach Baufortschritten und erbrachter Leistung fest. So weit wie möglich ist Vorkasse das Zahlungsformat der Wahl, da Insolvenzen des Bauträgers oder der jeweiligen Projektgesellschaft keine Seltenheit sind. Zudem kommt es immer wieder vor, dass Abschlusszahlungen einbehalten werden, um tatsächliche oder auch weniger ersichtliche Baumängel zu kompensieren.

    Öffentliche Ausschreibungen werden auf einem durch das Ministerium für Planung und Investitionen betriebenen Tender-Portal auf Vietnamesisch veröffentlicht. Die hauseigene Zeitung berichtet auf Vietnamesisch umfänglich über Bauprojekte und -vergaben. Für lokale Ausschreibungen sind ein gutes lokales Informationsnetzwerk und umfangreiche Projektarbeit lange vor der tatsächlichen Ausschreibung unabdingbar. Bei der Vergabe von öffentlichen Bauaufträgen ist zu beachten, dass dieser Bereich als anfällig für Korruption gilt. 

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Zulieferprodukte: Marktlage

    Der Baustoffindustrie geht es wieder besser. Mit starken Tiefbau- und Hochbauinvestitionen sind die Aussichten für 2025 gut.

    Der Baustoffsektor hat sich 2024 erholt und auch 2025 könnten die Umsätze der Hersteller von Baumaterialien im Einklang mit dem Aufschwung im Hochbau stärker anwachsen. Immobilienvorhaben, die in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Gründen zum Stillstand gekommen sind, werden langsam wieder aufgenommen. Die Baustoffpreise schwanken allerdings stark und die Konkurrenz durch Importe steigt, während Handelskonflikte das Exportgeschäft bedrohen. Vietnam ist ein wichtiger Produzent grundlegender Baumaterialien wie Zement, Stahl, keramischer Fliesen, Bauglas und Sanitärkeramik. Das Land zählt in diesen Bereichen zu den weltweit führenden Exportnationen. Große inländische Baustoffkonzerne haben in den vergangenen Jahren die Produktqualität erhöht und neue Produkte eingeführt. 

    Billigimporte bedrohen den lokalen Markt

    Viele kleinere Hersteller arbeiten aber häufig noch mit veralteter Technologie und müssen auf moderne Produktionstechniken umstellen. Die schwache Marktlage der letzten Jahre hat dafür aber kaum finanziellen Spielraum geboten. Der Preiswettbewerb ist hart, vor allem durch wachsende chinesische Importe. Zum Teil werden Billigwaren als gefälschte Markenprodukte angeboten, Zweitware wird nicht als solche ausgewiesen. 

    Unter Druck der Industrie hat die Regierung Ende 2024 kurzfristig das Inspektions- und Zertifizierungsregime für Importprodukte verschärft. Die Auswirkungen sind noch unklar. Die Verschärfung könnte Importe erschweren, ohne Produktfälschungen im Land einzudämmen. 

    Klimafreundlichkeit wird wichtiger

    Das Thema Klimafreundlichkeit wird bei energieintensiven Sektoren wie der Zement- und Fliesenproduktion immer bedeutender. Dabei geht es um neue Produkte, wie Porenbeton oder nicht gebrannte Materialien, sowie um die Nutzung von Abwärme für die Energiegewinnung und von Abfällen in der Produktion, vor allem bei Zement. Die auf der United Nations-Klimakonferenz im Jahr 2021 (COP 26) eingegangene Verpflichtung Vietnams, bis 2050 klimaneutral zu werden, sowie drohende Exporteinschränkungen wie das CO₂-Grenzausgleichssystem (Carbon Border Adjustment Mechanism; CBAM) der EU zwingen Branchenunternehmen zu Investitionen in den Klimaschutz.

    Verzögerte Bauvorhaben brauchen Ausrüstung

    Im Bauboom bis 2019 wurden viele Bürotürme und Hotels in den Metropolen und den Touristenregionen Zentralvietnams begonnen. Allerdings wurden sie in den Krisenjahren nicht fertiggestellt. Seit 2024 haben Bauunternehmen viele Projekte wieder aufgenommen. Die Gebäude müssen nun ausgerüstet werden. 

    Gebäude- und Sicherheitstechnik sowie Smart Home-Anwendungen gewinnen in Vietnam an Bedeutung. Allerdings ist der Markt für hochwertige Gebäudetechnik noch klein. Bauherren kalkulieren mit einer kurzen Lebensdauer von Gebäuden und vermeiden Investitionen in Technik, die sich nicht zeitnah rechnen. Gerade im Bereich Energieeffizienz, beispielsweise bei Lüftungs- und Klimaanlagen in gewerblichen Gebäuden ist der Markt noch lange nicht ausgereizt.

    Erholung hat noch nicht alle Unternehmen erreichtAuswahl großer Baustoffhersteller in Vietnam; Umsatz in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent
    Unternehmen

    Umsatz 2023 1)

    Umsatz 2024 1)

    Veränderung 2024/2023 2)

    Hoa Phat (Baustahl)

    4.985,2

    5.543,1

    16,7

    Vicem (Zement)

    1.281,0

    1.083,8

    -11,2

    Ton Nam Kim (Baustahl)

    779,3

    822,7

    10,8

    Viglacera (Bauglas, Fliesen)

    552,9

    475,3

    -9,8

    Hoa Sen (Baustahl, Wellblech)

    380,3

    408,1

    1,1

    Viet Duc Steel Pipe (Stahlrohre)

    316,7

    292,2

    -3,1

    Phu Tai (Bausteine)

    235,5

    258,1

    15,1

    Tien Phong Plastic (Kunststoffrohre und andere Kunststoffprodukte)

    216,9

    225,8

    9,3

    Binh Minh Plastic (Kunststoffrohre)

    216,1

    184,3

    -10,5

    Vicostone (Bausteine)

    182,5

    172,6

    -0,7

    1 Umsatz umgerechnet nach Jahresdurchschnittskurs 2023: 1 US$ = 23.861 D, 2024: 1 US$ = 25.050 D; 2 Veränderungsrate auf Basis inländischer Währung.Quelle: Recherchen Germany Trade & Invest 2025; Jahresberichte der Unternehmen für 2023 und 2024; Deutsche Bundesbank 2025

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Zulieferprodukte: Zement und Holz

    Die Zementnachfrage dürfte 2025 wieder anziehen. Überkapazitäten heizen den Preiswettbewerb an. Holz wird öfter als Bodenbelag benutzt, aber vor allem in hochwertigen Gebäuden.

    Zement

    Vietnam ist nach China und Indien der drittgrößte Zementproduzent der Welt und die lokalen Hersteller haben in den vergangenen Jahren die Produktion ausgeweitet. Nach Informationen des Bauministeriums (Ministry of Construction) erreichten die 63 Fabriken in Vietnam mit 92 Produktionslinien im Jahr 2024 eine Kapazität von 122,3 Millionen Tonnen Zement. Die Industrie hatte eine durchschnittliche Auslastung von nur 77 Prozent, wobei 34 Produktionslinien vorübergehend stillstanden.

    Absatz legt nur schwach zu

    Allerdings erreichte der Absatz der Hersteller etwa 95 Millionen Tonnen, lediglich 1 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Inlandsmarkt nahm 65,3 Millionen Tonnen ab (+3 Prozent). Die restlichen 29,7 Millionen Tonnen gingen in den Export, der um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückging. Da die Exportpreise fielen, sanken die Ausfuhren wertmäßig sogar um 14,2 Prozent. 

    Die wichtigsten Exportmärkte sind die Philippinen, Bangladesch und Malaysia. Die Exporte auf die Philippinen könnten 2025 unter Druck geraten, weil dort zwei Zementhersteller neue Produktionslinien in Betrieb nehmen. Das philippinische Ministerium für Handel und Industrie hat zudem eine Sonderabgabe auf Zementimporte eingerichtet.

    Für das Jahr 2025 erwartet das Bauministerium eine langsame Erholung des Absatzes von 2 bis 3 Prozent. Ab dem 2. Quartal 2025 soll die Nachfrage im Inland durch den Aufschwung im Hochbau und kräftige Infrastrukturinvestitionen angetrieben werden. Auf Druck der Industrie erwägt die Regierung die Exportsteuer auf Zement und Klinker von 5 auf 0 Prozent zu senken. 

    Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung

    Der Druck auf die Unternehmen, nachhaltiger zu produzieren, steigt. Nach Plänen der Regierung sollen die Fabriken den CO2-Ausstoß bis 2050 um 140 Kilogramm pro Tonne auf 530 Kilogramm je Tonne senken. Vietnam will in den kommenden Jahren einen inländischen Emissionshandel aufbauen. Die Zementindustrie soll ab 2025 an einem Pilotprojekt teilnehmen. Bereits seit Oktober 2024 müssen die Firmen für 80 Anlagen die Treibhausgasemissionen erfassen und melden. Seit Anfang 2025 wird eine neue Emissionsabgabe auf Feinstaub, Schwefeloxide (SOx), Kohlenmonoxid (CO) und Stickoxide (NOx) erhoben. Ab 2028 soll der Emissionshandel starten. 

    Die Hersteller fürchten immer mehr Einschränkungen auf Exportmärkten, wenn es ihnen nicht gelingt, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren. Das Grenzausgleichssystem der EU (Carbon Border Adjustment Mechanism; CBAM) sieht etwa ab 2026 einen CO2-Importzoll auf Zement vor. Die EU ist derzeit zwar kein wichtiger Abnehmer für vietnamesischen Zement, aber derartige Mechanismen könnten international Schule machen. 

    Nach staatlichen Vorgaben müssen alle Produktionslinien mit einer Kapazität von mehr als 2.500 Tonnen pro Tag bis Ende 2025 mit Wärmerückgewinnungsanlagen ausgestattet werden und mindestens 20 Prozent alternative Brennstoffe nutzen. Anfang 2025 hatten die Hersteller 35 Anlagen für die Abwärmenutzung umgerüstet, mit einer Gesamtleistung von 255 Megawatt. Insgesamt sind aber 63 Anlagen von der Verpflichtung betroffen. Nur 11 Anlagen nutzen bisher Abfälle, um Kohle als Brennstoff zu ersetzen und tun dies zu etwa 30 Prozent. 

    Trotz starker Konkurrenz durch chinesische Anbieter wie Sinoma will der deutsche Maschinenbauer KHD Humboldt Wedag beim Umbau der Zementproduktion in Vietnam aktiver werden und ein Büro in Hanoi eröffnen. 

    Kleinere Firmen werden verdrängt

    Werden die Nachhaltigkeitsziele effektiv durchgesetzt, dürfte das kleinere Hersteller ins Abseits schieben. Viele Branchenunternehmen sind zu klein, um angesichts eines hart geführten Preiskampfes Skaleneffekte zu erzielen. So haben 29 der 92 Produktionslinien eine Kapazität von weniger als 2.000 Tonnen. Größere Unternehmen hatten hingegen in den letzten Jahren in der Erwartung steigender internationaler Nachfrage aggressiv neue Produktlinien hochgezogen.

    Wichtigstes Branchenunternehmen ist das staatliche Unternehmen Vicem, das 2024 rund 31 Prozent der heimischen Zementproduktion abdeckte. Inländische private Hersteller kommen auf 48 Prozent, die restlichen 21 Prozent werden von Joint Ventures mit ausländischen Firmen bedient. Die größten privaten Firmen sind INSEE (Joint Venture von Holcim und der Siam City Cement Group aus Thailand), Nghi Son Cement (Joint Venture von Vicem mit japanischen Firmen), Fico, Vissai, Xuan Thanh und Bim Son Cement. 

    Holz

    Holz als Werkstoff verliert vor allem im gewerblichen Bereich sowie bei Wohnbauten Marktanteile. Anstelle von Holz verwenden Bauherren vorzugsweise Glas, PVC und zunehmend Aluminium. In der Regel nutzen lediglich Menschen auf dem Land sowie traditionell eingestellte Vietnamesen für den Wohnbedarf Fenster und Türen aus dem Naturmaterial. Dieser Bedarf wird in der Regel durch lokale Firmen abgedeckt.

    Als Bodenbelag gewinnt Holz aber gerade im hochwertigen Hotelbau und Wohnungsbau an Bedeutung. In der im Norden gelegenen Hauptstadt Hanoi, wo die Winter kühl und die Sommer extrem heiß sind, wird für etwa 30 Prozent der Böden Holz genutzt. In Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden des Landes sind es etwa 10 Prozent. Etwa 40 Prozent der Holzböden wird importiert, laut Handelsstatistik fast alles aus China.

    Vietnam hat eine starke holzverarbeitende Industrie. Große Hersteller wie An Cuong haben sich in den letzten Jahren neben dem Export verstärkt dem Inlandsmarkt zugewandt. Das Unternehmen hat nach einem starken Einbruch die Umsätze im Jahr 2024 wieder um 6 Prozent steigern können. 

    Ausländische Branchenunternehmen in Vietnam produzieren vorwiegend für den Export. Rein vietnamesische Firmen hingegen sind oft zu klein und können nur selten die durch internationale Auftraggeber geforderten Mengen- und Qualitätsvorgaben erfüllen. Wachsende Kundenansprüche erfordern Investitionen in die technologische Ausstattung der Betriebe.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Zulieferprodukte: Glas, Fliesen und Sanitär

    Die langsame Erholung im Hochbau verheißt den Herstellern von Glas, Fliesen, Keramik und Sanitärprodukten bessere Absatzchancen.

    Glas

    Das Jahr 2024 hat die Glasindustrie hart getroffen: Bei sinkender Nachfrage fielen aufgrund von Überkapazitäten in der Produktion die Absatzpreise, trotz steigender Inputpreise für Natron und Energie. Die lokale Industrie macht die starke Konkurrenz durch Importprodukte verantwortlich für die Misere. Nach Informationen des vietnamesischen Glasverbandes stand 2024 jeweils eine Fabrik der zwei größten Hersteller Indevco und Viglacera still, während viele andere Fabriken nur zu 60 bis 70 Prozent ausgelastet waren. Mit der Erholung im Hochbau erwarten Analysten für 2025 aber eine langsame Erholung des Markts für Bauglas.

    Der zweitgrößte Glashersteller Viglacera und andere größere Unternehmen wollen angesichts starker Konkurrenz bei Basisprodukten die Produktion von Spezialglas ausbauen, das deutlich höhere Margen verspricht. Sollte die Markterholung den Herstellern etwas Luft verpassen, dürften derartige Projekte wieder aktiver verfolgt werden. Viglacera plant etwa den Aufbau einer Dünnglasproduktion für Solarpaneele. 

    Im November 2023 ging die erste Phase einer ersten Fabrik für Ultraklarglas in Vietnam in Betrieb, mit einer Kapazität von 600 Tonnen pro Jahr. In einer zweiten Phase soll die Produktion auf 1.500 Tonnen ansteigen. Das Werk gehört zum Joint Venture zwischen Viglacera und den lokalen Firmen Idico und Khai Thinh. Das Joint Venture heißt Phu My Super White Glass. Viglacera ist auch zahlreiche weitere Joint Ventures mit ausländischen Firmen eingegangen. So produziert das Unternehmen mit Nippon Sheet Glass Flachglas, im Gemeinschaftsunternehmen Vietnam Float Glass. Der Staat will sich bis 2025 von seiner Minderheitsbeteiligung an Viglacera trennen.   

    Inlandsnachfrage von Glas, Fliesen und Sanitärprodukten fällt weiter zurückProduktion und Inlandsverbrauch 2023; Veränderung in Prozent
     

    Produktion

    Veränderung Produktion 2023/2022

    Inlandsverbrauch

    Veränderung Inlandsverbrauch 2023/2022

    Bauglas (in Mio. Quadratmetern)

    211,0

    -2

    168

    -21

    Keramikfliesen (in Mio. Quadratmetern)

    386,5

    -26

    291,5

    -43

    Sanitärprodukte (in Mio. Produkteinheiten)

    12,5

    -25

    11

    -33

    Quelle: Ministry of Construction 2024

    Fliesen/Keramik

    Die Inlandsnachfrage und Produktion von Fliesen hatte 2024 weiter unter der verhaltenen Nachfrage im Hochbau und starker Importkonkurrenz zu leiden. Einer der größten und wichtigsten Hersteller, Viglacera, vermeldete eine Auslastung von 75 Prozent und einen Rückgang der Umsätze um 4 Prozent zum Vorjahr. Andere vietnamesische Produzenten wie Vicostone (-23,1 Prozent) und CMC Investment (-9,4 Prozent) erlitten stärkere Rückgänge. Eine Erholung dürfte sich 2025 erst zaghaft einstellen. Wichtig ist für die Hersteller auch die in der 2. Jahreshälfte 2025 erwartete Erholung im Wohnungsbau im wichtigen Exportmarkt USA.

    Mit einer Produktion von etwa 397 Millionen Quadratmetern (inklusive Keramikfliesen, Terracottafliesen, Granitsteine) war Vietnam laut Ceramic World 2023 der siebtgrößte Fliesenproduzent der Welt. Der Sektor ist mit 83 mittleren und großen Fabriken und einer Reihe kleiner Produktionsstätten stark differenziert. Viele Hersteller sind Joint Ventures mit ausländischen Firmen eingegangen und eher im hochpreisigen Segment angesiedelt. Dazu zählen Prime, Royal, Vitto, Tasa und Toko. 

    Nur wenige Unternehmen konnten ihren Umsatz ausweitenAusgewählte große Hersteller von Fliesen und Steinplatten in Vietnam; Umsatz in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent
     

    Umsatz 2024 1)

    Veränderung 2024/2023 2)

    Viglacera

    475,3

    -9,8

    Vicostone

    172,5

    -0,7

    Viglacera Tien Son3)

    85,6

    7,3

    CMC Investment

    68,3

    -6,5

    Taicera

    36,3

    1,9

    Trung Do

    19,1

    -7,5

    Thanh Thanh Ceramic Tile

    6,9

    -24,2

    1 Umsatz umgerechnet nach Jahresdurchschnittskurs 2024: 1 US$ = 25.050 D.; 2 Veränderungsrate auf Basis inländischer Währung; 3 Hersteller von Granitplatten und Tochterunternehmen von Viglacera.Quelle: Recherchen Germany Trade & Invest 2025; Jahresberichte der Unternehmen für 2024; Deutsche Bundesbank 2025

    Viglacera erwirtschaftet einen Großteil der Umsätze als Entwickler von Industrieparks und Immobilienprojekten. Nach einem Ranking von Ceramic World lag die Firma 2023 als Fliesenhersteller mit sieben Fabriken in Vietnam und einer in Kuba in Bezug auf die Produktionsmenge weltweit auf Rang 19. 

    Heimische Unternehmen wie Viglacera, CMC, Thach Ban oder Dong Tam konzentrierten sich traditionell eher auf das mittlere bis einfache Produktsegment. Sie haben aber ihre Produktionsqualität in den letzten Jahren stetig verbessert, auch um der Konkurrenz durch Kleinunternehmen zu entgehen. Der Wettbewerb steigt durch weitere Fabriken und fallende Importzölle, etwa für Fliesen aus Indien. Der Hersteller Trung Do baut in Nghe An eine Fabrik für Vorstoffe, um die eigenen Fliesenfabriken zu versorgen. Kamado will rund 400 Millionen Euro in eine neue Granitfliesenfabrik in Bin Dinh investieren.

    Der Markt tendiert in Vietnam weg von Keramikfliesen und hin zu größeren Granitfliesen. Die Produktionsanlagen in einem Großteil der vietnamesischen Werke gelten dennoch weiter als veraltet und sind vor allem im Hinblick auf den Energieverbrauch ineffizient. 

    Sanitärprodukte

    Der Sanitärproduktsektor litt 2024 unter einer schwachen Inlandsnachfrage. In diesem Bereich war Vietnam 2022 laut Ceramic World nach Thailand der zweitgrößte Sanitärkeramikexporteur in Südostasien und weltweit an zehnter Stelle. Die Industrie in Vietnam führt diese Produkte vor allem nach Ostasien und in die USA aus.

    Wie bei Glas und Fliesen ist Viglacera ein wichtiger vietnamesischer Akteur, der auch stark exportiert. Nach einer Analyse des Finanzinstituts Vietcap Securities kommt das Unternehmen auf etwa 10 Prozent Marktanteil. Circa 40 Prozent entfallen auf Importe von Marken wie Grohe, Inax, Caesar, Kohler und American Standard. Weitere 45 Prozent sind Produkte ausländischer Hersteller, die in Vietnam Fabriken aufgebaut haben, allen voran Toto und Lixil aus Japan. 

    Toto Vietnam hat im Dezember 2023 eine Fabrik für Wasserhähne in der nördlichen Provinz Vinh Phuc für 100 Millionen US-Dollar in Betrieb genommen. Das ist die fünfte Fabrik des japanischen Sanitärherstellers in Vietnam. 

    Luxusausstattungen sind gefragt

    Der lokale Markt bietet zunehmend Chancen für europäische Ausstatter. Gerade wohlhabende Vietnamesen legen bei Küchen und Bädern Wert auf ein modernes, europäisches Design. Bei Luxusimmobilienprojekten sowie im Hotelbau sind Ausstattungen aus Europa, besser noch "Made in Germany", beliebt. Die Kunden verlangen dafür entsprechende Belege, zum Beispiel Ursprungszeugnisse und Zertifikate. Sie wollen sichergehen, dass sie keine Nachahmerprodukte erwerben, die im Markt stark präsent sind. Zudem erwarten Kunden zu dem gehobenen Preis entsprechende Beratung und Service. 

    Der Lieferant sollte wiederum bei seinen Kunden strikte Richtlinien bezüglich der Zahlungsmodalitäten durchsetzen. Stärker gefragt sind auch smarte Badmöbel, wie sie vor allem von den japanischen Herstellern Toto und Inac angeboten werden.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Zulieferprodukte: Kunststoffe, Türen und Fenster

    Bauherren sparen gerne noch bei der Qualität von Fenstern und Türen. Steigende Sicherheitsstandards erzwingen auch auf dem lokalen Markt eine höherwertige Produktion.

    Kunststoffe

    Die etwa 4.000 Unternehmen im vietnamesischen Kunststoffsektor erzielten 2024 laut Angaben des Fachverbands Vietnam Plastics Association (VPA) Umsätze in Höhe von 31 Milliarden US-Dollar (US$). Das sind fast 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Baukunststoffe machen nach Angaben der VPA etwa ein Viertel des Umsatzes aus. 

    Um dem wachsenden Preiskampf bei Kunststoffprodukten für Verpackungen und Haushalt zu entgehen, verlagern die großen Hersteller in Vietnam ihre Aktivitäten stärker auf Kunststoffbaustoffe und technische Kunststoffe, die im Bau- und Industriebereich eingesetzt werden. Bislang sind diese Güter aber noch durch eine qualitativ und technologisch einfache, auf dem Weltmarkt wenig konkurrenzfähige Produktion geprägt.  

    Die wichtigsten Unternehmen im Bereich Kunststoffrohre sind das vorwiegend im nördlichen Landesteil aktive Unternehmen Tien Phong Plastic (NTP) sowie das den Süden des Landes abdeckende Unternehmen Binh Minh Plastic (BMP). BMP gehört mehrheitlich zur thailändischen Siam Cement Group, einem der größten Baustoffmischkonzerne in Südostasien. NTP hält regional im Norden einen Marktanteil von 53 Prozent, BMP bedient 43 Prozent des Bedarfs an Baukunststoffen im Süden des Landes. Jeweils halten sie etwa 30 Prozent des vietnamesischen Marktes. 

    Die Hoa Sen Group, die sonst vor allem Baustahl herstellt, sowie das aufstrebende, zunehmend in umweltfreundliche Kunststofflösungen investierende Unternehmen An Phat machen den Marktführern Konkurrenz. Die vier Unternehmen kommen gemeinsam etwa auf einen Marktanteil von 80 bis 90 Prozent. Der kleinere Anbieter Tan A Dai Thanh bewirbt seine deutsch klingende Marke Ströman damit, dass sie auf Maschinen der deutschen Hersteller Krauss Maffei, Battenfeld-Cincinatti und Zeppelin Systems hergestellt werden. 

    Weil sich der Hochbau im Norden besser erholt als im Süden des Landes, hat NTP die Umsätze 2024 deutlich ausbauen können (+9,3 Prozent). BMP hat hingegen erneut kräftige Einbußen vermeldet (-10,5 Prozent). Für 2025 erwarten Analysten für beide Firmen steigende Umsätze durch die Erholung im Hochbau.

    Führende Hersteller von Kunststoffrohren in Vietnam 2024Umsatz in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent
     

    Umsatz 20231)

    Umsatz 20241)

    Veränderung 2024/20232)

    Tien Phong Plastics

    216,9

    225,8

    9,3

    Binh Minh Plastics

    216,1

    184,3

    -10,4

    1 Umgerechnet nach Jahresdurchschnittskurs 2023: 1 US$ = 23.861 D., 2024: 1 US$ = 25.050 D; 2 Veränderung auf Basis inländischer Währung.Quelle: Jahresberichte der Unternehmen für 2024; Deutsche Bundesbank 2025

    Türen und Fenster

    Vietnamesische Privat- und Geschäftskunden interessieren sich vorrangig für günstige Türen und Fenster aus heimischer Produktion oder Importe aus China. Innovative, hochpreisige Fenster sind laut Branchenkennern dann gefragt, wenn der Kunde neben den reinen Baukosten auch Wert auf Betriebskosten, international anerkannte Zertifizierungen wie das Leadership in Energy and Environmental Design (LEED)-Zertifikat oder technische Finesse legt. Energieeffizienz ist bei privaten und gewerblichen Bauherren bisher kaum ein Thema. In der Regel liegt der Fokus eher auf Kosteneinsparungen.

    Der Türenmarkt litt zuletzt unter der Flaute im Hochbau und der Konsumzurückhaltung. Die Erholung im Hochbau sollte dem Absatz im Jahr 2025 Schwung geben. Branchenbeobachtern zufolge steigen die Vorgaben an Sicherheit von Türen und Fenstern. Angesichts einiger Großbrände mit Todesopfern in den vergangenen Jahren hat der Gesetzgeber Baustandards für den Feuerschutz in Gewerbeimmobilien und im Wohnungsbau verschärft und setzt diese auch verstärkt um. Dies verbessert in einem stark umkämpften Markt die Wettbewerbsposition von Unternehmen, die bereits heute nach internationalen Standards arbeiten. Schätzungsweise werden im Inland etwa zu 40 Prozent Kunststofftüren mit Stahlkern verkauft. Etwa 5 Prozent sind aus Eisen, 10 Prozent aus Holz und der Rest aus Aluminium.

    Aluminium verdrängt Holz

    Vollholztüren und -fenster weichen Elementen aus PVC, Aluminium und beschichteten Materialien. Die Hersteller von Türen und Fenstern setzen sowohl auf Aluminium als auch auf Kunststoff. Hier ist der Sektor weniger konzentriert als bei Rohren. 

    Bedeutende Fensterhersteller sind die lokalen Unternehmen Dong A Plastic, Eurowindow sowie das vietnamesisch-australische Joint Venture Austdoor. Die Produktion von Aluminiumprofilen ist in den letzten Jahren stark angewachsen, mit Fabriken großer Hersteller aus dem Ausland wie Xingfa (China), Hyundai Aluminum (Korea) und Tung Shin (Taiwan). Es gibt auch inländische Akteure wie Dong Anh, Do Thanh, Viet Phap, Truong Thanh und Viet Nhat. Anti-Dumping-Zölle der USA auf chinesische Importe haben seit 2019 dazu geführt, dass einige chinesische Firmen Fabriken in Vietnam errichtet haben.

    Dong A Plastic galt als der größte Hersteller von Kunststoff- und Aluminiumprofilen, bis die Firma 2023 in finanzielle Probleme geriet. Die Firma hatte sich mit großen Investitionen überhoben. Auch starke Konkurrenz durch chinesische Produkte dürfte eine Rolle gespielt haben. Der Jahresumsatz war 2023 um 46 Prozent auf rund 50,4 Millionen US$ eingebrochen und ist mittlerweile nahezu vom Markt verschwunden.

    Eurowindow stellt in eigenen Fabriken Fassaden, Türen und Fenster aus PVC, Aluminium und Holz her. Die Firma ist gleichzeitig einer der größten Projektentwickler im Wohnungsbau in Vietnam. Seit 2018 arbeitet Eurowindow mit dem deutschen Farbunternehmen Rhenocoll bei der Beschichtung von Rahmen und Türen zusammen. Deutsche Unternehmen wie Hörmann oder Schüco sind mit eigenen Niederlassungen vor Ort vertreten.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Zulieferprodukte: Bauchemikalien

    Die vietnamesische Farbindustrie litt bislang unter der Schwäche im Hochbau. Der derzeitige Aufschwung dürfte aber 2025 den Absatz antreiben.

    Nach Informationen des Branchenverbands Vietnam Paint and Ink Association (VPIA) hat die Schwäche im Hochbau die Farbenindustrie 2024 stark in Mitleidenschaft gezogen. Zwar hat ein größerer lokaler Hersteller, A Dong Paint, 2024 rund 58 Prozent mehr Umsatz erzielt. Die Firma dürfte aber eine Ausnahmeerscheinung sein. Die Konkurrenz durch Importe ist hart, viele Unternehmen waren schwach ausgelastet und erlitten Umsatzeinbußen. Nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens TechSci betrug das Marktvolumen für Farben und Lacke in Vietnam 2024 rund 17,3 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2030 soll der Absatz um 4,7 Prozent pro Jahr auf 22,9 Milliarden US$ anwachsen.

    Spezialisierten Herstellern dürfte es hingegen besser ergangen sein. Spezialfarben werden in starken Exportsektoren wie Möbel und Schiffbau eingesetzt und machen einen bedeutenden Teil des Marktes aus. So wurden nach Informationen von VPIA 2023 in Vietnam 454 Millionen Liter Farbe produziert. Davon sind 243 Millionen Liter dekorative Farben. 

    Der Hersteller Son Hai Phong (HPP) produziert vor allem Farben für den Tiefbau sowie für industrielle Anwendungen wie den Schiffsbau. In diesen Bereichen ist er der führende inländische Anbieter. Das Unternehmen hatte 2023 seinen Umsatz ausbauen können (+6,5 Prozent) und den Gewinn nach Steuern nahezu verdreifacht. Für 2024 hat das Unternehmen bis dato noch keine Zahlen veröffentlicht.

    Laut VPIA sind gut 600 Branchenunternehmen am Markt aktiv, darunter 70 ausländische. Letztere beherrschen allerdings mit einem Anteil von 65 Prozent den Markt und konzentrieren sich auf höherwertige Segmente. Marktführer im oberen und High-End-Segment sind ausländische Hersteller wie 4Orange, Akzo Nobel (in Vietnam unter anderem mit der Marke Dulux vertreten), JOTUN, TAO, Kansai und Nippon. Im mittleren Preis- und Qualitätssegment gewinnen vietnamesische Unternehmen wie A Dong Paint, HPP oder Kova Paint an Präsenz. A Dong Paint plant zum Beispiel die Einführung von Zinkfarbe, Polyurethanlacken, Anti-Fingerabdruck-Farbe, Farben mit geringem Schwermetallgehalt, Alkydfarbe und UV-Lacken. Das Unternehmen HPP will in neue Fabriken für Industriefarbe und Resine investieren. 

    Alle Branchenunternehmen sind auf Importe von Rohmaterialien angewiesen. Rund 70 Prozent der für die Produktion benötigten Bindemittel, Pigmente und andere Grundstoffe müssen mangels einer eigenen Zulieferindustrie im Ausland eingekauft werden. Auch Maschinen und Anlagen werden überwiegend im Ausland beschafft. Hier liegen die Importquoten sogar bei 85 Prozent, so VPIA. 

    Unternehmen in Vietnam müssen auf einen sich verändernden Markt reagieren. Gerade im Hochpreissegment und hochwertigem Hotelbau steigen die Anforderungen, die Kunden an Anstriche stellen. Qualität, Langlebigkeit, Schutz gegen Fäulnis, Brandschutz und Umweltverträglichkeit der Produkte gewinnen an Bedeutung. Ab Mitte 2027 sinkt nach staatlichen Vorgaben der maximal zulässige Bleigehalt von 600 Teile pro Million auf 90 Teile pro Million, wie von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Zulieferprodukte: Gebäudetechnik

    Der Markt für hochwertige Gebäudetechnik entwickelt sich uneinheitlich. Haushalte statten sich zunehmend mit Sicherheitstechnik und Smart-Home-Anwendungen aus. 

    In Vietnam haben sich in den letzten Jahren in der Gebäudetechnik große, spezialisierte Ingenieursfirmen herausgebildet. Unternehmen wie REE, P69, Doan Nhat, Vinadic, Searee und Hawee sind mit staatlichen Vorhaben sowie Hotel- und Industrieprojekten groß geworden. REE war vielfach an staatlichen Prestigeprojekten beteiligt, P69 und Doan Nhat an zahlreichen Vorhaben der Vingroup für Wohnsiedlungen und Einkaufszentren und Searee vor allem an Hotelbauten. Weitere wichtige Firmen sind TTSC, Tedco, Alphanam, HVC Group, Sigma, Phu Hai, Delco und TDI.

    Der Markt für Gebäudetechnik dürfte sich 2024 deutlich erholt haben, weil viele Projekte wieder aufgenommen werden und neue Vorhaben geplant wurden. Der Zustrom ausländischer Investoren, die im Land Fabriken hochziehen, hält an, während der Wohnungsbau langsam wieder in die Gänge kommt. REE hat im Bereich Gebäudetechnik den Umsatz im Vergleich zu 2023 um 8 Prozent gesteigert. Der Auftragsbestand war Ende 2024 dreimal so hoch wie Ende 2023, was vor allem auf einen Großauftrag beim Bau des neuen Flughafens von Ho-Chi-Minh-Stadt, Long Thanh, zurückgeht. Auch die Firma HVC, die auf Wohnsiedlungen und Vergnügungsparks spezialisiert ist, konnte 2024 einen deutlichen Aufschwung um 57 Prozent verzeichnen. 

    Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik

    Chancen für hochwertige und energieeffiziente Klima- und Lüftungstechnik finden sich vor allem im hochwertigen Hotel- und Industriebau. Ausländische Hotelgesellschaften errichten ihre Gebäude meist gemäß ihrer eigenen Energieeffizienzstandards. Dazu gehört eine moderne Klima- und Lüftungstechnik. Ähnlich sieht es im Industriesektor aus. Marktkenner berichten, dass den hohen internationalen Ansprüchen Bauherren aus Westeuropa, Australien und teilweise Südkorea folgen. Ostasiatische Investoren ziehen Ausrüster aus ihren Herkunftsländern in der Regel vor.

    Vietnamesische Auftraggeber müssen angesichts niedriger Elektrizitätspreise von den Vorteilen moderner Klimatechnik meist erst überzeugt werden. Hierbei ist ein nachhaltiger Investitionsplan von Bedeutung, der die Kostenersparnis effizienter Klimatechnik klar verdeutlicht. 

    Hausautomatisierung und Gebäudesicherheit

    Die Märkte für Hausautomatisierungs- und Sicherheitstechnik sind noch überschaubar. Viele Bauherren sind bei Investitionen in Gebäudetechnik, die grundlegende Standards überschreitet, zurückhaltend. Intelligente Haustechnik im Sinne zentraler Steuerungssysteme oder digitalisierter Lüftungs- und Klimatechnik wird kaum nachgefragt. Selbst dann, wenn Projekte unter der Firmierung "smart" laufen, ist die Digitalisierung nach Einschätzung von Branchenkennern auf Anwendungen im Privatbereich (Smart Home) beschränkt. 

    Bauherren wie Hotelbetreiber, die Energie- und Unterhaltskosten selber tragen müssen, oder Unternehmen, die bei ihrer Produktion auf gleichbleibende hohe Standards bei Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder sonstigen Umweltfaktoren angewiesen sind, stellen hingegen steigende Ansprüche an ihre Gebäudemanagementsysteme. 

    Sicherheitstechnik wird immer beliebter 

    Die Gebäudesystemtechnik wird fast ausschließlich importiert. Die wichtigsten Anbieter stammen aus Japan (Mitsubishi, Fuji, Toshiba, Azbil), Südkorea (LSIS), den USA (GE und Honeywell) und Europa (Siemens, Bosch, ABB und Schneider Electric).

    Bei Sicherheitstechnik liegen die Chancen insbesondere in den Bereichen Überwachungs- und Einbruchsicherungstechnologie oder bei hochwertigen Gefahrenmeldern wie Hochwasser-, Rauch- und Gasmeldern. Moderne Sicherheitstechnik wird vorwiegend von Unternehmen nachgefragt. So finden Sicherungssysteme wie Videoüberwachungsanlagen und Zugangskontrollsysteme in modernen Shoppingcentern, Hotelanlagen, hochwertigen Büroanlagen und anderen Premiumgebäuden AnwendungNach einer Studie von 6Wresearch könnte der vietnamesische Markt für Sicherheitskameras bis 2026 um jährlich 8,6 Prozent pro Jahr wachsen. 

    Wichtige vietnamesische Händler und Integratoren für Sicherheitskameras sind Vantech und Questek. Nach einer Studie der Beratungsfirma B&Company sind die chinesischen Firmen Hikvision und Dahua vor Kbone aus Südkorea Marktführer. Andere ausländische Anbieter sind ebenfalls gut vertreten, wie Axis (Schweden), Panasonic (Japan), Honeywell (USA) und Bosch (Deutschland). Die inländischen Hersteller FPT und BKAV fokussieren sich stärker auf Exportmärkte.

    Smart-Home-Anwendungen vor allem in Haushalten

    Die Coronakrise hat die Verbreitung smarter Haustechnik in Privathaushalten deutlich beschleunigt. Das Portal Statista schätzt, dass 2024 etwa 15,4 Prozent der Haushalte in Vietnam Smart-Home-Anwendungen nutzten. Der Markt erreichte demnach ein Volumen von 328,6 Millionen US-Dollar (US$). Bis 2029 erwartet das Statistikportal im Durchschnitt ein jährliches Wachstum von 9,6 Prozent auf dann 547 Millionen US$.

    Die junge, urbane Mittelschicht des Landes ist technikaffin und gerade bei digitalen Anwendungen experimentierfreudig. Dem Schutz eigener Daten wird noch eine geringe Bedeutung beigemessen. Smart Speaker- und Steuerungsanlagen wie Echo von Amazon oder chinesische Konkurrenzprodukte, insbesondere von Xiaomi, finden zunehmend Verbreitung.     

    Bei der Entwicklung von passenden Produkten sind vietnamesische Unternehmen immer besser aufgestellt. Firmen wie FPT, Bkav SmartHome, Vsmarttek, OnSky und Lumi bieten grundlegende Smart Home-Konzepte in der Preisklasse von umgerechnet 400 bis 2.000 US$ an und wollen damit vietnamesische Privatleute ansprechen. Vietnamesischer Technik stehen die Verbraucher im Lande aber vielfach noch skeptisch gegenüber.

    Ausländische Unternehmen wie Bosch, Siemens und Häfele (alle aus Deutschland), Smartg4 (USA) sowie Arteor und Schneider Electrics (beide aus Frankreich) bieten sowohl hochpreisige als auch kostentechnisch auf die Mittelklasse ausgelegte Systeme an.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkungen
    AHK VietnamAnlaufstelle für deutsche Unternehmen in Vietnam
    Ministry of ConstructionBauministerium
    Department for Urban Planning and Architecture (Hanoi; Ho-Chi-Minh-Stadt)Bauplanungsamt
    Vietnam Association for Building MaterialsVerband für Baumaterialien
    Vietnam Green Building CouncilNon-Profit-Organsiation zur Förderung der Nachhaltigkeit am Bau
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