Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchencheck | Polen

Lieferengpässe sind nicht das einzige Problem

Trotz guter Auftragslage und hoher Produktionszahlen blicken die Unternehmen verhalten ins kommende Jahr. Sehr gut entwickeln sich die Chemieindustrie und die Pharmabranche.

Von Christopher Fuß | Warschau

Von der guten Stimmung aus dem Frühsommer 2021 ist bei den meisten Betrieben nicht mehr viel zu spüren. Die Probleme vieler Branchen ähneln sich. Fehlende Komponenten, hohe Energiekosten und Fachkräftemangel setzen den Firmen zu. Wichtige Förderprogramme können wegen Auseinandersetzungen zwischen der polnischen Regierung und der Europäischen Kommission nicht starten. Positiv überrascht, dass mehrere krisengebeutelte Branchen ab 2022 ihre Investitionen steigern wollen.

  • Maschinenbau

    Nach einem schwierigen Jahr 2020 hat sich die Stimmung im Maschinenbau wieder gebessert. Zum Ende des 3. Quartals 2021 bewerten Unternehmen die Geschäftslage leicht positiv.

    Den Firmen hilft eine stabile Inlandsnachfrage. Die  Corona-bedingten massiven Verluste konnte die Branche aber noch nicht aufholen. Trat der Fachkräftemangel im Jahr 2020 in den Hintergrund, klagen im Oktober 2021 wieder mehr als 50 Prozent der Firmen über fehlende Spezialisten.

    Hohe Rohstoffpreise drücken ebenfalls auf die Stimmung. Im laufenden Jahr 2021 fahren die Anlagenbauer ihre Investitionen zurück. Ab 2022 wollen die Firmen wieder mehr Geld ausgeben.

    Förderprogramme könnten der Branche helfen. Polen will Betriebe, die ihre Anlagen erneuern, mit Geldern aus europäischen Kohäsionstöpfen unterstützen. Außerdem winken für bestimmte Investitionen ab 2022 Steuererleichterungen.

    Weitere Informationen:

    EU-Förderung in Polen

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Gesundheitswirtschaft

    Als Reaktion auf die Coronapandemie beschleunigt Polen Investitionsprogramme. Bis 2027 sollen die staatlichen Ausgaben für das Gesundheitssystem um 18,4 Milliarden Euro steigen.

    Der bereits 2020 gegründete staatliche Medizinfonds (Fundusz Medyczny; FM) nimmt konkrete Formen an. Die Regierung will 1,6 Milliarden Euro für den Kauf von medizinischen Geräten zur Verfügung stellen. Weitere 4,5 Milliarden Euro aus dem europäischen Wiederaufbaufonds sollen ebenfalls in das Gesundheitswesen fließen.

    Kaum ein Industriezweig schätzt die zukünftigen Geschäftschancen so positiv ein wie die Pharmabranche. Häufiger als vor Ausbruch des Coronavirus klagt die Branche aber mittlerweile über unklare Gesetze. Trotz der Widrigkeiten planen die Unternehmen für das Jahr 2022 steigende Investitionen.

    Weitere Informationen:

    Die Nachfrage nach Arzneimitteln belebt sich

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Bauwirtschaft

    Materialmangel und hohe Rohstoffpreise drücken die Stimmung in Polens Bauindustrie. Die Branche bewertet die aktuelle Geschäftslage negativ - mit Folgen für die Investitionen.

    Baufirmen wollen ihre Ausgaben im Jahr 2022 stark reduzieren. Nur die Großbetriebe ab 250 Beschäftigten planen mit steigenden Investitionen. Experten begründen die überwiegende Zurückhaltung der Branche mit fehlenden öffentlichen Investitionen. Besserung ist möglicherweise in Sicht.

    Polens Infrastrukturministerium will bis 2030 knapp 65 Milliarden Euro für den Straßenbau ausgeben. Die Zahl der beantragten oder genehmigten Projekte im Wohnungs- und Gewerbebau übertraf von Januar bis September 2021 das Vorkrisenniveau. Unternehmen befürchten aber, dass der Fachkräftemangel einen zukünftigen Bauboom ausbremsen könnte.

    Weitere Informationen:

    Polen stellt neuen Plan für den Straßenausbau vor

    EU-Hilfen für die Infrastruktur

    Neue Wohnungen geben dem Hochbau Auftrieb

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Chemieindustrie

    Die Branche freut sich über eine gute Auftragslage. Zwischen Januar und September 2021 erzielte Polens Chemieindustrie im Jahresvergleich ein deutliches Umsatzplus.

    Steigende Kosten für Erdgas trüben die Stimmung leicht ein. Der Energieträger ist in vielen Prozessen ein wichtiger Ausgangsstoff. Betroffen sind vor allem Düngemittelhersteller. Ungeachtet der hohen Gaspreise kündigen Chemieunternehmen an, die Investitionen im Jahr 2022 um 14,9 Prozent gegenüber 2021 zu erhöhen.

    Branchenriese Grupa Azoty plant neue Anlagen für die Produktion von biologisch abbaubaren Kunststoffen. Der Konzern Ciech möchte verstärkt umweltfreundliche Technologien einsetzen. Firmen aus der Petrochemie, wie der Mineralölkonzern PKN Orlen, errichten Forschungseinrichtungen.

    Weitere Informationen:

    Die Chemieindustrie wächst dank neuer Projekte

    Erdölsektor treibt Innovationen voran

    Erdgasimporte künftig von neuen Lieferanten

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Energiewirtschaft

    In Polens Ostsee entstehen mehrere Offshore-Windparks. Die Betreiber haben sich mit dem Energieministerium auf Quoten für lokale Lieferanten geeinigt. 

    Ab 2030 soll der Anteil polnischer Lieferanten am Ausbau der Offshore-Windenergie mindestens 50 Prozent betragen. Abstandsregelungen bremsen die weitere Entwicklung der Windkraft an Land. Nach einem Personalwechsel im Wirtschaftsministerium erwarten Branchenverbände neue Impulse. 

    In den kommenden Jahren sollen mehrere Solarparks entstehen. Die britische Lightsource BP und der staatliche Energiekonzern PGE (Polska Grupa Energetyczna) haben Projekte angekündigt. Kohlestromproduzent ZE PAK will bis 2030 auf erneuerbare Energien umsteigen. Eine geplante Gesetzesänderung könnte den Bau von Biomethananlagen erleichtern. Das Regierungskabinett verabschiedete außerdem eine Wasserstoffstrategie.

    Bis 2033 will Polen seinen ersten Atommeiler in Betrieb nehmen. Unternehmen aus Frankreich, den USA und Südkorea haben Angebote eingereicht.

    Weitere Informationen:

    Neue Rahmenbedingungen für Offshore-Windparks

    Bau neuer Solarparks angekündigt

    Das Potenzial von Biogas gewinnt an Aufmerksamkeit

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Pkw- und Nfz-Produktion

    Automobilhersteller in Polen mussten ihre Produktion drosseln. Im Herbst 2021 hat sich die Lage weiter verschlechtert. Auch Opel und Volkswagen sind von den Ausfällen betroffen.

    Die Branche leidet unter dem Mangel an Mikrochips. Zulieferer spüren die Probleme ebenfalls und klagen über Umsatzeinbußen. An eine schnelle Besserung glauben die wenigsten. Rund 60 Prozent der Automobilfirmen in Polen rechnen bis Mitte 2022 mit einem reduzierten Produktionsausstoß.

    Doch es gibt auch positive Signale. Trotz der angespannten Situation will die Kraftfahrzeugbranche ihre Investitionen im Jahr 2022 um 13,5 Prozent erhöhen. Der Zulieferer ZF Friedrichshafen erweitert bereits seine Standorte. Bis Sommer 2022 wird eine neue Produktionshalle von ZF in Częstochowa entstehen.

    Weitere Informationen:

    Fahrzeugbranche mit Einbußen wegen fehlender Mikrochips

    Moderne Kfz-Technologien auf der Überholspur

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Umwelttechnik

    Polen möchte Gelder aus dem europäischen Wiederaufbaufonds in Umweltprojekte investieren. Für die energetische Modernisierung von Wohngebäuden stehen 3,2 Milliarden Euro bereit.

    Weitere europäische Mittel sollen in die Erforschung von Recyclingtechnologien und den Ausbau von Kläranlagen fließen. Auch nationale Fördertöpfe stehen zur Verfügung. Im Oktober 2021 endete die erste Ausschreibungsrunde eines Programms der Landesinvestitionsbank (Bank Gospodarstwa Krajowego; BGK). 25 neue Recyclinghöfe und 179 Kläranlagen werden gebaut oder modernisiert. Ab 2022 unterstützt der Landesumweltfonds (Narodowy Fundusz Ochrony Środowiska i Gospodarki Wodnej; NFOŚiGW) die Kommunen bei der Suche nach geothermischen Quellen.

    Dank öffentlich-privater Partnerschaften (ÖPP) entstehen neue Müllverbrennungsanlagen in Gdańsk und Olsztyn. Auch in Bełchatów und Łódź sind Anlagen geplant.

    Weitere Informationen:

    EU-Förderung in Polen

    Neuer Investitionsfonds für polnische Regionalverwaltungen

    Milliarden für die Wasserversorgung

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Elektronik-/Elektroindustrie

    Jedes zweite Elektronikunternehmen klagte im Oktober 2021 über fehlende Bauteile. Dank steigender Umsätze bewertet die Branche die aktuelle Wirtschaftslage aber noch positiv.

    Die guten Absatzzahlen regen die Firmen zu Investitionen an. Elektronikhersteller planen für 2022 ihre Ausgaben um 19,1 Prozent gegenüber 2021 zu steigern. Insbesondere Hersteller von elektrischen Haushaltsgeräten setzen auf Innovationen. Die polnische Niederlassung der deutschen Gesellschaft BSH überlegt, ihre Forschungskapazitäten auszubauen.

    Angesichts gestörter Lieferketten will Polen eigene Produktionsmöglichkeiten erweitern. Die Regierung hat im Rahmen des IPCEI-Mechanismus (Important Project of Common European Interest) ein Projekt des Sensorherstellers Vigo System bei der Europäischen Kommission eingereicht.

    Weitere Informationen:

    Absatz von Haushaltsgeräten verliert an Dynamik

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Pkw- und Nfz-Markt

    Die Neuzulassungen von Pkw lagen bis zum Ende des 3. Quartals 2021 nur knapp über dem Vorjahreswert. Rekordergebnisse wie vor Ausbruch der Pandemie rücken in weite Ferne.

    Ein Grund für die stagnierenden Absatzzahlen sind Lieferengpässe. Kunden in Polen müssen bis zu 12 Monate auf ein neues Fahrzeug warten. Gestiegen ist der Marktanteil rein elektrisch betriebener Fahrzeuge. Gemessen am europäischen Durchschnitt gehört Polen in dieser Kategorie trotzdem noch zu den Schlusslichtern.

    Abhilfe versprechen Prämien. Seit Juli 2021 erhalten Käufer emissionsfreier Autos Zuschüsse in Höhen zwischen 4.100 Euro und 6.000 Euro. Auch für elektrische Leasingfahrzeuge soll ein Subventionsprogramm starten. Bis 2025 will Polen aus Landesmitteln rund 173 Millionen Euro in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investieren.

    Weitere Informationen:

    Neue Kaufprämie für Elektroautos

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Nahrungsmittelindustrie

    Die Umsätze der polnischen Lebensmittelbranche entwickeln sich positiv. Mittelfristig könnte die hohe Inflation das Wachstum verlangsamen.

    Angesichts steigender Lebensmittelpreise greifen Kunden in Polen häufiger zu Eigenmarken. Hier sind die Margen für die Hersteller allerdings niedriger. Die Industrie hat Probleme, Arbeitskräfte für einfache Tätigkeiten zu finden. Routineaufgaben werden trotzdem nur zögerlich automatisiert. Die Firmen planen im Jahr 2022 mit moderaten Investitionssteigerungen von 2,3 Prozent.

    Seit Anfang 2021 gelten höhere Steuern für große Einzelhändler und für Hersteller von zuckerhaltigen Getränken. Ab 2022 steigt voraussichtlich die Alkoholsteuer. Einen Boom erleben App-gestützte Lieferdienste von Supermärkten. Auch das Interesse an Fleischersatz und Biolebensmitteln nimmt weiter zu.

    Weitere Informationen:

    Pflanzliche Lebensmittel erobern die Regale

    Nahrungsmittel haben gute Chancen auf dem Weltmarkt

    Von Christopher Fuß | Warschau

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.