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Special Pakistan Wege aus der Coronakrise

Konjunktur und wichtigste Branchen

Die Konjunkturerwartungen für das Finanzjahr 2020/21 wurden deutlich übertroffen. (Stand: 26. Oktober 2021)

Von Heena Nazir | Dubai

Offiziell verzeichnet Pakistan bis dato (Stand 26. Oktober 2021) über 1,3 Millionen Corona-Infektionen im Land und über 28.000 damit zusammenhängende Todesfälle. Regional ist die südöstliche, an Indien grenzende Provinz Sindh mit über 467.000 Fällen am stärksten betroffen, gefolgt von Punjab (439.171 Fälle) und Khyber Pakhtunkhwa (177.519 Fälle). Laut Gesundheitsexperten liegt die Dunkelziffer allerdings deutlich höher.

Wirtschaft befindet sich auf Wachstumskurs

Laut Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) verbuchte das Land im Finanzjahr 2019/2020 (1. Juli bis 30. Juni) eine reale Abnahme des Bruttoinlandproduktes (BIP) von 0,4 Prozent und musste damit das erste negative Wachstum seit 68 Jahren hinnehmen. 2020/2021 legte die Wirtschaft kräftig zu. Das pakistanische Finanzministerium meldet ein Wachstum von 3,9 Prozent - eine Steigerung, die sämtliche Konjunkturerwartungen übertrifft. Für das laufende Geschäftsjahr 2021/2022 wird mit einer Zunahme des BIP von 3 bis 4,5 Prozent gerechnet.

Alle Wirtschaftssektoren konnten im Finanzjahr 2020/2021 mit einem Wachstum abschließen. Der Agrarsektor verzeichnete ein Plus von 2,8 Prozent. Der Industriesektor konnte eine Steigerung um 3,6 Prozent einfahren. Nach Angaben des Finanzministeriums wies der Large Scale Manufacturing Index (LSM), ein Indikator zur Messung der Produktion, im Geschäftsjahr 2020/2021 ein Wachstum von 14,9 Prozent auf - nach einem Minus von 9,8 Prozent in 2019/2020. Das Produktionsniveau aus Vor-Pandemie-Zeiten konnte damit sogar übertroffen werden. Der Anstieg ist vor allem auf die starke Entwicklung der Textilindustrie zurückzuführen, die im Vergleich zur Vorjahresperiode einen Zuwachs von 15,6 Prozent verbuchte.

Der Dienstleistungssektor legte im beobachteten Zeitraum um 4,4 Prozent zu. Dieser Wirtschaftszweig beschäftigt circa 38,2 Prozent der Bevölkerung und trägt 52,8 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die wichtigste Servicesparte war der Groß- und Einzelhandel, gefolgt von den Transport, Logistik und Kommunikation.

Kurzfristige Aussichten in der Bauwirtschaft sind positiv

Ausländische Direktinvestitionen in der pakistanischen Baubranche sind im Finanzjahr 2020/2021 um fast 50 Prozent auf 30,9 Millionen US-Dollar (US$) angestiegen. Zu den größten Investoren gehört China, das im Rahmen seiner Seidenstraße-Initiative einen auf 60 Milliarden US$ geschätzten Wirtschaftskorridor baut. Straßen, Schienenwege, Pipelines für Öl und Gas sowie Stromerzeugungsanlagen sind in Planung oder in der Entwicklungsphase. Laut offiziellen Angaben schreiten die Projekte, trotz der Covid-19-Pandemie, planmäßig weiter. Einen Aufschub erhielt die Branche auch durch ein Konjunkturpaket, das von der Regierung auferlegt wurde um die Negativfolgen der Coronakrise abzufedern. Branchenkennern zufolge wird der Sektor im laufenden Fiskaljahr 2020/2021 mit einem Plus abschließen können, auch ein Wachstum im zweistelligen Bereich sei nicht auszuschließen.

Textilindustrie im Aufschwung

Die pakistanischen Textilhersteller erfreuen sich voller Auftragsbücher. Nach Angaben des Pakistan Bureau of Statistics stiegen die Exporte von Textilien 2020/2021 um 21 Prozent auf 15,5 Milliarden US$ gegenüber 13 Milliarden US$ in der Vorjahresperiode.

Globale Zulieferer haben Aufträge nach Pakistan umgeleitet, da die Lockdown-Bestimmungen in anderen Ländern härter waren und die Produktion dort negativ beeinflussten. Vor allem die Nachfrage aus Europa und den USA hat stark zugenommen und liegt derzeit sogar über dem Vorkrisenniveau. Die weitere Entwicklung der Branche ist ungewiss. Viele nicht vorhersehbare Faktoren, wie beispielsweise künftige Lockdown-Bestimmungen, haben einen Einfluss auf den Sektor.

Situation in der Gesundheitsbranche weiter angespannt

Der Ausbau des Krankenhaussektors hat in den letzten zehn Jahren zwar in etwa dem Bevölkerungswachstum von jährlich circa 2 Prozent entsprochen. Damit wurde aber keine Verbesserung der schlechten Versorgungslage erreicht. In der Islamischen Republik gibt es nach offiziellen Angaben 1.282 Krankenhäuser mit 133.707 Betten (2018/2019) bei über 208 Millionen Einwohnern. 35 Kliniken wurden als spezielle Behandlungszentren für Patienten, die an dem Coronavirus erkrankt sind, ausgewiesen. Es gibt nur eine begrenzte Zahl von Isolationsstationen.

Die pakistanische Regierung kündigt Investitionen an. Islamabad benannte Anfang 2021 Projekte im Wert von 436 Millionen US$. Das Geld soll unter anderem für den Bau von neuen Gesundheitseinrichtungen und für die Wasseraufbereitung und Verbesserung von Hygienestandards eingesetzt werden, sagte der Planungsminister für Entwicklungs- und Sonderinitiativen, Asad Umar, in Interviews mit lokalen Nachrichtenagenturen.

Der angestrebte zügige Ausbau des Krankenhauswesens wird auch zukünftig von völlig unzureichenden öffentlichen Geldern gebremst. Viele Projekte werden mit ausländischer Unterstützung und Finanzierung von privaten Investoren oder Nichtregierungsorganisationen realisiert. Zwar zeigen die Vorhaben einen positiven Trend, bleiben aber angesichts des hohen Bedarfs unzureichend.

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