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Special China

Konkurrenz durch chinesische Firmen immer bedeutender

Dass China kein leichter Markt ist, bekam fast jede Firma - vom Konzern bis zum mutigen Kleinunternehmer - irgendwann einmal zu spüren, trotz beeindruckenden Wachstums und mitunter sehr gut laufenden Geschäften. Um hier erfolgreich zu sein, bedarf es guter Vorbereitung, des passenden Produktes, eines langen Atems - und Präsenz, Präsenz, Präsenz. Durchaus berechtigt belegte die Volksrepublik im aktuellen „Ease of Doing Business Index“ der Weltbankgruppe unter 190 Ländern lediglich Platz 78 (Deutschland: 20).

Neuerdings erschwert jedoch eine Vielzahl weiterer Faktoren die Geschäftstätigkeit: So will die Politik das Land in eine High-Tech-Nation umformen und forciert mit Programmen wie „Made in China 2025“ die Entwicklung eigener „Global Player“. In der Folge dürften die Reibungspunkte mit bestehenden Wettbewerbern sowohl auf dem Binnenmarkt als auch international zunehmen. Zugleich tut sich die Regierung schwer, die angekündigten Neuerungen hin zu mehr Marktöffnung umzusetzen.

Ausländische Unternehmen sehen sich derweil immer innovativeren lokalen Wettbewerbern gegenüber. Bei der jüngsten „Business-Confidence“-Umfrage der Deutschen Handelskammer in China 2016 nannten 67 Prozent der befragten Firmen die einheimische Konkurrenz als wichtiges Problem. Und 35 Prozent hielten es für wahrscheinlich oder sogar sehr wahrscheinlich, dass ein chinesischer Wettbewerber innerhalb der nächsten fünf Jahre in ihrer jeweiligen Branche die Innovationsführerschaft übernimmt.

Bei der Geschäftsklima-Umfrage der European Union Chamber of Commerce in China im Frühjahr 2017 erwartete über die Hälfte der befragten Unternehmen, dass lokale Firmen in der Lage seien, die Innovationslücke zum internationalen Wettbewerb bis 2020 zu schließen. Vor diesem Hintergrund wirkt sich umso gravierender aus, dass sich nur 36 Prozent im Vergleich zum lokalen Wettbewerb als gleichbehandelt fühlten, aber 54 Prozent angaben, von Seiten der Politik diskriminiert zu werden.

„Wo sonst wird so strikt nach lokalen Firmen und Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung unterschieden?“, fragt eine deutsche Führungskraft. Bei allem Verständnis für den Wunsch der chinesischen Seite, die eigene Wirtschaft voranzubringen, müsse den Firmen doch „die Luft zum Atmen“ gelassen werden.

Vor diesem Hintergrund häufen sich Einzelbeschwerden über nichttarifäre Handelshemmnisse wie den erzwungenen Tausch von Genehmigungen gegen Technologie. Auch sonst sind die Spielräume der Behörden groß. Unternehmervertreter klagen über verzögerte Produktzulassungen, das lange Aufhalten von Ware beim Zoll, Local-Content-Empfehlungen, das Ignorieren von Schiedsgerichtsurteilen, die Nicht-Übernahme oder Nicht-Anerkennung internationaler Normen oder schärfere/engmaschigere Kontrollen beispielsweise im Umweltbereich als bei lokalen Firmen am Standort.

Dessen ungeachtet zieht China allein wegen seiner Marktgröße weiterhin deutsche und andere internationale Investoren an. Selbst bei nachlassender Dynamik wächst die Wirtschaft in absoluten Zahlen stark. Darüber hinaus besteht für viele Produkte großer Nachholbedarf.


WEF-Länderrating 2017-18, VR China (Rang von insgesamt 137 Ländern)

Kriterien 1)

VR China

Deutschland

Gesamtrang

27

5

1 Institutionen 2)

41

21

2 Infrastruktur (Infrastructure)

46

10

3 Gesundheit und Grundbildung

40

13

4 Höhere Bildung und Ausbildung

47

15

5 Effizienz der Gütermärkte 3)

46

11

6 Effizienz des Arbeitsmarkts

38

14

7 Entwicklung des Finanzmarkts 4)

48

12

8 Qualität des Geschäftsumfeldes

33

5

9 Korruption 5)

79

10

1) bewertet werden unter anderem: 2) Eigentumsrechte, Unabhängigkeit der Justiz, Auditierung, 3) benötigte Zeit für die Unternehmensgründung, Wettbewerbsintensität, Besteuerung, Zollvorschriften, 4) Beschränkungen der Kapitalströme; 5) Rang (von 176 Ländern) bei Transparency International (TI)
Quellen: World Economic Forum, Global Competitiveness Report; Transparency International

Text: Stefanie Schmitt und Corinne Abele

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