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Special | Südafrika | Seidenstraße

Südafrika ist Brückenkopf der digitalen Seidenstraße in Afrika

Beim Ausbau der digitalen Infrastruktur fungiert China als wichtiger Technologiepartner Südafrikas. Anbieter aus dem Reich der Mitte sind bei Hard- und Software gut im Geschäft.

  • Südafrikas Telekom-Unternehmen treiben Netzwerkausbau voran

    Leistungsfähige digitale Infrastrukturen sind eine wichtige Voraussetzung für den Standort Südafrika, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu bewahren.

    Mit rund 58 Millionen Einwohnern und einem vergleichsweise hohen technischen Entwicklungsstand gehört Südafrika zu den wichtigen Telekommunikationsmärkten in Afrika. Lokale Unternehmen der Branche sind in zahlreichen Ländern des Kontinents aktiv. Sie nehmen daher eine Schlüsselstellung bei der Durchdringung des regionalen Marktes ein. Das haben auch chinesische Unternehmen erkannt, die sich in verschiedenen Bereichen der IT-Infrastruktur engagieren.

    Start für 5G-Netze

    Die beiden bedeutendsten Telekommunikationsanbieter in Südafrika, MTN und Vodacom, haben 2020 die ersten größeren Mobilfunk-Netzwerke der 5. Generation (5G) in Betrieb genommen. Vodacom startete im Mai 2020, MTN folgte kurz darauf im Juni. Auch kleinere Gesellschaften wie Rain oder Liquid Telecom bauen ihr Angebot aus. Rain hat im Juli 2020 die ersten Verbindungen über sein "stand alone"-5G-Netz, das nicht auf vorhandenen 4G-Netzen aufbaut, aufgenommen. Noch im Planungsstadium sind bisher die Anbieter Cell C und Telkom.

    Den Anfang bei der Erschließung für den Hochleistungs-Mobilfunk machen die wichtigsten Großstadtregionen Südafrikas wie Johannesburg, Tshwane (Pretoria), Kapstadt, Port Elizabeth und Bloomfontein. Sowohl Vodacom als auch MTN, Telkom und Rain arbeiten beim Aufbau der technischen Infrastruktur vor allem mit dem chinesischen Unternehmen Huawei zusammen. In Johannesburg setzt MTN dabei auch die "Massive MIMO"-Technologie des Konzerns zur Übertragung von Videos mit sehr hoher Bandbreite ein. Aber auch auf die Technologie des chinesischen Wettbewerbers ZTE und des schwedischen Unternehmens Ericsson greift MTN beim Ausbau der 5G-Netze zurück.

    Gute Versorgung mit Smartphones

    Prognosen des internationalen Verbands GSMA zufolge werden 2025 etwa zwei Drittel der Südafrikaner, also 39 Millionen Menschen, mobile Internet-Dienste nutzen. Die Zahl der Smartphone-Verträge soll bis dahin auf 73 Millionen gestiegen sein. Dabei spielen Finanzierungsmodelle für weniger wohlhabende Konsumentengruppen und die Verfügbarkeit preiswerter Endgeräte eine große Rolle.

    Marktführer ist bei Smartphones seit etlichen Jahren Huawei vor den Konkurrenten Xiaomi und Samsung. Der Hersteller bietet mit seinen Modellen der Serie P40 die ersten 5G-kompatiblen Endgeräte in Südafrika an. Verstärkt versuchen nun aber auch andere Anbieter aus dem Reich der Mitte am Kap Fuß zu fassen. Dazu gehört vor allem der Konzern BBK Electronics mit seinen Marken Vivo und Oppo. Transsion Holdings aus Shenzhen will mit der in Afrika populären Marke Tecno seine Präsenz ausbauen. Die Mara Group aus den Vereinigten Arabischen Emiraten produziert seit kurzem Telefone in Durban. Alle setzen in Afrika vor allem auf preiswerte Endgeräte.

    Ein Vorteil des südafrikanischen Marktes ist für die Hersteller von Smartphones die weite Verbreitung von festen Verträgen (postpaid). Die Telekommunikationsunternehmen haben daher ein Interesse an der Abnahme großer Stückzahlen und subventionieren unter Umständen sogar den Kauf, um mit günstigen Angeboten neue Kunden zu gewinnen.

    China investiert in Datenzentren

    Die Gesellschaft Africa Data Centres (ADC) mit Sitz in Midrand (Johannesburg) baut ein kontinentweites Netz von Datenzentren auf. Bis 2025 sollen neun Standorte in sechs Ländern über eine Leistung von 54 Megawatt verfügen. Betreiber ist das Telekommunikationsunternehmen Liquid Telecom. Als internationaler Partner ist China Telecom Global (CTG) an Bord. Im Datenzentrum JHB1 in Johannesburg wird China Telecom einen sogenannten Point of Presence (POP) einrichten, von dem aus das Unternehmen umfangreiche digitale Dienstleistungen anbietet. Ein solcher POP besteht bereits im Liquid Telecom-Datenzentrum in Nairobi in Kenia.

    Auch Huawei hat seit 2020 in Südafrika erweiterte Cloud-Dienste im Angebot und hat hierzu 2019 ein Datenzentrum in Johannesburg im Leasingverfahren gemietet. Ein weiteres in Kapstadt soll hinzu kommen. Neue Datenzentren installieren aber auch lokale Firmen wie Teraco Data Environments oder Dimension Data sowie US-amerikanische Konzerne wie Microsoft, Oracle und Amazon. Die Börse in Johannesburg (Johannesburg Stock Exchange, JSE) hat unterdessen 2020 China Telecom als internationalen Netzwerk-Partner gewählt, unter anderem um die Geschäftsbeziehungen mit Asien zu stärken.

    Unterseekabel für Afrika

    In Zusammenarbeit verschiedener internationaler Akteure planen die südafrikanischen Telekomunternehmen MTN und Vodacom (über die Konzernmutter Vodafone) eines der größten Unterseekabel der Welt unter dem Namen 2Africa. Das neue Kabel soll ab 2023/24 eine Hochleistungsverbindung zwischen Europa, dem Nahen Osten und Afrika herstellen. Insgesamt 16 Länder des Kontinents werden an 21 Stellen mit dem Netzwerk verbunden. Die Gesamtlänge wird 37.000 Kilometer betragen.

    An dem Konsortium zum Bau der Leitung sind auch das US-amerikanische Internetunternehmen Facebook sowie die Telekom-Konzerne China Mobile, Telecom Egypt, Saudi Telecom Company (stc) und Orange (Frankreich) sowie die West Indian Ocean Cable Company (WIOCC) beteiligt. Der Beginn der Arbeiten ist für die 2. Jahreshälfte 2021 vorgesehen.

    Aktive chinesische Firmen

    Sektor

    Firmenname

    Tätigkeitsfeld

    IT-Infrastruktur

    Huawei

    5G-Netztechnik

    IT-Infrastruktur

    ZTE

    5G-Netztechnik

    Datenzentren

    Huawei Cloud

    Cloud-Dienste

    Datenzentren

    Alibaba Cloud

    Cloud-Dienste

    Mobiltelefonie

    BBK Electronics

    Hersteller von Oppo und Vivo Smartphones

    Mobiltelefonie

    Transsion Holdings

    Hersteller von Tecno Smartphones

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest



    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Südafrikanische Smart City-Projekte haben Ladehemmungen

    Engagierte Pläne und kommerzielle Interessen stoßen bei der Umsetzung auf kommunale Präferenzen und technische Vorgaben.

    Die Schaffung von Wohnraum im Rahmen größerer Projekte hat in Südafrika seit dem Ende der Apartheid einen relativ hohen Stellenwert. Auch die jüngsten Investitionsplanungen zur Überwindung der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Wirtschaftskrise umfassen einige umfangreiche Urbanisierungsvorhaben wie The Greater Conurbia in Durban. Schon seit etlichen Jahren gehören dazu ebenfalls Pläne für Smart Cities. Nicht immer klappt die Umsetzung reibungslos.

    Lanseria Smart City in Gauteng

    Im Nordwesten des Großraums Johannesburg soll nach den Vorstellungen der Provinz Gauteng in den nächsten zehn Jahren die Lanseria Smart City entstehen. Der Entwurf für einen Masterplan für die neue Stadt mit 350.000 bis 500.000 Einwohnern wurde nach Angaben der Regierung im November 2020 fertiggestellt. Wirtschaftlicher Anknüpfungspunkt ist der Flughafen Lanseria, neben dem die Firma Crosspoint in den nächsten Jahren den Gewerbepark Lanseria Airport City hochziehen will.

    Neben einem gut ausgebauten öffentlichen Verkehrssystem und nachhaltiger Energieversorgung gehört zu dem Konzept auch die umfassende Versorgung mit 5G-Netzverbindungen und speziellen mobilen Dienstleistungen. Unter den Vorschlägen befindet sich außerdem die Installation eines stadtweiten Kamerasystems (Closed Circuit Television, CCTV) einschließlich Gesichtserkennung. Das System soll bei der Eindämmung der Kriminalität helfen.

    Kritische Stimmen merken an, dass die Planungen zumindest teilweise an der Realität Südafrikas vorbei gehen. Zu wenig liege der Fokus auf der Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums. Die Schaffung von Arbeitsplätzen nehme eher eine Randstellung ein. Der Einsatz von Hightech sei zunächst einmal von einer zuverlässigen Stromversorgung abhängig, die derzeit nicht gegeben ist. Diese Art von Diskrepanz zwischen Planung und Realisierbarkeit ist nicht neu.

    Früheres Projekt im Sande verlaufen

    Schon 2014 hatte das chinesische Unternehmen Zendai Developments Pläne für den Bau einer neuen Stadt im Osten von Johannesburg vorgestellt. Auch dieses 8 Milliarden-US-Dollar-Projekt sollte den Anforderungen an eine Smart City entsprechen und dem Geschäftszentrum Sandton Konkurrenz machen. Rund 30.000 Familien waren als Bewohner vorgesehen, 200.000 Arbeitsplätze sollten bis 2030 an dem neuen Standort bei Modderfontein entstehen. Nachdem 2015 erste Bauarbeiten begonnen hatten, wurde es still um das Vorhaben.

    Im Jahr 2017 verkaufte Zendai die Entwicklungsgesellschaft an das lokale Unternehmen M&T, Pressemeldungen zufolge für 1,8 Milliarden Rand (circa 120 Millionen Euro), nachdem Verbindlichkeiten in Höhe von etwa 14 Millionen Euro aufgelaufen waren. Hintergrund waren dem Vernehmen nach unüberbrückbare Differenzen zwischen dem Immobilienunternehmen und der Stadt Johannesburg.

    Während Zendai eher einen luxuriösen globalen Hub vor Augen hatte, sah die Stadt gemäß ihrem Spatial Development Framework von 2014 eine sozial stärker gemischte Struktur vor. Hierzu sollte das Projekt mindestens 5.000 Sozialwohnungen umfassen und auf die Planungen für den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes der Metropole abgestimmt werden. Der Entwickler hatte diese Wünsche nicht ausreichend beachtet, was zum Stillstand des Projektes führte.

    Interesse an Überwachungssystemen

    Verschiedene afrikanische Länder haben nach einer Studie des South African Institute of International Affairs (SAIIA) Verträge zur Beschaffung von Überwachungstechnologie mit chinesischen Unternehmen wie Huawei (Safe City) oder ZTE (Smart City) abgeschlossen. Dazu gehören in der Region südliches Afrika neben Südafrika auch Botsuana, Sambia und Simbabwe. Die Einsatzmöglichkeiten reichen dabei von Alltagslösungen wie Smart Metering bis zu ganze Areale abdeckender Überwachung durch Kameras und Gesichtserkennung.

    Die beiden genannten Unternehmen vermarkten ihre Hard- und Software gezielt als Möglichkeit, die Lebensbedingungen in als chaotisch und unsicher erachteten afrikanischen Großstädten zu verbessern. Dabei setzen sie auf das in den letzten Jahren durch den weitreichenden Einsatz in China selbst gewachsene Image der chinesischen Lösungen, auf diesem Feld äußerst effizient zu sein.

    In Südafrika sind solche Systeme lokal bereits seit längerer Zeit im Einsatz, etwa zur Überwachung wohlhabender Wohngebiete durch private Wachdienste. Die Ausrüstungen dafür stammen bisher in der Regel aus Israel oder Australien. Dem Vernehmen nach hat mindestens ein Unternehmen kürzlich einen Vertrag mit dem chinesischen Spezialisten für Gesichtserkennung, Hikvision, geschlossen.

     

    Aktive chinesische Firmen

    Sektor

    Firmenname

    Tätigkeitsfeld

    Sicherheit

    Huawei Safe City

    Überwachungstechnik

    Sicherheit

    ZTE Smart City

    Überwachungstechnik

    Sicherheit

    Hikvision

    Überwachungstechnik

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Industrie 4.0 stößt in Südafrika auf großes Interesse

    Die südafrikanische Automobilindustrie könnte analog zu weltweiten Innovationen Wegbereiter sein für die intelligente Fabrik.

    Nach Daten des internationalen Verbandes GSMA Intelligence befindet sich knapp die Hälfte (49 Prozent) aller Anschlüsse für das Internet of Things (IoT) in Subsahara-Afrika allein in Südafrika. Das ist insofern nicht verwunderlich, da das Land als wichtigster Industriestandort des Kontinents über eine erheblich größere Zahl von Maschinen und Geräten verfügt, die für kommerzielle IoT-Nutzungen in Betracht kommen.

    Kontinentaler Vorreiter bei IoT

    Die nach Firmenangaben erste Anwendung von lokalem Narrowband Internet of Things (NB-IoT) in Afrika hat 2017 das Telekomunternehmen Vodacom auf dem Dach seines Datenzentrums in Johannesburg installiert. Technologiepartner ist das chinesische Unternehmen Huawei. Mit zunehmender Dichte entsprechender Infrastrukturen stehen Industrieunternehmen zahlreiche Einsatzbereiche offen. Ein Vorteil ist dabei, dass zentrale Technologieanbieter für betriebliche Umsetzungen wie Siemens in Südafrika direkt präsent sind.

    Hoffnung auf deutsche Autobauer

    Vor allem zwei Branchen dürften bei der Digitalisierung in Südafrika eine Vorreiterrolle übernehmen: der Bergbau und die Automobilindustrie. Die beiden Sparten gehören zu den Grundpfeilern der lokalen Industrielandschaft. Sie umfassen große und damit kapitalstarke Unternehmen, die meist international agieren. Sie haben damit guten Zugang zu Technologien, können Lösungen von anderen Standorten adaptieren.

    Dies gilt beispielsweise für die am Kap vertretenen deutschen Automobilhersteller. Im globalen Produktionsverbund konkurrieren die Standorte in der Regel um die Fertigung einzelner Modellreihen. Tendenziell fördert dieser Wettbewerb eine Angleichung der Produktionstechnologie. Anpassungen und Erfahrungen an einem Standort, etwa in Europa, können direkt genutzt werden für die Modernisierung an anderen Standorten.

    Länder wie Südafrika besitzen hierzu Vor- und Nachteile, wie Studien in den vergangenen Jahren herausgearbeitet haben. Ein geringerer Ballast an Altstrukturen bietet Schwellenländern die Chance, technologische Schritte zu überspringen (sogenanntes "leapfrogging"). Gerade China wird in diesem Zusammenhang in der Region auch als Beispiel gesehen. Auf der anderen Seite erweisen sich Versäumnisse der Vergangenheit als Hemmschuhe. Als zentrale Problembereiche nennen Unternehmen in Südafrika die unzuverlässige Stromversorgung und Mangel an Fachkenntnissen.

    Primärsektor mit zahlreichen Anwendungen

    Im ohnehin kapitalintensiven Bergbau können digitale Innovationen nicht nur die Effizienz steigern. Sie können auch dazu beitragen, das Arbeitsumfeld sicherer und gesundheitlich weniger riskant zu machen. Zum ersten Anwendungsbereich gehören zum Beispiel selbstfahrende Lastwagen. Diese lassen sich im geschlossenen System einer großen Mine wesentlich einfacher einsetzen als im allgemeinen Straßenverkehr. Partner kommen hierzu bisher vor allem aus anderen Bergbaustandorten wie Kanada oder den USA.

    Der zweite Bereich betrifft insbesondere die Untertageminen. Hier wird etwa im südafrikanischen Goldbergbau in sehr großen Tiefen gearbeitet. Extreme Hitze, ausreichende Sauerstoffversorgung, die Gefahr von Einstürzen machen die Arbeit dort äußerst anspruchsvoll. Der Einsatz von Sensoren, integrierten und kommunizierenden Notfallsystemen oder die weitgehende Automatisierung einzelner Betriebsteile können die Risiken senken.



    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Start-ups in Südafrika zunehmend interessant für Investoren

    Die Zusammenarbeit von Tech-Unternehmen steht weit oben auf der Agenda der chinesisch-südafrikanischen Wirtschaftskooperation.

    Bereits 2017 wurde die South Africa-China Science Park Corporation in Pretoria gegründet. Ziel ist es, Forschung und Entwicklung auf Gebieten wie Informations- und Telekommunikationtechnologie, Biotechnologie, erneuerbare Energien und industrielle Fertigungstechnik zu fördern. Dies soll vor allem chinesischen Unternehmen auf diesen und anderen Feldern Gelegenheit zu geben, ihre Aktivitäten auszuweiten.

    Gemeinsamer Inkubator geplant

    Als nächsten Schritt im Rahmen dieser Initiative haben das südafrikanische Department of Science and Innovation und die South Africa-China Science Park Corporation im Dezember 2020 die Schaffung einer grenzüberschreitenden Incubator Corporation zwischen den beiden Ländern beschlossen. Hierbei handelt es sich zunächst allerdings lediglich um ein Memorandum of Understanding.

    Erstes chinesisches Venture-Capital

    Der mittlerweile in etlichen afrikanischen Ländern aktive FinTech MFS Africa mit Sitz in Johannesburg hat 2018 als eines der ersten Start-ups des Kontinents eine Finanzierung aus China erhalten. MFS bietet mobile Zahlungsverfahren und Geldübertragungen an. Das Venture-Capital-Unternehmen LUN Partners Group aus Hongkong steuerte damals 2,5 Millionen US-Dollar (US$) zu einer Finanzierungsrunde bei, die dem Start-up insgesamt 4,5 Millionen US$ einbrachte.

    Beobachter sehen in der Beteiligung einen strategischen Schritt, um weiteren chinesischen Unternehmen, vor allem aus den Bereichen FinTech und E-Commerce, den Zugang zu afrikanischen Märkten zu erleichtern. MFS versteht sich dabei als Vermittler zwischen China und Afrika, der chinesischen Anbietern ein Abwicklungspaket aus einer Hand bieten kann.

    Im Jahr 2020 hat MFS seine Reichweite durch den Erwerb des ugandischen FinTech Beyonic erweitert und verfügt damit über mehr als 200 Millionen Kunden kontinentweit. Kooperationen bestehen auch mit internationalen Firmen wie dem zu PayPal gehörenden Zahlungsdienst Xoom oder dem Kreditkartenanbieter Visa.

    Plattform für Programmierschnittstellen

    Am anderen Ende der Prozesskette mobiler Dienstleistungen hat das südafrikanische Telekommunikationsunternehmen MTN im August 2020 einen eigenen Marktplatz für Programmierschnittstellen (Application Programming Interface, API) lanciert. Die Chenosis getaufte Plattform soll speziell afrikanischen Entwicklern den Zugang zu offener Schnittstellen-Software erleichtern. Diese stellt die Verbindung her zwischen Programmen und Betriebssystemen, etwa von PCs oder Smartphones. Bei den führenden Anbietern wie Apple oder Android fallen für die Nutzung der API oft Kosten an. Eine chinesische Beteiligung an Chenosis ist nicht bekannt.




    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Streaming und FinTech aus Südafrika

    Mit verschiedenen digitalen Diensten übernimmt Südafrika regionale Funktionen. Lokale Telekom-Anbieter wie MTN oder Vodacom haben Afrika im Visier.

    Das Land am Kap ist eine wichtige Basis für die Erschließung des afrikanischen Kontinents. Das gilt für internationale Unternehmen ebenso wie für lokale Player, die auf dem einheimischen Markt groß geworden sind. Chinesische Partner sind für etliche Akteure vor allem aus zwei Gründen attraktiv. Sie verfügen zum einen bereits über beträchtliche Marktmacht vor Ort, beispielsweise in Bereichen wie Mobiltelefonen. Die Zusammenarbeit ist daher interessant für Entwickler von Apps und mobilen Diensten.

    Zum anderen haben sich einige digitale Technologien wie mobiles Bezahlen oder Gesichtserkennung auf dem chinesischen Markt schneller ausgebreitet als in vielen anderen Weltgegenden. Eine Kooperation kann hier also auf Partner mit reichlicher Erfahrung und fertigen Lösungen stoßen. Die Verflechtung der Wirtschaften der beiden Länder gehen aber über die rein technologische Ebene hinaus. Nicht nur investieren chinesische Konzerne in Filialen auf dem afrikanischen Kontinent. Auch in der anderen Richtung gibt es Beteiligungen. So hält etwa das südafrikanische Medienunternehmen Naspers über seinen Investmentarm Prosus trotz des Verkaufs einiger Anteile im April 2021 noch knapp 30 Prozent an dem chinesischen Internetriesen Tencent.

    Mobiles Bezahlen mit "Super-App"

    Das südafrikanische Telekommunikationsunternehmen Vodacom, Tochter der britischen Vodafone, setzt auf die Partnerschaft mit dem chinesischen Online-Konzern Alibaba. Dessen Bezahlsoftware Alipay ist die Basis für eine "Super-App" VodaPay, die Konsumenten in Südafrika unter anderem für das Online-Shopping, das Bezahlen von Rechnungen oder Geldüberweisungen zur Verfügung steht. Die Nutzung für Zahlungen in China hat die Standard Bank of South Africa im Sinn mit dem Angebot der chinesischen UnionPay-Karte für ihre Kunden.

    Die Fremdenverkehrs-Marketing-Agentur South Africa Tourism hat 2019 eine strategische Partnerschaft mit Tencent geschlossen. Für zwei Jahre sollte Südafrika als Reiseziel über den in China sehr verbreiteten Dienst WeChat beworben werden. Die Corona-Pandemie hat den Reiseverkehr seither weitgehend zum Erliegen gebracht. In Zukunft dürfte Tencent aber bei der Einführung weiterer Dienstleistungen beteiligt werden, zum Beispiel Informationsangebote per QR-Codes oder die Möglichkeit für chinesische Touristen, in Südafrika per WeChat Pay zu bezahlen.

    Entgegengesetzt ist das Vorgehen des chinesischen Smartphone-Anbieters Vivo Mobile, der die Attraktivität seiner Telefone durch die Partnerschaft mit der südafrikanischen Musikplattform TurnUp Music steigert. Diese kann wiederum durch die Vorinstallation auf preiswerten Geräten zusätzliche Kunden erreichen.

    Investitionen in Afrika

    Die Platzhirsche MTN und Vodacom sind als Betreiber oder über Beteiligungen auch in vielen anderen Ländern aktiv. Dabei konzentrieren sie sich vor allem auf den afrikanischen Kontinent. Das in der Vergangenheit aufgebaute Engagement in Staaten des Vorderen Orients wie Afghanistan, Iran, Jemen und Syrien will MTN zurückfahren, um sich stärker auf die nähere Region zu fokussieren. Der umsatzstärkste Markt für MTN ist Nigeria. Aktiv ist das Unternehmen auch in Ghana, Kamerun oder Côte d'Ivoire. Vodacom ist unter anderem in Mosambik, Tansania, Kenia und der DR Kongo vertreten.

    Beide Unternehmen bemühen sich aktuell als Mitglieder von Konsortien um den äthiopischen Markt, gemessen an der Einwohnerzahl der zweitgrößte in Afrika. Äthiopien öffnet derzeit seinen Telekommunikationssektor und hat zwei Lizenzen für das Mobilfunknetz ausgeschrieben. Für die Finanzierung der geplanten Investitionen hat MTN unter anderen Geldgebern auch den staatlichen chinesischen Silk Road Fund gewinnen können.

    Multifunktionale Anwendungen

    Chinesischen Beispielen folgt MTN bei Anwendungen auf seiner Plattform. Analog zu der in China sehr populären App WeChat hat das südafrikanische Unternehmen den Messenger-Dienst Ayoba aufgebaut. Wie das asiatische Vorbild soll daraus in Zukunft eine multifunktionale Anwendung werden, mit der sich beispielsweise Zahlungen, Video- oder Musik-Streaming handhaben lassen.

    Im Moment ist die weite Verbreitung des Dienstes allerdings noch Zukunftsmusik. Laut Presseberichten hatte Ayoba Anfang 2021 gerade einmal rund 5,5 Millionen Nutzer - weit entfernt von den 2 Milliarden, die Marktführer WhatsApp für sich reklamiert. Eine Besonderheit der Software ist die Umsetzung von SMS-Nachrichten in die Messenger-Oberfläche und umgekehrt - wichtig, um Kunden in Afrika zu gewinnen, wo viele Nutzer noch mit Geräten der 2G-Generation telefonieren.

    Die von MTN betriebenen FinTech-Leistungen wie die Bezahlsoftware MoMo (für Mobile Money) haben kontinentweit derzeit 46 Millionen Nutzer und kommen für 8 Prozent der Umsätze des Unternehmens auf. Diesen Dienst will MTN mittelfristig in Ayoba integrieren.


    Aktive chinesische Firmen
    SektorFirmennameTätigkeitsfeld

    Mobiltelefonie

    Vivo

    Vorinstallation von Smartphone-Apps

    Onlinedienste

    Alibaba

    Bezahlsoftware Alipay

    Onlinedienste

    Tencent

    E-Commerce

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

      

    Von Marcus Knupp | Berlin

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