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Special | Ägypten | Seidenstraße

Ägypten ist ein Knotenpunkt der digitalen Seidenstraße

Ägypten baut seine digitale Infrastruktur aus, vermeidet aber einseitige Abhängigkeiten – sowohl von chinesischen, als auch von westlichen Anbietern.

Von Sherif Rohayem | Kairo

Auch Ägypten ist ein Baustein der chinesischen Regierungsinitiative der digitalen Seidenstraße. Als maritimer und digitaler Knotenpunkt zählt das nordafrikanische Land sogar zu den integralen Bestandteilen chinesischer Konnektivitätsbemühungen in der Region. Erwartungsgemäß ruft dieses Engagement den Unmut der USA hervor, die ein wichtiger Partner für Ägypten sind. Aber Ägypten ist auch für die USA wichtig. Daher kann die Regierung in Kairo es sich leisten, einseitige Abhängigkeiten auch beim Ausbau des Mobilfunknetzes zu vermeiden.

Vielfältige Beteiligungen chinesischer Firmen bei Ausbau des Mobilfunknetzes

Auf ähnliche Weise setzen ägyptische Netzbetreiber beim Aufbau ihres 4G-Netzes auf mehrere Anbieter – so zum Beispiel Telecom Egypt, die unter der Marke WE firmiert. Der Mobil- und einzige Festnetzbetreiber gab bekannt, dass die Firmen Nokia, Ericsson und Huawei dessen 4G-Netz mit Telefonie-Diensten (voice-over-LTE) ausgestattet haben.

Ebenso überzeugt auch bei Telecom Egypt (TE) das chinesische Rundumpaket, bestehend aus Leistung und Finanzierung. Im Mai 2018 sicherte sich das Staatsunternehmen ein Darlehen der China Exim-Bank in Höhe von 200 Millionen US-Dollar (US$). Diesen Betrag investierte TE für den Ausbau seines 4G-Netzes sowie des Übertragungs- und Kernnetzes. Zustande gekommen ist das Darlehen durch die Vermittlung des Netzwerkausrüsters Huawei.

Die Economist Intelligence Unit (EIU) fasst zusammen, dass chinesische Techfirmen das ägyptische Mobilfunknetz auf sämtlichen Gliederungsebenen ausstatten: Kernnetz (Breitband) und Zugangsnetz (Funkmasten oder letzte Meile). Schließlich würden chinesische Unternehmen laut EIU auch ägyptische Rechenzentren ausstatten.

Huawei ist Marktführer bei Funkmasten

Laut Angaben eines Branchenexperten spielt Huawei eine wichtige Rolle beim Bau von Mobilfunkmasten. Der Verkauf dieser auch als Basisstationen bezeichneten Komponenten ist besonders lukrativ, machen sie doch den Löwenanteil der Investitionen für ein Mobilfunknetz aus. Anfang der 2000-er Jahre sei Huawei in den ägyptischen Mobilfunkmarkt eingestiegen und habe den seinerzeit etablierten Unternehmen wie Ericsson und Nokia binnen weniger Jahre substantielle Marktanteile abgenommen.

Mobilfunkmarkt und 4G Infrastruktur in Ägypten

Anbieter

Mobile Nutzer (in Mio.)

Anzahl der Funkmasten mit 4G Standard

WE (Telecom Egypt)

7,7

-

Vodafone

43

135

Orange

26,9

106

Etisalat

27

205

Quelle: EIU, Oxford Business Group The Report 2020 Egypt

Im Falle der Basisstationen für den 4G-Mobilfunkstandard sei Huawei in Ägypten der Marktführer. Sämtliche Netzbetreiber hätten wenigstens die Hälfte der Basisstation von dem chinesischen Netzwerkausrüster erworben. Danach würden Ericsson und Nokia folgen, während der staatliche Anbieter ZTE auf nur geringe Marktanteile käme.

Huawei-Technologie erfülle qualitative Standards und punkte auf dem preissensiblen ägyptischen Markt mit Preisen, die als aggressiv bezeichnet werden könnten. Dennoch würden Netzbetreiber trotz dieser Vorteile nicht ausschließlich bei Huawei einkaufen, weil auch sie einseitige Abhängigkeiten vermeiden wollen.

Chinesische Unternehmen werden auch bei 5G in Ägypten kaum wegzudenken sein

Dieses langjährige Engagement hat beim Ausbau des 5G-Standards, der in Ägypten noch in den Kinderschuhen steckt, immerhin eine Vorentscheidung zugunsten chinesischer Ausrüster herbeigeführt. Ein vollständiger Verzicht auf Huawei wäre zwar technisch möglich, aber sehr teuer. Insofern scheint es unwahrscheinlich, dass die ägyptische Regierung den Netzbetreibern verbietet, 5G bei chinesischen Anbietern einzukaufen.

In dem Zusammenhang berichtet die Nachrichtenseite Reuters über die zweigleisigen Pläne von Orange. Danach würde der französische Mobilnetzbetreiber für den europäischen Markt beim 5G-Ausbau auf Anbieter wie Huawei verzichten. In Afrika aber sei eine Zusammenarbeit mit chinesischen Firmen wegen deren Dominanz unumgänglich.

Ägypten hat auch einen digitalen Sueskanal

Über sechs Anlandestationen durchqueren 17 Unterseedatenkabel ägyptisches Territorium. Das nordafrikanische Land ist mit dieser Infrastruktur ein wichtiges Bindeglied für den europäisch-asiatischen Datenverkehr. Für diese Brückenfunktion spielt der landwärtige Übertragungskorridor zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer eine wesentliche Rolle. Wie die Schiffe im Sueskanal erreichen auch die aus Asien kommenden Unterseekabel eine der Anlandestationen an der ägyptischen Rote-Meer-Küste. Von dort werden die Daten über Landleitungen zu Stationen an der Mittelmeerküste übertragen, von wo aus sie nach Europa gelangen.

Diese Lage nutzen auch chinesische Unternehmen. So entsteht mit dem Bau des als PEACE bezeichneten Unterseekabels eine Verbindung von China aus über Pakistan und Ägypten bis nach Marseille in Frankreich. Entlang dieser Route sollen hauptsächlich chinesische Daten von Asien nach Ostafrika und Europa fließen. Auch beim Projekt 2Africa ist mit China Mobile International ein chinesischer Akteur Teil des Betreiberkonsortiums. Dieses Unterseekabel soll den afrikanischen Kontinent umspannen und diesen über einen senegalesischen und ägyptischen Zweig mit Europa verbinden.

Ausgewählte Großprojekte im Land

Projektbezeichnung

Investitionssumme (Mio. US$)

Projektstand

Chinesische Beteiligung (Firma etc.)

PEACE Unterseeglasfaserkabel

425*

Umsetzung; Fertigstellung 2022

Hengtong Optic Electric (Huawei hält Anteile an Hengtong); HMN Tech (ehemals Huawei Marine)

2Africa Unterseeglasfaserkabel

1000*

Umsetzung; Fertigstellung Anfang 2024 erwartet

China Mobile International

*SchätzungQuelle: GTAI-Recherche

Softpower durch Trainingszentren

Chinesische Unternehmen punkten in Ägypten nicht nur mit Hardware. So gründen Firmen wie ZTE oder Huawei in Kooperation mit dem Ministerium für Telekommunikation und Informationstechnologie, einigen Universitäten oder dem Netzbetreiber TE spezielle Schulungs- und Innovationszentren. Dieses Engagement im Bildungsbereich mag auch philanthropisch motiviert sein. Es ist aber absehbar, dass die Studierenden von heute die Einkäufer von morgen sein werden.

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