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Special | China | Seidenstraße

Chinas neue Seidenstraße wird 2021 ausgebaut

Im ersten Halbjahr des Jahres 2021 registrierte Germany Trade & Invest weltweit 270 Projekte entlang der neuen Seidenstraße. Der Trend geht in Richtung erneuerbare Energien.

Von Marcus Hernig | Bonn

Zwischen Januar und Juli 2021 führt Chinas neue Seidenstraße klar in Richtung Afrika und Südostasien. Von insgesamt 270 Projekten der Belt and Road Initiative (BRI), die GTAI für diesen Zeitraum identifiziert hat, sind 73 auf dem afrikanischen Kontinent und 88 innerhalb des Verbandes Südostasiatischer Staaten (ASEAN) verortet. Das entspricht einem Anteil von knapp 60 Prozent im ersten Halbjahr 2021. Die gelisteten Seidenstraßen-Projekte enthalten neue sowie fortgeführte beziehungsweise neu aufgelegte Kooperationen.

Anzahl der BRI-Projekte im 1. Halbjahr 2021 nach Regionen*

Afrika

ASEAN

Zentralasien

Südasien

Westasien

Lateinamerika

Europa

Ozeanien

Gesamt

73

88

8

24

23

27

18

9

270

*) ausgenommen Digitalwirtschaft (Digital Silk Road)Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Energie und Transportinfrastruktur stehen im Mittelpunkt

Auch die branchenspezifische Ausrichtung der neuen Seidenstraße fällt eindeutig aus. Unter den erfassten Projekten waren weltweit 104 Vorhaben im Energiebereich, darunter nur wenige Projekte mit fossilen Energieträgern und viele aus den Bereichen Wasserkraft, Wind und Solar. Die 76 Projekte im Bereich Transportinfrastruktur können den Branchen Straßen-, Brücken-, Hafen-, Eisenbahn- und U-Bahn-Bau zugeordnet werden. Zusammen machen Energie- und Transportinfrastruktur damit zwei Drittel aller neuen BRI-Projekte aus.

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Asiens Energiehunger ist Triebkraft der neuen Seidenstraße

Die aktuellen BRI-Projekte in der Energiewirtschaft liegen zu 70 Prozent auf dem asiatischen Kontinent. Mit 41 Projekten führt die Region Südostasien mit Abstand vor Süd-, West- und Zentralasien mit 14, 13 respektive fünf erfassten Projekten. Auch wenn in Indien und Pakistan noch einige Kohleprojekte gebaut werden, liegt der Schwerpunkt klar auf erneuerbaren Energien, gerade in Südostasien.

Allein in Vietnam, dem größten Erzeuger von Windenergie der Region, bauen chinesische Staatsunternehmen – angeführt von der China Energy Engineering Group – 14 neue Windparks unterschiedlicher Größe, sowohl als Onshore- wie als Offshore-Projekte. Das macht bereits ein Drittel aller gelisteten BRI-Energieprojekte in Südostasien aus.

Sehr interessant für Investoren im Bereich Solarenergie ist Usbekistan. Das gasexportierende Land strukturiert seine Energiewirtschaft um; 98,5 Prozent seines Potenzials für erneuerbare Energien entfallen auf die Sonnenkraft. Das Staatsunternehmen Liaoning Lide aus Chinas Nordosten plant im Ferghana-Tal ein erstes großes Solarkraftwerk mit 1200 Megawatt Leistung. Die Kosten belaufen sich auf mindestens 700 Millionen US$.

Auch das umstrittene BRI-Prestigeprojekt China Pakistan Economic Corridor (CPEC) erhält 2021 neue Schubkraft. In der von China ausgebauten Hafenstadt Gwadar wurde am 26. Mai 2021 ein Vertrag über ein 300-Megawatt-Kohlekraftwerk mit dem Staatsunternehmen China Communications Construction Corporation (CCCC) geschlossen. Energieprojekte sind ein neuer Schwerpunkt des Korridors. 

China baut ein neues Image für Afrika

Afrika benötigt Infrastruktur, China sucht Märkte. Von den 73 erfassten Seidenstraßenprojekten im Berichtszeitraum sollen 40 neue Straßen, Bahnstrecken, Hafeneinrichtungen und moderne Stadtkonzepte hervorbringen.

Eines der wichtigsten Partnerländer ist Ägypten. Chinas größtes Bauunternehmen China State Construction Engineering Corporation (CSCEC) unterzeichnete im Januar 2021 den Vertrag für den Bau des Central Business District der neuen Verwaltungshauptstadt Ägyptens. Die entsteht seit einigen Jahren 35 Kilometer östlich von Kairo. Das Auftragsvolumen liegt bei rund drei Milliarden US-Dollar (US$) für 20 Wolkenkratzer. Fünf weitere Wolkenkratzer will das Staatsunternehmen in New Alamein City, einem Luxus-Immobilienprojekt, bauen. Hinzu kommen das Management von Hafenterminals und Investitionen in die neue Suez-Kanal-Industriezone nahe der Stadt Ain Suchna. 

In Lateinamerika ist Transportinfrastruktur gefragt

In Süd- und Mittelamerika waren im Berichtszeitraum insgesamt 27 Seidenstraßenprojekte gelistet. Elf Bauvorhaben entstammen der Branche Transport und Verkehr, sieben der Energiebranche. Peru ist 2021 der wichtigste BRI-Partner Chinas in Südamerika. Das Andenland verzeichnet bis Juli 2021 insgesamt 13 Projekte. Mit dem Hafen Chancay, rund 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lima, plant die China Ocean Shipping Company (COSCO) mit 3 Milliarden US$ Gesamtinvestitionen das größte Infrastrukturprojekt Südamerikas. Am 27. Mai 2021 wurde ein weiterer Vertrag für den Ausbau des Hafens geschlossen.

Der südliche Nachbarstaat Chile schloss im April 2021 einen Vertrag mit China Railway Construction Corporation zum Ausbau eines 195 Kilometer langen Autobahnabschnitts zwischen Talca und Chillan. Das Projekt gilt als derzeit größtes Infrastrukturprojekt des Landes. Mit dem Bau soll 2025 begonnen werden.

U-Bahnbau und Windkraft verbinden China und Europa

Chinas wichtigster europäischer Partner auf der neuen Seidenstraße ist 2021 Serbien. Am 22. Januar 2021 wurden die Verträge über den Bau der Belgrader U-Bahn mit der Power Construction Company of China und mit Alstom und Egis aus Frankreich unterzeichnet. Hier zeigt sich ein typisches Modell für chinesisch-europäische Arbeitsteilung: Der chinesische Partner baut die gesamte Infrastruktur einschließlich Gleise, Tunnelanlagen und Stationen; die Franzosen liefern die Züge. Für den Bau der zwei Linien, die zwischen 2021 und 2028 entstehen sollen, sind 5 Milliarden US$ veranschlagt.

Ansonsten stammen acht von 18 in Europa gelisteten Projekten aus dem Bereich Energie. Windenergieanlagen und -Ausrüstung bilden den Schwerpunkt bei Projekten mit Großbritannien, Italien und Deutschland. Chinas Windturbinenhersteller CRRC Yongji Electric Co. Ltd. aus Xi’an kooperiert mit dem deutschen Windradhersteller Nordex. Yongji liefert hochwertige Turbinen per Seidenstraßenzug nach Hamburg.

In Ozeanien ist Papua-Neuguinea der Hauptpartner

Von insgesamt neun BRI-Projekten des ersten Halbjahres 2021 sind vier in Papua-Neuguinea verortet. Neue Immobilien und Wasserversorgungseinrichtungen gehören genauso dazu wie ein Autobahnprojekt. Weitere fünf Immobilien-, Energie- und Transportinfrastrukturprojekte wurden mit Australien, Neuseeland, Fidschi, den Salomonen und Vanuatu gezeichnet.

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