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Bericht Wirtschaftsumfeld Ghana Außenwirtschafts-, Industriepolitik

Ghanas Startup-Szene wächst

Hotspot ist Accra / Von Corinna Päffgen

Accra (GTAI) - Ghanas Startup-Szene ist jung, innovativ und stößt auf steigendes Interesse bei Investoren weltweit. Trotz des guten Ökosystems sind Startup-Unternehmer auf Geldgeber aus dem Ausland angewiesen.

Ghanas Startup-Szene entwickelt sich rasant. Gerade Accra ist ein Paradies für die Tech-Branche, es beherbergt zahlreiche Tech- und IT-Firmen sowie Inkubatoren und Hubs. Zudem ist hier die Meltwater Entrepreneurial School of Technology (MEST) ansässig, die Software-Startups umfassende IT-Schulungen, Mentoring- und Finanzierungsangebote bietet und international bestens vernetzt ist.

Tech-Firmen boomen

In 2019 konnten Tech-Startups in Afrika 1,27 Milliarden US-Dollar (US$) an Geldern einsammeln. Das meiste Kapital stammte aus dem Ausland, die Investoren sitzen vor allem in den USA und China. Dies geht aus dem im Dezember 2019 veröffentlichten Investment Report des in London ansässigen Marktforschungsunternehmens Briter Bridges hervor, das dafür 166 veröffentlichte Deals analysierte.

Ghana hat insgesamt rund 60 Millionen US$ für acht Startup-Unternehmen eingesammelt. Das meiste Kapital erhielten mit 25 Millionen US$ das Solarenergieunternehmen PEG Ghana und das Digital Health Startup mPharma mit 13,5 Millionen US$. Im Vergleich: In 2017 konnte Ghana "nur" 20 Millionen US$ an Investitionen akquirieren. Ghana rangiert damit im afrikanischen Vergleich auf Rang 5 hinter den deutlich bevölkerungsstärkeren Ländern Südafrika, Kenia, Nigeria und Ägypten.

Die meisten Startups sind in Accra angesiedelt, gefolgt von Kumasi und Takoradi. Investiert wurde vor allem in den Energie- und Fintech-Unternehmen. Aber auch Agritech-Unternehmen konnten das Vertrauen von Investoren gewinnen.

Investitionen in ghanaische Startups nach Sparten (2019)

Sparte Anzahl Startups Investitionsvolumen in Mio. US$
AgriTech 2 1,05
Energy 2 36
FinTech 3 8,6
Health 1 13,5

Quelle: Investment Report Africa 2019, Briter Bridges

Silicon Valley zeigt Interesse

Das Interesse an jungen Technologie-Unternehmen in Ghana und am gesamten Kontinent wächst nicht nur bei ausländischen Kapitalgebern. Auch das Silicon Valley hat Ghana für sich entdeckt. Im April 2019 gründete Google sein erstes Artificial Intelligence (AI) Research Centre, das erste überhaupt in Afrika. Das AI Centre arbeitet mit Universitäten und Startups und Regierungsbehörden zusammen, um Lösungen für Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung, der Landwirtschaft und im Bildungsbereich zu entwickeln.

Das aus Palo Alto stammende Founder Institute hat in 2019 ebenfalls eine Niederlassung in Accra eröffnet. Das Founder Institute ist der größte Pre-Seed Accelerator weltweit, hat bislang mehr als 4.000 Unternehmen in über 180 Städten in der Gründung unterstützt und mehr als 900 Millionen US$ eingesammelt. Die Unternehmen haben mittlerweile einen Wert von circa 20 Milliarden US$. Das Founder Institute unterstützt Unternehmen in den Frühphasen (early-stages) durch ein eigenes Schritt-für-Schritt-Programm, das Gründer mit Schulungen, Mentoring und dem weltweiten Netzwerk unterstützt.

Rahmenbedingungen unter der Lupe

Startups sind ein wichtiger Wirtschaftsmotor. So schaffen nach Angaben von VC4A - einer Plattform für Risikokapital für afrikanische Startups - in Ghana über 70 Prozent der registrierten Startups Arbeitsplätze, davon sind im Schnitt acht Festanstellungen. 60 Prozent der Angestellten sind zwischen 12 und 35 Jahre alt.

Was ist also Ghanas Erfolgsrezept? Mehrere Faktoren tragen zum guten Startup-Ökosystem bei. Ghanas Bevölkerung ist jung, mehr als 50 Prozent der Einwohner sind zwischen 15 und 40 Jahre alt. Großer Unternehmergeist und Innovationsfreude zeichnet diese Altersgruppe aus. Zudem existiert hier eine hohe Internet- und Mobilfunkdurchdringungsrate. Eine hohe Anzahl gut ausgebildeter und qualifizierter Arbeitskräfte, eine große Benutzernähe und die Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien einschließlich disruptiver Technologien sind wichtige Kriterien.

Bestätigt wird die gute Entwicklung durch den in 2019 veröffentlichten "Startup Ecosystem Report Accra" der deutschen Non-Profit Organisation Enpact e.V., in dem Accra mit einem Gesamtergebnis von 43,83 von 100 des ermittelten Startup-Friendliness Index den achten Rang belegt. Die Ergebnisse des Startup-Friendliness Index wurden anhand von insgesamt 80 Indikatoren in sechs Schlüsselbereichen ermittelt: Humankapital, Zugang zu Finanzierung, Lebendigkeit der Startup-Szene, Infrastruktur, Makro- und Marktbedingungen. Untersucht wurden 16 Städte in Afrika und im Nahen Osten. Besonders gut schnitt Accra bei den wichtigen Bereichen Humankapital und Makrobedingungen ab. Das gute Ergebnis im Bereich Humankapital ist insbesondere auf gut ausgebildete Arbeitskräfte mit einem hohen Frauenanteil, günstige Personalkosten und wenig übermäßig restriktive arbeitsrechtliche Vorschriften zurückzuführen. Bei den Makrobedingungen schneidet Accra aufgrund des stabilen Umfelds mit dem hohen Maß an Demokratie gut ab.

Starthilfe ist noch ausbaufähig

Ghana hat relativ wenige Förderzentren für Startups. Nach einer Studie von Briter Bridges und dem Hub-Netzwerk AfriLabs verfügte Ghana in 2019 über 27 Inkubatoren, Hubs und Akzeleratoren, wobei zehn Mitglieder bei AfriLabs sind. Die meisten Startups sind in Accra angesiedelt, hier finden sich auch die meisten Förderzentren; weitere gibt es in Kumasi und Takoradi. Wichtige Zentren sind beispielsweise die Meltwater Entrepreneurial School of Technology (MEST), Impact Hub Ghana und das neue Founder Institute.

Die Gründung neuer Fördereinrichtungen ist auch Plan der Regierung. Seit 2017 fördert sie junge Unternehmen mit dem Dachprogramm für unternehmerische Initiative und Innovation (National Entrepreneurship and Innovation Program, NEIP), das sich wiederum aus dem Programm für Inkubation und Akzeleration, dem Programm für Unternehmenswettbewerb und Unternehmensförderung, einem Industrialisierungsplan und einem eigenen Fonds zusammensetzt. In 2019 wurden insgesamt 30 Millionen Ghana-Cedi (GHc, rund 5 Millionen Euro) für 3.000 Startups bereitgestellt. Junge Menschen sollen so zur Umsetzung ihrer Geschäftsideen motiviert und damit die hohe Jugendarbeitslosigkeit bekämpft werden.

Die Delegation der deutschen Wirtschaft in Ghana (AHK) fördert zusammen mit der "Make-IT in Africa"-Initiative der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH mit dem Format "Start-up Ghana 2020" ghanaische Startups durch die Bereitstellung verschiedener Fortbildungsangebote und Trainings. Gegenstand sind Themen wie Recht und Steuern oder der Zugang zu Fördermöglichkeiten. Auch der Besuch einiger wichtiger Startup-Hotspots in Deutschland steht auf dem Programm.

Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht, Zoll, Ausschreibungen und Entwicklungsprojekten in Ghana können Sie unter http://www.gtai.de/ghana abrufen. Unter http://www.gtai.de/afrika erhalten Sie mittels interaktiver Karte unsere Informationen zum Land Ihrer Wahl.

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