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Wirtschaftsumfeld | Ghana

Diversifizierung der Wirtschaft bleibt Herausforderung

Ghana möchte seine Wirtschaft breiter aufstellen. Potenzial gibt es in vielen Bereichen, die derzeitige Schuldenkrise blockiert jedoch die wirtschaftliche Entwicklung.

Von Corinna Päffgen | Accra

Ghana ist die siebtgrößte Volkswirtschaft in Afrika südlich der Sahara, hinter Nigeria, Südafrika, Äthiopien, Kenia, Angola und Tansania (Stand 2022). Ghanas Wirtschaft gilt als relativ offen: Das Land hat neben Côte d'Ivoire ein Interims-Wirtschaftsabkommen mit der EU geschlossen und unterstützt als Mitglied der sogenannten Guided Trade Initiative aktiv die Umsetzung der Freihandelszone AfCFTA. 

Interesse deutscher Firmen ist groß

Für Deutschland ist Ghana ein wichtiger Partner in Westafrika, es existieren zahlreiche Hochschulpartnerschaften und eine lange Zusammenarbeit bei Entwicklungsprojekten. Ghana ist Mitglied der unter der deutschen G20-Präsidentschaft 2017 ins Leben gerufenen Initiative "Compact with Africa".

Ghana ist für deutsche Unternehmen wichtiger Handelspartner in der Region, auch wenn der bilaterale Handel mit rund 650 Millionen Euro gering ausfällt. Deutschland importiert aus Ghana in erster Linie Kakaoerzeugnisse, Erdöl, Fisch, Früchte und Kupfer. Ghana bezieht aus Deutschland vor allem Maschinen und Anlagen sowie Kraftfahrzeuge.

Als Standort ist Ghana vor allem für den Vertrieb interessant, eine Produktion vor Ort haben bislang nur wenige deutsche Firmen. Diese sind vor allem in den Bereichen Automotive und Bauwirtschaft aktiv. 

Ghana ist ein attraktiver Standort in der Region, von dem aus viele Unternehmen auch andere Märkte bedienen. Aufgrund der sich verschlechternden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bekommt das Land jedoch zunehmend Konkurrenz durch den Nachbarn Côte d'Ivoire.

"Ghana gilt für viele deutsche Unternehmen als Stabilitätsanker in Westafrika. Man blickt auf dreißig Jahre stabile Demokratie zurück, die allermeisten Beobachter sind davon überzeugt, dass sich daran auch nichts durch die Präsidentschaftswahlen im Dezember 2024 ändern wird", sagt Burkhardt Hellemann, Delegierter der deutschen Wirtschaft in Accra. Doch er warnt: "Wenn die ghanaische Regierung nicht bald die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen insbesondere für internationale Unternehmen verbessert, läuft das Land Gefahr, seine Rolle als regionale Drehscheibe für Westafrika an die aufstrebende Elfenbeinküste zu verlieren."

33,74 Mio.

Personen lebten 2023 im Land.

Quelle: IWF 2024

76,63 Mrd.

US-Dollar betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023.

Quelle: IWF 2024

2.330

US-Dollar machte das BIP pro Kopf damit 2023 aus.

Quelle: IWF 2024

Rang 98

belegte das Land 2022 unter den deutschen Exportzielen.

Quelle: Destatis 2023

Rang 72

nimmt das Land im Corruption Perceptions Index 2022 ein (unter 180 Ländern).

Quelle: Transparency International 2023

Rohstoffe bilden Rückgrat der Wirtschaft

Ghana ist reich an agrarischen und mineralischen Rohstoffen wie Kakao, Mango, Ananas, Gold, Diamanten, Bauxit und Erdöl. Der größte Anteil wird unverarbeitet exportiert mit Rohöl, Gold und Kakao als Topausfuhrgüter. Ghana ist hinter Côte d'Ivoire zweitgrößter Kakaoexporteur der Welt und seit letztem Jahr erneut größter Goldproduzent Afrikas (2. Platz: Südafrika). 

Die Rohstoffindustrie dominiert Ghanas Wirtschaft. Insbesondere im Öl- und Gassektor und im Bergbau werden jedes Jahr Milliarden US-Dollar (US$) umgesetzt. Der Kakaoanbau generiert ebenfalls Milliardenumsätze und bildet die Lebensgrundlage vieler Bauern.

Die Rohstoffgewinnung ist essenziell für die Generierung von Staatseinnahmen und Devisen. Zudem importiert die Rohstoffindustrie teure Anlagen und Maschinen sowie Chemikalien und fragt Dienstleistungen nach.

Fertigungssektor braucht Investitionen

Seit einigen Jahren verfolgt Ghana mit seiner "Industrial Transformation Agenda" ambitionierte Pläne zur Diversifizierung der Wirtschaft und Stärkung der lokalen Wertschöpfung. Dafür wurden im Jahr 2019 zehn sogenannte Ankerindustrien identifiziert, die gezielt gefördert werden sollen. Dazu gehören unter anderem die Lebensmittelverarbeitung, pharmazeutische Industrie,  Automobilbranche, Textil- und Bekleidungssektor sowie die metallverarbeitende Industrie (Aluminium, Eisen und Stahl). Der Erfolg der Agenda ist bislang durchwachsen, auch wenn sich Ghana bemüht, private Investitionen anzuziehen.

In den letzten Jahren sind ausländische Investitionen in den Bergbau und unter anderem in die Autobranche geflossen. Zudem konnten Fortschritte in der Nahrungsmittelverarbeitung erzielt werden. So haben Verarbeitungskapazitäten von Kakao, Tomaten, Kassava und Zucker zugenommen.

Ausführliche Informationen zur Wirtschaft finden Sie in den Wirtschaftsdaten kompakt.

SWOT-Analyse Ghana

S

Stärken Strengths

  • Stabilitätsanker in der Region
  • Rohstoffreichtum (Öl, Gas, Gold, Kakao)
  • Gute Beziehungen zu Gebern
  • Rohstoffreichtum
  • Schnell wachsende Bevölkerung
W

Schwächen Weaknesses

  • Kleiner Markt und hohe Abhängigkeit von Importen 
  • Wenig finanzielle Mittel der Regierung für Investitionen
  • Korruption und Vetternwirtschaft in der Verwaltung
  • Hohe Kapitalkosten und schwieriger Zugang zu Finanzierung
O

Chancen Opportunities

  • Projekte für die Verkehrsinfrastruktur bieten Beteiligungsmöglichkeiten
  • Wachsender Agrar- und Nahrungsmittelsektor mit Zuliefer- und Beteiligungschancen
  • Investitionen in Gesundheitssektor bieten Chancen für Zulieferer
  • Mehrere Freihandelsabkommen in Kraft
  • Wachsende Mittelschicht
T

Risiken Threats

  • Zahlungsausfälle sowohl bei Privaten als auch beim Staat
  • Private Unternehmen schieben Investitionen auf
  • Sehr hohe Inflation, vor allem bei Lebensmitteln und Treibstoffen
  • Sinkende Kaufkraft und steigende Arbeitslosigkeit
  • Starke Abwertung der Landeswährung verteuert Importe

Dienstleistungen bilden stärksten Sektor

Der Dienstleistungssektor baut seinen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) seit Jahren kontinuierlich aus. Er ist mit einem Anteil von fast 50 Prozent an der Wirtschaftsleistung der bedeutendste Wirtschaftssektor.

Wichtige Wirtschaftszweige sind der Einzelhandel, Transport und Logistik, Finanzdienstleistungen, IT und Telekommunikation, Bildungswesen und die öffentliche Verwaltung. Wachstumspotenzial hat vor allem der IKT-Sektor. Ghana treibt den Ausbau der digitalen Infrastruktur und die Digitalisierung von öffentlichen Dienstleistungen voran. Auch als Standort für die Auslagerung von Geschäftsprozessen (Business Process Outsourcing, BPO) rückt das Land zunehmend in den Fokus.

 

Bedeutung der Wirtschaftszweige in Ghana (Anteile in Prozent)

Sektoren

Anteil an der Bruttowertschöpfung 2021

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

21,0

Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung)

9,9

Verarbeitendes Gewerbe

11,4

Energieversorgung (inklusive  Wasserversorgung)

2,0

Baugewerbe

6,8

Dienstleistungen

48,9

Quelle: Statistical Service Ghana 2022

Mehr grüne Energie für Klimaschutz 

In dem "National Energy Transition Framework" legt Ghana die Rahmenbedingungen und Klimaziele bis 2070 fest. Das erklärte Ziel der Netto-Nullemissionen soll bis dahin mit dem Einsatz von mehr grünen Technologien, vor allem Solar- und Windenergie, erreicht werden. Zudem wurde im letzten Jahr ein ghanaisch-deutsches Forschungsprojekt im Bereich Wasserstoff mit Akteuren aus den Bereichen Wasserstofftechnik, Energieversorgung und der Mobilitätsbranche ins Leben gerufen.

Großraum Accra ist Wirtschaftsmotor des Landes

Der Großraum Accra/Tema bildet das Handels- und Wirtschaftszentrum des Landes. In der Hauptstadt Accra haben die meisten Unternehmen und sämtliche ausländische Geberorganisationen ihren Sitz. Der im etwa 30 Kilometer entfernten Tema befindliche Hafen ist wichtigster Warenumschlagplatz des Landes. Dort unterhalten auch die großen Logistikdienstleister ein Büro.

Neben Accra sind die Städte Kumasi, Takoradi und Tamale von wirtschaftlicher Bedeutung.

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