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Branchen I Ghana I Agrarwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung

Ausbau der Nahrungsmittelverarbeitung bietet Chancen

Das Potenzial für die Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung in Ghana ist groß. Viele Bereiche sind noch unterentwickelt und benötigen Investitionen.

Von Corinna Päffgen | Accra

Die Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung zählen zu den wichtigsten Sektoren im westafrikanischen Land. Der Agrarsektor trägt rund 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei und beschäftigt mehr als ein Drittel der Erwerbstätigen in Ghana. Dominiert wird er von Subsistenzwirtschaft. Der Anteil kleinbäuerlicher Betriebe beträgt schätzungsweise 70 bis 80 Prozent, die wiederum etwa 90 Prozent der Gesamtleistung erwirtschaften.

Die Landwirtschaft kann in die fünf Segmente Pflanzenbau (crop production), Kakao, Fischerei, Viehzucht und Forstwirtschaft unterteilt werden. Der Pflanzenbau und Kakao sind mit Abstand die wichtigsten Segmente. Sie machen rund 68 Prozent der Gesamtleistung des Agrarsektors aus. Für den heimischen und den Exportmarkt werden neben Kakao unter anderem Ananas, Mango, Avocado, Kassava, Ölpalmfrüchte und Cashew produziert. Es folgen Viehzucht mit einem Anteil von 12 Prozent und Fischerei sowie Forstwirtschaft mit jeweils 5 Prozent (Stand 2021).

Landwirtschaftliche Produktion soll gesteigert werden

Der Agrarsektor wächst seit Jahren kontinuierlich und hat sich auch während der Covid-19-Pandemie als resilient erwiesen. Trotz des Wachstums kann die lokale Produktion den Eigenbedarf an Grundnahrungsmitteln wie Reis, Mais und Fleisch jedoch nicht decken. Viele Lebensmittel müssen deshalb für mehrere Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr importiert werden.

Mit verschiedenen Maßnahmen will die Regierung die landwirtschaftliche Produktion steigern und Nachernteverluste reduzieren. Ghana verfügt über eine Gesamtfläche von fast 240.000 Quadratkilometern. Davon werden knapp 60 Prozent als landwirtschaftliche Flächen eingestuft, wobei weniger als 60 Prozent dieser Flächen kultiviert sind.

Neben der Ausweitung der kultivierten Flächen rückt auch die Erhöhung des Ernteertrags in den Fokus. Dazu hat die Regierung eine Reihe von Förderprogrammen und -projekten aufgelegt, die die Verbesserung von Bewässerungssystemen, die Bereitstellung von Betriebsmitteln (Dünger, Setzlinge, Saatgut sowie Maschinen und Geräte) und gezielte Schulungen von Bauern vorsehen. Mit der Initiative "1 district 1 warehouse" werden im ganzen Land Kühl- und Lagerungskapazitäten zur Reduzierung von Nachernteverlusten geschaffen, die rund 20 bis 30 Prozent ausmachen.

Großer Bedarf besteht zudem bei Dünger und Tierfutter. Ghana ist auch hier auf Importe angewiesen. Diese haben sich aufgrund des Ukrainekrieges und der Abwertung der lokalen Währung Cedi stark verteuert. Zwar gibt es einige lokale Hersteller, diese können jedoch den Bedarf bei Weitem nicht decken. 2021 kam es aufgrund von Lieferschwierigkeiten bei Tierfutter zu Engpässen, vor allem Geflügelfarmer hatten Probleme bei der Beschaffung von Futter.

Die Nachfrage nach zertifiziertem Saatgut zur Erzielung höherer Ernteerträge wächst ebenfalls. Mit Hilfe von staatlichen Subventionen wurde die Produktion von 17.000 Tonnen im Jahr 2020 auf fast 25.000 Tonnen Folgejahr gesteigert, mit weiter steigender Tendenz. Landwirte werden dabei unterstützt, klimaresistenten Reis, Mais und Sojabohnen anzubauen.

Gute Perspektiven für Tierproduktion und Fischzucht

Lokale Fleischproduktion noch gering

Die Viehwirtschaft ist in Ghana noch wenig ausgeprägt. Große Betriebe existieren bislang nicht. Um den Fleischbedarf der Bevölkerung zu decken, importiert das Land in großen Mengen Fleisch, vor allem Geflügel. Pro Jahr werden in Ghana mehr als 350.000 Tonnen Geflügel konsumiert, dagegen lokal lediglich 72.000 Tonnen produziert. Jährlich werden etwa 40.000 Tonnen Rindfleisch und -erzeugnisse importiert, zudem rund 10.000 Tonnen Schweinefleisch und -erzeugnisse. Verarbeitete Fleischwaren wie Wurst werden nur vereinzelt angeboten, zum Beispiel in Supermärkten, die eigene Metzgereiabteilungen haben.

Vor allem im Bereich der Geflügel- und Rinderzucht steckt Potenzial, die teuren Importe durch eine Steigerung der lokalen Produktion zu substituieren. Staatlich gefördert wird die Viehwirtschaft mit dem Projekt Rearing for food and jobs, das Bauern mit Tieren für die Zucht und Betriebsmitteln unterstützt.

Weitere Informationen zur Milch- und Fleischwirtschaft in Ghana bietet die Länderanalyse Ghana von der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bietet Informationen zum Fleischmarkt sowie eine Adressrecherche zu Importeuren und Großhändlern in Ghana.

Aquakultur wird ausgebaut

Der Fischereisektor setzt sich aus der Meeres- und Binnenfischerei sowie der Aquakultur zusammen. Die Meeresfischerei macht mit 57 Prozent den größten Teil der Fischproduktion aus, gefolgt von der Aquakultur mit 25 Prozent und der Binnenfischerei mit 18 Prozent (Stand 2022). Insgesamt wurden nach Angaben des Ministeriums für Fischerei und Aquakulturentwicklung im Jahr 2022 etwa 517.000 Tonnen Fisch produziert. Zusätzlich zur heimischen Fischproduktion wurden 2022 noch 150.000 Tonnen importiert, die Exporte betrugen 56.000 Tonnen.

Potenzial bietet vor allem die Zucht in Aquakulturen. Hier werden überwiegend Tilapia und Welse (Catfish) gezüchtet. Aber auch Shrimps und Lobster finden sich in Ghanas Fischfarmen. Bislang gibt es weniger als zehn große Betriebe, etwa 15 mittelgroße und mehr als 2.400 kleine Farmen. Gefördert wird der Ausbau von Aquafarming durch verschiedene staatliche Programme wie das "Fish for development project". Ziel ist es, die Produktion von rund 93.000 Tonnen im Jahr 2022 auf mehr als 200.000 Tonnen bis 2027 zu steigern. Sehr dynamisch in dem Bereich ist die Entwicklungszusammenarbeit mit Norwegen. Hier gibt es Kooperationen im Bereich Aufzucht und Tiergesundheit.

Potenzial für die Lebensmittelverarbeitung ist groß

Der Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln ist noch gering, Unternehmen konzentrieren sich vor allem auf die Rohstoffgewinnung. Die Nahrungsmittelimporte sind entsprechend hoch und beliefen sich in den letzten Jahren auf 2 bis 3 Milliarden US$ pro Jahr.

Lebensmittelimporte nach Ghana (2019 - 2022, in Millionen US-Dollar)

HS-Code

Produkt

2019

2020

2021

2022

10

Getreide

523

591

848

289

02

Fleisch und

Schlachtnebenerzeugnisse

93

357

539

386

17

Zucker und Zuckerwaren

158

212

246

169

15

Fette und Öle

180

316

466

309

03

Fische, Krebstiere, Weichtiere u.a.

206

190

201

167

16

Zubereitungen von Fleisch, Fisch u.a.

30

141

160

131

21

Versch. Lebensmittelzubereitungen

85

149

211

182

19

Zubereitungen aus Getreide, Mehl, Milch etc.

84

139

168

159

04

Milch, -erzeugnisse, Eier, Honig

72

100

132

106

20

Zubereitungen von Gemüse, Früchten, Nüssen

60

79

90

72

08

Nüsse, Früchte, Schalen

8

34

31

30

12

Ölsamen und ölhaltige Nüsse

4

38

32

37

18

Kakao und Zubereitungen aus Kakao

2

31

13

8

Gesamt

1.507

2.377

3.135

2.045

Quelle: Trademap.org, 2023; Recherchen von Germany Trade & Invest, 2023

Ob der Rückgang der Importe im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr eine Trendwende einläutet, bleibt abzuwarten. Die Reduzierung dürfte auf die angespannte wirtschaftliche Situation und den schwachen Cedi zurückzuführen sein.

Dabei ist das Potenzial für die Landwirtschaft und die Lebensmittelverarbeitung vielfältig. Die Verarbeitung von lokal geernteten Nahrungsmitteln, darunter Reis, Kassava, Tomaten, Erdnüsse, Tropenfrüchte oder Sheabutter bietet große Chancen. In diesem Bereich nehmen private Investitionen jedoch nur langsam zu. Zuletzt hat Bui Sugar den Bau der größten Zuckerfabrik Ghanas bekanntgegeben. Auch der Tomatenverarbeiter Gallina Blanca wird die Produktion für Tomatenmark und passierte Tomaten (Marken: Gino und Pomo) ausbauen.

Mehr Kapital fließt hingegen in die lokale Verarbeitung von Cash Crops für den Export wie Kakao. Internationale Kakaohändler wie Cargill, Barry Callebaut und Olam betreiben seit Jahren Verarbeitungsfabriken im Großraum Accra. Deutsche Unternehmen sind in der ghanaischen Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung bisher kaum vertreten. Eine Ausnahme bildet das deutsche Unternehmen Fairafric, das seit 2016 in Ghana Schokolade produziert. Als weiteres deutsches Unternehmen ist Peelco aktiv, das Tropenfrüchte wie Ananas und Mango nach Deutschland exportiert. 

Für Unternehmen können sich Geschäfts- und Investitionsmöglichkeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette ergeben: Verarbeitung, Verpackung, Kühlung und Logistik. Hierzu informiert die Publikation Studie Westafrika – Lebensmittelverarbeitung in Ghana, Nigeria, Cote d´Ivoire und Senegal.

Chancen für den Export lokal produzierter Nahrungsmittel bieten eine Reihe von Freihandelsabkommen, die Ghana unterhält.

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