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Hochbau: Projekte

Megaprojekte wie die neue Hauptstadt oder Ras El-Hekma am Mittelmeer ziehen die größte Aufmerksamkeit auf sich. Daneben gibt es viele kleinere Vorhaben.

Von Marcus Knupp | Kairo

Die immer noch rasch steigende Bevölkerungszahl und die weitgehend ausgeschöpfte Aufnahmefähigkeit der traditionellen Siedlungsgebiete im Niltal und Nildelta zwingen Ägypten zur Suche nach Alternativen. Die umliegenden Wüsten bieten ein großes Flächenpotenzial. Die Küsten am Mittelmeer und am Roten Meer spielen für den Tourismus, aber auch für die Logistik und damit die Industrieansiedlung eine wichtige Rolle.

Planstädte verändern die Siedlungsstruktur

Bereits seit der zweiten Hälfte der 1970er Jahre verfolgt Ägypten die Strategie, komplett neue Städte in der Wüste anzulegen. Fokus war zunächst die Ansiedlung von Industrie und der dort beschäftigten Bevölkerung. Die für die Umsetzung geschaffene New Urban Communities Authority (NUCA) begann zunächst im Umfeld von Kairo neue Planstädte zu entwickeln. Beispiele sind 10th of Ramadan City nordöstlich der Hauptstadt oder 6th of October City im Westen. Es folgten neue Städte der zweiten Generation wie Sheikh Zayed ebenfalls westlich und solche der dritten Generation wie New Cairo östlich von Kairo. In kleinerem Maßstab wiederholt sich das Muster auch in vielen Städten entlang des Niltals.

Mittlerweile plant und baut die NUCA weitere 20 Städte der vierten Generation für insgesamt 30 Millionen Einwohner. Die beiden wichtigsten sind die neue Verwaltungshauptstadt wiederum östlich von New Cairo und New El Alamain westlich von Alexandria. Ebenso entstehen westlich des Suezkanals New Galala City oder New Mansoura am Mittelmeer. Mit dem von Abu Dhabi finanzierten 24-Milliarden-Dollar-Stadtprojekt Ras El-Hekma erhält die Mittelmeerküste zusätzliche Aufmerksamkeit. Insgesamt soll der Anteil der besiedelten Fläche Ägyptens von gegenwärtig rund 6 Prozent bis zum Jahr 2050 auf 14 Prozent steigen.

Die Wohnungen in sämtlichen neuen Städten verkaufen sich zwar gut, jedoch ziehen nur wenige Käufer tatsächlich dort ein. In der Folge schaffen es die neuen Städte sämtlicher Generationen im Durchschnitt auf eine Belegungsquote von gerade einmal 30 Prozent. In diesem Zusammenhang ist häufig von Geisterstädten die Rede. Einige Beobachter gehen daher von einer entstehenden Immobilienblase aus. Dagegen sprechen aber der geringe Anteil an Hypothekenfinanzierung und die Tatsache, dass Immobilien in Krisenzeiten gefragte Geldanlagen darstellen.

Neue Hauptstadt und New Cairo ergänzen die Metropole

New Cairo liegt rund 30, die neue Verwaltungshauptstadt etwa 60 Kilometer östlich von Kairo. Beide sollen die Metropole am Nil entlasten. Während sich New Cairo mehr und mehr füllt, steht die neue Hauptstadt erst am Ende der ersten Ausbauphase. Mit dem Umzug der Spitzen der Ministerien bis Ende 2023 hat die Verlagerung der Regierung begonnen. Nach der ägyptischen Zentralbank und der Börse sind nach Angaben des American Chamber of Commerce in Egypt mittlerweile auch die Hauptverwaltungen von 18 der 38 kommerziellen Banken des Landes in die neue Hauptstadt umgezogen. Hinzu kommen fünf internationale Universitäten.

Die Entwicklung liegt in den Händen der Projektgesellschaft Administrative Capital for Urban Development (ACUD), einer Partnerschaft der NUCA und des ägyptischen Militärs. Im Vergleich zum Umzug der öffentlichen Einrichtungen verläuft die Ansiedlung von Privatpersonen noch schleppend. Bis Juni 2024 waren nach Angaben von ACUD rund 1.000 Familien in die neue Hauptstadt umgezogen und über 34.000 Wohnungen fertiggestellt. In den kommenden drei Jahren soll die Zahl der Einwohner auf eine Million anwachsen.

Bei den Hauptaufträgen dominieren große staatliche und private ägyptische Bauunternehmen das Bild - sowie die China State Construction Engineering Company und die China Fortune Land Development Company, die mit chinesischen Krediten das Geschäftsviertel und dessen Wolkenkratzer bauen. Im zweitgrößten ägyptischen Ballungsraum entsteht in der Nähe von Alexandria mit New El Alamein und Investitionen in Milliardenhöhe eine weitere Entlastungsstadt. Auch hier bauen chinesische Firmen die Hochhäuser im Geschäftsbezirk.

Wirtschaftszone Suezkanal kann Investitionen sichern

Das größte laufende Industrieprojekt ist die Suez Canal Economic Zone (SCEZ). Diese erstreckt sich auf einer Fläche von 460 Quadratkilometern entlang des Suezkanals und besteht aus vier Industriezonen sowie sechs Häfen. In der SCEZ soll durch den Ausbau der logistischen Infrastruktur (hier vor allem Häfen und Transport) das geografische Potenzial Ägyptens als Brücke zwischen Europa und Asien besser genutzt werden. Ziel ist es, exportstarke Branchen mit hoher Wertschöpfung anzusiedeln.

War das Interesse internationaler Unternehmen bisher verhalten, so wirkt sich das verbesserte Investitionsklima derzeit positiv aus. Seit 2024 haben vermehrt Firmen der Metall-, Textil- oder Nahrungsmittelbranche angekündigt, Produktionsanlagen in der SCEZ aufbauen zu wollen. Gegenüber der Zeitung Al-Ahram bezifferte der Geschäftsführer der Sonderwirtschaftszone, Walid Gamal El-Din, im Februar 2025 die gesamten vorliegenden Investitionszusagen auf 1,7 Milliarden US-Dollar (US$).

Tourismus steht vor Erweiterungen

Ägyptens Tourismus hat den Krieg in Gaza erstaunlich gut verkraftet. Wie bereits 2023 stieg die Zahl der Besucher 2024 abermals an. Nach 14,9 Millionen besuchten im vergangenen Jahr 15,7 Millionen Touristen das Land am Nil. Laut der nationalen Tourismusstrategie soll die Besucherzahl schon 2028 bei 30 Millionen liegen. Um dieses Ziel zu erreichen, plant die Regierung in den kommenden Jahren 250.000 neue Hotelzimmer zu schaffen. Zahlreichen Großprojekten am Roten wie am Mittelmeer, etwa dem schon erwähnten Vorhaben der Stadt Ras El-Hekma, kommt dabei eine besondere Rolle zu. Der Bau eines vierten Terminals soll die Kapazität des Flughafens Kairo um mindestens 30 Millionen Passagiere pro Jahr erhöhen. Eine Erweiterung um zusätzlich 10 Millionen ist in den Plänen vorgesehen.

Ausgewählte Großprojekte im ägyptischen Wohnungs- und WirtschaftsbauInvestitionssumme in Milliarden US-Dollar

Vorhaben

Investitionssumme 

Projektstand

Projektträger und Details
Ras El-Hekma City 

23,9

Angebotsbeurteilung The General Authority for Investment and Free Zones (GAFI)
MoHUUC- South Med North Coast 

21,0

DesignphaseTalaat Moustafa Group  Ministry of Housing, Utilities and Urban Communities
NOOR Capital Gardens in New Administrative Capital 

9,6

DurchführungsphaseNew Urban Communities Authority, Talaat Moustafa Group
Alamein Petrochemischer Komplex

8,5

Studienphase

Egyptian Petrochemicals Holding (ECHEM)

Ölraffinerie und Herstellung petrochemischer Produkte

SCZONE - Kaliumchlorid Produktionsanlage 

8,0

StudienphaseSuez Canal Economic Zone
Mostakbal City Mischungsnutzung  Development 

7,0

StudienphaseMIDAR
Suez Ölraffination und Petrochemie Komplex

4,9

DurchführungsphaseMinistry of Petroleum
Aliva Residential Compound 

4,5

DesignphaseMountain View Egypt
Medizinstadt - Mischnutzungsprojekt

2,7

StudienphaseTalaat Moustafa Group, Madinaty City Mixed-Use Development
Quelle: MEED Projects, Februar 2025

Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

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