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Wirtschaftsumfeld | Ägypten | BRICS

Welche Folgen die BRICS-Mitgliedschaft für Ägypten hat

Seit 2024 gehört Ägypten zum Staatenbündnis BRICS+. Dies kann sich auf die Wirtschaft auswirken - im Handel, bei ausländischen Investitionen und bei der Verschuldung.

Von Marcus Knupp | Berlin

BRIC - was 2001 als Label eines Bankers für lukrative Geldanlagenziele begann, ist mittlerweile mutiert zu einem Staatenbündnis, das für viele Länder attraktiv, gleichzeitig aber auch sehr heterogen ist. Schon 2006 hatten sich die "aufstrebenden Schwellenländer" Brasilien, Russland, Indien und China zu einem informellen Staatenbund gruppiert. Hinzugekommen war 2011 Südafrika, was der Abkürzung zusätzlich ein "S" brachte.

Zum Jahresbeginn 2024 sind Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) der Gruppe beigetreten, die nun als BRICS+ firmiert. Auch Saudi-Arabien nimmt seither an den Treffen der BRICS-Länder teil. Das Land war 2023 ebenfalls als Mitglied eingeladen worden und wird auf der offiziellen Webseite auch als solches aufgeführt, es hat diese Mitgliedschaft aber noch nicht bestätigt. Anfang 2025 ist auch Indonesien hinzugestoßen.

Ägypten ist nun anderthalb Jahre dabei. Welche wirtschaftlichen Auswirkungen die Mitgliedschaft auf das Land am Nil hat - eine Bilanz: 

Außenhandel - Plus hat auch andere Gründe

Beindruckend erscheinen die Handelsdaten, die das ägyptische Statistikamt CAPMAS Anfang Juli 2025 veröffentlichte: Der Export Ägyptens in die BRICS+-Länder stieg 2024 gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent auf 9,4 Milliarden US-Dollar (US$), der Import gar um 22 Prozent auf 41,4 Milliarden US$. Ein Effekt von Handelserleichterungen? 

Tatsächlich war der Grund eher die Erweiterung der Staatengruppe. Denn zum Jahresbeginn 2024 kamen auch zwei von Ägyptens wichtigsten Handelspartnern hinzu, die VAE und - je nach Definition - Saudi-Arabien. Mit beiden Ländern stieg der Handel überdurchschnittlich. Auch mit China, Russland und Brasilien gab es ein Plus. Insgesamt ist das Bild aber uneinheitlich, so gab es bei Indien ein Minus.

 

Ein Teil des Anstiegs ist der verbesserten Konjunktur in Ägypten zuzuschreiben. Es gab weniger Devisenprobleme, die lange den Handelsverkehr erschwert hatten. Gründe dafür waren die Freigabe des Wechselkurses des Ägyptischen Pfunds im März 2024 und der massive Zufluss von ausländischen Investitionen, vor allem aus den VAE. Große Infrastrukturprojekte sorgen für zusätzlichen Importbedarf.

Davon profitieren die BRICS-Partnerländer offenbar in besonderem Maße. Während sich das gesamte Außenhandelsvolumen Ägyptens 2024 nach Daten von UN Comtrade um 11 Prozent erhöhte, stieg der Warenaustausch mit den fünf Alt-BRICS-Ländern um 16 Prozent und jener mit allen BRICS+-Ländern um 23 Prozent. Zum einen weichen diese Daten von den Zahlen der ägyptischen Statistik ab. Und ob sie eine strukturelle Verschiebung bedeuten, müssen die kommenden Jahre zeigen.

Investitionen - New Development Bank als Alternative?

Ein zentrales Anliegen des BRICS-Staatenbundes ist es, mehr Unabhängigkeit von den internationalen Finanzinstitutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) oder der Weltbank zu erlangen. Diese werden als von den westlichen Industrieländern dominierte Akteure wahrgenommen. Zudem sehen viele Staaten etwa in den makroökonomischen Auflagen, die mit den IWF-Krediten verbunden sind, eine zu starke Einmischung in ihre Innenpolitik.

Dafür haben die damaligen BRICS-Mitgliedsländer 2014 die New Development Bank (NDB) mit Sitz in Shanghai gegründet. Seit ihrer Gründung hat die NDB bis Ende 2024 insgesamt 39 Milliarden US$ für 120 Projekte bereitgestellt. Etwa die Hälfte der Projekte betrafen Infrastrukturmaßnahmen. Auf Ägypten entfiel davon bisher eine Finanzierung. Im April 2024 genehmigte die NDB den Entwurf für ein Kreditpaket, das über die African Export-Import Bank Kredite über 200 Millionen US$ für ein Infrastructure Development Financing Project zur Verfügung stellen soll.

Zum Vergleich: Im Rahmen einer über 46 Monate laufenden Extended Fund Facility (EFF) des IWF erhält Ägypten 8 Milliarden US$ zur Stabilisierung seiner öffentlichen Ausgaben. Auch die Investitionszusagen der arabischen Golfstaaten wie den VAE, Katar oder Kuwait erreichen mit jeweils etlichen Milliarden US$ eine andere Größenordnung. Bis auf Weiteres wird die NDB also voraussichtlich eine im Wesentlichen ergänzende Funktion zu den Maßnahmen der etablierten Geber haben.

Währungssystem - Lösung für Devisenprobleme?

Die Knappheit an Devisen, insbesondere an US-Dollar, war in den vergangenen Jahren ein großes Problem für die ägyptische Wirtschaft. Zwar hat sich die Lage seit dem Frühjahr 2024 entspannt, die Abwicklung von Handelsgeschäften in alternativen Währungen könnte die Risiken aus längerfristigen Zahlungsverpflichtungen aber weiter verringern. Bisher erreicht allerdings keine der Währungen der BRICS-Länder die nötige internationale Reichweite.

Die unter der Bezeichnung R5 vor einigen Jahren lancierte Idee einer eigenen Reservewährung der BRICS-Länder schätzen Finanzexperten als nur schwer realisierbar ein. R5 steht für die Währungen der fünf ursprünglichen Mitglieder (Real, Rubel, Rupie, Renminbi, Rand). Selbst der grenzüberschreitende Handel zwischen den BRICS-Ländern wird fast vollständig über US-Dollar abgewickelt.

Bilaterale Übereinkommen zur Abwicklung von Zahlungen in den jeweiligen Landeswährungen werden erschwert, wenn diese nicht akzeptiert werden. So wollte Russland im Handel mit Indien keine Zahlungen in Rupien entgegennehmen. Im Juni 2025 hat Moskau Pressemeldungen zufolge indes mit Ägypten vereinbart, dass bestimmte Rückzahlungen auch in Rubel vorgenommen werden können. Dabei geht es um einen 2015 gewährten 25-Milliarden-US$-Kredit für den Bau des ersten ägyptischen Kernkraftwerks, das 2028 in Dabaa am Mittelmeer in Betrieb gehen soll.

Die mangelnde Möglichkeit, erhaltene Zahlungen für Geschäfte mit Drittländern einzusetzen, begrenzt solche Vereinbarungen weitgehend auf rein bilaterale Geschäfte. Dies ist der Fall bei dem Kernkraftwerk, das ohnehin von der russischen Firma Rosatom gebaut wird. Hier verringert das Übereinkommen aber die Notwendigkeit, US-Dollar zur Deckung der Schulden zu beschaffen.

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