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Special | Afrika | Klimaschutz im Dialog

Deutsches Energiemanagement verbessert Stromnetze in Afrika

Solarmodule alleine retten das Klima noch lange nicht. Im Verbund mit Netz- und Generatorenstrom schalten sie oft gar nicht zu. Eine deutsche Firma ändert dies, auch in Afrika.

Von Ulrich Binkert | Bonn

DHYBRID sorgt dafür, dass erneuerbare Energien in Stromnetzen optimal genutzt werden: Das Energiemanagementsystem der Firma aus Gauting bei München verknüpft Batteriespeicher mit Solarsystemen und anderen Stromquellen wie Dieselgeneratoren. Warum das nicht trivial ist, erklärt Geschäftsführer Benedikt Böhm im Interview. Mit inzwischen 25 Mitarbeitern hat DHYBRID bereits 100 Projekte in 25 Ländern umgesetzt, viele davon in Afrika.

Porträtfoto: Bernhard Böhm, DHybrid Porträtfoto: Bernhard Böhm, DHybrid | © ramonphotography.com

Herr Böhm, wie schützen Ihre Projekte das Klima?
Indem wir Solarstrom besser nutzen. Nehmen Sie ein Beispiel aus Somaliland: Für die Berbera Electricity Company kombinierten wir zwei Fotovoltaik (PV)-Anlagen mit insgesamt 8 Megawatt Leistung, einen 2-Megawattstunden-Lithium-Energiespeicher und mehrere Dieselgeneratoren. Und zwar so, dass der Versorger nun deutlich weniger Diesel braucht und seinen Strompreis für die Kunden massiv senken konnte.

Was genau kann Ihre Technik leisten?
In einem "hybriden" Netz aus Dieselgeneratoren und Solaranlagen ist eine unterbrechungsfreie Umschaltung zwischen den unterschiedlichen Energiequellen oftmals technisch anspruchsvoll. Unser zentrales Energiemanagementsystem gewährleistet genau dies. Es ist die Schaltstelle der Anlage, auf Basis derer wir sie dann mit Batteriespeichern und Solarsystemen erweitern. Übrigens so, dass sie nach den Bedürfnissen des Kunden wachsen kann, wenn also zum Beispiel die Anforderungen und Lasten zunehmen

Sehen Sie oft Bedarf für Ihre Technik?
Ja. So hatte ein privater Stromerzeuger in Ostafrika PV-Module und andere Systemkomponenten für mehrere Millionen US-Dollar beschafft. Dabei hatte er aber nicht berücksichtigt, dass es sich vor Ort um ein lokales Stromnetz mit Dieselgeneratoren handelt. Die Technik passte daher leider nicht zusammen, Strom konnte sie erst mithilfe unseres Systems produzieren. Solche Herausforderungen lassen sich allerdings nicht an einzelnen Ländern festmachen, sondern hängen immer von Kunde, Branche oder Technik ab.

Kommen solche "hybriden" Netze in Afrika häufig vor?
Ja. Im Großen wird dort die Stromversorgung über die nationalen Netze sichergestellt. Wo diese Netze die Menschen aber nicht erreichen, kommen oftmals Dieselgeneratoren oder Solarsysteme zum Einsatz – letztere typischerweise in Form von kleineren "Solar Home Systems" für private Nutzer. Daneben gibt es aber auch Industriebetriebe, Krankenhäuser, Fabriken oder andere gewerbliche Nutzer mit größerem Verbrauch. Für sie ist der Netzstrom oft zu unzuverlässig oder zu teuer, weshalb sie zur Absicherung eine eigene Stromerzeugung installieren. Schon haben Sie mehrere Erzeuger oder eben ein hybrides Netz. Dies war die Marktlücke, wegen der wir uns vor ungefähr zehn Jahren selbständig machten.

Und Ihr Geschäft wächst?
Ja. Gerade in Afrika wächst die öffentliche Stromversorgung nicht im gleichen Maße wie der Energiebedarf. Zur Absicherung sind deshalb Dieselgeneratoren weit verbreitet. Gleichzeitig wird Solartechnik billiger und Diesel immer teurer. Zudem fordern Behörden und Kunden weniger Ausstoß von CO₂. Generatoren werden also zusehends ersetzt oder ergänzt durch PV-Anlagen – die aber Strom nicht auf Knopfdruck liefern und wo der Steuerungsbedarf viel anspruchsvoller ist.

Gibt es noch andere Gründe für den Marktaufschwung?
Batterien sind in den letzten Jahren deutlich günstiger und leistungsstärker geworden, unter anderem bedingt durch die Massenproduktion für die Elektromobilität. Sie sind wichtiger Teil eines hybriden Inselsystems mit einem hohen Anteil an erneuerbarer Energie. Die Batterien sorgen für ein stabiles Netz und dafür, dass der Generator nur in Notfällen anspringen muss. Dies mit unserer Lösung zu gewährleisten hat sich schon immer gerechnet, früher vielleicht nach einer Betriebsdauer von zehn Jahren. Mittlerweile amortisiert sich unsere Technik schon in drei Jahren oder sogar noch schneller. Das überzeugt nun deutlich mehr potenzielle Kunden und erleichtert auch die Finanzierung.

Deshalb wollen nun immer mehr private Nutzer solche Systeme, aus rein wirtschaftlichen Motiven?
Genau, die Akzeptanz im Markt ist breit gestiegen. Vor zehn Jahren waren es in Afrika noch stärker internationale Geber oder auch Nichtregierungsorganisationen, die Fotovoltaik finanzierten und auch versuchten zu integrieren. Der Markt professionalisiert sich auch in anderer Hinsicht: Die Projekte werden größer und damit effizienter, Strom kann günstiger erzeugt werden. Möglich wird dies maßgeblich durch die höhere Leistung und Kapazität der Batteriespeicher. Je leistungsfähiger wiederum die Batterien sind, umso anspruchsvoller wird auch die Integration des Systems – und das ist unser Markt.

Die technischen Anforderungen an Ihre Systeme sind damit auch in Afrika hoch?
Tendenziell sogar höher als in Europa. Bei unseren Projekten in Afrika kommen häufig 60 Prozent des Stroms oder mehr aus erneuerbaren Energien. Je höher dieser Anteil, umso stärker schwankt die Stromerzeugung, und umso komplexer gestalten sich solch ein hybrides System und die Anforderungen an unser Energiemanagement.

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