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Special | Afrika | Klimaschutz im Dialog

Solartechnik muss gut sein - auch in Afrika

Klimaschutz und bessere Gesundheitsversorgung - das verbindet eine Schweizer Organisation in Afrika. Gefragt ist Qualität, und das könnte auch deutsche Firmen interessieren.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Den Zugang zu sauberer Energie in Afrika zu ermöglichen und gleichzeitig das Klima zu schützen, ist das Ziel von Solafrica. So unterstützt die Schweizer Nichtregierungsorganisation auch in Kamerun und Burkina Faso ländliche Gesundheitszentren mit bislang 30 Solarstromanlagen und 20 Kühlschränken für Impfstoffe. Solafrica engagiert sich seit 2019 vermehrt für die solare Elektrifizierung von Gesundheitszentren und konnte daraus bereits einige Lehren für die Umsetzung solcher Fotovoltaik (PV)-Vorhaben ziehen. Projektmanagerin Flore Conte achtet vor allem darauf, dass die Stromversorgung langfristig funktioniert.


Flora Conte - Projektverantwortliche Santé Solaire und Klima-Karawane Flora Conte - Projektverantwortliche Santé Solaire und Klima-Karawane | © Flora Conte

Frau Conte, was haben Sie an PV-Anlagen in Kamerun und Burkina Faso schon gesehen?

Sehr häufig kaputte. Bei diesen Stromversorgungen in ländlichen Gesundheitszentren handelt es sich um Insellösungen, es gibt also kein Netz. Man braucht deshalb Batterien, um auch nachts das Licht anmachen zu können. Diese Batterien fallen jedoch häufig nach einem oder spätestens zwei Jahren aus, weil sie nicht korrekt geladen werden.

Hat das dem Ansehen von Solarstrom geschadet?

Auf jeden Fall, das Vertrauen leidet. Ein anderer Grund für diesen Vertrauensschwund ist die oft miserable Qualität der Anlagen. Am schlimmsten ist das bei staatlichen Ausschreibungen mit großen internationalen Geldgebern, bei denen typischerweise der billigste Anbieter den Zuschlag erhält. Unsere Partner in Kamerun und Burkina Faso achten auch deswegen sehr auf Qualität, sie wollen nach Möglichkeit keine chinesischen Marken. Aktuell verwenden wir deshalb für die elektronischen Komponenten der Solaranlagen, wie zum Beispiel Wechselrichter, die erprobte niederländische Marke Victorn.

Gute Qualität ist also eine Voraussetzung für den Erfolg eines Solarstromprojektes?

Ja. Es geht dabei nicht nur um das Material und eine korrekte Installation, sondern auch um die Dimensionierung. Weil zum Beispiel Batterien mit zunehmendem Alter weniger Leistung erbringen, berechnen wir ihre anfängliche Kapazität sehr großzügig ein.

Das kostet zusätzlich; erschwert dies die Finanzierung?

Leider ja. PV-Anlagen sind zwar längerfristig billiger als Dieselgeneratoren, und sie rechnen sich mittlerweile auch immer schneller, weil die Technik preiswerter und der Brennstoff teurer geworden ist. Aber am Anfang ist der Investitionsbedarf größer.

Wer installiert Ihre Anlagen?

In Burkina Faso übernahm dies ein lokales Unternehmen, mitsamt der - relativ komplexen – Dimensionierung und Planung. Weitere Experten des Landes erledigten die Qualitätssicherung. Mit einer einschlägigen Schule bietet Burkina Faso bei dem Thema ein recht gutes technisches Niveau, und Burkiner unterstützen uns auch bei Projekten in Kamerun. Die Anlagen in Kamerun installierten Unternehmen, die in Frankreich und der Schweiz gegründet wurden. Dies vereinfachte den Zugang zu modernen und hochwertigen Produkten.

Und wer übernimmt die Wartung?

Für eine Grundwartung entfernen lokale Akteure regelmäßig den Staub von den Paneelen, oder sie schneiden schattenwerfende Pflanzen zurück. Ansonsten wird kein Strom mehr erzeugt und die Batterien entladen sich. Bei Problemen und für die technische Wartung jedoch muss ein Techniker von außerhalb kommen, in Kamerun ist dies übrigens eine Frau. Dafür bräuchte man eigentlich Wartungsverträge über zehn Jahre, das ist die von uns geschätzte Lebenserwartung einer PV-Anlage im Sahel-Klima. Es fällt uns aber schwer, die vielleicht 20 Prozent Zusatzkosten für solch einen Wartungsvertrag gleich am Anfang mit ins Projekt einzupreisen. Wobei diese Rechnung noch keine Ersatzteile umfasst - damit wäre man sogar bei 40 Prozent oder gar bei 60 Prozent. Dies würde die Finanzierung weiter erschweren.

Kann sich nicht der Staat, dem die Gesundheitszentren ja gehören, um die Wartung der Stromversorgung kümmern?

Wir unternehmen alle möglichen Schritte, um dieses Jahr unsere ersten PV-Anlagen den Behörden zu übergeben und sie zur langfristigen Wartung zu verpflichten. Solche Übergaben von Anlagen sind aber schwierig. Der abrupte Regierungswechsel in Burkina Faso kürzlich hat das nicht einfacher gemacht. Auch in Kamerun mit seinem langjährig amtierenden Präsidenten können wir nicht sicher sein, dass unsere Bemühungen fruchten werden. Dass die Übernahme der Wartungs- und Reparaturkosten tatsächlich funktionieren kann, lässt sich schön im Bericht "Lasting Impact" der United Nations Foundation nachlesen, in dem es um solarbasierte Netzstromlösungen für Gesundheits- und Bildungseinrichtungen geht.

Erhalten Sie von den Behörden anderweitige Unterstützung?

Unsere Geldgeber in Europa verlangen seitens der Gastländer oft eine Gegenleistung. Dazu gehört für uns auch die Arbeit, mit der lokale Akteure auf freiwilliger Basis unsere Anlagen mit aufbauen und warten. Auf Behördenebene erhielten wir bis jetzt in erster Linie Unterstützung, die nicht monetär verpflichtend und teilweise gesetzlich vorgegeben ist: Auswahl und Bewilligung der Standorte, Unterzeichnung von Vereinbarungen, Befreiung von der Importsteuer. Doch auch dies ist sehr wichtig und gilt nicht immer als selbstverständlich. Deshalb benötigen wir viel, viel Geduld.

Wie kommen Ihre Projekte auf lokaler Ebene an?

Sehr gut. Die Leute wissen, was sie mit dem verlässlichen Strom in ihren Gesundheitszentren gewonnen haben. Das stärkt die Gemeinschaft und so gibt es auch keine Probleme mit Diebstahl und Ähnlichem. Das Gesundheitspersonal sendet oft positives Feedback an Kollegen in einem anderen Dorf, die so eine PV-Anlage dann auch haben wollen und später schonend mit ihr umgehen. Außerdem werden die ländlichen Zentren attraktiver als Arbeitsort für Gesundheitspersonal, das üblicherweise aus der Stadt kommt und dort die Versorgung mit Strom gewohnt ist.

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