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Special | Argentinien | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Gebäude: Energiesparen sollte sich bald wirklich lohnen

Steigende Energiepreise schaffen in Zukunft stärkere Anreize für energieeffizientes Bauen. Bei Bürogebäuden sind hohe Standards bereits üblich. 

Von Stefanie Schmitt, Carl Moses | Santiago de Chile, Buenos Aires

Der Energieeffizienz wurde in Argentinien lange Zeit wenig Bedeutung beigemessen, da die Strom- und Gaspreise über 15 Jahre weitgehend eingefroren waren und auf ein extrem niedriges Niveau herunter subventioniert wurden. Unter der Macri-Regierung (2016 bis 2019) begann sich das zu ändern. Heftige Preiserhöhungen für Strom und Gas gelten als einer der Hauptgründe für Macris Wahlniederlage 2019. Die derzeit noch amtierende peronistische Regierung drehte den Subventionshahn wieder auf, was die Energiepreise vor allem im Großraum Buenos Aires abermals auf ein extrem niedriges Niveau sinken ließ.

Drastische Preiserhöhungen für Gutverdiener

Da dies angesichts leerer öffentlicher Kassen und rasant steigender Importkosten nun nicht mehr finanzierbar ist und um Anreize für einen wirtschaftlichen Umgang mit den knappen Energieressourcen zu schaffen, sah sich die Politik unter Federführung von Wirtschaftsminister Massa jedoch gezwungen, die Tarife für Strom und Gas an die tatsächlichen Kosten anzupassen. Vor allem für die kaufkräftigsten Einkommensschichten steigen die Preise seit September 2022 drastisch. Das schafft Sparanreize und könnte die Nachfrage nach energiesparenden Technologien und Baumaterialien steigen lassen. 

Beim Bau neuer Bürogebäude, die ganz überwiegend nach dem amerikanischen LEED-Standard (Leadership in Energy and Environmental Design) zertifiziert werden, sind hohe Anforderungen an die Energieeffizienz bereits seit Längerem Standard. Bauunternehmen, Entwickler und Architekten, die nach LEED arbeiten, sind in der Vereinigung Argentina Green Building Council (AGBC) organisiert, die auch die LEED-Normen in Argentinien zertifiziert. Darin vertreten ist beispielsweise auch die deutsche Firma Knauf.

Im Wohnbereich regt das staatliche Programm (PRONEV) die Kennzeichnung von Wohngebäuden mit einem Energieeffizienzlabel an. Die Energieeffizienz von Wohnungen zu bestimmen, gilt als Basis, über energiesparende Maßnahmen in bestehenden Objekten nachzudenken. Außerdem soll das Label eine zusätzliche Entscheidungshilfe bei der Bewertung von Objekten und bei Immobilientransaktionen bieten. Die Energieeffizienzklassen werden mit den Werten des Energieeffizienzindexes nach der IRAM-Norm 11.900 / 2017 ermittelt. Das Programm schließt die Weiterbildung und Zertifizierung von Fachkräften ein, um die Gebäude sachgerecht zu bewerten. 

EU-Programm für mehr Energieeffizienz 

Als erste Provinz Argentiniens hatte Santa Fé bereits 2019 ein Gesetz verabschiedet, das die Zertifizierung von Energieeffizienzindikatoren für Gebäude vorschreibt. Auf nationaler Ebene sind die Bemühungen weniger weit fortgeschritten. Für Altbauten beispielsweise gibt es bisher keinerlei Vorgaben hinsichtlich der Energieeffizienz. Die EU unterstützte Argentinien zwischen 2018 und 2021 über das Projekt Eficiencia Energética en Argentina bei der Einführung von Energieeffizienztechnologien. Hieraus ging der Vorschlag für einen Nationalen Energieeffizienzplan hervor. Über Anschlussvorhaben oder eine konkrete Umsetzung der mehr als 900 Empfehlungen ist nichts bekannt. Diese erstrecken sich vor allem auf die Sektoren mit dem höchsten Verbrauch in der nationalen Strommatrix: Verkehr, Industrie und Haushalte.


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