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Italien Entwicklungszusammenarbeit

Italienische Entwicklungsagentur - AICS

Ziele und Historie

Die italienische Entwicklungszusammenarbeit ist vergleichsweise jung. Anfang der 1970er Jahre erließ Italien erstmals ein Gesetz zur Entwicklungspolitik. Weitere Gesetzte folgten, die nach und nach die staatliche Entwicklungszusammenarbeit organisierten und die Instrumente ausbauten.

Das jüngste Entwicklungsgesetz (2014) zielt darauf ab, die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) zu modernisieren und an die EZ in anderen EU-Ländern anzugleichen. Ein wichtiger Schritt dabei war die Schaffung einer eigenständigen Entwicklungsagentur. Seit ihrer Gründung im Jahr 2016 ist die italienische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit AICS (Agenzia Italiana per la Cooperazione allo Sviluppo) mit der Durchführung der entwicklungspolitischen Programme Italiens beauftragt. Zuvor hatte das italienische Außenministerium seine Entwicklungszusammenarbeit selber umgesetzt.

Der italienische Gesetzgeber definiert die übergreifenden Ziele der italienischen Entwicklungszusammenarbeit:

  • Armut bekämpfen
  • Ungleichheiten abbauen
  • Menschenrechte und Gleichberechtigung fördern
  • Konflikte vorbeugen und Frieden fördern

Tätigkeitsfelder und Organisation

Die italienische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit AICS hat ihren Hauptsitz in Rom. Sie unterhält einen weiteren Sitz in Florenz und 19 Außenbüros weltweit. Die Agentur beschäftigt rund 230 Mitarbeitende.

Die AICS setzt Projekte der Entwicklungszusammenarbeit im Auftrag des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten und internationale Kooperation (MAECI) um. Das Generaldirektorat für Entwicklungszusammenarbeit im MAECI steuert und beaufsichtigt die entwicklungspolitischen Maßnahmen Italiens.

Die Cassa Depositi e Prestiti (CDP) ist Italiens Institution für Entwicklungsfinanzierung. Die CDP fördert den Privatsektor und staatliche Stellen in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Italien orientiert seine Entwicklungszusammenarbeit an der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Das italienische Entwicklungsgesetz sieht eine dreijährige Planung der Entwicklungspolitik vor. Das jeweilige Dreijahresprogramm definiert Italiens Strategie für Entwicklungszusammenarbeit und legt thematische und geografische Schwerpunkte fest.

Handlungsfelder und Schwerpunktländer

Das aktuelle Dreijahresprogramm gibt folgende Prioritäten für den Zeitraum 2021 bis 2023 vor:

  • Wirtschaftliche Entwicklung: Governance, Privatsektorförderung, Migration, Schutz des kulturellen Erbes
  • Menschliche Entwicklung: Menschen- und Kinderrechte, Geschlechtergerechtigkeit, Stärkung öffentlicher Gesundheitssysteme, Bildung, Inklusion 
  • Umwelt- und Klimaschutz, nachhaltiges Ressourcenmanagement
  • Ländliche Entwicklung und Ernährungssicherheit
  • Nothilfe und fragile Staaten

Im Zeitraum 2021 bis 2023 lag der geographische Fokus auf 20 Ländern:

  • Elf Länder in Afrika: Ägypten, Äthiopien, Burkina Faso, Kenia, Mali, Mosambik, Niger, Senegal, Somalia, Sudan, Tunesien
  • Vier Länder im Nahost: Jordanien, Irak, Libanon, Palästinensische Gebiete
  • Zwei Länder in Asien: Afghanistan, Myanmar
  • Zwei Länder in Lateinamerika: Kuba, El Salvador
  • Ein Land in der Balkan-Region: Albanien

Eine neue Strategie ab 2024 lag im Februar 2024 noch nicht vor.

Klimafinanzierung

Die globale Herausforderung Klimawandel schlägt sich auch in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit nieder. Klimaschutz ist eines der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, das seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 für die Geberinstitutionen an Bedeutung gewonnen hat. Klimafinanzierung in der Entwicklungszusammenarbeit umfasst die Finanzflüsse der Geber an die Entwicklungsländer, damit diese ihre Klimaziele umsetzen können.

Italien unterstützt seine Partnerländer bei der Formulierung und Umsetzung ihrer nationalen Klimabeiträge NDC (Nationally Determined Contributions). Diese sind zentraler Bestandteil des Pariser Klimaabkommens. Dabei legen alle Länder fest, wie sie ihre nationalen Treibhausgas-Emissionen reduzieren und sich an den Klimawandel anpassen wollen. 

Im Jahr 2022 ging der Italian Climate Fund (ICF) an den Start. Der Fonds ist mit 4,2 Milliarden Euro für einen Zeitraum von fünf Jahren ausgestattet und ist Italiens Hauptinstrument für die Klimafinanzierung. Die Cassa Depositi e Prestiti (CDP) verwaltet den Fonds im Auftrag des italienischen Ministeriums für Umwelt und Energiesicherheit. Der Fonds finanziert Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz von öffentlichen und privaten Akteuren in den Partnerländern.

Schwerpunkte

Italien legt einen Fokus auf folgende Bereiche:

  • Eindämmung des Klimawandels durch die Förderung sauberer Energien: dezentrale Stromversorgung mit Off-grid-Systemen, Verbindung von Wasser-, Energie- und Ernährungssicherheit, Zusammenarbeit mit dem Privatsektor 
  • Anpassung an den Klimawandel durch Katastrophenvorsorge
  • Bekämpfung von Wüstenbildung: Schutz vor Bodendegradation, Rehabilitierung degradierter Flächen 
  • Schutz der Biodiversität: Agrarökologie und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen 

Wie und was wird berichtet?

Die Industrieländer berichten jährlich ihre Klimafinanzierung an die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Diese Finanzstatistik ist seit 1998 für alle Geberländer verpflichtend. Sie stützt sich auf fünf Kategorien, die sogenannten Rio Marker. Der Umwelt-Marker bildet vor allem Ausgaben für lokal wirksame Umweltprojekte ab. Die Marker zum Klimawandel, zur Wüstenbildung und zur Biodiversität beschreiben Aktivitäten, die eine überregionale oder globale Wirksamkeit haben.

Das Rio Marker-System ist ein Instrument der OECD, das zur Berichterstattung und zum Monitoring von Klimafinanzierung und Investitionen in klimarelevante Bereiche genutzt wird. Für die Entwicklungszusammenarbeit von Italien liegen diese Zahlen vor:

Fördervolumen Umwelt- und Klimaschutz 2021
 

Gesamtsumme aller OECD-
Geberländer in Milliarden US$

Italien
in Milliarden US$

Umwelt

41,2

0,4

Biodiversität

9,8

0,09

Wüstenbildung

3,3

0,1

Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels

23,0

0,3

Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel

25,5

0,3

Quelle: OECD 2023

Mehr Informationen zur Umwelt- und Klimafinanzierung Italiens finden Sie im OECD-Profil der italienischen Entwicklungszusammenarbeit.

Lesen Sie auch unser Themen-Special Herausforderung Klimawandel - Dekarbonisierung der Wirtschaft.

Projektablauf

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  1. Die italienische Regierung legt die strategische Ausrichtung der italienischen Entwicklungszusammenarbeit in Form eines dreijährigen Politikplanungsdokuments fest.
  2. Die italienische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit (AICS) entwickelt sektorspezifische und sektorübergreifende Leitlinien.
  3. Sie verfasst zudem mehrjährige Länderprogramme in Kooperation mit ihren Partnerländern. Die Länderstrategien werden mit den Partnerländern ausgearbeitet und orientieren sich an den jeweiligen nationalen Entwicklungsstrategien. Die Länderstrategien der AICS sind zudem mit der Programmierung der EU für diese Länder abgestimmt.
  4. Die AICS implementiert und finanziert die entwicklungspolitischen Projekte.

Beschaffungswesen und Geschäftsmöglichkeiten

Die italienische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit (AICS) bietet deutschen Unternehmen Geschäftschancen in Form von Bau-, Beratungs- und Lieferaufträgen. Sie veröffentlicht Informationen zu den Vergaben ihrer Zentrale und ihrer Außenbüros auf der Transparenz-Plattform Portale Trasparenza. Die Vergabeplattform ist nur auf Italienisch verfügbar.

Germany Trade & Invest informiert in Recht kompakt Italien über das italienische Vergaberecht und zu den angewendeten Vergabeverfahren.

Sollten Sie sich für bestimmte Märkte in Entwicklungs- und Schwellenländern interessieren, die zu den Partnerländern der italienischen Entwicklungszusammenarbeit zählen, kann es sich lohnen, auf der jeweiligen Webseite der AICS-Außenbüros nach Ausschreibungen zu suchen. Denn manche AICS-Vertretungen veröffentlichen auch Ausschreibungshinweise von nationalen und regionalen Projektträgern (wie lokalen Behörden und Ministerien), die Projekte mit der finanziellen Unterstützung Italiens umsetzen. Viele AICS-Außenbüros haben eine regionale Zuständigkeit und veröffentlichen auch Ausschreibungen, die die Nachbarländer betreffen.

Praktische Tipps für die Geschäftsanbahnung

Unternehmen sollten sich frühzeitig über Projekte und Geschäftsmöglichkeiten informieren, Netzwerke knüpfen und Kontaktpersonen vor Ort ausfindig machen. Neben Englisch helfen Italienischkenntnisse, da die italienische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit (AICS) viele Informationen nur auf Italienisch veröffentlicht. Das gilt zum Beispiel für manche Strategiepapiere und für die Vergabeplattform. Kenntnisse der jeweiligen lokalen Amtssprache der Partnerländer Italiens können ebenfalls helfen, um Geschäftschancen mit den Außenbüros oder lokalen Implementierungspartnern zu erschließen.

Als Einstieg empfiehlt es sich:

Das Außenwirtschaftsportal GTAI-Exportguide bietet weitere Tipps und Hinweise zu Geschäftschancen bei öffentlichen Aufträgen.

Internetadressen

Die folgenden Links dienen als Wegweiser für die Internetseite der italienischen Entwicklungsagentur für Entwicklungszusammenarbeit (AICS). Manche Dokumente und Seiten werden nur auf Italienisch bereitgestellt.

Kontakte

Italian Agency for Development Cooperation (AICS)

via Salvatore Contarini, 25
00135 Rom
Italien 

+39 06 32492 1 | E-Mail:  infonet@aics.gov.it

 

Germany Trade & Invest (Bonn)

Bereich Entwicklungszusammenarbeit & Öffentliche Aufträge

Villemombler Straße 76
53123 Bonn

Bereichsleiterin
Kirsten Hungermann

Telefon: +49 (0)228 24993-252

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