Special | Australien | Start-ups
Australien verfügt über eine erfolgreiche Gründerszene
Die Start-up-Landschaft ist vielfältig und bringt zahlreiche Unicorns hervor. In Sydney und Melbourne entstehen große Innovationszentren.
17.10.2022
Von Heiko Stumpf | Sydney
Australien bietet ein attraktives Umfeld für Start-ups. Im Global Startup Ecosystem Index 2022 von StartupBlink landet Down Under auf Platz 8. Im Raum Asien-Pazifik reicht es sogar für Rang 2. Der Branchenverband Technology Council of Australia hat rund 6.500 Start-ups identifiziert, die bereits Venture Capital erhalten haben. Hinzu kommt eine statistisch nicht erfasste Anzahl von Starts-ups in der Seed-Phase.
Fintechs verzeichnen hohes Wachstum
Zu den besonderen Stärken Australiens gehören die Bereiche Business Software, Fintech und Property Tech. Die klassischen Gründungshochburgen sind Sydney, Melbourne und Brisbane. In der Finanzmetropole Sydney schlägt insbesondere das Herz der Fintech-Szene, mit rund 60 Prozent aller entsprechenden Unternehmen.
Insgesamt ist die Start-up-Landschaft jedoch breit gefächert. Ein wichtiges Aushängeschild sind die Biotechnologie und Medizintechnik. Zudem sticht Australien mit innovativen Start-ups für Agrartechnologien (Agricultural Technology, AgTech) hervor, denn im wichtigen Landwirtschaftssektor sind Smart Farming-Methoden wie der Einsatz von Drohnen und Bodensensoren bereits weit verbreitet. Ein weiteres australisches Spezialgebiet ist Mining Tech, insbesondere Lösungen zur Automatisierung der Bergbauindustrie.
Universitäten erweisen sich als Gründungszentren
Einen hervorragenden Nährboden für Start-ups bietet das Umfeld der Universitäten. Die insgesamt 43 Universitäten des Landes locken eine Vielzahl von internationalen Studenten an. Dadurch war Bildung im Jahr 2020 das viertwichtigste Exportgut Australiens. Mit den Einnahmen aus den teils sehr hohen Studiengebühren finanzieren die Universitäten eine erstklassige Forschungslandschaft. Nach Angaben des Australian Research Council erreichen rund 90 Prozent der universitären Forschungsarbeiten Weltklasseniveau.
Zahlreiche Programme fördern die Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen. Zu den bekanntesten Einrichtungen zählt Cicada Innovations in Sydney. Der DeepTech-Inkubator wird von vier Spitzenuniversitäten getragen und beherbergt derzeit rund 50 Unternehmen.
Name | Fokus | Anmerkungen |
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Deep Tech | Inkubator in Sydney, getragen von der Australian National University, University of New South Wales, University of Sydney und University of Technology Sydney | |
Branchenübergreifend | Getragen von der University of Sydney | |
Branchenübergreifend | Gegründet in Zusammenarbeit der lokalen Regierung und ansässigen Bildungs- und Forschungseinrichtungen | |
Technologie | Start-up Hub in Fortitude Valley, Brisbane | |
Branchenübergreifend | Getragen von der Macquarie University, Sydney | |
Technologie | Getragen von der University of Technology, Sydney | |
Branchenübergreifend | Getragen von der University of New South Wales, Sydney | |
Branchenübergreifend | Getragen von der University of Melbourne | |
Branchenübergreifend | Getragen von der Monash University, Melbourne | |
Branchenübergreifend | Getragen von der University of Queensland, Brisbane | |
Branchenübergreifend | Getragen von der Flinders University, Adelaide |
Bundesstaaten fördern Start-up-Hubs
Aufgrund des ausgeprägten Föderalismus spielen auch die Bundesstaaten eine wichtige Rolle bei der Förderung der Gründerszene. Der bevölkerungsreichste Bundesstaat New South Wales betreibt beispielsweise den Sydney Startup Hub. Das lebendige Gründerzentrum liegt im Herzen der Finanzmetropole und bietet Platz für mehrere unabhängige Acceleratoren wie die auf Fintech spezialisierte Institution Stone & Chalk.
Im Rahmen des Vorhabens Tech Central soll sich in den kommenden Jahren auch die Gegend um Sydneys Hauptbahnhof in ein Innovationszentrum verwandeln. Das Leuchtturmprojekt befindet sich in unmittelbarer Nähe zu zahlreichen Forschungseinrichtungen und sieht mehrere Neubauten mit einer geplanten Nutzfläche von rund 250.000 Quadratmetern für Tech-Start-ups vor.
Der Bundesstaat Victoria bündelt seine Aktivitäten in der Förderinstitution LaunchVic und plant den Bau des 110 Millionen US-Dollar teuren Fishermans Bend Innovation Precinct in Melbourne. Auf dem Gelände einer ehemaligen Autofabrik von General Motors soll bis 2024 ein neues Cluster für die Start-up-Szene entstehen. Ein weiteres Beispiel für erfolgreiche Start-up-Hubs ist Lot Fourteen in Adelaide (Bundesstaat South Australia).
Name | Fokus | Anmerkungen |
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Branchenübergreifend | Spezialisiert auf die Pre-Seed-Phase mit Standorten in Sydney, Melbourne, Adelaide und Perth | |
Technologie | Accelerator mit Standorten in Sydney und Melbourne sowie Partnerprogramm in Brisbane. Unterstützt von Telstra, dem größten Telekommunikationsunternehmen Australiens | |
FinTech | Spezialisiert auf den Bereich FinTech mit Standorten in Sydney, Melbourne und Adelaide | |
Branchenübergreifend | Gründer-Hub in Sydney | |
FinTech, Data, AI | Accelerator eines Venture Capital Unternehmens in Sydney mit Fokus auf FinTech, Big Data und künstliche Intelligenz | |
Technologie | Accelerator in Adelaide | |
Technologie | Accelerator unterstützt von regionalen Business Angels, Venture Funds und Technologie-Unternehmen in Melbourne und Sydney | |
Technologie | Accelerator spezialisiert auf Future Minds und HealthTech in Sydney | |
Branchenübergreifend | Getragen durch die University of Melbourne | |
Technologie | Accelerator in Sydney unterstützt unter anderem von Optus, dem zweitgrößten Telekommunikationsunternehmen Australiens |
Durch die zahlreichen Hubs und Acceleratoren gibt es einen prall gefüllten Terminkalender für Start-up-Veranstaltungen. Pitch Nights finden in Sydney quasi wöchentlich statt. Landesweite Veranstaltungen gib es im Rahmen des Spark Festivals. Ein weiteres bekanntes Start-up-Festival ist Southstart in Adelaide.
Ein besonderer Coup gelang der Stadt Sydney, welche für Oktober 2023 das weltweit bekannte Innovations- und Kulturfestival South by Southwest an Land ziehen konnte. Beliebt sind in Australien auch Award-Veranstaltungen wie die jährlich stattfindende Australian Technology Competition.
Australien ist Brutstätte für Unicorns
Die lebendige Gründerszene in Metropolen wie Sydney und Melbourne hat in den vergangenen drei Jahrzehnten bereits über 20 Unicorns hervorgebracht. Viele davon haben sich zu an der Börse gelisteten Technologiegrößen entwickelt.
Aushängeschild ist die 2002 in Sydney gegründete Softwareschmiede Atlassian. Mittlerweile beschäftigt das einstige Start-up über 8.000 Mitarbeitende und wird an der Technologiebörse NASDAQ gehandelt. Zuletzt sorgte der Buy-now-pay-later-Bezahldienstleister Afterpay für Aufsehen. Anfang 2022 vollzog Afterpay eine milliardenschwere Fusion mit dem in San Francisco ansässigen Finanzunternehmen Block.
Die nächste Generation von australischen Unicorns bildet sich bereits heraus, angeführt von der Grafik-Design-Plattform Canva. "Seit 2015 hatte Australien den höchsten Zuwachs an Unicorns weltweit", sagt Justin Lipman, Partner beim Venture Capital Fonds evp im State of Australian Startup Funding Report 2021. Dabei profitieren innovative Unternehmen von einer technologieaffinen Bevölkerung. So nutzen selbstständige Handwerker digitale Plattformen wie Airtasker, um neue Aufträge zu ergattern. Beim Restaurantbesuch geben Gäste ihre Bestellung häufig am eigenen Smartphone auf. Zu den Anbietern entsprechender Software gehört beispielsweise das hoch gehandelte Start-up Mr Yum.
Name | Kapitalbeschaffung in Mio. US$ | Branche |
---|---|---|
407,3 | Fintech | |
359,9 | PropTech/RealTech/Construction | |
344,1 | MarTech/AdTech/SalesTech | |
306,6 | Fintech | |
278,8 | Design/ Publishing/Collaboration | |
205,1 | EdTech/Training | |
167,6 | DevTech/Developer Tools | |
157,8 | Fintech | |
105,2 | Enterprise/Business Software | |
102,2 | Enterprise/Business Software |
Fachkräftemangel bereitet Schwierigkeiten
Als großes Hemmnis für schnelles Wachstum von Jungunternehmen gilt der weit verbreitete Fachkräftemangel in Australien. Nach Angaben des Technology Council of Australia benötigt die Technologiebranche bis 2025 jährlich rund 60.000 zusätzliche Fachkräfte. Dem stehen pro Jahr nur 10.000 lokale Absolventen in Tech-Berufen gegenüber.
In Bereichen wie IT oder Ingenieurswesen müssen Fachkräfte deshalb mit hohen Gehältern aus dem Ausland angelockt werden. Start-ups konkurrieren hier mit großen Tech-Unternehmen wie Atlassian, was zu hohen Kosten führt.