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Trumps Zollpolitik entfacht Investitionsboom in US-Pharmabranche

Neue Zölle auf Arzneimittel sind noch gar nicht in Kraft, da kündigt sich bereits ein Verlagerungsboom an. Pharmaunternehmen in den USA überbieten sich mit Investitionsplänen. (Stand: Juni 2025)

Von Heiko Stumpf | San Francisco

Die erste Salve von Trumps Zolloffensive traf vor allem Aluminium, Stahl und die Autoindustrie – die Pharmabranche hingegen wurde zunächst geschont, spezifische Sonderzölle blieben aus. Jedoch stellte Trump klar, dass dies nicht von Dauer sein werde. Bereits die bloße Ankündigung, dass auch auf importierte Arzneimittel sektorspezifische Sonderzölle in Höhe von 25 Prozent geplant sind, löst in der amerikanischen Pharmaindustrie einen beispielslosen Investitionsboom aus. 

13.08.2024 Branche kompakt | USA | Pharmaindustrie, Biotechnologie
Spezialmedikamente sorgen für Wachstum im US-Pharmamarkt

Die USA unterstreichen ihre Vorreiterrolle bei innovativen Therapien. Dadurch steigt der Pharmaumsatz bis 2028 um insgesamt 29 Prozent auf etwa 562 Milliarden US-Dollar an. 

Pharmakonzerne nehmen Milliarden in die Hand

Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump am 20. Januar 2025 haben Pharmaunternehmen in den USA Investitionen von über 180 Milliarden US-Dollar (US$) angekündigt. Den ersten Aufschlag machte der amerikanische Konzern Eli Lily im Februar 2025. Insgesamt sollen 27 Milliarden US$ in den Bau von vier Produktionslinien gesteckt werden. Drei der Anlagen sollen der Herstellung von pharmazeutischen Grundstoffen (Active Pharmaceutical Ingredients, API) dienen, während die vierte Anlage auf die Produktion von injizierbaren Arzneimitteln ausgerichtet sein soll.

Die Anlagen sollen innerhalb von fünf Jahren in Betrieb genommen werden. Diese Investitionen ergänzen die zuvor angekündigten 23 Milliarden US$, die hauptsächlich für die Produktion von GLP-1-basierten Medikamenten zur Gewichtsreduktion wie Mounjaro und Zepbound vorgesehen sind.

Im März 2025 folgte Johnson & Johnson mit einer massiven Investitionsankündigung in Höhe von 55 Milliarden US$ für die kommenden vier Jahre. Geplant sind vier Fertigungsanlagen, darunter eine hochmoderne Biologika-Produktionsstätte in Wilson, North Carolina. Zusätzlich sollen auch bestehende Forschungs- und Produktionsstandorte ausgebaut werden.

Eine große Ankündigung jagt die nächste 

Der Schweizer Arzneimittelhersteller Novartis stellte im April 2025 umfassende Pläne vor, um die Präsenz in den USA zu stärken. In den nächsten fünf Jahren sollen sechs Produktionsanlagen neu errichtet und drei bestehende Standorte ausgebaut werden. Dies umfasst zwei neue Fertigungsstätten für radiomarkierte Medikamente zur Krebstherapie. Das zugehörige Investitionsvolumen wird auf insgesamt 23 Milliarden US$ beziffert.

Nur wenige Tage später sorgte mit Roche ein zweiter Pharmahersteller mit Hauptsitz in der Schweiz für Aufsehen. Über die kommenden fünf Jahre sind 50 Milliarden US$ für den Ausbau der US-Standorte vorgesehen. Dies umfasst Forschungs- und Entwicklungszentren sowie Produktionsstätten in mehreren Bundesstaaten, darunter Indiana, Pennsylvania, Massachusetts und Kalifornien. So soll in Pennsylvania eine Fertigung für Gentherapien entstehen, während in Indiana Systeme zur Glukosemessung produziert werden sollen.

Auch im Mai 2025 verlor die Welle nicht an Schwung. Gilead Sciences aus Kalifornien stockt seine bis 2030 geplanten Investitionen um 11 Milliarden US$ auf. Mit den Mitteln werden drei neue Produktionsstandorte gebaut und drei bestehende erweitert. Die zusätzlichen 11 Milliarden US$ kommen zu den bereits zuvor veranschlagten 21 Milliarden US$ hinzu – damit summieren sich Gileads US-Investitionen bis 2030 auf insgesamt 32 Milliarden US$. 

Mit AbbVie will ein weiterer amerikanischer Pharmahersteller verstärkt auf den Standort USA setzen. Die bis 2035 geplanten Investitionen in Höhe von 10 Milliarden US$ umfassen vier neue Produktionsstätten, unter anderem, um die Herstellung von API und Peptiden zu erweitern.

Angesichts der teils gigantischen Investitionspläne der Branche wirken kleinere Projekte wie jene von Regeneron (3 Milliarden US$ für die Produktion von Biologika in North Carolina) und Merck (1 Milliarden US$ für die Herstellung des Krebsmedikaments Keytruda in Delaware) beinahe bescheiden.

US-Standort soll mit zusätzlichen Anreizen noch attraktiver werden

Geht es nach Donald Trump, sollen diese Entwicklungen aber erst der Auftakt sein. Außer mit Zöllen will die Trump-Regierung weitere Anreize für die Rückverlagerung von Produktionskapazitäten schaffen. Im Mai 2025 erließ Präsident Trump eine Exekutivanordnung, die die US-Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) anweist, die regulatorischen Vorgaben für den Bau pharmazeutischer Produktionsstätten zu lockern.

Mit den von den Republikanern im US-Kongress vorgeschlagenen Steuerreformen könnten zudem neue Investitionsanreize geschaffen werden – etwa durch eine Senkung der Körperschaftsteuer auf unter 21 Prozent oder durch vereinfachte Sofortabschreibungen.

Detaillierte Informationen bietet die Branche kompakt Pharmaindustrie.

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