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Special | Brasilien | Seidenstraße
Innovative chinesische Unternehmen investieren in den Onlinehandel und in eine digitale Frachtplattform.
04.03.2021
Von Gloria Rose | São Paulo
Infolge der Pandemie verdoppelten einige Lieferdienste ihren Umsatz in Brasilien. Besonders stark wuchsen Express-Lieferungen, die innerhalb von vier Stunden abgewickelt werden. Davon profitierten auch die neuen Anwendungen 99Food und 99Entrega des chinesischen Technologieanbieters Didi Chuxing.
Um während der Krise eine möglichst schnelle Zulieferung für den Onlinehandel AliExpress sicherzustellen, buchte Alibaba über die Partnerschaft mit dem chinesischen Logistikkonzern Sinotrans zwei Frachtflüge pro Woche. Brasilien zählte bereits zu den fünf wichtigsten Auslandsmärkten der chinesischen Verkaufsplattform. 2020 verbesserte AliExpress den Kundenservice unter anderem durch eine portugiesischsprachige Telefonzentrale, das Angebot zinsfreier Ratenzahlungen, ein Rückgaberecht und günstigere Liefergebühren. Infolge des immensen Umsatzwachstums 2020 führt Alibaba mittlerweile vier Frachtflüge pro Woche durch.
Aber auch die anderen E-Commerce-Anbieter nutzten die Gelegenheit. Innerhalb kürzester Zeit vollzog der brasilianische Einzelhandel den digitalen Wandel, der zuvor von den hohen Logistikkosten gebremst wurde. Große Online-Händler wie Mercado Livre, Magazine Luiza, B2W und Via Varejo verstärken die Investitionen in Umschlagzentren, Netze von Abholstationen und Technologie. Geplant sind auch Fulfillment-Optionen für dritte Anbieter. Auch Alibaba will seine Plattform noch im Laufe des ersten Halbjahres 2021 brasilianischen Händlern und Unternehmen als Marketplace anbieten.
Die rasante Umstrukturierung des Logistiksektors zu einer „Rundum-sorglos-Logistik“ wird den E-Commerce in Brasilien nachhaltig stimulieren, insbesondere wenn der brasilianische Postdienst Correios 2021 privatisiert werden sollte. Alibaba meldete bereits Interesse an der Übernahme an.
Etwa zwei Drittel des Frachtvolumens wird in Brasilien über die Straße transportiert, hauptsächlich durch selbstständige Kraftfahrer. Trotz der allmählichen Entwicklung der Küstenschifffahrt und positiver Signale für den Ausbau des Schienentransports wird der Lkw-Verkehr auch zukünftig eine sehr wichtige Rolle spielen.
Über Investitionen in das Startup TruckPad stieg Full Truck Alliance (FTA), Chinas "Uber für Lkw", Ende 2019 in den brasilianischen Markt ein. Darüber hinaus traf die größte digitale Transportplattform Chinas ein Abkommen zur Technologiekooperation mit dem brasilianischen Jungunternehmen TruckPad, an dem auch Mercedes-Benz beteiligt ist. Beschleunigt durch FTA und die Pandemie wuchs TruckPad 2020 um 30 bis 40 Prozent pro Monat.
Ganz konventionell investieren chinesische Unternehmen bislang in Brasiliens Hafeninfrastruktur. Mittelfristig könnten diese Aktivitäten auch Chancen für weitere digitale Initiativen eröffnen.
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