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Special | Brasilien | Seidenstraße
Unternehmen aus dem Reich der Mitte mischen bei konventionellen und erneuerbaren Energieträgern mit.
12.03.2021
Von Gloria Rose | São Paulo
Chinesische Firmen entdecken zunehmend den brasilianischen Markt für sich. Das gilt insbesondere für den Energiesektor des Landes, in dem private wie staatliche Unternehmen aus China Wachstumschancen identifiziert haben.
Seit 2017 stellt der private Akkugigant BYD aus Shenzhen in Campinas auch Solarmodule her. Durch die boomende Nachfrage nach dezentralen Solaranlagen konnte BYD 2020 die Produktion von PV-Modulen in Campinas verdoppeln. Bis Mitte 2021 will BYD wieder drei Schichten fahren und somit die Produktionskapazitäten vollständig auslasten. Zukünftig plant BYD die derzeit aus China importierten Solarzellen lokal herzustellen und von Brasilien aus ganz Lateinamerika zu versorgen. Im August 2020 weihte der Konzern einen ersten Solarpark zur Forschung und Entwicklung ein.
Im März 2021 nimmt Amerisolar Brasil, Joint Venture des chinesischen Mutterhauses, die Produktion von Solarmodulen in Lagoa Santa (Minas Gerais) auf. Die Fabrik in der Nähe des wichtigen Frachtflughafens Confins rechnet im ersten Jahr mit Investitionen von etwa 10 Millionen US-Dollar. Neben BYD und Amerisolar interessieren sich auch die chinesischen Unternehmen CHINT Eletrics und Pilot Solar für die Produktion von Solarmodulen in Brasilien.
Auch Huawei kann den PV-Boom in Brasilien für sich nutzen. Für den gigantischen Solarpark Coremas im Staat Paraíba wird Huawei Lösungen künstlicher Intelligenz bereitstellen, die die Energieeffizienz steigern und die Wartungskosten senken. Nach Fertigstellung Mitte 2021 wird Coremas eine Gesamtleistung von 312 Megawatt peak aufweisen. Mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent ist Huawei bereits Marktführer für Wechselrichter in Brasilien. Ab dem ersten Halbjahr 2021 will der Technologiekonzern auch Stromspeicher für Solaranlagen in Brasilien anbieten.
Auf dem letzten Gipfel der BRICS-Staaten im November 2019 bekräftigten Brasilien und China die Kooperation in den Bereichen erneuerbare Energie, Bioenergie und Energieeffizienz. Die Privatisierung im brasilianischen Stromsektor lockte viele chinesische Investoren an. Besonders intensiv investieren die staatlichen Großkonzerne China Three Gorges (CTG), State Grid Corporation of China (SGCC), China General Nuclear Power Corporation (CGN) und State Power Investment Corporation (SPIC). Zudem investieren Jiangsu Communication Clean Energy Technology (CCETC) und Jinjiang Environment in Brasilien.
Auch deutsche Unternehmen profitieren von dem chinesischen Engagement. SPIC stieg Anfang Februar 2021 in das Projekt Porto do Açu in Rio de Janeiro ein. An dem Erdgas-Kraftwerk ist Siemens maßgeblich beteiligt.
In der Region Nordost sind chinesische Investoren bereits an mehr als 140 Projekten für erneuerbare Energien beteiligt. Erste Hersteller lassen sich ebenfalls hier nieder. Eletra Energy, 2013 übernommen durch die chinesische Gruppe Hexing, produziert in Eusebio (Ceará) intelligente Stromzähler für Smart-City-Projekte. Angesichts der Entwicklung erster Offshore-Windprojekte erwägt nun Mingyang Smart Energy Investitionen in eine Produktionsanlage für Windkraftanlagen in Pecem (Ceará), die auch als Hub für den Export in die Region dienen soll.