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Special | Brasilien | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Landnutzung und -wirtschaft: Nachhaltigkeit und deren Nachweis

Bis 2030 will Brasilien die illegalen Rodungen stoppen. Dafür wird Bioökonomie gefördert. Agrarkonzerne investieren bereits in die Rückverfolgung.

Von Gloria Rose | São Paulo

Hochkonjunktur für illegale Rodungen

Die Aufnahmen von Satelliten belegen für die vergangenen fünf Jahre einen kontinuierlichen Anstieg der Rodungen. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 10.753 Quadratkilometer Waldfläche gerodet oder degradiert – mehr als doppelt soviel wie im Jahr 2018. In dem Fünfjahreszeitraum verschwand eine Waldfläche vom Ausmaß der Niederlande. Besonders betroffen sind die Bundesstaaten Pará, Amazonas und Mato Grosso.

Immerhin zeigt der Regierungswechsel Signalkraft. Das Länderimage Brasiliens verbesserte sich bereits deutlich. Für eine nachhaltige Eindämmung fehlt es nach wie vor an einer Definition der Besitzverhältnisse und langfristigen Strategien. Wichtige Maßnahmen legt die neue Regierung derzeit über den Aktionsplan zur Vorbeugung und Eindämmung der Entwaldung in Amazonien PPCDAm fest. Der Aktionsplan durchläuft von 2023 bis 2027 seine fünfte Phase. In der öffentlichen Anhörung im April 2023 gingen 540 Beiträge ein, die nun ausgewertet werden. Maßnahmen in vier zentralen Bereichen sollen die Entwaldung bis 2030 stoppen: 

  1. Nachhaltige Produktion
  2. Überwachung (Monitoring und Kontrolle)
  3. Grundbesitzrecht und Raumordnung
  4. Normative und wirtschaftliche Förderinstrumente

Bioökonomieprojekte als Lösung?

Großprojekte zur Wiederaufforstung und für Bioökonomie können der Entwicklung entgegenwirken. Unter der Regierung von Jair Bolsonaro strukturierte das Programm öffentlich-privater Investitionspartnerschaften (PPI) attraktive Geschäftsmodelle der Bioökonomie. Private Investoren sollten die Verantwortung für den Naturschutz übernehmen und der lokalen Bevölkerung zugleich Verdienstmöglichkeiten bieten. In der PPI-Pipeline finden sich neun Naturwälder zum nachhaltigen Forstmanagement sowie 18 Parks und Naturwälder, die für Ökotourismus genutzt werden können. Die neue Regierung prüft derzeit welche Konzessionierungen weiter vorangetrieben werden. Die Entwicklungsbank BNDES finanziert die Konzessionen und fördert zusammen mit der Forschungsgesellschaft Embrapii Forschung und Pilotprojekte der Bioökonomie.

Nichtregierungsorganisationen und Fonds wie der Amazonienfonds für Wald- und Klimaschutz und die Black Jaguar Foundation strukturieren Projekte, die Landbesitzer und lokale Arbeitskräfte einbeziehen. Zudem stimulieren sie die Überwachung der immensen Flächen über Geotechnologie. Zur Förderung der Bioökonomie rief die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) 2021 den Amazon Bioeconomy Fund ins Leben. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert Projekte über die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Agribusiness investiert in Rückverfolgung und Zertifikate

Landwirte fürchten Handelshemmnisse sowie Boykotte gegen brasilianische Agrarprodukte – selbst wenn sie die relativ strengen Auflagen für den Umweltschutz einhalten. Somit gewinnen Zertifikate für Umweltstandards zunehmend an Stellenwert.

So setzen der Kosmetikkonzern Natura und die Einzelhandelskette Carrefour in Brasilien bereits seit Jahren Überwachungssoftware ein, um die Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten sicherzustellen. Immer mehr Handelsunternehmen und Nahrungsmittelkonzerne wie Louis Dreyfus Company (LDC), Cargill, Minerva und Frigol nutzen Geotechnologie zur Rückverfolgung und Zertifizierung. Marfig, JBS und die chinesische Trading Cofco kündigten ehrgeizige Investitionspläne für den Nachweis von Umweltstandards an. 

Die Großkonzerne der Forst- und Landwirtschaft setzen auch auf Nachhaltigkeitskriterien, um sich eine möglichst zinsgünstige Finanzierung zu sichern. Insbesondere die börsennotierten Unternehmen wie große Zellstoffkonzerne verfolgen klare ESG-Strategien.

Förderprogramm Plano ABC feiert Erfolge

Seit 2011 fördert Brasilien Emissionsminderungen der Agrarwirtschaft über das Programm Agricultura de Baixo Carbono (Plano ABC). Im ersten Jahrzehnt wurden 170 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente eingespart – fast 50 Prozent mehr als ursprünglich vorgesehen. Die Neuauflage des Programms namens ABC+ verschärft die Zielvorgaben für die zweite Dekade von 2021 bis 2030. Es sollen 1,1 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente vermieden werden. Die technische Beratung und die zinsgünstigen Finanzierungen konzentrieren sich stärker auf klimaschonende Prozesse.


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