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Special | China | Seidenstraße

Fünf chinesische Staatskonzerne dominieren die neue Seidenstraße

Chinas Staatsunternehmen bauen die Infrastrukturen der neuen Seidenstraße. Die fünf größten führen fast die Hälfte aller Projekte durch. Mit wem haben wir es zu tun?

Von Marcus Hernig | Bonn

Chinas weltweite Investitionen einschließlich aller Ausgaben im Bausektor belaufen sich zwischen 2005 und 2021 auf rund 2,14 Billionen US-Dollar (US$). Davon sind laut American Enterprise Institute 795 Milliarden US$ in Projekte der Belt and Road-Initiative (BRI) geflossen. Auch wenn die Schätzungen anderer internationaler Institutionen in beide Richtungen von diesen Zahlen abweichen, können sie dennoch als Leitlinie dienen.

Energiesektor ist wichtigste Branche

Mit einem Investitionsvolumen von weltweit über 763 Milliarden US$ ist der Energiesektor laut American Enterprise Institute die wichtigste Branche. Der Transportsektor macht knapp 388 Milliarden US$ am Investitionsbestand aus. Immobilien und Metallurgie stehen mit 194 Milliarden beziehungsweise 192 Milliarden US$ auf den Plätzen drei und vier. An fünfter Stelle folgen Technologie und Finanzen mit insgesamt rund 170 Milliarden US$.

Zwischen 2014 und 2021 wurden insgesamt 1.511 Projekte mit einer Investitionssumme von mindestens 100 Millionen US$ je Projekt im Rahmen der BRI gefördert. Dabei entfielen 633 der Projekte auf fünf große Staatskonzerne, was einem Anteil von 42 Prozent entspricht. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt in Südost- und Südasien sowie in Afrika.

Die fünf größten Staatsunternehmen Chinas auf der neuen Seidenstraße 2014 - 2021

Name

Gründungsjahr

Mitarbeiterzahl

Jahresumsatz (in Milliarden Euro)

Branche

BRI-Projekte

Power Construction Corporation of China

2011

132.583

45,8

Energie: Kraftwerksbau, Kohle und Erneuerbare

169

China Railway Construction Corporation

1948

283.031

102,6

Transport, Energie: Eisenbahnbau, Straßen- und Brückenbau, Energie

137

China Communications Construction


2006

133.294

82,6

Transport: Straßen- und Brückenbau, Tunnelbau, Eisenbahnbau, U-Bahn-Bau, Flughafenbau, Hafenbau

131

China State Construction Engineering

1957

356.864

184,2

Immobilien, Transport: Städtebau, Hochhausbau, Anlagenbau, Flughafenbau

121

China Energy Engineering Corporation

2011

117.830

35,6

Energie: Kraftwerksbau

75

Quelle: craft.co, GTAI-Recherchen

Nummer 1: Power China setzt die meisten BRI-Projekte um

Die Power Construction Corporation of China (PCCC) wurde im Jahr 2011 gegründet. Sie ist Chinas größtes Staatsunternehmen für den Bau von Energieinfrastruktur. Zum Mutterkonzern, der auch als Power China bekannt ist, gehören 779 Firmen mit Projekten in über 100 Staaten weltweit. Nach Recherchen von Germany Trade & Invest führt Power China das Ranking der fünf größten Infrastrukturbauer aus dem Reich der Mitte mit 169 BRI-Projekten weltweit an.

Ursprünglich konzentrierte sich das Unternehmen auf Wasserkraftprojekte. Für Chinas Pläne, bis 2060 klimaneutral Energie zu produzieren, ist Power China eines der Schlüsselunternehmen. Unter anderem ist ein gigantisches Wasserkraftprojekt am Oberlauf des Brahmaputra geplant, der in Tibet entspringt, Nordindien durchfließt und in Bangladesch in den Indischen Ozean mündet. Das neue Kraftwerk soll mit bis zu 60 Gigawatt Kapazität fast dreimal so viel Energie produzieren können wie die chinesische Drei-Schluchten-Talsperre, das bisher größte Hydroenergiekraftwerk der Welt. Die möglichen Konflikte mit den Nachbarstaaten und die Auswirkungen auf die Umwelt sind bisher ungeklärt.

Mit dem Fotovoltaikkraftwerk im argentinischen Cauchari realisierte Power Chinas Tochterunternehmen Shanghai Electric Power Construction eines der größten BRI-Projekte des Energiesektors in Lateinamerika. Die drei Einheiten der ersten Phase, die 2019 abgeschlossen wurde, können insgesamt 312 Megawatt Strom produzieren.  

Nummer 2: China Railway Construction Corporation baut weltweit Eisenbahnen

Mit insgesamt 137 BRI-Projekten seit 2014 liegt die China Railway Construction Corporation (CRCC) auf Rang 2. Unter den fünf porträtierten Unternehmen ist das im Jahr 1948 gegründete Eisenbahnbauunternehmen mit 283.031 Angestellten der zweitgrößte Arbeitgeber. CRCC baut vor allem Eisenbahntransportnetze mit dazugehöriger Infrastruktur. Besonders in Afrika ist das Unternehmen aktiv, darunter in Nigeria und in Äthiopien.

In Asien baut CRCC die China-Laos-Eisenbahn und neue Hochgeschwindigkeitstrassen in Thailand. Der von den US-Sanktionen besonders betroffene Iran beauftragte vor der Coronakrise CRCC mit der Erweiterung seines Bahnnetzes. 

Die Eisenbahnverbindung von Budapest nach Belgrad ist eines der wichtigsten BRI-Projekte in Europa. Auftragnehmerin ist CRCC. Staatliche Kredite in Höhe von 1,8 Milliarden US$ wurden an Ungarn, weitere 1,3 Milliarden US$ an Serbien vergeben. Die Linie ist strategisch wichtig, um den von der chinesischen Reederei COSCO geführten griechischen Hafen Piräus an die europäischen Schienennetze anzubinden.

Nummer 3: China Communications Construction ist in mehr als 100 Ländern aktiv

Im Mai 2021 verabschiedete das Parlament von Sri Lanka das Gesetz über den Bau der Colombo Port City, dem bisher größten Projekt der maritimen Seidenstraße. China Communications Construction (CCCC) baut das Prestigeprojekt, für das Kosten in Höhe von 1,4 Milliarden US$ veranschlagt sind.

Das Staatsunternehmen wurde 2006 gegründet und ist seit 2014 an 131 BRI-Projekten beteiligt: Straßen, Brücken, Eisenbahnverbindungen und Bohrinseln gehören dazu. Das Unternehmen ist in mehr als 100 Ländern aktiv. Die Auftragswerte liegen insgesamt bei 100 Milliarden US$, was China Communication Construction laut Bloomberg zum „umsatzstärksten Auftragnehmer auf der neuen Seidenstraße“ macht.  Mehrfach geriet das Unternehmen unter Korruptionsverdacht, besonders bei Projekten in Südostasien.

Nummer 4: China State Construction Engineering gestaltet Ägyptens neue Hauptstadt

Große Immobilienprojekte weltweit bilden den Arbeitsschwerpunkt der China State Construction Engineering Corporation (CSCEC), die 1957 gegründet wurde. Die Firma sorgte im Januar 2020 für weltweite Schlagzeilen, als sie in Wuhan innerhalb von wenigen Tagen zwei Krankenhäuser errichtete.

Auf der neuen Seidenstraße ist das Bauunternehmen seit 2014 in 121 Projekten aktiv. Spektakulärstes Projekt ist der Aufbau des Central Business District (CBD) in Ägyptens neuer Verwaltungshauptstadt. Hier entstehen 20 neue Wolkenkratzer, darunter das mit 385 Metern höchste Gebäude Afrikas. Das Gesamtauftragsvolumen von 3 Milliarden US$ wird zu 85 Prozent von chinesischen Staatsbanken finanziert.

Nummer 5: China Energy Engineering ist im Kraftwerksbau aktiv

Die staatliche Baufirma, die sich auf den internationalen Kraftwerksbau spezialisiert hat, setzte seit 2014 insgesamt 75 Projekte entlang der neuen Seidenstraße um.

Im September 2019 hatte die Weltbank CEEC nach Betrugsvorwürfen bei einer Ausschreibung im afrikanischen Sambia sanktioniert. Für 20 Monate war die Firma von allen weltbankfinanzierten Projekten ausgeschlossen. CEEC hatte falsche Angaben zu Firmengeschichte und Referenzen gemacht.

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