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Special | Dänemark | Smart Farming

Agrarwirtschaft: Betriebe werden zunehmend größer und smarter

Die dänische Landwirtschaft konsolidiert sich immer weiter und unterstreicht ihren Anspruch, zu den modernsten der Welt zu gehören.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Die Landwirtschaft hat in Dänemark lange Traditionen. Fast zwei Drittel der Landesfläche werden bewirtschaftet. Die starke Ausrichtung der Wirtschaft auf den Dienstleistungssektor hat die Bedeutung des Agrarsektors in den letzten Jahrzehnten allerdings deutlich geschmälert. Kaum mehr als jeder fünfzigste Job ist in dem Sektor beheimatet - Tendenz fallend. Der Anteil der Einnahmen aus der Tierzucht und dem Pflanzenanbau liegt ebenfalls bei etwa 2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Dänemark

2020

Einwohner (in Millionen) 1) 

5,8

landwirtschaftliche Nutzfläche (in Millionen Hektar)

2,6

Anteil der Landwirtschaft 2) an der Entstehung des BIP (in Prozent)

1,9

IMD World Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern)

3

1) zum 1. Januar des Folgejahres; 2) Land- und Forstwirtschaft sowie FischereiQuelle: Dänisches Statistikamt DST 2021; IMD World Digital Competitiveness Ranking 2020

Wichtiges Exportprodukt

Etwa zehnmal größer ist der Anteil von Nahrungsmitteln, Getränken sowie Fisch- und Agrarprodukten an den dänischen Exporten. Der größte Abnehmer ist dabei Deutschland. Allein 2020 gingen laut dem dänischen Statistikamt SCB entsprechende Güter im Wert von knapp 3,2 Milliarden Euro über die Grenze zum südlichen Nachbarn. Jeweils über ein Viertel dieser Summe entfiel auf lebende Tiere, Fleisch und Fisch sowie knapp ein Siebtel auf Milchprodukte.

Obwohl die dänischen Ausfuhren überwiegend in Europa Kunden finden, ist ihre Reichweite global. Der zweitwichtigste Abnehmer ist China, noch vor Schweden, dem Vereinigten Königreich und Polen. Insgesamt finden sich unter den 20 größten Kunden Länder aus Europa, Asien, Nordamerika sowie Australien.

Fortschreitende Konsolidierung

Um diese, wie auch einheimische Kunden buhlen knapp über 33.000 Landwirtschaftsbetriebe. Ihre Anzahl ging in den letzten zehn Jahren um über ein Fünftel zurück. Die Zahl der Bauernhöfe mit 15 bis 75 Hektar (ha) sank um über 30 Prozent. Zuwächse gab es bei der Gruppe mit mehr als 250 ha bewirtschafteter Fläche. Die Anzahl der größten Betriebe - ab 400 ha - hat sich auf über 1.200 nahezu verdoppelt.

Im Kommen sind aber auch wieder Kleinstbetriebe mit unter 5 ha Fläche: Ihre Anzahl hat sich zwischen 2016 und 2020 mehr als vervierfacht. Das ändert jedoch wenig daran, dass die durchschnittliche Größe eines dänischen Landwirtschaftsbetriebes weiterhin steigt: Zwischen 2010 und 2020 von 62 ha auf 79 ha.

Wachstum durch Bioprodukte

Dies dürfte einerseits auf die zunehmende Bedeutung der Tierhaltung zurückzuführen sein. Mittlerweile generieren dänische Landwirte nahezu zwei Drittel ihrer Umsätze damit. Vor 30 Jahren waren es noch 57 Prozent. Von diesen knapp 7 Milliarden Euro entfiel 2020 über die Hälfte auf die Schweinefleisch- und knapp ein Drittel auf die Milchproduktion. Zu den knapp 4 Milliarden Euro aus Feldfrüchten trug Getreide - hauptsächlich Weizen und Gerste - über ein Drittel bei. Knapp 1 Milliarde Euro generierte der Verkauf von Futterpflanzen, weitere jeweils über 250 Millionen Euro Kartoffeln und Gemüse.

Sowohl für das Größenwachstum als auch für die Zunahme bei den Kleinstbetrieben zeichnet das schnell wachsende Segment der organischen Landwirtschaft verantwortlich. Laut dem Landwirtschafts- und Nahrungsmittelrat (Landbrug & Fødevarer; LF) werden bereits 12 Prozent der Agrarflächen entsprechend genutzt. Genau so groß ist laut dem Bericht The World of Organic Agriculture 2021 der Vereinten Nationen der Anteil von Bioprodukten am dänischen Lebensmittelmarkt. Jeder Däne gab 2019 durchschnittlich 344 Euro für entsprechende Produkte aus, nahezu zweieinhalbmal so viel wie der deutsche Nachbar. Zeitgleich exportierte das Königreich laut LF Bionahrung im Wert von über 400 Millionen Euro - fast eine Verdoppelung innerhalb von fünf Jahren.

Gute Voraussetzungen

Der Öko-Trend ist aber nur ein Anzeichen dafür, dass dänische Landwirte mit dem Zeitgeist gehen. "Trotz der geringen Größe unseres Landes haben wir in Dänemark eine lange Erfolgsgeschichte als Weltmarktführer für innovative Lösungen", unterstreicht Landwirtschaftsminister Rasmus Prehn. Was in der Landwirtschaft Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Gründung der ersten Molkereigenossenschaft begann, mündet nun in einer engen Zusammenarbeit bei der Entwicklung innovativer Landwirtschaftstechnologien.

Zwar hat auch die dänische Landwirtschaft in ihrem Digitalisierungsdrang Hürden zu überwinden. Die Basisvoraussetzungen sind aber sehr gut: Sowohl bei der IT-Infrastruktur als auch bei der digitalen Kompetenzen zählen das Königreich und seine Bürger zur globalen Spitzenklasse. Doch der Datenaustausch zwischen sämtlichen Akteuren der Wertschöpfungskette ist verbesserungsbedürftig. Über die Hälfte der potenziellen Nutzer hadert laut einer SCB-Umfrage mit der Kosten-Nutzen-Rechnung von Smart-Farming-Lösungen. Jeder vierte Landwirt sieht bei sich fehlende Kompetenzen und Wissen. Diesen Mangel auszugleichen fällt nicht leicht, weil die entsprechenden Fachkräfte fehlen - auch dänische Digital Natives zieht es eher zu Biotech als in den Bioanbau.

Fast alle sind ein bisschen smart

Und trotzdem: Laut LF findet die sogenannte Präzisionslandwirtschaft bereits auf 70 Prozent der Agrarfläche Anwendung. Mehr als ein Drittel aller dänischen Landwirte nutzt demnach Smart Farming-Technologien. In der Altersgruppe unter 40 Jahren sind es sogar 60 Prozent. Die Echtzeitkinematik wird in jedem vierten Betrieb eingesetzt, fast jeder zehnte greift auf Ertragssensoren und Software zur Planung des Stickstoffbedarfs zurück, etwa 4 Prozent werten Drohnen- und Satellitenbilder aus.

Das ist aber nur ein Teil des dänischen Landwirtschaft-4.0-Arsenals. Investiert wird in Automatisierung und künstliche Intelligenz. Digitale Zwillinge, vorausschauende Wartung, intelligente Klima- und Bewässerungstechnik, Bakterien- und Krankheitserkennung, wassersparende Reinigungstechnologien, bildbasierte Hackmaschinen, automatische Fleischschneider - die Liste ist lang. Genauso, wie das Angebot von Lösungen "Made in Denmark".

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