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Wirtschaftsumfeld | Lateinamerika | Entwicklungszusammenarbeit

Inter-Amerikanische Entwicklungsbank entwickelt neue Strategie

Die Bank will mit ihren Krediten die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Lateinamerika und der Karibik effektiver fördern. Dabei ist auch deutsches Know-how gefragt.

Von Martin Walter | Bonn

In Panama-Stadt fand vom 16. bis 19. März 2023 die Jahrestagung der Inter-Amerikanischen Entwicklungsbank (IDB) statt. Erstmals seit vier Jahren versammelten sich wieder rund 2.000 Teilnehmende zu dem wichtigsten Treffen der Bank. 

Bei der Durchführung der IDB-finanzierten Entwicklungsvorhaben werden benötigte Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international und in transparenten Verfahren ausgeschrieben. Nach Angaben der Bank entstehen daraus jährlich 20.000 bis 30.000 Verträge für Unternehmen und Einzelpersonen.

Neue Strategie soll aktuelle Herausforderungen berücksichtigen

Der neue IDB-Präsident Ilan Goldfajn und die Gouverneure der Bank beschlossen, eine neue zukunftsfähige Strategie für die Bank zu entwerfen. Der Rohstoffreichtum Lateinamerikas bietet zwar enorme Chancen für wirtschaftliche Entwicklung. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Folgen des Überfalls Russlands auf die Ukraine stellen den Subkontinent aber auch vor große soziale Herausforderungen. Armut und soziale Ungleichheit haben in den Ländern Lateinamerikas und der Karibik in den letzten Jahren wieder zugenommen. Auf diese Herausforderungen will die IDB mit der neuen Strategie wirksamer reagieren können.

IDB-Präsident Goldfajn stellte den Anteilseignern aus den Mitgliedstaaten seine Prioritäten für die Arbeit der Bank vor. Sehr dringend erscheinen ihm soziale Fragen wie Ernährungssicherheit und die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit. Dazu gehören für ihn vor allem die Bereiche Gesundheit und Bildung sowie die Anpassung an den Klimawandel. Besonders betonte er die Bedeutung des Schutzes der biologischen Vielfalt durch ein von der IDB mitfinanziertes Regionalprogramm für die Amazonasregion. Goldfajn sieht seine Bank und die Länder dabei in einer gemeinsamen Verantwortung. "Was hier zählt, ist nicht die Höhe der von uns bewilligten Kredite oder der Umfang unserer Darlehen", sagte er, "was zählt, ist ein greifbarer, messbarer Entwicklungseffekt mit konkreten Ergebnissen für die Bürger."

Mehr Kapital für den Privatsektorarm IDB Invest

Die Gouverneure der Bank wollen IDB Invest, den Privatsektorarm der IDB-Gruppe, stärken und mit mehr Kapital ausstatten. Dazu beauftragten sie das Management von IDB Invest, einen entsprechenden Umsetzungsplan auszuarbeiten. Mit einer Kapitalerhöhung könnte IDB Invest seine Beratungsdienste ausweiten und private Unternehmen wirksamer dabei unterstützen, sich in internationale Wertschöpfungsketten zu integrieren.

Lateinamerika positioniert sich als Beschaffungs- und Absatzmarkt

Die Region genießt in der aktuellen geopolitischen Lage aufgrund wichtiger Rohstoffvorkommen hohe Aufmerksamkeit. Das unterstreichen die Lateinamerikareisen von Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck Anfang 2023. Lateinamerika rückt aber auch als Absatzmarkt stärker in den Fokus. Geberfinanzierte Entwicklungsprojekte bieten hier vielfältige Chancen.

Im Branchenguide 2023 - Lateinamerika und Karibik finden Sie Informationen zu neuen Geschäftsmöglichkeiten sowie eine kompakte Lageeinschätzung zu den einzelnen Volkswirtschaften in der Region.

IDB erwartet moderates Wirtschaftswachstum für die Region

Laut dem aktuellen makroökonomischen Bericht 2023 der IDB steht die Region vor sozialen, steuerlichen und wachstumsbezogenen Herausforderungen. Armut und Ungleichheit haben sich verschlimmert, die öffentlichen Kassen haben weiterhin mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen, und das Wirtschaftswachstum bleibt hinter seinem Potenzial zurück. Die Bank sieht das Wachstum der Region im Jahr 2023 bei einem Prozent - nach 3,9 Prozent im Vorjahr. Für 2024 geht sie von einem moderaten Wachstum von 1,9 Prozent aus.

Entwicklungsprojekte bieten Zugang zu neuen Märkten

Wer Aufträge zwischen Mexiko und Feuerland gewinnen möchte, kann als Unternehmen oder als Einzelperson an den Ausschreibungen der IDB teilnehmen. Die Bank finanziert Entwicklungsprojekte in verschiedenen Bereichen wie Bildung, Energie, Gesundheit und Transport.

Für Costa Rica hat die Entwicklungsbank beispielsweise Anfang 2023 ein Darlehen in Höhe von 225 Millionen US-Dollar (US$) bewilligt. Das Land investiert damit in den Ausbau seines Straßennetzes und will es ebenfalls an die Folgen des Klimawandels anpassen. Deutsche Ingenieurs- und Planungsbüros können hier bei Ausschreibungen zum Zuge kommen.

Ein anderes Beispiel ist Guatemala. Für ein Projekt im Bildungsbereich unterstützt die Bank das Land mit 100 Millionen US$. Mit den Mitteln verbessert das Bildungsministerium Guatemalas die Qualität seiner Schulausbildung. Das Projekt bietet gute Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Anbieter von Lehrgeräten und Lerninhalten.

Interessierte Firmen sollten die Länderstrategien der IDB gut kennen und sich frühzeitig über neue Projekte informieren. Da die Projekte vor Ort von lokalen Durchführungsorganisationen gesteuert werden, sollte man frühzeitig den Kontakt zu diesen suchen. Es ist ebenfalls wichtig, sich genau an die formalen Anforderungen einer Ausschreibung zu halten.

Germany Trade & Invest (GTAI) informiert tagesaktuell über neue Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen der IDB.

Die IDB ist die wichtigste Entwicklungsbank der Region

Die IDB-Gruppe ist der führende Entwicklungsfinanzierer in Lateinamerika und der Karibik. Die Bank vergibt Kredite an ihre regionalen Mitgliedsländer und stellt ihre Entwicklungsexpertise für Kunden aus dem öffentlichen und privaten Sektor bereit.


Die Bank wurde 1959 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Washington D.C., USA. Gegenwärtig zählt die IDB-Gruppe 28 regionale und 20 nicht-regionale Mitgliedsländer. Deutschland ist der Bank 1976 beigetreten. Zu der Gruppe gehört auch die IDB Invest, die den Privatsektor in der Region unterstützt. IDB Lab ist 1993 hinzugekommen und finanziert insbesondere neue und digitale Geschäftsmodelle für ein inklusives Wachstum in der Region.

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